GOLF TIME 1/2019
DR. mED. NORBERT DEHOUST Lehrstellenleiter der deutschen Gesell- schaft für Manuelle Medizin (MWE) und der österr. Arbeits- gemeinschaft für Manuelle Medizin (ÖAMM), Hcp –4,1
überspannter bogen DER „GoLfER-ELLENBoGEN“ Ein Begriff, der genauso unpräzise ist wie der des „Tennis-Ellenbogen“ – oder wie ein schlechter Golfschwung. W as kann man dem von Ellen- bogenbeschwerden geplagten Golfer raten, der wegen der Schmerzen teilweise oder ganz
Schultergelenk oder das Schulterblatt bewe- gen, provozieren sogenannte „Übertragungs- schmerzen“, die als Ellenbogen bedingte Schmerzen missverstanden werden können. 3 übeRlaSTung Da beim Amateur gegenüber dem Golf- professional deutlich häufiger Ellenbogen- beschwerden auftreten, ist hier auch die Schwungtechnik zu diskutieren. Ein zu hoher Anpressdruck bei der Griffhaltung provoziert eine „Überspannung“ der Unterarmmuskula- tur, die an den Ansatzstellen am Ellenbogen zu schmerzhaften Muskel-Sehnen-Knochen- ansätzen führen kann, bis zu Verletzungen der Sehnenansätze an der Knochen-Sehnen- Übergangszone am Ellenbogen. Das Fatale ist bei der Therapie, dass allzu oft mit Kortison- injektionen an den empfindlichen Stellen ge- arbeitet wird, die zwar anfangs zur Reduk- tion der begleitenden Entzündungsreaktion beitragen können und damit zur Schmerz- reduktion, allerdings durch ihr Potenzial, den Reparaturstoffwechsel des Gewebes zu behin- dern, auch zu einer nachhaltigen Struktur- läsion der betroffenen Sehnenansätze beitra- gen können. Dies passiert insbesondere dann, wenn die Golfer zu früh und ohne entspre- chende trainingstherapeutische Maßnahmen den Sport in der vermeintlich anfänglichen Beschwerdefreiheit wieder ausüben. Eine Schwungtechnik, bei der zu früh kräf- tige Unterarmaktivität entwickelt wird, kann
auf das Golfspiel verzichten muss? Zuerst ein- mal ist zu betonen, dass es sich bei dem Ellen- bogengelenk um drei Gelenke handelt, die nicht nur die Verbindung und Funktion von Oberarm und Unterarm regeln, sondern auch in komplexer Art und Weise die Handaktivi- täten unterstützen. 1 bewegungSablauf Eine orientierende Überprüfung der Beweg- lichkeitsvoraussetzungen jedes der drei Be- standteile des Ellenbogengelenks informiert über das sogenannte „gelenkspiel“ , eine un- abdingbare Voraussetzung für den korrekten Bewegungsablauf beim Golfschwung. Stellen Sie sich vor, Sie könnten zum Bei- spiel aufgrund einer degenerativen Verän- derung eines der Gelenkanteile Ihres Ellen- bogens selbigen nicht mehr ganz strecken, dann könnte es beim Golfen im Treffmoment mit gestrecktem Ellenbogen zu einer mecha- nischen Überlastung kommen, die entzünd- liche Reizerscheinungen im Ellenbogen (z. B. im Humeroulnargelenk) provoziert. Eine sinnvolle Therapie, die in der Lage ist, die Beweglichkeitsvoraussetzungen des betroffe- nen Gelenks wiederherzustellen, wäre die Mobilisationsbehandlung mittels manueller Techniken . Dabei wird der Fokus in der Anwendung der Behandlung auf die Regene- ration der Struktur der veränderten Gelenk- kapsel gelegt. Es gibt eine einfache Wechselbeziehung zwischen der form und der funktion der gelenke . Verändert sich die Form eines Gelenks bzw. seiner Gelenkkapsel, so ver- ändert sich auch die Funktion. Will man die Streckfunktion verbessern, um mechanische Überlastung zu vermeiden oder die Funktion zu optimieren, muss in unserem Beispiel ver- sucht werden, die Gelenkkapsel durch geeig- nete Techniken in ihrer Form zu verändern.
ausgangsstellung
endstellung
Ausdauertraining für mediale Sehnenansätze mit ulnaren Gewichten 0,5 bis 1 kg / 15 bis 25 Wiederholungen... oder mit dem Golfschläger
2 übeRTRagungSSCHMeRzen Eine oft unterschätzte Schmerzquelle für Ellenbogenschmerzen beim Golfer ist die Halswirbelsäule sowie das Schultergelenk . Gerade durch die besonderen Anforde- rungen an die ungehinderte Rotationsfähig- keit der Halswirbelsäule (HWS) beim Golf-
ebenfalls eine Überlastung der Unterarmmuskelansätze am Ellenbogen bewirken. Die richtige „Therapie“ wäre in diesem Fall eine Verbes- serung der Schwungtechnik und eine Toleranzerhöhung der Muskelsehnenansätze
schwung können HWS- bedingte Probleme sowohl an den äußeren (radialen) als auch an den inneren (ulnaren) Ellenbogen aus- strahlen. Beim Schultergelenk als Ursache für Ellenbogen-
„auch eine Falsche schwungtechniK Kann das ellenbogengelenK überbelasten“
mittels eines niedrig intensiven Ausdauer- trainings („Plasmatraining“) der Unterarm- beuger und Strecker. gT iNFO zu individuellen Therapiehinweisen: Dr.Dehoust@mbz-herrsching.de
schmerzen beim Golfer dominieren musku- läre Dysfunktionen, welche durch Beweglich- keitsdefizite des Schultergelenks einerseits und durch Überlastungen andererseits ver- ursacht werden. Einige der Muskeln, die das
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GOLF TIME | 1-2019
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