GOLF TIME 1/2021

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(FAST) ALLES NEU! WORLD HANDICAP SYSTEM Die wichtigsten Neuerungen im Überblick. Was sich mit dieser Spielsaison alles ändert.

HUBERT KLEINER Past-Präsident des deutschen Greenkeeper-Verbands

L ange Zeit heiß diskutiert, nun tat- sächlich Realität: Das neue World Handicap System (WHS) hat nunmehr Gültigkeit und revolutioniert die Art und Weise, wie unser Handicap seit Saisonbeginn 2021 geführt wird. Weltweit gab es bisher sechs verschiedene Handicap-Systeme. Um die Handicap-Führung nach einheitlichen Regeln zu garantieren und auch international ein Fair Play um die Platzie- rungen in den Netto-Wertungen sicherzustellen, wurden aus allen sechs einst geltenden Systemen die besten Aspekte übernommen und vereinheitlicht. WAS BLEIBT? Unverändert werden Handicaps auch weiter- hin bis zu einem maximalen Handicap von 54 geführt. Dies war eine Anforderung der EGA (European Golf Association), da in Europa sonst sehr viele Golfspieler gar kein Handicap mehr gehabt hätten. Die einzelnen Nationalverbände haben entschieden, ob der Anstieg eines Han- dicaps bei einem bestimmten Wert gestoppt werden kann. Dieser Wert liegt in Deutschland unverändert bei 26,5. Die Kalkulation der Handicaps basiert weiter- hin auf den bekannten Course Ratings, erstellt mithilfe der Course-Rating- und Slope-Werte. Außerdem können die sehr beliebt geworde- nen, vorgabenwirksamen Runden über neun Löcher weiterhin gespielt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, vorgabenwirksame Runden außerhalb von Turnieren als Extra Day Score bzw. EDS-Runde zu spielen. Auch diese Regelung bleibt bestehen. Hier ändert sich nur

der Name in „registrierte Privatrunde“. Andere private Runden, also alle nicht zuvor registrier- ten Runden, werden auch künftig nicht zur Be- rechnung der Handicaps herangezogen. Unverändert bleiben weiterhin die Spiel- formate, die zur Handicap-Berechnung genutzt werden. So sind auch im WHS nur Einzel-Zähl- spiele, das Zählspiel nach Stableford, der Maxi- mum Score und die nur sehr selten gespielten Par- oder Bogey-Spiele vorgabenwirksam. WAS IST NEU? Während die Vorgaben bisher aufgrund von Stableford-Nettopunkten fortgeschrieben wor- den sind, wird der zukünftige Handicap-Index auf Basis der Score Differentials nach jeder Runde neu berechnet. Der Score Differential ermöglicht die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, die auf unterschiedlichen Plätzen erspielt wer- den, und beschreibt den Unterschied zwischen dem gewerteten Ergebnis und dem Course Rating unter Einbeziehung des Slope Ratings. Dazu werden die besten acht der letzten 20 Handicap-relevanten Ergebnisse bewertet. Nur aus diesen acht Ergebnissen wird der Durch- schnitt ermittelt. Damit entfallen die bisher ge- nutzten Vorgabenklassen mit Pufferzonen und Herauf-undHerabsetzungsmultiplikanden.Eine weiterewichtigeNeuerung ist, dass ab sofort alle Einzel-Zählspiel-Turniere während der Spiel- saison immer Handicap-relevant sein werden. Die Konvertierung der bisherigen EGA-Vor- gabe in den neuen Handicap-Index erfolgte durch den DGV Ende November 2020. GT

GREENKEEPER UND DER „WINTERSCHLAF“ GASTKOMMENTAR Hubert Kleiner über wiederkehrende Naturerscheinungen. „Phänologie“ ist vereinfacht ausgedrückt die Wissenschaft, die sich mit den im Jahreslauf wiederkehrenden Naturer- scheinungen befasst. Vom altgriechischen Wortstamm abgeleitet wird untersucht und dokumentiert, wann bestimmte Naturereignisse in aller Regel auftreten, sei es die Haselblüte, die ersten Schnee- glöckchen, die Kirschblüte usw. Dabei fällt auf, dass die Winter immer kürzer werden, der Vorfrühling deutlich früher kommt, die Sommer etwa gleich bleiben, aber Herbst und Spätherbst wieder deutlich länger sind. Die Folgen des frühen Vorfrühlings sind immer wieder Ertrags- und Ernteausfälle durch Spätfröste, die naturgemäß auch mal im Mai auftreten können. Der Vorfrühling 2021 findet schon Ende Februar statt – vermutlich eine gute Laune der Natur, um uns frustrierte Wintersportler zu trösten. Auf den Golf- plätzen, wenn sie denn einen wohlwollen- den Landesvater haben, herrscht reger Betrieb in Corona-sicherer Zweisamkeit; nur von regem Pflege- und Mähbetrieb ist noch nicht viel zu sehen. Ihre Green- keeper tun gut daran, die Hebel nicht gleich auf „volle Kraft voraus“ umzu- legen; das Risiko, sich hoch ansteckende Mutanten in den vulnerablen, empfind- lichen Junggrasbestand einzufangen, ist sehr hoch. Ein Krankheitsbefall bereits im Frühling zieht sich oft bis weit in die Saison hinein. (Wetter-)Erfahrung kann man nicht lernen, sie braucht Zeit. Für die anstehende Saison wünsche ich der Golflandschaft einen möglichst hohen R-Wert! Wenn jeder Golfer auch nur einen „Noch-Nicht-Golfer“ ansteckt (vorzugsweise mit dem Golfvirus), sind wir auf dem besten Weg!

INFO www.golf-dgv.de

Ihr

Grafik: DGV

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