GOLF TIME 1/2022 (Teaser/21 Seiten)
Die GOLF TIME Ausgabe 1/2022 als E-Paper-Vorschau, Erscheinungstermin 14.03.2022.
25. JHG. | AUSGABE 1 | MÄRZ / APRIL 2022 € 6,90 | CHF 8,00 | IT € 8,90 | A, LUX € 6,90
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1-2022
AUSGABE 1 • MÄRZ / APRIL 2022 COVER 25 JAHRE TIGER WOODS • INTERVIEW MATTI SCHMID • ESTHER HENSELEIT • TRAINING CARO MASSON • REISE SOTOGRANDE HISTORY ABE MITCHELL FOTO TIME TOPGOLF GEWINNSPIELE SKECHERS TAYLORMADE TRAINING CARO MASSON
EIN ABSTECHER NACH SOTOGRANDE REISELUST
DRAMA SAUDI GOLF LEAGUE AUFREGER
25 JAHRE TIGER WOODS
WORLD HELLO WIE TIGER WOODS DIE GOLFWELT SEIT SEINEM ERSTEN MASTERS-SIEG 1997 VERÄNDERT HAT
25 JAHRE GOLF TIME DAS ERSTE VIERTEL- JAHRHUNDERT IM KASTEN
IM TALK MIT MATTI SCHMID EXKLUSIV-INTERVIEW
TIGERS SCHWUNG MIT DEM DRIVER SCHWUNGSTUDIE
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EDITORIAL
ZWEI STARKE JUBILÄEN Als ob wir ’s geplant hätten: Eldrick Tiger Woods und GOLF TIME feiern dieses Jahr 25-Jähriges.
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atürlich gibt es in Zeiten wie diesen Wichtigeres als unsere kleine, unbe- deutende Golf-Familie. Dennoch, lasst uns über den Tellerrand blicken und auf zwei Jubiläen aufmerksam machen. Einmal Tiger Woods, der genau vor 25 Jahren sein erstes Major gewann und wie kein anderer Golfer in dieser Epoche die PGA Tour, aber auch den Golfsport weltweit dominiert, geprägt, ja verändert hat. Nicht nur mit sportlichen Glanzleistungen, sondern auch wirtschaftlich und emotional. Er zerlegte faktisch den Augusta National bei seinem ersten Masters-Sieg 1997 mit zwölf Schlägen Vorsprung. Bis heute ist er mit seinen damals 21 Jahren der jüngste Masters-Sieger aller Zeiten (bisher 15 Major-Siege). So zwang er die Ausrichter des US Masters, Jahr für Jahr die wohl schwierige, aber damals noch kurze „Pitch- & Putt-Wiese“ zu verlängern und zu erschweren. Tiger war der erste Sportler der Welt, der an Einnahmen die Eine-Milliarde-Dollar- Schallmauer durchbrach. Er kann aber auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass die anderen Pros rund um den Erdball von seiner Dominanz profitierten und zu Multi-Millionären wurden. Tiger war 683 Wochen lang die Nummer 1 der Welt, gefolgt von Greg Norman, der mit 331 Wochen nicht einmal halb so lange an der Weltspitze fungierte (Cover-Story „25 Jahre Tiger Woods“ ab Seite 24). Ja, und dann gibt’s da noch ein 25-Jahr-Jubiläum, nämlich das von GOLF TIME. Und, als ob wir’s gewusst hätten, die erste Ausgabe zierte ein Titel von Tiger Woods („Das Jahr des Tigers“, Untertitel „Was die Tigermania für Deutschland bedeutet“). N
„Als ob wir die Tiger- Dominanz geahnt hätten, zierte bereits die erste Ausgabe von GOLF TIME ein Titel von Tiger Woods (‚Das Jahr des Tigers‘ Untertitel ‚Was die Tigermania für Deutschland bedeutet‘)“
Schließlich stattete Victoria „Vici“ Carl, die frisch- gebackene zweifache Olympiasiegerin (Gold und Silber), der Redaktion in München einen Besuch ab. Ein Fotoshooting war angesagt, konnte doch die Lang- läuferin in Peking bekanntlich nicht mit dem Stirn- band „GOLF TIME“ antreten. Als Dankeschön dafür, dass wir Vici seit drei Jahren sponsern und mit ihr durch Höhen und Tiefen gegangen sind („veni, vidi, vici“, ab Seite 98). Auch wir sagen Dankeschön an Vici, an Tiger, aber auch an all die Leser, die uns seit 25 Jahren die Treue halten. Gerne weiter so ...
25 JAHRE GOLF TIME
OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur
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NEUES EQUIPMENT Die heißeste Ware für die Saison 2022 ab Seite 56
COVER 20 TOUR WARS Wie die Super Golf League die internatio- nalen Gemüter erregt. 24 HELLO WORLD 25 Jahre Tiger Woods. Wie der GOAT (Greatest of all Time) die Golfwelt verändert hat. Und sie ihn ... 38 INTERVIEW Deutschlands Golf-Hoffnung Matthias
CLUBS 44 NAH UND GUT Der Golfpark München Aschheim begeistert nicht nur durch seine Lage. 48 (FAST) WIE IN FLORIDA Das Bachhof Resort und der GC Straubing Stadt und Land bieten das perfekte Golfpaket. REISE 76 ANDALUSISCHE PERLEN Europas Golf-Hotspot Sotogrande hat Zuwachs bekommen. 80 GOLF & GOURMET Das exklusive Dolomitengolf Suites in Osttirol weiß mit Golf und Hauben- Kulinarik zu begeistern. TRAINING 86 TOUR-TIPP LPGA-Tour-Spielerin Caroline Masson zeigt den Schlag aus dem Bunker. 88 DER HEILIGE GRAL Jon Taylor erklärt den korrekten Übergang von Auf- zu Abschwung. 90 TIGER-DRIVE Danny Wilde
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„Matti“ Schmid im Exklusiv-Interview.
TEE-OFF 12 FOTO TIME
Topgolf Oberhausen
14 QUICKTIPP
Driving-Power mit Dustin Johnson 16 GO ASK Interview mit Esther Henseleit 22 WAS MACHT EIGENT- LICH Jerry Pate? 23 ZAHLENSPIELE Hätten Sie’s gewusst?
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analysiert den Schwung von Tiger Woods mit dem Driver.
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FOTO TIME NEWS | LEUTE | HIGHLIGHTS
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FOTOTIME
TOPGOLF OBERHAUSEN Deutschland – ja, genau genommen Konti- nental-Europa – ist um eine Golfattraktion reicher. Mit der Eröffnung von Topgolf Ober- hausen, am 21. Januar 2022, bezieht das inzwischen weltweit über 70 Anlagen um- fassende Golf-/Unterhaltungskonzept auf insgesamt 40.000 m² Fläche den ersten Stand- ort in der EU und dabei gleichzeitig auch den größten außerhalb der USA. Möglich machte das der europäische Lizenznehmer „Greenreb“ um CEO David Speiser. Auf drei Etagen und insgesamt 102 wetter- sicheren, beheizten „Bays“ können bis zu 1.200 Golfer*innen auf das 20.000 m² große Außenfeld mit elf unterschiedlich großen und beleuchteten Zielen spielen. Dafür stehen 2.000 Golfschläger zum Ausleihen sowie 250.000 Golfbälle bereit. Drei Multifunktions-Screens pro Bay, Microchips in jedem Golfball, sensor- gesteuerte Ballautomaten, Hochgeschwindig- keitskameras u. v. m. machen einen Besuch auf der Anlage zu einem wahren High-Tech-Golf- Erlebnis. Und das zum Trainieren oder einfach nur zum Spaß, auch in geselliger Runde bspw. eines Firmenevents. Das Konzept ist dabei ebenfalls perfekt darauf ausgerichtet, Nicht- Golfer*innen durch den Gaming-Charakter spielerisch an den Sport heranzuführen. Dabei helfen auch die drei Bars sowie das Gastro- nomie-Angebot im Inneren der Anlage mit Lounge Areas, 350 Bildschirmen sowie einem 34 m² großen Mega-Screen. Noch Fragen?
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DURCH DIE GÄNGE BEWEGEN Bei DJ, der den Ball mehr als 300 Meter weit schlägt, gibt es zu keinem Zeitpunkt aggressive Tempowechsel, sondern eine sanfte Beschleunigung. Sicher, er hat lange Hebel und einen natürlichen Vorteil, aber hier ist eine großartige Lektion für alle, die den Ball weiter schlagen wollen: Stellen Sie sich ein Auto vor, das aus dem Stand anfährt. Seien Sie nicht der Rowdy, der die Räder durchdreht; bewegen Sie sich stattdessen sanft durch die Gänge und erhöhen Sie die Geschwindigkeit stetig. DIE HINTERE HANDFLÄCHE ZUM HIMMEL Schwingen Sie zurück mit nur einem Gedanken – zu spüren, wie die Hand- fläche Ihrer hinteren Hand (rechts für Rechtshänder) oben zum Himmel zeigt. Diese Position, das Handgelenk nach hinten gebeugt wie ein Kellner, der ein Tablett trägt, flacht das Füh- rungshandgelenk ab und schließt die Schlagfläche. Dies hilft dem chro- nischen Slicer, die Schlagfläche im Treffmoment zu schließen. DEN SCHAFT ZURÜCK ZUR WAND Wie das Bild zeigt, wird die Driver- länge von DJ durch seine Fähigkeit unterstützt, den Ball mit relativ ge- ringem Spin hochzulaunchen. Stellen Sie sich vor, dass Sie die gesamte Länge des Schafts im Treffmoment an eine vertikale Wand führen. Das Gefühl, dass die führende Schulter von der Spitze des Rückschwungs nach oben schießt, kann Ihnen dabei helfen, dies zu erreichen. In Verbin- dung mit einem guten Setup und passender Ballposition außerhalb des vorderen Fußes können Sie den Ball hochlaunchen und gleichzeitig den Spin unter Kontrolle halten – eine viele Meter bringende Kombination.
QUICK TIPP DRIVING POWER
Über die Technik der ehemaligen Nummer eins der Welt ist viel geschrieben worden. Eine Sache, die selten erwähnt wird, ist sein fantastischer Rhythmus. Woche für Woche sehen wir die gleiche Aura, den gleichen Gang, das gleiche Tempo in seiner Sprache … und den gleichen sanften Krafteinsatz auf dem Platz. DJ bleibt DJ – und das ist an sich schon eine großartige Lektion für jeden Golfer, der stabiler spielen möchte. Im krassen Gegensatz zum typischen
Club-Golfer hat DJ auch mit scheinbar nachteil- hafter Fade-Tendenz eine wirklich kraftvolle Technik, die der slicende Amateur in Betracht ziehen sollte.
DUSTIN JOHNSON → Driverlänge: 312 Yards (PGA Tour 2020/21) → Sein Driver: TaylorMade Stealth Plus (10.5 Grad)
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TEE-OFF | INTERVIEW
Es ist dein zweiter Sieg in Kenia – hast du hier deine persönliche Wohlfühloase gefunden? Ich habe sehr, sehr schöne Erinnerun- gen an die Magical Kenya Ladies Open und Vipingo Ridge. Ich mag den Platz und vor allem das Wetter. Zudem ist der Veranstalter des Turniers auch gleich- zeitig für mein Management (U.COM, Anm. d. Red.) verantwortlich. Insofern habe ich sehr viele Kontaktpersonen vor Ort, die sich wunderbar um mich kümmern (lacht …). Was ist allgemein der Unterschied zwischen der LPGA und der Ladies European Tour? Drei Dinge sprechen ganz klar für die LPGA Tour: das Preisgeld, die Qualität der Felder und das Niveau der Plätze. Dennoch schätze ich das Persönliche und Familiäre bei Turnieren der LET. Das sind immer sehr schöne Wochen für mich. Wie wohl fühlst du dich mittlerweile auf der großen Bühne der LPGA Tour unter all den großen Star-Spielerinnen? Ich finde mich zurecht. Es ist schon eine andere Welt im Vergleich zur Ladies European Tour. Ich habe auch etwas gebraucht, um mich an das Setup der Plätze zu gewöhnen. Aber langsam fühle ich mich immer wohler. Wirst du demnächst in die USA umziehen? Ja, das steht gerade auf der Agenda und wird wohl im Laufe dieses Jahres passieren. Bis Mai bin ich sowieso ständig auf Achse. Meine Wohnung in Hamburg habe ich bereits aufgegeben, meine Sachen sind jetzt bei meinen Eltern eingelagert. Aktuell schaue ich mich um und versuche, die für mich bestmögliche Lösung zu finden. Wer unterstützt dich aktuell als Caddie? Im vergangenen Jahr hatte ich meh- rere Caddies, jetzt, für den ersten Teil der Saison, konnte ich meinen Freund Reece Phillips als Unterstützung gewinnen. Seit 2022 bist du bei TaylorMade Golf unter Vertrag. Wie lief die Umstellung auf die neuen Schläger? Mir haben die Schläger auf Anhieb sehr gut gefallen. Vor meinem ersten LPGA-Turnier haben wir in Dubai den letzten Feinschliff gemacht. Natürlich ist es eine Umstellung, aber ich war immer jemand, der gesagt hat: „Komm, gib mir irgendeinen Schläger, das wird schon passen.“ Ich war diesbezüglich nie besonders heikel. Ich bin alles in allem sehr zufrieden. GT
GOASK ESTHER Esther Henseleit will nach ihrem Sieg in Kenia nun auch auf der LPGA Tour durchstarten. Ein Gespräch mit Deutschlands Golf-Hoffnung.
Von Thomas Fischbacher
Freund und Caddie in Personalunion: Esthers Partner Reece Phillips wird im ersten Teil der Saison als Caddie bei den Turnieren dabei sein
Florida, Deutschland, Kenia, Deutschland, Singapur, Thailand,
Westküste – ein halbes Dutzend Turniere auf vier Kontinenten innerhalb von nur wenigen Wochen. Dazwischen ein paar Besuche in der Heimat. Esther Henseleit hat sich zum Auftakt der neuen Saison ein straffes Programm zurechtgelegt. Neben der neuen spielerischen Heimat auf der LPGA Tour will die 23-Jährige auch die Ladies European Tour nicht völlig aus den Augen verlieren. Sie schätze das Familiäre an der euro- päischen Tour, wo sie zuletzt bei der Magical Kenya Ladies Open in Vipingo Ridge aufblühte und ihren Titel vertei- digen konnte.
Hallo Esther, Glückwunsch zur Titelverteidi- gung in Kenia. Eine starke Woche auf der Ladies European Tour, zuvor zwei verpasste Cuts auf der LPGA Tour. Wie beurteilst du den Saisonstart? Auf der LPGA Tour waren alle Kompo- nenten eigentlich ganz gut, aber irgend- wie lief nicht viel zusammen. Teilweise kam ich mit Runden über Par zurück ins Clubhaus, die auch locker unter Par hätten sein können. Ich denke, das waren noch Nachwirkungen vom Winter. Grundsätzlich bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden damit, wie ich den Ball treffe. Der Sieg in Kenia gibt natürlich auch für die anstehenden Aufgaben Selbstvertrauen.
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TEE-OFF | NEWS
Als erster Österreicher holt Sepp Straka bei der Honda Classic einen Titel auf der PGA Tour. Der 28-jährige gebürtige Wiener, der seit seinem 14. Lebensjahr in den USA lebt, darf nun sogar beim Masters aufteen.
SCHREIBT GOLF SEPP GESCHICHTE
Von Markus Scheck
B
ei einsetzendem Starkregen am letzten Loch der Honda Classic 2022 trauten die amerikani- schen Fans ihren eingetrübten Augen kaum. Nicht Lokalmata- dor Daniel Berger, der einen
5-Schläge-Vorsprung vor der Finalrunde versemmelte, und auch nicht der stark auf- spielende irische Ryder Cupper Shane Lowry holten am selektiven Champions Course im PGA National den Sieg beim prestigeträch- tigen Auftakt zum Florida-Swing auf der PGA Tour. Nein, es war der für die meisten Zuschauer völlig unbekannte Österreicher Sepp Straka, der mit drei starken Birdies auf den letzten fünf Löchern den Sack zu- machte und so rot-weiß-rote Sportgeschichte schrieb. Als Draufgabe landete Landsmann Matthias Schwab noch auf dem geteilten 7. Rang und komplettierte das Sensations- Ergebnis aus österreichischer Sicht. „Das ist völlig verrückt. Ich muss das erst langsam realisieren“, fehlten Straka im Anschluss die Worte. Mutter Mary nahm ihren Sohnemann in die Arme und auch Sepps Ehefrau Paige buchte einen Last- Minute-Flug nach Palm Beach und wohnte der Sternstunde ihres Mannes live vor Ort bei. Sepp ist mit dem Sieg bei der Honda Classic nun 1,4 Mio. $ reicher. Der Sieger- scheck ist übrigens höher als sein Gesamt- preisgeld in jeder PGA-Tour-Saison zuvor. Wichtiger für Straka ist aber die Tatsache, dass er damit auch seine PGA-Tour-Karte bis
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Sepp Straka auf dem Weg zum Sieg bei der Honda Classic (oben). Gemeinsam mit Zwillingsbruder Sam bei Olympia 2021 (links).
Sepp ins Profilager, während der um zwei Minuten ältere Sam sich für einen Berufs- weg im Immobiliengeschäft entschied. Doch bis heute sind die beiden nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde. „Auch wenn wir zwei golfverrückte Eltern haben, ist Sam der eigentliche Grund, warum ich Golf spiele“, sagte Sepp 2019, als er sich als erster Österreicher in der Geschichte eine Karte Im letzten Jahr, als sich Sepp für die Olym- pischen Sommerspiele in Tokio qualifizierte, holte er sich Bruder Sam als Caddie ans Bag. Nach der ersten Runde führte der Öster- reicher mit einer 63 (-8) das Feld an, doch am Ende wurde es leider nichts mit der er- sehnten Medaille für sein Vaterland. Nichts- destotrotz war es für die beiden ein unver- gessliches Erlebnis. „Es war ein Traum für uns, zusammen da draußen zu sein, und wir hatten eine tolle Zeit“, sagte Sepp Straka. „Das war einer dieser Tage, die mir für im- mer in Erinnerung bleiben werden.“ Straka ist übrigens Doppel-Staatsbürger (Österreich [Vater], USA [Mutter]) und spricht perfektes Englisch, was die US-Jour- naille bei der Honda Classic durchaus in Erstaunen versetzte. Wer eine Schwarzen- egger-Färbung in seinem Zungenschlag erwartete, wurde mit einem dezenten Süd- staaten-Akzent überrascht. „Ja, meine Mut- ter kommt aus dem Süden Georgias“, lachte der 28-jährige gebürtige Wiener auf eine entsprechende Nachfrage zu seinem Akzent. Und ob er sich denn nun mehr als Öster- reicher oder Amerikaner fühle? „Ich sagte früher immer, ich bin 50% Österreicher und 50% Amerikaner, aber ein Kumpel von mir meinte: „Nein, du bist 100% Österreicher und 100% Amerikaner. Und das trifft es denke ich sehr genau.“ GT für die PGA Tour erspielte. DER DOPPELTE STRAKA
2023/24 sicher in der Tasche hat. Dazu darf er in diesem Jahr bei den Major-Turnieren Masters und PGA Championship aufteen. Vor allem die Teilnahme im Augusta Natio- nal lässt einen Jugendtraum von Sepp, der im selben Bundesstaat an der University of Georgia studierte, wahr werden. „Es ist ein lebenslanger Traum von mir, beim Masters zu spielen, und in einemMonat ist es so weit. Das ist wirklich surreal.“ VON VIENNA NACH VALDOSTA Der Weg zum PGA-Tour-Champion ist ein wahrlich bemerkenswerter. Sepp Straka wuchs gemeinsam mit Zwillingsbruder Sam in Wien auf. Vater Peter arbeitet bis heute dort als Architekt und Mutter Mary betreute in frühen Jahren im Fontana Golf Club in Oberwaltersdorf den Pro-Shop. Dort kamen Sepp und Sam auch anfänglich mit dem Golfsport in Berührung. Zunächst waren die Zwillinge zwar auf Fußball gepolt, wo Sepp die Position des Torhüters innehatte. Nach einem Sommer-Camp in Fontana war es vor allem sein Bruder Sam, der darauf drängte, sich fortan stärker demGolfspiel zu widmen. Im Alter von 14 Jahren übersiedelten Sepp und Sam von Vienna, Austria, nach Val- dosta, Georgia, wo die beiden zunächst die High School und danach die University of Georgia besuchten. Im Team der Georgia Bulldogs spielten sich die beiden ins Ram- penlicht des Collegegolfs. 2016 wechselte
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TEE-OFF | NEWS TOUR WARS Die Spannungen zwischen der geplanten neuen von den Saudis unterstützten Super Golf League und der etablierten PGA Tour werden immer größer.
„Wenn die Tour die Bedrohung (der Super Golf League) beenden wollte, könnten sie die Medienrechte einfach an die Spieler zurück- geben“, so Mickelson weiter. „Aber sie wer- fen lieber 25 Millionen Dollar hier- und 40 Millionen Dollar dorthin. Anstatt die rund 20 Milliarden Dollar an digitalen Assets, die sie kontrollieren, zurückzugeben. Oder sie geben den Zugang zu den über 50 Millionen Dollar auf, die sie jedes Jahr mit ihrem eige- nen Medienkanal verdienen. Es gibt viele Probleme, aber das ist eines der größten.“ Es scheint sich etwas aufgestaut zu haben beim meinungsstarken sechsfachen Major- Gewinner, dem die Lockrufe aus Saudi-Ara- bien wohl ganz gelegen kommen. Sei es, um sich im fortgeschrittenen Profi-Alter eine fürstlich entlohnte spielerische Zukunft in der Super Golf League zu sichern. Oder auch um an den Strukturen der PGA Tour zu rüt- teln. „Zum ersten Mal in meinen 30 Jahren gibt es ein gewisses Druckmittel. Ich denke, am Ende wird alles sehr positiv sein. Aber es ist eine Menge los – und das ist gut so.“ SUPER LEAGUE VOR DEM AUS? Doch dann plauderte der amerikanische Golfreporter Alan Shipnuck, der in Kürze eine nicht autorisierte Biografie über Phil Mickelson veröffentlichen wird, Details von einem Telefonat mit dem Golf-Superstar letzten Herbst aus, das alles auf den Kopf stellen sollte. Darin gab Lefty zu, dass ihm ein Druckmittel gegen die PGA Tour gerade recht kam. Über das saudi-unterstützte Pro- jekt meinte er: „Das sind angsteinf lößende Motherf***er. Dort [in Saudi-Arabien] wer- den Leute hingerichtet, weil sie schwul sind. Warum sollte ich das überhaupt in Betracht ziehen, wenn ich all das weiß?” Die Ant- wort lieferte er selbst: „Weil dies eine ein- malige Gelegenheit ist, die Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten.” Die PGA Tour bezeichnete er als eine als Demokratie ver- kleidete Diktatur. Worte, die wiederum anderen Golf-Grö- ßen gar nicht gefallen haben. Zum Beispiel Rory McIlroy: „Ich will niemanden treten, wenn er am Boden liegt, aber ich fand die Kommentare naiv, selbstsüchtig, egoistisch und ignorant”, erklärte der Nordire wäh- rend des Genesis Invitational. „Es war ein- fach sehr überraschend, enttäuschend und traurig. Ich bin mir sicher, dass er zu Hause sitzt und seine Position überdenkt und über- legt, wie es weitergeht.“ PGA Tour Commissioner Jay Monahan erneuerte derweil bei einer Mitgliederver- sammlung die Warnung an alle Spieler, die mit der Super Golf League f lirten, dass diese aus der PGA Tour ausgeschlossen würden. Nachdem Tiger Woods, Jon Rahm, Rory McIlroy, Collin Morikawa, Justin Thomas und Brooks Koepka sich allesamt bereits
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as Wort „Krieg“ im Zusammen- hang mit Sport mutet in der aktuellen geopolitischen Situa- tion um die Ukraine natürlich etwas befremdlich an. Nichts- destotrotz sind die Wortgefechte, die zwi- schen der „Saudi Golf League“ und allen voran der PGA Tour in den letzten Wochen geführt wurden, im Grunde nichts anderes, wenngleich natürlich rein verbaler Natur. Greg Norman führt die rebellische Super Golf League (SGL) an – ein Projekt, das die PGA Tour mit Forderungen nach höheren Preisgeldern und der Unterzeichnung von Boni für die weltbesten Golfer in die Knie zwingen soll. Die australische Golf legende wurde zum CEO der Tour ernannt, die vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF finan- ziert wird. Berichte haben ergeben, dass die Super Golf League – und die sie betreibende Firma LIV Golf Investments – über eine Kriegskasse von mehr als 2,9 Milliarden US-Dollar verfügt, um die besten Spieler der Welt zu stehlen und ihre eigene Tour als legitime Organisation im Golf zu etablieren. LIV hat sich durch eine Partnerschaft mit der Asian Tour, bei der eine neue internatio- D
nale Serie mit zehn Veranstaltungen auf der ganzen Welt ausgetragen wird, einen Fuß im Golfsport gesichert. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte der von Saudi-Arabien unterstützte Groß- angriff auf die etablierten Touren ein paar Weltklasse-Akteure für sich überzeugen. Alternde Superstars imHerbst ihrer Karriere wie Lee Westwood, Henrik Stenson oder Ian Poulter, aber auch die beiden US-Topstars Dustin Johnson und Bryson DeChambeau wurden als Kandidaten gehandelt, die öf- fentlich zumindest der Idee nicht abgeneigt schienen. ES IST EINE MENGE LOS Und dann war da noch Phil Mickelson, der sich seit geraumer Zeit daran delektiert, Öl ins Feuer zu gießen. Der Gewinner der PGA Championship 2021 unterstellte der PGA Tour eine „unausstehliche Gier“. Diese be- sitze Hunderte Millionen digitaler High- light-Momente von Mickelson und seinen Kollegen. „Sie verlangen von den Unter- nehmen Gebühren für die Verwendung von Aufnahmen, für die ich verantwortlich war“, erklärte Mickelson gegenüber Golf Digest.
Verpufft die Revolution im Sand? Greg Norman und Phil Mickelson in Saudi-Arabien
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zuvor gegen eine Teilnahme an der Super League mit ihren wahnwitzigen Prämien aus einem Milliarden-Topf entschieden hat- ten, folgten nun auch die Wackelkandidaten Dustin Johnson und Bryson DeChambeau. Damit scheint bei allem Pomp und Gehetze die Rebellenoperation im Nichts zu verpuffen. „Wer ist noch übrig? Ich glaube, es gibt niemanden mehr“, meinte Rory McIlroy, der die SGL vor demAus sieht. „Ich meine, Greg Norman müsste selbst mit- spielen, um das Feld aufzufüllen. Ich glaube nicht, dass sie 48 Leute zusammenbekom- men können.“
„WER IST NOCH ÜBRIG? ICH GLAUBE, ES GIBT NIEMANDEN MEHR“ Rory McIlroy
AUSZEIT FÜR MICKELSON Für Phil Mickelson hatte die Causa jeden- falls schwerwiegende Folgen. In einem State- ment entschuldigte er sich für seine Aus- sagen, die er „off the record“ getätigt habe. „Auch wenn es angesichts meiner jüngsten Äußerungen jetzt nicht so aussieht, habe ich während dieses Prozesses immer im besten Interesse des Golfsports, meiner Kollegen, Sponsoren und Fans gehandelt“, erklärte er. „Ich habe Worte benutzt, die ich aufrichtig bedauere und die nicht meine wahren Ge- fühle oder Absichten widerspiegeln. Das war rücksichtslos, ich habe Menschen belei- digt, und meine Wortwahl tut mir zutiefst leid. Ich bin maßlos enttäuscht und werde alles daran setzen, mich selbst zu ref lektie- ren und daraus zu lernen.“ Kurz nach dem Statement, in dem er auch darlegte, dass er sich eine Auszeit gönnen würde, sprangen so gut wie alle seine Spon- soren ab. KPMG, Amstel Bier light und Workday beendeten ihr Sponsoring und selbst Mickelsons langjähriger treuer Part- ner Callaway Golf drückte die Pausetaste in der Zusammenarbeit und entfernte sein Konterfei von sämtlichen Werbesujets. Und Greg Norman? Der schickte einen offenen Brief an seinen Kontrahenten Jay Monahan: „Sie scherzen sicher. Und sicher- lich müssen Ihre Anwälte bei der PGA Tour den Atem anhalten“, erklärte Norman, der nicht nachvollziehen kann, dass Spielern der PGA Tour, die alle unabhängige Vertrags- partner sind, mit lebenslangen Sperren ge- droht wird, wenn sie in einer Liga spielen, die von jemand anderem als der Tour ge- sponsert wird. „Herr Kommissar – das ist erst der Anfang. Es ist sicherlich nicht das Ende.“ GT
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