GOLF TIME 2/2022

TIME OUT

DER TRICK MIT LINKS

ir kennen sie alle, die „Pleiten, Pech und Pannen“ – wenn auf einmal nichts mehr geht. Wenn sich unter einer gewissen Drucksituation das totale „Blackout“ einstellt.

Die Absicht liegt auf der Hand. „Die grundlegende Annahme ist, dass die rechte Gehirnhälfte eine ganzheitliche Ausführung einer hochautomatischen Bewegung begünstigt, während die linke Gehirn hälfte durch sprachliche Repräsentation eher zu einer Zerlegung der Bewegungsausführung führt“, so Prof. Beckmann. Somit sollte durch das Drücken der linken Hand bei Rechtshändern eine stärkere Akti vierung der rechten Gehirnhälfte erreicht werden. EEG-Befunde legen nahe, dass nicht die Aktivie rung der rechten Gehirnhälfte erhöht wird, sondern die angstbedingten, störenden sprach lichen Repräsentationen in der linken Gehirnhälfte gehemmt werden, so dass eine automatisierte Bewegung wieder f lüssig realisiert werden kann. „Die Befunde sind von hoher prak tischer Bedeutung“, sagt Prof. Beck mann. „Der Handgriff könnte Teil einer Aufschlagroutine werden, die zum Beispiel Tennisspieler normaler weise vor dem Aufschlag ausführen. Doch der dynamische Handgriff lässt sich auch au ßerhalb des Sports einsetzen.“ Wer gerade keinen Ball zur Hand hat, kann auch die Faust der linken Hand drücken und 15 Sekunden pressen. Also – wenn’s einmal überhaupt nicht mehr geht, einfach die linke Hand zur Faust ballen – und weiter geht’s.

W

„Choking under pressure“ nennen Wissen schaftler das Phänomen, wenn Menschen in einer Stresssituation, wie zum Beispiel einem sportlichen Wettkampf, versagen. Golfer, die einen hundert prozentigen Putt zum Sieg am Loch vorbeischieben, Tennis-Cracks, die den entscheidenden Ball zum

Match-Gewinn ins Aus schlagen, oder Vortragende, die vor versam melter Zuhörerschar kein Wort mehr herausbringen. Aber auch Studieren de, die in der Prüfung zuvor präsentes Wissen nicht abrufen können oder Schauspieler, die im entscheidenden Moment kein Wort mehr herausbrin gen, kennen diese peinliche Situation. Alle haben eines gemeinsam: Sie können in einer entscheidenden Situ

ation ihre Leistungsfähigkeit nicht abrufen. Nun hat sich ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) dieses Phänomens angenommen und eine verblüffende Lösung gefunden. „Wir haben bereits in mehreren Sportarten die positive Wirkung eines dynamischen Handdrückens mit der linken Hand demonstrieren können“, analysiert Professor Dr. Jürgen Beckmann, Arbeitsgruppe Sportpsycho logie der TUM. „Bei der Untersuchung so verschiede ner Sportarten wie Badminton, Beachvolleyball, Fuß ball, Golf, Taekwondo oder Turnen erwies sich bei Rechtshändern das dynamische Drücken eines Balls mit der linken Hand als besonders wirkungsvoll.“

OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de

Die nächste GOLFTIME erscheint am 7. Juni 2022

98 GOLF TIME | 2-2022

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