GOLF TIME 3/2016

GOLF TAGE BUCH

Kuschelzonen auf demGolfplatz D ie Kastanienbäume blühten, die Bienen summten und auf dem Platz tobte die Schlacht. Ich saß am Stammtisch des „Golfthera- peutischen Pflegediensts“ und sammelte Kraft, um den Ver- zweifelten nach dem Turnier Trost spenden zu können. Erfreut beobachtete ich, wie Präsident Fahrenbach mit elastischen Schritten freundlich lächelnd an mir vorbeifederte. dem Einwand abgelehnt, dass dies zu noch mehr Spielverzögerungen führen würde. Obwohl sich mancher alte Knurrhahn im Plenum durchaus an flotte Dreier unter vier Stunden inklusive Quickie erinnern konnte, stieß Fahrenbach mit seiner Forderung nach Steigerung der Mitglieder- zahlen durch Selbstvermehrung auf Granit. Auch sein Vorschlag, Golferinnen ab dem 3. Kind mit einer Auszeichnung in Form gekreuzter Golf-

EUGEN PLETSCH Jahrgang 1952, Autor von fünf satirischen Büchern (z. B. „Der Weg der weißen

Kugel“, KOSMOS-Verlag 2015), lebt als Schriftsteller bei Gießen. Legendär sind seine Lesungen in Golfclubs, wo er als Mit- arbeiter des „Golftherapeutischen Pflegediensts“ live aus der Grünen Hölle berichtet. Kontakt: home@cybergolf.de

schläger (unter einem hübschen Wappen) zu ehren, wurde aus historischen Gründen abge- lehnt. Golfer in Deutschland wären durch Medien- Kampagnen zu generieren, hieß es auf Fahren- bachs Frage, wie man der Nachwuchs-Misere sonst begegnen wolle. Kurz darauf kippte die Stimmung in Richtung Sexismus-Debatte und zwei Präsidentinnen beantragten prompt, jegliche Form von Sexismus im Golfsport zu ächten. Vermutlich aus Angst vor Entlarvung hob mancher Chauvi daraufhin die Schwurhand und stimmte einer selbst- mörderischen Gebührenordnung zu, von der nur die Präsidentinnen und einige vom Feminat domestizierte Sitzpinkler wirklich begeistert waren. Dass die deftigsten „Herrenwitze“ an Damennachmittagen erzählt werden, blieb unerwähnt. Fahrenbach, vom Ausgang der Diskussion frustriert, reiste frühzeitig ab. Kaum zurück, vereinbarte er mit Prof. Klausthaler, das Club-Marketing wieder selbst in die Hand zu nehmen. Um den Lust-Faktor beim Golfen deutlicher herauszuarbeiten, bewarb der Golfclub Bauern- burg seine Liegewiesen kurz darauf mit groß- formatigen Aufstellern an der Landstraße und in Anzeigen der Regionalpresse. Der Erfolg des Slogans: „Wir machen’s in der Natur!“ war ver- blüffend: Bereits nach zwei Monaten konnten wir achtzehn Vollzahler, darunter sieben fesche Damen, begrüßen. Und wie viele kleine Golfer die für Herbst geplante Turnierserie „Lust im Laub“ bringen wird, ist noch gar nicht abzu- sehen. Kein Wunder also, wenn Fahrenbach lächelt! GT

Er wirkte fröhlich, was nach seiner Wieder- wahl zum Präsidenten, offensichtlicher Entspan- nung an der Ehe-Front und achtzehn (!) neuen Mitgliedern in zwei Monaten kein Wunder war. Nur beim Verbandstag war Visionär Fahrenbach mit delikaten Vorschlägen zur Neugewinnung von Mitgliedern wie üblich ausgebremst worden. Delikat insofern, als er das Thema Sex ansprach, was ich erläutern sollte: Die spöttische Frage von Nichtgolfern, ob man noch Sex habe, wird unter Golfern allgemein als so lächerlich wie lästig empfunden. Natürlich haben wir! – zumindest bis wir uns ernsthaft um ein einstelliges Handi- cap bemühen. Wo sollen die kleinen Golfer denn sonst herkommen, die mancher Golfclub so dringend braucht? Während die Werbekampagne des DGV über drei Jahre und mit ungewissem Ausgang ausgetragen wird, liefert Mutter Natur bereits nach neun Monaten! Der glückliche Umstand, dass der spanische Pro José seine Golfer-Gene im Umfeld der Damen- mannschaft gestreut hatte, bescherte dem Golfclub Bauernburg immerhin drei Kinder mit Medaillen- hoffnungen für die Olympischen Spiele 2036. Auf dem Verbandstag empfahl unser Präsident deshalb, die Vermehrung aus eigenem Bestand zu forcieren. „Wir Golfer haben nicht nur ein Imageproblem, auch unsere Paarungsbereitschaft wird ständig hinterfragt. Natürlich haben wir noch Sex!“, dröhnte Fahrenbach, den seine Gattin nach anderthalb Jahren Trennung offensichtlich zu schnell entkorkt hatte. Sein Antrag, der Verband möge Kuschelzonen auf dem Golfplatz empfehlen, wurde jedoch mit

»Die spöttische Frage von Nicht- golfern, ob man noch Sex habe, wird unter Golfern allgemein als so lächerlich wie lästig empfunden. Natürlich haben wir!«

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