GOLF TIME 3-2017

TRAINING | ZAUS & ZILL

LERNEN= PHILOSOPHIE DENKMODELL Eine provokante Auseinander- setzung mit dem Thema Lernen im Golfsport. I st es tatsächlich von Vorteil, frühere un- günstige Lernerfahrungen zu reflektieren? Mit dieser Fragestellung wollen wir uns sehr provokant mit den Themen Lernen =Illusion bzw. Lernen =Philosophie auseinandersetzen. Dabei geht es nicht darum, philosophisch Lernansätze zu bewerten, sondern Situatio- nen zu beschreiben, um Ihnen die Möglich- keit zu geben, Ihren eigenen Weg des Lernens wieder neu zu entdecken.

ERFOLGS-DUO Marco Zaus (l.) und André Zill

jetzt etwas tiefer auf den Grund gehen. Die Illusion, etwas zu lernen bzw. gelernt zu haben, ist scheinbar etwas sehr tief in uns Verankertes. Was sich für uns auf den ersten Blick wie Ler- nen anfühlt, entpuppt sich auf den zweiten als etwas für uns Bekanntes, nämlich als „Schule“. Optimale Räume aus unserer Sicht sind, wenn Sie als Spieler nicht zum Objekt eines Entwicklungsbedürfnisses des Trainers werden, sondern eine Begleitung und Unterstützung bei Selbstwirksamkeitsprozessen erfahren, sich als Subjekt fühlen dürfen. Die Begrifflichkeit der Selbstwirksamkeit verstehen wir in dem Maße, dass etwas von innen heraus selbst initiiert wird. Nur dann, wenn Sie sich selbst in der Rolle des Entdeckers und Gestalters wie- derfinden, werden Ihre emotionalen Zentren aktiviert, findet Lernen statt, so neurowissen- schaftlich nachgewiesen. Ihre Begeisterung dabei ist der Katalysator im Lernprozess, die diesen wiederum erst auslöst. Sie gibt Ihnen das Gefühl, ein eigenmächtiger Mensch zu sein, der sich entfalten darf. PRAXISBEISPIEL Es sei uns an dieser Stelle gestattet, für Sie ein wohlbekanntes, gegentei- liges Praxisbeispiel zu reflektieren. Frau Müller, eine enthusiastische Golferin mittleren Alters, leidet in Ihrem Golfspiel unter dünn getroffe- nen Bällen im Bereich des Chippens. In ihrer Erwartungshaltung auf Lösung bedient sie sich eines Experten, der ihr dies hochwissen- schaftlich erklärt und aufgrund seiner beruf- lichen Erfahrung sofort eine Lösung parat hat. Frau Müller ist davon sehr angetan und sieht schon vor ihrem geistigen Auge die Verbes- serung zum Greifen nah. Ganz beeindruckend liegen dann auch zeitnah, ca. 15 Minuten später, mit Handlungsanweisungen des Fach- manns gespickt, 6 von 10 Range-Bälle, gut getroffen und sehr nah am Ziel. Begeistert von ihrer Lerngeschwindigkeit bedankt sich Frau Müller mit einem angemessenen Honorar beim Fachmann und freut sich auf ihre zeitnah anstehende Golfrunde.

Der Ausgang dieser Geschichte ist Ihnen sicherlich bekannt. Was Frau Müller am nächsten Tag bei ihrem eigenen Training erleben wird, vernachlässigen wir in unserer Beschreibung. Aus der Sichtweise des motorischen Lernens jedoch wiederholen wir für Sie einen kleinen Exkurs zu unserem letzten Artikel „Golf=Sport“, und reflektieren noch einmal den Abschnitt „Der Coach“: „Nur selbstentdeckte Lösungen stehen dem Spieler auch am nächsten Tag in einem motorischen Lernkontext weiterhin zur Verfügung.“ Der Kompetenzerwerb als Mittelpunkt Ihres Lernens sowie das gleichzeitige Entwickeln Ihres Spiels schafft das gewünschte Wachs- tum und macht Sie gleichzeitig ein bisschen freier. Wachstum, auch an dieser Stelle als Entwicklung verstanden, bedarf eines Exper- ten, der es auslösen kann. Prof. Josef Leisen beschreibt in diesem Zusammenhang, „dass eine gute Aufgabenstellung des Lehrenden der Motor einer förderlichen Lernumgebung sein kann“. Die Rolle des Trainierenden wird dann durch die gewählte Aufgabenstellung des Trainers und die daraus resultierende Lern- situationzugedeckt.DerTrainerfindetseineRolle wiederum im Entwicklungsprozess durch die Schaffung einer günstigen Lernatmosphäre –, klug gestellte Fragen und eine durch Abstand gekennzeichnete, zurückhaltende Beobachtung sowie Reflektion. Entwicklung im Golf=Sport braucht ihre Energie und ihre Zeit. INTERAKTION GEWÜNSCHT Sie möchten Ihr Golfspiel für sich neu entdecken und weiter- entwickeln? Hierfür wünschen wir uns als Trai- nerteam Interaktion. Gemeinsames Arbeiten bedeutet Lernen und sorgt gleichzeitig für nachhaltige Entwicklung. Sollten Sie sich für unsere beschriebene Thematik begeistern, sind Sie herzlichst eingeladen, uns über unsere Facebook-Seiten zu kontaktieren. GT

In diesem Kontext benötigen Sie viel Mut, da unsere innere Haltung zum Thema Lernen durch unsere Biografie geprägt ist. Wir wün- schen uns Ihrerseits eine interaktive Beteili- gung, die dazu führen soll, dass Sie sich wieder für die Welt des Lernens begeistern können. Die zwei vermeintlich in der Kindheit verloren gegangenen Haltungen, wie Ihre Entdecker- freude und Ihre Gestaltungslust, gilt es dabei aufs Neue zu entfachen, um einem unserer wichtigsten basalen Bedürfnisse gerecht zu werden, dem nach eigenem Wachstum. MIT BEGEISTERUNG LERNEN Golf und viele andere motorische Tätigkeiten gehen immer dann leicht von der Hand, wenn unbewusst motorische Programme ins Spiel kommen. Die Aktivierung der dafür benötigten Netzwerke im Hirn erfolgt dabei 300 Millisekunden zuvor. Könnten Sie fließend schnell sprechen, wenn Sie Ihrer Zunge immerzu aktive Kommandos für die Position im Gaumen geben würden? Sicherlich nicht. Wie genau und wie schnell Sie Ihre Zunge bewegen, ist Ihnen nicht bekannt. Nehmen Sie als Golfspieler bitte ohne Rückhalt die Gestalt eines Experten für Ihr per- sönliches Lernen ein, erkennen Sie kausale Zusammenhänge, wie Sie selbst und Ihr Ler- nen tatsächlich funktionieren können. Tun Sie es aber mit Begeisterung, tun Sie es so, wie Sie es für richtig erachten, und vertrauen Sie dabei Ihren Instinkten. Könnte es sein, dass wir der Begrifflichkeit der „ Lern -Illusion“ im motorischen Kontext schon auf der Spur sind? Wir wollen den Dingen

INFO: Den ausführlichen Artikel finden Sie unter www.golftime.de im Bereich Training.

116 GOLF TIME | 3-2017

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