GOLF TIME 3/2018

TRAINING | SPORTPHYSIO

Dr. Christian haiD Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

schwungfindung Wenn Sie nicht bereit sind, den Golfschwung zu „verstehen“ und „nur üben“, werden Sie vielleicht das nächste Turnier gewinnen. Aber die Vollkommenheit eines harmonisches Schwungs bleibt Ihnen verwehrt. Golf macht Sinn

B eim Golfschwung erlernt man die Zusam- menhänge einer Bewegung. Diese Zusam- menhänge ergeben Sinn und Sinn zu erfassen macht glücklich. Wir können daher den Golfsport ganz grundsätz- lich so betreiben, dass er glücklich macht, und dieses Glück hängt nicht vom sofortigen Erfolg ab. Es kann schon Freude bereiten zu verstehen, wie es zu hohen Schlägerkopfgeschwindigkeiten kommt, und wir machen uns auf den Weg, das zu erlernen. Somit spreche ich nicht von schnellen Lösungen, um z. B. den Slice zu vermeiden. Ich spreche davon, dass jemand das ehrliche Interesse hat, den Golfschwung zu verstehen und daran zu arbeiten, um für sich im Laufe der Zeit ein Optimum zu erzielen. All jene, die an ihrem Schwung nichts ändern wollen, die mit dem, was sie gerade machen, zufrie- den sind, die ihren Score nur über mehr Üben und ihre Geschicklichkeit verbessern wollen, sind von diesem Glück ausgeschlossen. Sie gewinnen vielleicht das nächste Turnier, aber die Vollkommenheit eines harmonischen Schwunges zu spüren bleibt ihnen verwehrt. Somit geht es für die wirklich Interessierten als Erstes darum, den Golfschwung zu spüren. Das Pendeln des Schlägers können wir nur mit einem extrem leichten

Griff erfühlen. Es macht somit Sinn, „gelangweilt herumzustehen“ und nur das Pendeln des Golfschlä- gers in unseren Händen wahrzunehmen. Das ist sogar die Voraussetzung, damit wir später diese Bewegung verstärken können. Diese Art der Anleitung finden Sie wahrscheinlich in keinem Golfbuch, aber sie hilft, denWeg zu einemwirklich guten Schwung zu finden. Sehr hilfreich ist es auch zu wissen, dass sich der Schläger in unseren Händen dreht. Physikalisch be-

deutet das, dass wir ein Drehmoment aufbringen müssen und nicht einfach zuschlagen dürfen. Wir müssen unsere Kraft daher anders einsetzen, als wir es intuitiv tun möchten, aber darüber habe ich ja schon öfters in meinen Artikeln geschrieben. Der Großteil der Golfsaison liegt ja noch vor uns. Nehmen wir uns den Stress, dass jeder Schlag gelingen muss. Horchen wir bei jedem Schwung in unseren Körper, ob es sich gut anfühlt. Alle Leistungssportler sagen, dass sich ihre beste Leistung leicht angefühlt hat. Weshalb sollte das beim Golf also anders sein? Die Freude am Golf ist am dauer- haftesten, wenn man stückweise spürt, wie sich die Schwungbewegung verbessert. Gt

info christian.haid@i-med.ac.at

Zwei Beispiele für sehr harmonische Schwünge: Amy Yang und Fred Couples

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GOLF TIME | 3-2018

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