GOLF TIME 4/2016
GOLF TAGE BUCH
Der Swinger club D ie Kampagne des Golfclubs Bauernburg mit dem Slogan „Wir machen’s in der Natur“ war ein großer Erfolg – bis wir merkten, dass nicht alle Neu- linge verstanden hatten, dass es unserem Präsidenten Fahrenbach allein darum ging, den Golfsport durch Selbstvermehrung zu retten. Spielwiese. Frau Dr. Grählich-Marrenberg trug ein Bischofs-Ornat über den schwarz-roten Dessous. Herr Prof. Dr. Marrenberg, ebenfalls ein Flittchen, hatte Probleme mit seinen Netz- strümpfen, weil der Straps-Gurt auf dem Gum- mihöschen keinen Halt fand. Deshalb wurden wir beide von Frau Dr. Grählich-Marrenberg hart rangenommen.“
„Und jetzt haben Sie Angst mit ihr Golf zu spielen?“ „Nein, das ist überhaupt kein Problem. Wir haben ja schon öfter zusammen gespielt. Wir gehen meist an der 4. Bahn rechts auf einen Quickie in den Wald.“ „Dann lassen Sie aber durchspielen?“ „Selbstverständlich, wobei wir ohnehin nur in die Büsche gehen, wenn hinter uns zwei Bahnen frei sind. Bis die Nächsten kommen, sind wir längst fertig. Bis zur 16.“ „Bis zur 16?“ „Ja, dann kommt die nächste Gelegenheit – natürlich unter dem Motto „Wer kann, der darf…“, was bei Frau Dr. Grählich- Marrenberg meist der Fall ist, während Prof. Dr. Marrenberg an heißen Sommertagen bisweilen schwächelt.“ „Jedem das Seine, solange Sie den Spielbetrieb nicht aufhalten. Aber ich weiß immer noch nicht, was ich für Sie tun kann?“ „Das Problem ist die Reihenfolge am Ab- schlag. Frau Dr. Grählich-Marrenberg ist sehr dominant und beharrt darauf, vom Herrenab- schlag zu spielen.“ „Während Sie vom Damenabschlag spielen?“ „Nicht nur ich, auch Herr Prof. Dr. Marrenberg. Was meinen Sie? Schließlich ist das Turnier vor- gabewirksam.“ Er schaute mich erwartungsvoll an, doch ich musste passen. Ich verwies ihn an die Spiel- leitung, die mit Strafschlägen drohte. Und Präsident Fahrenbach flippte total aus, als er die Geschichte hörte: „Mir reicht es!“ brüllte er. „Jegliche Minne auf dem Platz ist ab jetzt wegen Zeckengefahr strikt untersagt! Hier wird nur noch Golf gespielt, und wer in Lack oder Leder- kluft antritt, fliegt raus!“ Er knallte die Tür und war für niemanden mehr zu sprechen. Sekretärin Helga sagte später, er habe einen dicken Schmöker gelesen, dabei geseufzt und sonderbar gelächelt. Gt
Der Ärger begann mit einer Beschwerde der Greenkeeper, wonach Verhüterli die Mäh- maschinen verstopfen würden. Als er das hörte, ging Fahrenbach in die Luft: „Wer verhütet, erhält Platzverbot!“ Dabei wurde er so laut, dass es in mancher Kuschelzone zum Interruptus kam. Auch wir vom Golftherapeutischen Pflege- dienst mussten uns auf eine neue Klientel mit seltsamen Bedürfnissen einstellen. Der Hö- hepunkt dieser Entwicklung war ein Herr in einem glänzend-schwarzen Polohemd: „Sie sind vom Golftherapeutischen Pflegedienst? Ist un- ser Gespräch vertraulich?“ „Selbstverständlich!“ „Es geht um das morgige Turnier.“ „Irgendein Problem?“ „Ich bin ein Swinger.“ „Oh, Sie auch? Willkommen im Club!“ „Sie sind auch Swinger…?“ „Ich habe einen ruhigen, rhythmischen Schwung. Das harte Zuschlagen war nie meine Sache.“ „Hartes Zuschlagen?“ „Ja, im Gegensatz zum Swinger, der durch den Ball schwingt, gibt es Hitter, die so fest wie möglich auf die Pille dreschen.“ „Ach so, das meinten Sie.“ Erstaunt fragte ich: „Was meinen Sie denn?“ „Nun – ich besuche Swingerclubs und kopuliere dabei mit Partnern beiderlei Geschlechts.“ „Schön, schön – aber was hat das mit dem Tur- nier zu tun?“ „Meine morgigen Mitspieler Frau Dr. Grählich-Marrenberg und ihr Gatte, Herr Prof. Dr. Marrenberg, sind gelegentlich auch meine Spielpartner im Swinger-Club.“ „Oh!“ „Ja. Erst am letzten Wochenende waren wir zusammen. Das Partymotto war ‚Pfarrer und Flittchen‘“. „Sie sind Pfarrer?“ „Nein, ich ging als Flittchen, was Prof. Dr. Marrenberg sehr anziehend fand. Wir waren auf der großen
EuGEn PlEtsch Jahrgang 1952, Autor von fünf satirischen Büchern (z. B. „Der Weg der weißen
Kugel“, KOsMOs-Verlag 2015), lebt als schriftsteller bei Gießen. legendär sind seine lesungen in Golfclubs, wo er als Mit- arbeiter des „Golftherapeutischen Pflegediensts“ live aus der Grünen Hölle berichtet. Kontakt: home@cybergolf.de
»Der Ärger begann mit einer Beschwerde der Greenkeeper, wonach Verhüterli die Mähmaschinen verstopfen würden«
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GOLF TIME | 4-2016
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