GOLF TIME 4/2023

EDITORIAL

SPIKELESS

MACHENSCHAFTEN Wer dachte, die Profi-Golfwelt der Herren stünde seit Gründung von LIV Golf Kopf, der möge innehalten: Seit Anfang Juni hat das Drama eine ganz neue Dimension erreicht.

I

m Grunde fehlen mir die Worte, unglaublich, was sich da in den letz ten Wochen im Herren-Profigolf abgespielt hat. Ich brauche wohl nicht das durch die Saudi-Milliarden versaute Image von 48 Pros zu erwähnen oder die Streitereien um die Spielberechtigungen auf der PGA Tour und der DP World Tour. Oder den moralischen Zwist und Schaden, den die vor zwei Jahren gegründete LIV Golf Tour angerichtet hat. Aber was sich jetzt einige Herren, allen voran PGA Tour Commissioner Jay Mo nahan, erlaubt haben, grenzt an den totalen Verrat an der eigenen Sache. Wie eine Bombe hat Anfang Juni die 180-Grad-Wende Monahans eingeschlagen: die bahn brechende und völlig überraschende Einigung und der geplante Zusammenschluss zwischen PGA Tour, DP World Tour und PIF (Public Investment Fund von Saudi Arabien und Geldgeber von LIV Golf). Das wahnwitzige Rollenspiel: PIF-Governor Yasir bin Othman Al-Rumayyan soll Vorsitzender der neu zu gründenden Organisation werden, Jay Monahan CEO und

„Kein Wunder, dass Monahan nach seiner 180-Grad-Wende von vielen PGA-Tour Spielern als Heuchler bezeichnet wird. Das ist mit Verlaub noch die harmloseste Wortwahl.“

für die Amtsgeschäfte zuständig – er befindet sich aktuell übrigens aus nicht näher definierten Grün den im Krankenstand. Ich kann mir schon vorstel len, was Monahan plagt – wahre Kreuzprobleme, denn was hier eingefädelt wurde, kann nur von Leuten ohne Rückgrat ausgedacht worden sein. Kein Wunder, dass Monahan nach seiner Kehrt wende von vielen PGA-Tour-Spielern als Heuchler bezeichnet wird. Das ist mit Verlaub die noch harmloseste Wortwahl. Jene Spieler, die kein milli onenschweres Angebot von LIV erhalten bzw. die ses abgelehnt hatten, fühlen sich, wie Rory McIlroy

Foto: picture-alliance

Der neue Vorsitzende in spe: PIF-Governor Yasir Al-Rumayyan

fassungslos erklärte, als „Opferlamm“. Auch, weil es demnach zur nächsten Saison eine Rückkehrmöglichkeit für die LIV-Tour-Spieler auf die PGA und DP World Tour geben soll. Bleibt abzuwarten, ob der derzeit ermittelnde U.S.-Senat den schmutzigen Deal doch noch blockieren wird. Am 11. Juli (nach Redaktionsschluss) wurden Mo nahan, Al-Rumayyan und LIV-CEO Greg Norman zu einem Hearing geladen, wo erklärt werden sollte, wie der Deal zustande gekommen war (Coverstory ab S. 28).

Es grüßt Sie ein kopfschüttelnder

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OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

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