GOLF TIME 4/2024
COVER | DANNY WILLETT
Ich glaube, dass ich mir eher mehr Druck gemacht habe. Auf viele Bereiche hatte nach meinen Siegen ich einen deut lich genaueren Blick als vorher – positiv wie negativ. Das Problem ist, dass man dadurch schnell frustriert wird, wenn es mal eine längere Zeit nicht mehr so ganz rund läuft. Dann machst du dir immer mehr Druck und trainierst noch mehr, so sind bei mir einige der Verletzungen aufgekommen. Einige der besten Spieler der Welt sind in den letzten Jahren von der DP World Tour und PGA Tour zu LIV Golf gewechselt. Was ist Ihre generelle Meinung zu LIV Golf? Ich glaube, LIV funktioniert sehr gut für die Spieler, die gewechselt haben. Der Golfsport befindet sich aktuell aber in einer eher merkwürdigen Phase. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die drei großen Touren annähern, was schade ist, weil einige meiner besten Freunde zu LIV gewechselt sind. Meiner Meinung nach kann man die Spieler aber nicht dafür verurteilen, dass sie jetzt dort spielen, jeder hatte seine eigenen Gründe. Würden Sie zu LIV Golf wechseln, wenn Sie ein Angebot bekommen würden?
Das kommt ganz darauf an, wie meine Situation wäre und wo ich zu dem Zeitpunkt meine Zukunft sähe. Was sind Ihre nächsten Schritte, um Ihr Spiel zu stabilisieren? Ich muss einfach damit weitermachen, Turniere zu spielen. In einigen Wochen kann ich dann bestimmt besser beurtei len, was mir noch fehlt, um wieder vorne mitspielen zu können. Meine Schulter wird zunehmend kräftiger und ich glau be, dass man das auch nach und nach an den Ergebnissen sehen wird. Ist Ihr Plan, auf der DP World Tour zu bleiben oder möchten Sie schnellstmöglich wieder auf der PGA Tour spielen? In den nächsten drei, vier Monaten werde ich auf jeden Fall erst einmal auf der DP World Tour spielen. Im Herbst stehen dann aber einige Turniere auf der PGA Tour an und dahingehend werden wir erst einmal abwarten, wie ich mich gegen die dortige Konkurrenz behaupten können werde. Danny, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die nächsten Schritte. GT ( Das Interview führte Robin Dittrich)
DANIEL „DANNY“ JOHN WILLETT → Geboren: 3.10.1987 in Sheffield, England → Status: Verheiratet mit Nicole Harris (2013), 2 Kinder (Zachariah James/2016, Noah/2018) → Profi seit: Mai 2008 → Turniersiege: 8 (darunter 1 Major*) 2012: BMW International Open 2014: Nedbank Golf Challenge 2015: Omega European Masters 2016: Omega Dubai Desert Classic Masters Tournament* 2018: DP World Tour Championship 2019: BMW PGA Championship 2021: Alfred Dunhill Links Championship → Ryder Cup: 2016 → Beste Platzierung OWGR: 9. (10.4.2016) → Karrierepreisgeld: €18,1 Mio. (DP World Tour), $8,15 Mio. (PGA Tour)
Danny Willett auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Der Engländer gewinnt beim Masters 2016 sein erstes und bislang einziges Major
Danny Willett mit Caddie Michael Burrow beim 88. Masters Tournament im April
dann leider auch nicht die Auszeiten, die mein Körper gebraucht hätte – das Spielen mit Verletzungen war im Nachhinein wirk lich keine gute Idee. Aus heutiger Sicht hätte ich mir zwischendurch wesentlich mehr Ruhe gönnen müssen. Zwei Wochen vor dem Masters 2016 kam Ihr Sohn Zachariah auf die Welt. War das mit ein ausschlaggebender Faktor für Ihren Sieg? Das kann ich nicht sagen, es hat mich auf jeden Fall nicht negativ beeinflusst. Ich konnte aber nur deswegen gut spielen, weil ich wusste, dass es ihm gutging. Haben Sie sich nach Ihrem Masters-Erfolg als den besten Golfspieler der Welt gesehen? Das ist wirklich schwer zu beantworten. Ich habe zu dieser Zeit ein paar Mal gewon nen und viele sehr gute Spieler geschlagen. Es ist natürlich schwer, sich da nicht für den Besten zu halten. Auf der anderen Seite sind einfach so viele starke Spieler dabei, da gibt es eigentlich nicht den einen Besten. Haben Sie sich nach Ihren Erfolgen entspannter gefühlt oder sich eher mehr unter Druck gesetzt?
ausgegangen, das MRT hat dann aber erst das ganze Ausmaß gezeigt: Auf den Bildern konnten wir sehen, dass ich vorne und auch hinten in der Schulter einen Riss hatte. Dazu kamen Zysten und viel beschä digtes Gewebe, das die Ärzte glücklicher weise entfernen konnten. Es hat zum Glück auch nicht so lange gedauert, wie die Ärzte zunächst vorausgesagt hatten, was wohl auf die harte Arbeit meines gesamten Teams und mir zurückzuführen ist. Welche Art von Übungen haben Sie gemacht, um die Schulter wieder aufzubauen? Alle – die Liste ist lang (lacht). Ich muss te die ersten sechs Wochen einen 90-Grad Gips tragen, das war sehr unangenehm. Danach ging es dann ans Training. Kurz nach der Operation hatte ich noch etwas Angst, weil ich meinen linken Arm fast gar nicht heben konnte, das besserte sich aber nach und nach. Beim Masters haben Sie mit einer 68er Auftaktrunde gezeigt, dass Sie noch immer mithalten können. Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis Sie wieder zu Ihrer alten Form zurückzufinden werden?
Es kommt nicht darauf an, ob du gut spielen kannst – jeder auf der Tour ist gut. Die Frage ist: Kannst du über vier Runden gut spielen? Und kannst du das in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder bestätigen? Das ist das, was Scottie Scheffler gerade so außergewöhnlich macht: Er bekommt es Woche für Woche hin, ganz oben mitzuspielen und eben auch zu gewinnen. Ich habe beim Masters immerhin eine gute Runde gespielt, an den anderen Tagen dann aber gemerkt, dass ich doch noch etwas eingerostet war. Während dieser Zeit habe ich oft gedacht, dass sich das Spiel leichter anfühlt. Ich habe vor meinem Masters-Sieg zwei gute und konstante Jahre gespielt – das waren vor allem die Jahre ohne Verletzun gen. Danach habe ich wahrscheinlich etwas zuviel gespielt und bin zuviel gereist. Dadurch zog ich mir verschiedene Verlet zungen zu, ich habe damals meinen Körper einfach zu sehr belastet. Ich nahm mir Sie haben mit dem Masters 2016 das wohl prestigeträchtigste Golfturnier der Welt gewonnen. Wie hat dieser Erfolg Ihre Perspektive auf den Golfsport verändert?
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