GOLF TIME 4/2024
TRAINING | STEFAN QUIRMBACH
BODENREAKTIONSKRAFT 1: DIE SEITLICHE BEWEGUNG (GLIDE)
MASTER CLASS STEFAN QUIRMBACH
Noch einmal zur Erinnerung: Als erste Bodenreaktionskraft haben wir eine seitliche Bewegung vom hinteren auf das vordere Bein, die „GLIDE“ genannt wird. Im höchsten Punkt der Aushol bewegung (linkes Foto) verschie ben Sie das Körpergewicht vom hinteren auf das vordere Bein. Bei Rechtshändern also vom rechten auf das linke Bein. Wichtig: Diese Verlagerung des Körpergewichts erfolgt OHNE (Ober-)Körperdrehung (rechtes Foto). Diese Bewegung muss zudem schon sehr früh im Abschwung erfolgen.
Videoanalyse der Bodenreaktionskräfte: Die lila Kurve zeigt die seitliche Kraft, die gelbe die Rotationskraft und die blaue den Sprung
BRK 1: GLIDE DRILL
dadurch ergänzen. Denn setzt man die BRK falsch ein – z. B. zu lange oder zu spät –, dann verpufft deren Wirkung. Auf dem Bildschirm (Foto oben) sehen Sie auf der linken Seite die Videoauf nahme eines meiner Drives und auf der rechten Seite drei farbige Kurven, die alle einen spitzen Ausschlag haben. Die lila Kurve zeigt dabei die seitliche Kraft, die gelbe die Rotationskraft und die blaue den Sprung. Die folgenden Seiten erklären die drei Kräfte ausführ lich. Zudem zeige ich zielgerichtete Übungen für jede einzelne BRK. Wie funktioniert das im echten Trai ning? Zu Beginn stelle ich mit einer Messung fest, welche der drei Kräfte am wenigstens ausgebildet ist, um sie dann gezielt zu trainieren. Dann folgen einige Schwungdrills, bei denen min destens zwei oder gar alle drei BRKs integriert sind. Nach und nach steigert man dann die Komplexität, um am Ende den Bewegungsablauf auch beim Schlagen von Bällen durchzuführen.
entsteht (Newton´sche Gesetze), kann der Schlägerkopf im Schwung deutlich an Geschwindigkeit zunehmen. DREI BODENREAKTIONSKRÄFTE Es gibt drei BRKs, die bei optimaler Aktivierung hintereinander „gekop pelt“ werden und eine Steigerung der Beschleunigung bewirken. Als erste BRK haben wir eine seitli che Bewegung vom hinteren auf das vordere Bein (Glide). Danach kommt die Rotationsbewegung des Körpers (Spin), eine Art „Twist“. Und dann folgt ein „Sprung“ (Launch) oder das aktive Abdrücken des Körpers vom Boden. Wenn Sie die Pros von heute beob achten, so sehen Sie immer häufiger, dass sie im Impact auf den Fußspitzen stehen (Foto oben). In meiner Golfschule habe ich hoch moderne Bodendruckmessplatten, mit deren Hilfe man die drei BRKs exakt messen kann. Dabei kann ich nicht nur die Höhe messen, sondern auch am Kurvenverlauf erkennen, ob sie im richtigen Moment einsetzen und sich
Ich spiele seit 57 Jahren Golf und habe den Sport von 1976 bis 1985 leistungsorientiert gespielt. Seit einigen Jahren schlagen die Pros und Spitzenamateure deutlich länger als wir es damals konnten. Es gab schon den ein oder anderen, der weiter schlug, aber die allermeisten konnten das nicht. Unsere Golflehrer hatten dafür auch keine Erklärungen parat und konnten uns daher auch nicht zu mehr Länge verhelfen. Das Equipment ist natürlich auch bes ser geworden, aber den wesentlichen Anteil an diesen enormen Weiten haben die Fitness der Spieler und der aktive und bewusste Einsatz der soge nannten Bodenreaktionskräfte (BRK). Bei jeder Wurfbewegung und auch bei einem Aufschlag beim Tennis werden diese Kräfte aktiviert, aber im Golf schwung spielten sie lange Zeit keine Rolle. Mit dem Begriff Bodenreaktions kräfte ist gemeint, dass der Spieler sich sehr bewusst gegen den Boden drückt und aus der Gegenkraft, die dadurch
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Nehmen Sie die normale Ansprechhaltung ein und setzen Sie Ihren vorderen Fuß nah an den hinteren ( 1 ). Während des Ausholens heben Sie den vorderen Fuß ( 2 ) und setzen ihn dann wieder zurück an die ursprüngliche Position ( 3 ). Dadurch sind Sie deutlich vor dem Treffpunkt mit dem gesamten Gewicht auf dem vorderen Bein und können dann den Twist beginnen ( 4 ).
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