GOLF TIME 5-2016
TRAINING | SPORTPHYSIO
EINFACH ZUM NACHDENKEN
KREUZ WORT RÄTSEL Bei vorgebeugtem Oberkörper im Durchschwung entstehen gefährlich hohe Belastungen für die Wirbelsäule. Das muss nicht sein. D a man von fast allen Spitzensportlern hört, dass sich ihre guten Leistungen leicht angefühlt haben, ist dieser Grundsatz wohl auch für den Golf- Schaftes zum Boden. Um diesen Unterschied klein zu halten, wird bei größeren Spielern oft der Leiwinkel verändert. Der Spieler muss dann im Handgelenk überstrecken und die Gefahr für einen Golfellbogen steigt. Als nächsten Schritt gibt es, so viel ich gelesen habe, eine Korrektur- tabelle, in der für große Golfer die Schaftlänge nach unten korrigiert wird. Das können wir uns, auf einen anderen Fall übertragen, folgender- maßen vorstellen. sport gültig. Was sind nun die Voraussetzun- gen, damit sich ein Golfschwung leicht anfühlt? Wir können an dieser Stelle rein mechanisch denken und uns überlegen, wann Bauteile stark belastet werden. Bei dieser Analyse fällt auf, dass besonders Biegemomente zu hohen Belastungen führen. Stellen wir uns als Bei- spiel eine Säule vor. Wird diese genau entlang ihrer Achse belastet, dann kann sie große Kräfte übertragen. Ist sie geknickt oder gebogen, dann Sie gehen in ein Schuhgeschäft und der Verkäufer misst bei Ihnen Schuhgröße 44. Anschließend wird Ihnen gesagt, dass große Personen die Zehen mehr krümmen müssen,
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und aufgrund der Korrekturtabelle bekommen Sie Schuhgröße 42. Wahrscheinlich werden Sie mit diesem Schuh nicht glücklich. Der Vorteil für das Schuhgeschäft, die Lagerhaltung für Schuhgrößen 39 bis 42 ist einfacher als die von 36 bis 47. Für mich als Physiker liegt die Vermutung nahe, dass ähnliche Überlegungen zu Berechnungs- methoden beim Fitten führen. Je länger der Schaft des Golf- schlägers ist, umso leichter muss
treten in der Säule hohe Spannun- gen auf, die frühzeitig zum Versagen führen. Bedenken wir nun, dass während des Golfschwunges der Schläger auf- grund der Zentrifugalkraft kräftig an den Armen zieht, dann ist eine stark vorgebeugte Haltung ungünstig. Somit ergibt sich, dass bei der Ver- wendung kurzer Schaftlängen und dadurch entstehender deutlichen Vorneigung des Oberkörpers erhöh- te Kräfte in der Wirbelsäule entste-
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Die unterschiedliche Rumpfkrümmung und Neigung ist bei diesen Spielern gut zu erkennen. Die Bewegung von Ian Woosnam (1) ist rücken- schonender als die von Dustin Johnson (2)
DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck
es ja schon, dass es wesentlich mehr Fairway- hölzer gibt als früher, da diese ja meistens auch längere Schäfte haben als die entsprechenden Eisen. Aber in mir keimt der Verdacht auf, dass das Geschäftsmodell, zusätzliche Hölzer zu verkaufen, der Lösung, Eisen mit längeren Schäften zu vertreiben, vorzuziehen ist. So habe ich als Physiker und Biomechaniker einfach nur einmal laut gedacht. Vieles blieb unberücksichtigt und ich bin mir sicher, dass diejenigen, die seit Jahren mit voller Über- zeugung und in hoher Qualität fitten, mir einige Gegenargumente bringen können. Für den Golfer bleibt jedoch der Belastungs- effekt für die Wirbelsäule. Je stärker ich im Schwung vorgeneigt bin, umso größer ist in den meisten Fällen die Belastung der Wirbel- säule. Um die Leichtigkeit im Golfschwung zu fühlen, ist das kontraproduktiv. GT
der Schlägerkopf werden. In kleinem Rahmen lassen sich diese Unterschiede gut verkraften, bei deutlich erhöhten Schaftlängen müssten jedoch leichtere Schlägerköpfe produziert wer- den. Falls dem so ist, wäre das für die Fertigung und für die Lagerhaltung von Nachteil. Ich möchte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es auch Gründe gibt, aus denen kürzere Schäfte tatsächlich von Vorteil sind. Vielleicht ist es leichter, den Ball gut zu treffen, oder es las- sen sich die Schlagweiten besser steuern. Aber wurde Ihnen schon einmal angeboten, tatsäch- lich einen Schläger mit 3,5 Inch Überlänge zu probieren? Einfach einmal zu spüren, wie sich der Golfschwung mit einer etwas aufrechteren Körperhaltung anfühlt. Ein riesen Fortschritt ist
hen. Daran ändert es auch nichts, wenn Ihr Schläger für Sie gefittet wurde. Somit wäre die erste Schlussfolgerung, dass man bei genügend stabilen Handgelenken eher längere Schäfte verwenden sollte. WARUM WIRD DIESE TATSACHE OFT NICHT BERÜCKSICHTIGT? Schaut man sich unterschiedlich große Per- sonen an, dann fällt auf, dass alle ähnlich lange Schläger verwenden. Es wird behauptet, dass größere Personen auch längere Arme haben und deshalb keine deutlich längeren Schläger brauchen. Stellen wir aber verschieden große Golfer mit denselben Gelenkswinkeln neben- einander, dann ergibt sich bei den Größeren eine deutlich erhöhte Distanz entlang des
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