GOLF TIME 5-2016
TIME OUT
E in weißer Fleck auf meiner Golf-Landkarte: Russland, das größte Land der Welt. 17 Mio. km 2 groß, von der polnischen Grenze bis in das hinterste Sibirien. Knapp 10.000 Golfer, organisiert in 21 Clubs. Russland ist in Sachen Golf ein klassisches „Niemands-Land“, nicht einmal vergleichbar mit Deutschland und Golf vor über hundert Jahren. Und dennoch wage ich zu behaupten: Die wenigen Golf-Resorts, die es um Moskau, Sankt Petersburg oder Ekatarinenburg gibt (schon einmal davon gehört?, liegt 2.000 Meilen östlich von Moskau am Ural und war einst der Sommersitz der Zarenfamilie), würden in Deutschland zu den besten Golfresorts zählen. Topgepflegte Fairways, internationales Design und Clubhäuser, wie es sie kaum auf deutschem Boden gibt. Während in Warschau der NATO-Gipfel tagt, ein Aufrüsten stattfindet wie nicht einmal in Zeiten des Kalten Krieges und Manöver Stärke demonstrieren sollen wie einst das klassische Säbelrasseln, spielt eine kleine Schicht Golf, elitär wie kaum jemand hierzulande. Beispiel gefällig? Mit dem Hubschrauber wird zum Turnier eingeflogen, nach der Runde zum Duschen heimgedüst, um dann drei Stunden später zur Siegerehrung (samt Ballett und Galadiner) wieder vor Ort zu sein. Sicherlich darf man nicht in die Naivität verfallen und durch den Zauber einiger Groß- mogule die Realität wie Krim-Annexion oder Ukraine-Krieg vergessen – wie denn auch. Aber eine Entwicklungshilfe in Form eines golferischen „Russland-Feldzuges“ könnte eine Menge dazu beitragen, Vorurteile, gedankliche Barrieren sowie den Wirtschaftsboykott abzubauen. RUSSLAND-FELDZUG ANDERS
Ich bin mir sicher, 99,9 Prozent haben noch nie in Russ- land Golf gespielt, überhaupt nur daran gedacht, Golf mit Russland zu verbinden. Wiestaw „Waldi“ Kramski, Deutsch- lands Putting-Guru, ist z. B. dabei, dem russischen Golf- verband durch eine Bundesliga à la Deutschland (Kramski Deutsche Golf Liga) golferisch unter die Arme zu greifen. Golf als grenzüberschreitende Entwicklungshilfe zu einem normaleren Miteinander? Warum nicht! Es müssten halt vielleicht nur mehr Politiker offiziell Golf spielen. Und sicherlich müssten Merkel, Hollande und Co. auch stand- festere Wodka-Trinker werden.
Der private Pestovo Golfclub am Stadt- rand Moskaus: Russlands Nr. 1 Resort
OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de
Die nächste erscheint am 8. September 2016
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GOLF TIME | 5-2016
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