GOLF TIME 5/2019

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Wiesberger und Performance Coach Stuart Morgan

Neuer Mann an der Tasche: Jamie Lane

provozieren und unangenehm sein sollen. So wie Golf auf dem Platz eben ist. „Schmutzig“ nennt Wiesberger die Art des Trainings außerhalb der Komfortzone. Neben Morgan gab es einen zweiten Neuzugang im Team: Jamie Lane, zuvor unter anderem bei Robert Rock und Matt Fitzpatrick aktiv, übernahm die Caddie-Rolle. Anfang Dezember dann das Comeback im paradiesischen Mauritius: Am Tee stand ein Spieler, der fitter wirkte als zuvor, der die lange Pause dazu nutzte, um etwas athleti- scher zu werden. „Ich denke, dass ich in einer körperlichen Verfassung bin, mit der ich mein bestes Golf spielen kann“, erklärt er. Das Ergebnis: weniger paradiesisch, Cut haus- hoch verpasst. Nicht der einzige in den folgen- den Monaten. Es dauerte bis zum April, ehe das Schwunggefühl zurückkam, bis sich der Rost im Spiel auflöste. Eine quälende Periode

von Ungewissheit, ob die alte Form jemals wieder kommt. Eine Phase, in der mentale Stärke und Geduld gefragt waren, um wieder nach oben zu kommen. „Ich wusste, welchen Weg ich gehen muss und hatte immer volles Vertrauen in mein Umfeld, aber sicher macht man sich Gedan- ken und weiß nicht, ob und wann die Fakto- ren wieder so ineinander greifen, dass der Erfolg kommt“, gesteht er. Der Erfolg kam – und wie. Wiesberger meis- terte diese schwierige Phase. In fast surrealen Monaten eilte er von Erfolg zu Erfolg. Sieg bei der Made in Denmark, Zweiter in Irland und der lukrative Titel bei der Scottish Open – in weniger als drei Monaten sammelte er mehr als zwei Millionen Euro Preisgeld ein, kehrte zurück unter die Top 50 der Welt und erspielte sich die Spielberechtigungen für Majors und WGC-Turniere.

Das „Projekt Comeback“ begann für den Bur- genländer sofort nach Abnahme des Gipses. Schritt für Schritt das Handgelenk an die Belastungen gewöhnen, langsam den Körper wieder an die Herausforderungen des Profi- golfs heranführen. Die Beständigkeit, die ihn in die Weltspitze katapultiert hatte, war nun auf andere Art und Weise wichtig. Nichts überstürzen, ein Schritt nach dem anderen. Auf den sozialen Kanälen ließ der Öster- reicher seine Fans teilhaben am Verlauf der Reha. Es vergingen Wochen von den ersten Putts, Halbschwüngen, bis zu vollen Drives und dem ersten Trainingslager in Dubai. Bei der Trainings-Steuerung unterstützte ihn mit Stuart Morgan ein neuer Mann aus der David Leadbetter Academy. Performance Coach nennt ihn Wiesberger, eine Ergänzung im Team um Schwungtrainer Phil de Busschere. Das Duo erarbeitete Pläne, um die Qualität des Trainings zu erhöhen und gleichzeitig das Handgelenk nicht zu viel zu belasten. „Ich schlage definitiv weniger Bälle“, er- klärt Wiesberger im Gespräch bei der Open Championship in Royal Portrush. Es gehe darum, den optimalen Weg zu finden, um Defizite und Stärken auszumachen und im Training freizulegen. „Sehr individuell“, nennt er die Aufgaben. Abrupte Wechsel zwischen den Inhalten, Übungsformen, die

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