GOLF TIME 5/2022

EDITORIAL

NICHTS GILT MEHR Die Golf-Welt droht aus dem Ruder zu laufen, weil ein paar Golf-Millionäre wegen sagenhafter Finanzspritzen alles über Bord werfen.

as sich derzeit auf der Weltbühne des Profigolfsports abspielt, spottet jeder Beschreibung: Da sagt ein übersensibilisierter Martin Kaymer seine Teilnahme bei der BMW PGA Championship ab, weil er nach einem Memo von DP-World-Tour-Boss Keith Pelley der Meinung ist, „nicht willkommen zu sein“; da haut ein Sergio Garcia rücksichtslos nach der ersten Runde aus Wentworth ab, um einem Footballspiel in Texas beizuwohnen und postet dies auch noch mit einem fetten Grinsen; da liefern sich Billy Horschel und Ian Poulter auf dem Puttinggrün in Wentworth ein emotionales Streitgespräch – natürlich über das inzwischen im Golfsport allgegenwärtige Thema LIV Golf. Ursprünglich elf, inzwischen nurmehr sieben LIV-Golfer, darunter Phil Mickel son, Bryson DeChambeau und Ian Poulter, verklagen die PGA Tour wegen möglicherweise wettbewerbswidrigen Verhaltens im Umgang mit ihremWechsel zu LIV Golf. Rückenwind bekommen sie von der U.S.-Justiz, die ebenfalls da- hingehend gegen die PGA Tour ermittelt. Und auch die DP World Tour hat ein Verfahren anhängig, das im Februar 2023 seinen Auftakt nehmen wird. Hier geht es darum, dass einige DP-World-Tour-Spieler gegen die LIV-Sanktionen der Tour aufbegehren und weiterhin bei deren Turnieren teilnehmen möchten – und dies bis dahin auch tun, siehe Wentworth. Acht Turniere stehen dieses Jahr im Kalender von LIV Golf, darunter als Austragungsorte auch zwei Plätze von Donald Trump. Angeführt von CEO Greg Norman, plant LIV Golf für die kommende Saison schon 25 Turniere mit einem Gesamtpreisgeld von 405 Mio. Dollar. Henrik Stenson wurde als Ryder-Cup-Captain abberufen, weil er zu LIV Golf wechselte, insgesamt spielen nun acht Masters- Sieger bei der von Saudi-Arabien finanzierten Tour, bis dato schmerzhaftester Zu lauf ist wohl der des „Champion Golfers of the Year“, Cameron Smith. Erst recht schwierig wird das Thema, wenn man in Betracht zieht, welche Sum men den LIV-Golfern für ihre Wechsel angeboten worden sein sollen. Hier kursieren Beträge zwischen schlappen sechs Mio. Dollar für einen asiatischen Amateur bis hin zu 200 Mio. für einen Phil Mickelson. Joaquin Niemann, 23, soll immerhin 100 Mio. erhalten haben. Und das für im Grunde weniger Arbeit und vor allem weniger Stress. „Optimized Work-Life-Balance“ lautet hier durch die Bank das schlagende Argument der Spieler. Ach so, na ja, dann – sind ja auch nur Menschen ... W

Abraham Ancer, LIV-Golf-Spieler, rechtfertigt seinen Wechsel für die Saudi-Millionen so: „Ich werde einen Großteil des Geldes in meine Stiftung für die Ausbildung jugendlicher Golfer stecken.“

In diesem Sinne,

OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

GOLF TIME | 5-2022

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