GOLF TIME 5/2023

TEE OFF | INTERVIEW

Wir nehmen dich mit auf eine Faschingsparty. Als was verkleidest du dich? Ich denke an ein Kostüm, das mich komplett anonym werden lässt, also sage ich einfach mal Ironman. Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Die Zeit zu kontrollieren bzw. durch die Zeit reisen zu können, mal schneller drehen, mal langsamer, das wäre es für mich. Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Das ist einfach – Fleisch, Fleisch, Fleisch, unbedingt Fleisch. Hund oder Katze? Ich habe zwar kein Problem mit Katzen, aber für mich sind es Hunde – wir haben selbst zwei, Wilson und Setanta ... Nie mehr Golf oder nie wieder Sex? Puh ... ich wäre wirklich arm dran, wenn ich nie mehr Golf spielen dürfte. Auf der anderen Seite bekomme ich Riesenärger mit meiner Frau, wenn ich so antworte. Also egal, wie ich darauf antworte, ich wäre so oder so arm dran ... Ein Tipp für unsere Leser: Woran sollten sie am meisten arbeiten? Als Anfänger sollten Sie sich zunächst auf die Basics konzentrieren, also einen sauberen Schwung. Wenn Sie besser werden, legen Sie den Fokus mehr auf das kurze Spiel und als Pro dreht sich schließ lich alles um den mentalen Part des Spiels, ich denke, diese drei Stufen sind es, je nach Level. GT

andere Sache und extrem befriedigend von Beginn an – da habe ich von Anfang an gut gespielt, war am Sonntag im Schlussflight und habe dann auf dem vorletzten Loch einen der besten Schläge meiner Karriere gespielt, mit einem 5er-Holz aus 287 Yards gegen den Wind 60 Zentimeter an die Fahne – da war einfach alles so, wie man es sich erträumen würde. Dann, bei der PGA Championship 2008 war es wieder anders. Da war ich einfach zur rechten Zeit am rechten Ort und habe mir den Titel einfach geschnappt. Ich habe gut gespielt, aber es sah nicht unbedingt nach meiner Woche aus. Erst gegen Ende lief alles in meine Richtung, ich schlug wieder tolle Schläge, lochte Putts und war plötzlich der Sieger. Daher habe ich drei unvergessliche Siege mit jeweils unter schiedlichen Emotionen verknüpft: Span nend und emotional aufwühlend, dann sehr befriedigend und zuletzt unerwartet, was mir natürlich umso mehr Freude bereitete ... Man würde meinen, es wäre dieser bereits erwähnte zweite Schlag am vor letzten Loch in Birkdale. Aber der Schlag, auf den ich am meisten stolz bin, war der lange Chip oder Pitch auf dem 72. Loch in Carnoustie. Ich hatte zuvor einen fürchterlichen Abschlag geschlagen, einen schlechten zweiten Schlag und ich war konsterniert, dachte, ich hätte die Open verloren. Auf dem Weg zum Ball hat mich dann mein Caddie wieder aufgerichtet, man kann es nur so sagen. Ich fühlte mich so furchtbar, wie ich mich noch nie zuvor gefühlt hatte, das kannte ich gar nicht von mir. Ich dachte, ich hätte alle im Stich gelassen. Aber ich riss mich zusammen und spielte dann den wohl besten Schlag meiner Karriere, vor allem unter den gegebenen Umständen. Er flog ziemlich flach und mit viel Spin, sodass er rund sechs Fuß hinter dem Loch zum Liegen kam. Das war definitiv der beste Schlag meiner Karriere, weil er mich aus den tiefsten Tiefen wieder zurück ans Licht brachte. Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, auf den du besonders stolz bist? Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, den du gerne noch einmal spielen würdest? Oh, mein Gott, ja, da gibt es so viele. Ich habe 2002 das Stechen bei der Open in Muirfield um einen Schlag verpasst, da schlug ich meinen Drive in einen Bunker – den würde ich vielleicht gerne noch einmal spielen.

höchstem Niveau zu spielen. Das bringt sehr viele angenehme Dinge mit sich, ich würde es eine andauernde 5-Sterne Behandlung nennen. Aber ich liebe einfach den Sport und den Wettkampf und alles, was damit einhergeht. Was gefällt dir daran am wenigsten? Nicht unbedingt das Reisen, ich reise gerne. Aber das viele Wegsein von der Familie, wobei ich damit eher die erwei terte Familie meine, die nicht unbedingt immer mit mir reisen kann. Was wärst du geworden, wenn nicht Golfpro? Nun, ich habe Buchhalter gelernt und habe alle Examen bestanden, das war zwischen meinem 18. und 23. Lebensjahr. Aber dennoch hätte ich nicht als Buchhalter arbeiten wollen, obwohl ich alles erfolg reich abschloss. Ich denke, ich wäre wohl Manager oder Agent geworden. Zumindest war das etwas, das mich damals sehr interessiert hat. Und wenn ich damals die Möglichkeit gehabt hätte, in diesem Be reich zu arbeiten, dann wäre ich vielleicht gar nicht Golfprofi geworden, sondern hätte mich wohl eher darauf konzentriert. Wer ist dein „best Buddy“ auf der Tour? Puh, ich spiele gerade auf so vielen Touren, aber es gibt ja immer kleine Grup pierungen und so auch bei den Iren auf der Tour. Das liegt wohl daran, dass man sich am besten über zu Hause austauschen kann, was dort gerade passiert etc. Daher ist das konkret Shane (Lowry, Anm. d. Red.) und abgesehen davon mein Caddie (Ronan Flood, Anm. der Red.), der schon mein Freund war, bevor er mein Caddie wurde.

GO ASK

PADRAIG

Dein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Du darfst den Putt nicht ausführen – wen wählst du für diese Aufgabe? Da würde ich normalerweise ganz klar mich selbst wählen, ich möchte gerne die Kontrolle innehaben. Da das nicht geht, wähle ich Tiger, denn er ist der beste Putter unter Druck, den ich je gesehen habe. Al ternativ Luke Donald oder Jordan Spieth ... Der dreifache Majorsieger und angehende World Golf Hall of Famer Padraig Harrington über den besten Golfschlag seiner Karriere, seinen „best Buddy“ auf der Tour und wa rum jeder seiner Majorsiege anders befriedigend war ... Von Oskar Brunnthaler

Dein emotionalster Moment auf dem Golfplatz? Interessante Frage, ich glaube, das bin ich ich noch nie gefragt worden. Mit Si cherheit meine erste Open Championship in Carnoustie 2007. Meine gesamte Familie war damals mit dabei, aber ich patzte am Schlussloch und musste ins Stechen. Der Moment dann, als ich den Putt zum Sieg lochte, da dauerte es erst eine Sekunde, bis ich realisierte, dass es das gewesen ist. Dass ich nichts mehr weiter tun musste – erst einige Sekunden später hatte ich verstanden, dass es vorbei ist, ich gewon nen hatte. Abgesehen davon ein Turnier als Junior, da war ich gerade 18 und habe einen sicher geglaubten Sieg verpasst. Da habe ich danach im Auto geheult – das war das einzige Mal, das ich wegen Golf geweint habe. Aber da war ich, wie gesagt, 18 und noch jung ... In einem klassischen Vierer gegen Jack Nick laus und Ben Hogan in ihren besten Zeiten, wen wählst du als deinen Partner? Das wäre erneut Tiger in seinen besten Zeiten.

Deine Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Das sind Jack Nicklaus und Tiger als meine Top 2. Puh, erneut eine gute Frage, wen wähle ich als Nummer 3? Da würde ich wohl Ben Hogan nehmen, gemessen an dem, was er erreicht hat und wie er es erreicht hat. Dein Lieblingsschläger im Bag? Puh, schwierig ... der Schläger, den ich am längsten in meinem Bag habe, nämlich gut zehn Jahre, ist ein 4er-Driving-Eisen. Das ist eine lange Zeit für einen Golf schläger. Abgesehen davon habe ich ein 64-Grad-Wilson-Lob-Wedge, mit dem ich wirklich viele Zauberschläge fabriziert habe. Ich denke, das ist er ... Welcher Sieg bedeutet dir am meisten? Das ist ganz schwierig zu beantworten, ich würde hier meine drei Majors nen nen. Aber sie waren alle vom Gefühl her unterschiedlich: Bei der Open in Carnoustie war es extrem spannend, weil ich ins Ste chen musste. Ein Jahr später bei der Open in Royal Birkdale war das eine komplett

Was ist deine größte Stärke auf dem Platz? Ich bin Optimist und schaue immer nach vorne, selbst wenn es mal nicht so gut läuft – oder gerade dann erst recht ... Eben auch daran, jeden Tag die aufkom menden Hürden positiv zu meistern. Wenn etwas heute gut läuft, kann es morgen schon nicht mehr so gut funktionieren. Golf ist dahingehend ein per manenter Kampf, vor allem auf mentaler Ebene Woran arbeitest du am meisten?

Was ist das Schönste am Leben als Tour Pro? Ich liebe Golf und bin in der Lage, es auf

Fun Talk: Oskar Brunnthaler mit Padraig Harrington beim Mercedes-Benz Patrons Day in Royal Liverpool

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