GOLF TIME 5/2023

COVER | FREDDY SCHOTT

Mein Mentalcoach ist Holger Fischer, der schon letztes Jahr eine Riesenrolle für mich spielte. Gerade auf der Challenge Tour, wo du viel mehr noch auf dich alleine gestellt bist. Ich würde heute nicht in eine Turnier runde gehen, ohne mit ihm vorher gespro chen zu haben. Nicht zu vergessen mein Caddie Steve Brotherhood, der schon mit Paul Broadhurst und Steve Webster zusam mengearbeitet hat und auf viel Erfahrung und auch Turniersiege zurückblicken kann. Ich schätze sehr an ihm, dass ich mich auf ihn voll verlassen kann. Und natürlich ge hören auch meine Eltern zum Team,

ist das schon etwas ganz Besonderes. Bei der BMW International Open war es ei gentlich nur schade. Ich habe nicht schlecht gespielt, zumindest hatte sich mein Spiel nicht schlecht angefühlt, aber ich hatte von Beginn des Turniers an zu viele Chancen liegen gelassen. Am Freitag war dann der Putter einfach eiskalt und ich bekam ein fach nie das Momentum auf meine Seite. Die ist noch etwas durchwachsen. Ich habe immer wieder gute Runden dabei, die mir zeigen, dass ich auf einem guten Weg bin, ich habe aber noch nicht das erreicht, was ich mir gewünscht habe. Aber unab hängig von den Ergebnissen genieße ich mein erstes Jahr auf der DP World Tour in vollen Zügen, das Reisen und die vielen Er fahrungen, die ich sammele. Ich war vorher auch schon viel unterwegs, aber auf einem ganz anderen Niveau. Das ist hier schon alles ganz toll. Anstrengungen? Oder wie erklärst du dir das? Nein, ich habe überhaupt kein Problem mit dem Reisen, ich fliege sehr gerne, auch über weite Strecken. Auch die unterschied lichen klimatischen Verhältnisse machen mir nichts aus – ich mag Hitze, und Kälte stört mich auch nicht. Nein, da bin ich eigentlich ziemlich entspannt. Ich denke, ich bin gerade noch in der Selbstfindungs phase, ich spiele jetzt mit den großen Namen und natürlich stelle ich mir da hin und wieder die Frage, ob ich schon so weit bin, da mitzuhalten. Letztlich zeigen mir aber meine guten Ergebnisse, dass ich durchaus das Zeug dazu habe. Du hast eine sehr enge Beziehung zu Marcel Siem. Unterstützt er dich bei den Turnieren und wie verhält sich das mit den anderen deutschen Spielern? Ja, definitiv, aber natürlich mit dem einen mehr als mit dem anderen. Und ja, zu Marcel habe ich eine sehr enge Beziehung, wir mieten uns zusammen Häuser wäh rend der Turniere oder gehen gemeinsam abends zum Essen. Wir vestehen uns nicht nur auf golferischer Ebene sehr gut, son dern eben auch auf einer freundschaftli chen, wenn nicht sogar brüderlichen. Marcel konnte mir damals schon als Amateur und Jungprofi viel mitgeben, aber gerade jetzt, da ich mittendrin bin im DP World-Tour-Leben, erst recht. Das fängt schon bei kleinen Dingen an, wie mit Tipps zu Reisethemen, die schätze ich ungemein und bin ihm sehr dankbar dafür, weil er das ja eigentlich nicht tun müsste. Wie zufrieden bist du insgesamt gesehen mit deiner bisherigen Saison? Hat das etwas mit den größeren Distanzen zu den Turnieren zu tun, den höheren

Was ist deine Erklärung dafür, warum es bei Marcel die vergangenen Monate so gut läuft? Ich denke, dass ihm seine neue Heimat Mauritius sehr guttut. Er kann da seinen Wunsch, Golf richtig zu leben, voll ver wirklichen. Auch seine Familie ist dort sehr glücklich und ich denke, da kommen dahingehend viele Faktoren zusammen. Er ist jetzt wesentlich entspannter, aber gleich zeitig auch disziplinierter. Ich denke, er holt jetzt das nach, was er schon immer tun wollte. Und das scheint ihm wirklich gut zu tun. Für mich als guter Freund ist das un heimlich toll zu beobachten, ich freue mich wirklich sehr für ihn.

„ DANN WÜRDE ICH ETWAS FALSCH MACHEN ...“

Zurück zu dir: Wie sieht deine weitere Saisonplanung aus? Vergangenes Jahr war ja meine erste volle Saison als Profi und da habe ich für mich wirklich gemerkt, dass ich sehr gerne viel spiele. Daher bin ich keiner, der den Rhythmus fährt á la „zwei Wochen spie len, zwei Wochen Pause“ etc. Ich bin gerne unterwegs, ich spiele gerne viel und habe auch gemerkt, wie ich mich von Wo che zu Woche weiterentwickle. Dementsprechend sieht auch meine Saisonplanung aus. Ich fliege jetzt nach Amerika und danach ist erst einmal ein klei nes Sommerloch, ich werde aber so viele Turniere spielen wie nur möglich. Ich habe richtig Lust zu zeigen, was ich kann, denn ich habe bewiesen, dass ich es kann, und möchte mehr davon. Gib uns einen Einblick in dein Team. Wie stellt sich das zusammen? Mein Manager Dirk Schim mel und im Team Alexander Roggenkamp von Ethos unter stützen mich in allen adminis trativen Angelegenheiten, in der Planung etc. Aber sie haben auch immer ein offenes Ohr für alle möglichen Belan ge und machen einen Mega Job. Mein Trainer ist Lars Thiele aus dem Düsseldorfer Golfclub, mit dem ich jetzt schon fast neun Jahre zusam menarbeite und der mich und meine Strukturen gut kennt. Dann betreut mich Norbert Freier als Physiotherapeut, der mich auch bei den Turnieren in Europa fast immer begleitet.

F

rederik „Freddy“ Schott verkörpert einen der aktuell jüngsten Ver treter der deutschen Professionals auf den in

Freddy, zunächst Gratulation zum geteilten zehnten Platz bei der Made in HimmerLand und auch bei der Porsche European Open hattest du eigentlich stark abgeschnitten. Schade, dass es bei der BMW International Open nicht geklappt hat. Wie siehst du deinen bisherigen Saisonverlauf? Ja, danke, und natürlich war ich über meinen geteilten zehnten Platz in Däne mark sehr happy, und das war für mich persönlich sehr wichtig. Der Platz liegt mir, und in dieser Woche hat einfach alles gut funktioniert, vor allem während der zweiten Runde. Bei der Porsche European Open wäre definitiv mehr zu holen gewesen, da habe ich an zwei Löchern sechs Schläge verloren, was natürlich sehr ärgerlich war. Daher sehe ich das Ergebnis mit etwas gemisch ten Gefühlen, aber letztlich bin ich natür lich auch mit dem 14. Platz sehr zufrieden. Am Sonntag war dort erneut eine wirklich tolle Stimmung und es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Green Eagle ist für mich ja auch so etwas wie mein zweites Zuhause, nicht nur, weil ich Ambassador für die Anlage bin. Es war alles in allem eine sehr emotionale Woche – wenn du am Abschlag vom Starter mit den Worten „Welcome home, Freddy Schott“, begrüßt wirst, dann

Freddy Schott zählt zu den jungen Wilden der deutschen Pro-Equipe auf der DP World Tour. Im GOLF TIME-Exklusiv- Talk erzählt der 22-Jährige über sein Leben auf der Tour, seine Ziele und welche Rolle dabei unter anderem Marcel Siem zukommt ...

ternationalen Touren. Mit seinen 22 Jah ren hat er gerade mal sein zweites Jahr seit seinem Wechsel ins Profilager, im Januar 2021, hinter sich. Seitdem konn te der Düsseldorfer nicht nur jede Menge Erfahrung sammeln, sondern auch im Au gust 2022 sensationell seinen ersten Sieg auf der Challenge Tour bei der Frederiks havn Challenge in Dänemark einfahren. Seit dieser Saison hat Frederik nun einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere er reicht und spielt aktuell in Europas höchs ter Liga, der DP World Tour, wo er immer hin schon ein Top 10 Ergebnis – ebenfalls in Dänemark – erzielen konnte. Bei der Porsche European Open in Green Eagle bei Hamburg wurde er eher unglücklich geteilter 14., „da war mehr drin“, wie er selbst sagt. Wir haben den aufstrebenden Jungpro im Interview zu seinem bisherigen Werde gang, über sein Team, aber natürlich auch über seine Ziele und wie es sich anfühlt, auf der DP World Tour zu spielen, befragt.

Von Marcus Brunnthaler (Fotos: ECCO by Mike Meyer)

28 GOLF TIME | 5-2023

GOLF TIME | 5-2023

29

www.golftime.de

www.golftime.de

Made with FlippingBook Digital Publishing Software