GOLF TIME 6/2018 als E-Paper
TRAINING | SPORTPHYSIO
Dr. Christian haiD Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck
gen und wirkt somit belastungsmindernd. Somit sollten wir im Schwung das Gefühl einer gewissen „Leichtfüßigkeit“ verspüren. Ich weiß, dass ich jetzt häufiger Lehrmeinung widerspreche, ich achte jedoch auf Ihre Gesundheit. Außerdem sehen wir viele Top- spieler, die im Durchschwung sehr früh die Ferse des hinteren Fußes heben, und das geht nur, wenn wir Bewegung und Gewichts- verlagerung zulassen. Sehen wir vom typischen Golfschwung mit „Kopf ruhig“ ab, dann ist die Rotation des ganzen Körpers eine der wichtigsten Bewe- gungen. Wir bringen somit ein Drehmoment gegenüber dem Boden auf. Dazu leiten wir tangentiale Kräfte in den Boden ein und benötigen Reibung zwischen Schuh und Untergrund. Es spielen somit zwei Ober- flächen eine Rolle, die des Bodens und die der Schuhsohle. Regennasse Fairways sind wesent- lich rutschiger, und wir benötigen griffiges Schuhwerk. Bei trockenen Verhältnissen genügen häufig Sneakers. Für mittlere Schlagweiten von ca. 130 m mit dem 7er-Eisen benötigt man sehr wenig Rei- bung. Mit günstigen Drehachsen und guter Masseverteilung erreichen wir leicht die not- wendigen Rotationsgeschwindigkeiten. Die Krafteinleitung in den Boden erfolgt gleich- mäßig ohne extreme Kraftspitzen. Möchten wir hohe Schlagweiten erzielen, muss die Drehbewegung forciert werden und wir leiten hohe tangentiale Kräfte in den Boden ein. Wir benötigen erhöhte Reibung. Da viele von uns ohnedies viel zu ruckartig und kraftvoll schwingen, wäre es eine gute Übung, mit Schuhen zu spielen, die einen geringeren Reibungsfaktor aufweisen. Das erzwingt einen ruhigeren Bewegungsablauf. Der Krafteinsatz erfolgt dann weniger plötz- lich und wir haben Reserven, um unsere Drehbewegung zu beschleunigen. Ein schö- nes Beispiel dafür ist der Schwung von Ernie Els. Dieser wirkt so ruhig, weil der Schwung- beginn so langsam erfolgt. Wie man sieht, kann man mit entsprechender Technik und günstiger Bewegungsbeschleunigung sehr weit schlagen. Gt
Big Easy Ernie Els:
Ein schönes Beispiel für einen runden und ruhigen Schwung
Geerdet sein bodenhaftung Wie Sie sich einen langsamen, ruhigen und harmonischen Schwung à la Ernie Els erarbeiten können. G olf wird zwar als schwierige Sportart eingestuft, aber sie verlangt von uns, unter athletischen Gesichtspunkten gesehen, nichts Außergewöhnliches. und mit großer Wahrscheinlichkeit sind Golflehrer, die das lehren, genau deshalb an einer Profikarriere gescheitert. Diese Bewe- gung kann man auch mit viel Übung nicht immer genau genug durchführen.
Es ist hohe koordinative Fähigkeit gefragt, und die zeitliche Abstimmung der Bewegun- gen muss stimmen. Vergleiche mit dem Stab- hochsprung sollte man sich tunlichst sparen, denn dann müssten wir die gleichen Fähig- keiten im Handstand üben. Die notwendige Genauigkeit bezüglich der zeitlichen Bewegungsabstimmung hängt von der Schwungtechnik ab. Mit der Anweisung des „aktiven Release“ werden wir natürlich immer zwischen Slice und Hook wechseln,
Da wir beim Golfschwung auf den Füßen stehen, ist die Verbindung zum Boden sicher- lich ein Teil, der zur Bewegungsgenauigkeit beiträgt. Es befindet sich zwischen uns und dem Untergrund der Schuh, denn barfuß spielen ist nicht unbedingt ein Vorteil. Golf- schuhe sind durchwegs sehr ausgereift. Beim Golfschwung führt jede Bewegung, die wir zwischen den Füßen und dem Boden machen, zur Verminderung körperinterner Bewegun-
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GOLF TIME | 6-2018
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