GOLF TIME 6/2023
COVER | RYDER CUP
ins Team berufen. Straka, der in diesem Jahr die John Deere Classic auf der PGA Tour gewann und bei der Open Champi onship den geteilten zweiten Platz belegt hatte, wird nach Bernd Wiesberger der zweite Österreicher in Folge bei einem Ryder Cup sein. Højgaard, der eine konstant starke Saison zeigte, erhielt eben so wie Shootingstar Åberg, der erst vor zwei Monaten ins Profilager wechselte und mit dem Sieg beim letzten Qualifikations turnier in Crans-Montana einmal mehr aufzeigte, dass er einer der großen Stars der Zukunft sein wird, den Vorzug vor dem Polen Adrian Meronk, dem viele eine Teil nahme gewünscht und zugetraut hätten. Knapp an der direkten Qualifikation gescheitert war auch der Deutsche Yannik Paul, der als Vierter der European Points List hauchdünn den Kürzeren zog. Nichts destotrotz darf sich der 29-jährige gebür tige Frankfurter über eine grundsolide Saison freuen und die Erkenntnis, dass nicht viel für eine Teilnahme am Ryder Cup gefehlt hat. AMERIKAS „BOYS CLUB“ Bei den Amerikanern, die vom zweifa chen Major-Champion Zach Johnson als Kapitän in die Arena geführt werden, dominieren das Ziel und der Wunsch, endlich wieder nach 1993 im The Belfry einen Auswärtssieg zu landen. Die aktuelle Besetzung strotzt vor Selbstvertrauen und hat in den letzten Jahren ein regelrechtes Sieger-Gen entwickelt. Doch auch im Team USA findet sich so mancher Rookie: U.S.-Open-Champion Wyndham Clark schaffte genauso wie der „Champion Golfer of the Year“, Brian Harman, sowie Shootingstar Max Homa die direkte Qualifikation. Alle drei sind damit erstmals bei einem Ryder Cup am Start. Gemeinsam mit dem Weltrang listenersten, Scottie Scheffler, und dem beinahe unschlagbaren Duo Patrick Cantlay und Xander Schauffele, runde ten sie die Top 6 der Qualifikationsphase ab. Bei den sechs restlichen Wild Cards vertraute Johnson auf arrivierte Spieler, die besser zur Chemie des Teams zu passen scheinen als Spieler in Form wie etwa Lucas Glover oder Keegan Bradley, die einmal mehr zu Hause bleiben müssen. Vor allem Bradley, der für seine Leiden schaft für den Ryder Cup bekannt ist, war stinksauer, dass nicht er, aber der in die sem Jahr wahrlich grottenschlechte Justin Thomas eine Wild Card bekam, was auch von vielen Experten heftig kritisiert wor den war. Man müsse eben Teil des „Boys Clubs“ sein, dann sei es völlig egal, wie man
Vor zwei Jahren lieferte Team USA in Whistling Straits mit dem Rekordsieg von 19:9 eine Macht demonstration ab. Können die U.S.-Boys das neue Sieger-Gen auch über den Atlantik retten?
besten Spieler der Welt zu Hause zu lassen, das traute sich dann selbst Zach Johnson nicht. Für Spannung ist also gesorgt und es dürfte Ende September aller Voraussicht nach auf eine extrem knappe Entscheidung hinauslaufen. Ob letztlich die Euro-Fighter einen erneuten Heimsieg bejubeln werden dürfen oder die U.S.-Boys endlich den lang ersehnten Auswärts-Triumph landen kön nen, werden die römischen Kriegsgötter Mars, Bellona und Quirinus entscheiden. Möge die Schlacht um Rom beginnen!
spiele. „Einen JT lässt man nicht zu Hau se“, entgegnete Johnson. Gerüchten zufolge habe aber Thomas‘ „großer Bruder“ Tiger Woods beim U.S-Kapitän interveniert, um sicherzustellen, dass JT mit von der Partie sein würde. Weitere Wild Cards gingen we nig überraschend an Jordan Spieth, Rickie Fowler, Collin Morikawa, Sam Burns und Brooks Koepka. Letzterer, seines Zeichens Sieger der PGA Championship und Zweiter beim Masters, ist damit der einzige LIV Spieler, der beim diesjährigen Ryder Cup mit dabei ist. Aber einen der zweifelsohne
Arena frei zum Ryder-Cup-Showdown in Rom: Luke Donald will versuchen, die makellose europäische Heimbilanz auch auf italienischem Boden fortzusetzen. Zach Johnson wiederum strebt als Titelverteidiger nach einem – aus Sicht der USA lange überfälligen – Auswärts-Triumph
VETERANEN UND ROOKIES Luke Donald darf sich über drei der aktu ell besten Spieler der Welt im Team freu en, allen voran Rory McIlroy. Wenn die Europäer einen Sieg gegen die hochkarätig besetzte amerikanische Mannschaft ein fahren wollen, brauchen sie den Nordiren aber in Bestform. Er muss wieder zu je ner Killermaschine mutieren wie bei den Ryder Cups der Jahre 2012, 2014 oder 2016. Definitiv aber nicht zu der „Ein-Punkt McIlroy-Version“ aus 2021 – den Trä nen nahe, weil er das Gefühl hatte, seine Teamkollegen im Stich gelassen zu haben. Rory wird der emotionale Herzschlag von Donalds Kader sein, eine Rolle, die dem 34-Jährigen gut zu Gesicht steht. Als zweiter Führungsspieler hat sich der Spanier Jon Rahm etabliert. „Rahmbo“ legte zu Beginn des Jahres eine fast schon unheimliche Serie von drei Siegen bei fünf Turnierstarts hin, bevor er seinem Le benslauf mit dem Gewinn des Masters in Augusta die Krone aufsetzte. Die dritte Säule im Team Europe ist die im Moment zweifelsohne heißeste Aktie auf der Tour: Viktor Hovland. Der Nor weger war gerade erst in die Golfszene eingestiegen, als er vor zwei Jahren sein Ryder-Cup-Debüt in Whistling Straits gab. Aufgrund der mangelnden Qualität der Europäer musste Hovland jede Session spielen und zahlte dabei noch Lehrgeld.
Mit zwei Jahren mehr Erfahrung auf dem Buckel und auf einem europäischen Platz sollte Hovland dieses Mal aber zu größeren Taten fähig sein: Er spielte 2023 bei allen Majors vorne mit und krönte seine Saison mit Siegen bei den letzten beiden Turnieren der FedEx-Cup-Playoffs. Er gilt somit als wohl schärfste Waffe im Team Europe. Doch auch der Rest der Equipe sieht heute deutlich stärker aus als dies noch vor zwölf Monaten der Fall war. Mit den Engländern Tyrrell Hatton, Tommy Fleet
wood, Justin Rose und Matthew Fitzpatrick kann Donald auf erfahrene und formstarke Landsmänner bauen. Der Ire Shane Lowry wurde trotz Formschwäche mit einer Wild Card bedacht, da er laut Captain Donald „für die großen Events geschaffen ist“. Und dann gibt es noch vier Rookies im Team: Der Schotte Bob MacIntyre schaff te es als Dritter über die European Points List. Der Österreicher Sepp Straka, der Däne Nicolai Højgaard und der Schwede Ludvig Åberg wurden mittels Wild Cards
TEAM EUROPE
TEAM USA
Kapitän: Luke Donald (ENG) NAME
Kapitän: Zach Johnson NAME
Alter
RC Bilanz
Alter
RC Bilanz
Ludvig Åberg (SWE)
23 29 32 31 22 25 36 27 34 28 43 30
Rookie 0-5-0
Sam Burns
27 31 29 34 36 32 33 26 29 27 30 30
Rookie 3-0-1 Rookie Rookie Rookie 6-5-1 3-0-1 3-1-0 2-0-1 8-7-3 6-2-1 3-7-5
Matthew Fitzpatrick (ENG) Tommy Fleetwood (ENG) Tyrrell Hatton (ENG) Nicolai Højgaard (DEN) Viktor Hovland (NOR)
Patrick Cantlay Wyndham Clark Rickie Fowler Brian Haman Max Homa Brooks Koepka Collin Morikawa Xander Schauffele Scottie Scheffler
4-2-2 2-4-1
Rookie
0-3-2 1-2-0
Shane Lowry (IRL) Bob MacIntyre (SCO) Rory McIlroy (NIR) Jon Rahm (ESP) Justin Rose (ENG) Sepp Straka (AUT)
Rookie 12-12-4
4-3-1
13-8-2 Rookie
Jordan Spieth Justin Thomas
Viktor Hovland (l.) als wichtiger Schlüssel zum Erfolg im Euro-Team von Kapitän Luke Donald
Neben den Golf-Matches wird in Rom auch der gesellige Teil sicher nicht zu kurz kommen
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