GOLF TIME 6/2023
CLUBS | INTERVIEW
ein beinahe schon surreales Szenario der Verwüstung an. Häuser wurden abge deckt, alter Baumbestand entwurzelt oder wie Strohhalme umgeknickt. Alles, was nicht fest verankert war, wurde davonge rissen und Hunderte Meter weit durch die Luft geschleudert. Der Golfpark Schloss Wilkendorf hatte ebenfalls beträchtliche Schäden an der Infrastruktur und den Plätzen (Sandy Lyle, Westside, Kurzplatz) zu beklagen. So wurde die Überdachung der Driving Range derart beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Tische und Stühle auf der Terrasse fanden sich Hunderte Meter vom Clubhaus entfernt wieder. Die majestätische Baumallee, die den Weg vom Clubhaus zum ersten Abschlag des Westside Courses flankierte, gibt es praktisch nicht mehr: Die zum Teil Hunderte Jahre alten Bäume wurden – bis auf eine Handvoll – allesamt entwurzelt oder umgeknickt. Aber auch die Golfplätze und Übungseinrichtungen wurden durch umgestürzte Bäume und abgebroche ne Äste arg in Mitleidenschaft gezogen. Nicht zu vergessen die Grüns, die durch massiven Hageleinschlag ebenfalls extreme Schäden davontrugen. Herr Schumann, man möchte Ihnen schon fast aufrichtiges Beileid zu der Katastrophe und den entstandenen Schäden ausdrücken. Wie haben Sie den Tag nach dem Sturm erlebt? Der Tag nach dem Sturm war natürlich ein Schock. Der gesamte Ort Wilkendorf war praktisch gesperrt und ein Aufgebot an Feuerwehr, Polizei und vielen freiwilli gen Helfern versuchte erst einmal, die wichtigste Infrastruktur wiederherzustel len. Also vor allem die Straßen von den Unmengen an Ästen und umgestürzten Bäumen, aber auch von herumgeflogenen Gegenständen zu räumen, die überall her umlagen. Es dauerte einige Tage, bis die Straßen wieder normal befahrbar waren. Wie schlimm hatte es Ihre Anlage erwischt? Ich bin, inklusive von meiner Zeit im Golfpark Schloss Wilkendorf, seit fast 20 Jahren als General Manager in diversen Anlagen tätig, aber so etwas hatte ich noch nie erlebt. Abgesehen von der Verwüstung auf den Plätzen waren auch die Schäden an der Infrastruktur enorm. Wir kamen wegen umgestürzter Bäume vom Clubhaus aus gar nicht zu den Plätzen bzw. der Driving Range. Die wurde derart in Mitlei denschaft gezogen, dass wir die Überda chungen abreißen lassen mussten. Tische, Stühle und so ziemlich alles rund um das Clubhaus, was nicht festgeschraubt war, wurde mehrere Hundert Meter weit davongeschleudert. Wir fanden also
tatsächlich Stühle in Gärten von Anwoh nern wieder, deren Grundstück sich gut 200 Meter weit enfernt vom Golfpark befindet. Was mir persönlich aber wirklich wehtat und nach wie vor wehtut, ist die Baumallee, die den Weg vom Clubhaus zum Putting-Grün säumte. Bis auf zwei, drei Bäume gibt es diese Allee nun nicht mehr. Was den Platz angeht, so war auch hier alles übersät mit Ästen, die Bunker waren vollgelaufen und die Grüns sahen aus, als wären sie mit Tausenden von Pitchmarken überzogen. Aber auch im Clubhausbereich haben wir schwere Schäden durch eingetrete nes Wasser davongetragen. So hatten wir wochenlang mobile Trocken- und Lüftungsanlagen im Clubhaus laufen, um die Feuchtigkeit aus dem Boden und den Wänden zu bekommen. Zum Teil musste der Boden wegen der Wasserschäden aber komplett herausgerissen und neu verlegt werden. Auch die Toilettenräumlichkeiten beispielsweise waren wochenlang feucht, sodass wir vor dem Clubhaus mobile Toiletten aufstellen mussten. Wie sahen die ersten Maßnahmen aus? Ich möchte mich auf diesem Wege noch einmal ausdrücklich bei unseren Mitglie dern und dem gesamten Team bedanken. Über 160 Freiwillige halfen uns ganz unkompliziert und hemdsärmelig bei den
Die ehemalige Allee: Nur eine Handvoll Bäume sind übrig
der Schaden durch Ausfall. Also wenn Golferinnen und Golfer erst gar nicht nach Wilkendorf kommen, weil sie gehört haben, dass wir diesen Schaden hatten. Oder die Situation, dass Mitglieder deswe gen sogar austreten. In diesen Fällen ist es praktisch nicht möglich, sie als Ausfälle der aktuellen Situation zuzuschreiben. Es wird also so oder so ein finanzieller Schaden bleiben, egal, wie viel die Versicherung abdecken wird. Wie kann es sein, dass es Menschen gibt, die für die Situation kein Verständnis aufbringen? Nun, es gibt ja immer wieder Personen, denen man es so oder so nie recht machen
ge waren nicht so einfach zu beheben. Vor allem die Grüns waren, wie schon erwähnt, durch Hagelschaden enorm in Mitleiden schaft gezogen. Sie sind aber inzwischen wieder weitestgehend gut bespielbar. Und wenn demnächst das alljährliche Aerifizie ren ansteht, dann sollte danach bald wieder mehr oder weniger Normalität herrschen. Spätestens zu Beginn des nächsten Jahres werden wir wieder die Grüns haben, die man von unserer Anlage gewöhnt ist. Wie sieht es mit dem Verständnis vonseiten der Mitglieder, aber auch von Gästen für die doch sehr außergewöhnliche, vor allem unverschuldete Situation aus? Die Reaktionen sind ganz unterschied lich. Ich muss dazu sagen, dass wir vor dem Hintergrund der Situation sehr proaktiv in die Kommunikation gegangen sind, und das kam gut an. Die meisten unserer Mit glieder zeigen vollstes Verständnis, man che sagen sogar, sie wären stolz auf das, was wir hier im Zuge des Wiederaufbaus geleis tet haben und nach wie vor leisten. Leider gibt es aber auch einige weni ge Menschen, die kein Verständnis dafür zeigen. Was mich sehr freut, ist, dass wir keine einzige Veranstaltung absagen muss ten, und auch nach wie vor noch beste hende Einschränkungen bei jedem Event wohlwollend und sehr verständnisvoll angenommen wurden. Wie ist die Situation mit Ihrer Versicherung? Es handelt sich hierbei ja eindeutig um „höhere Gewalt“, sprich eine Naturkatastrophe ... Das ist richtig und natürlich gibt es dafür Schaden- bzw. Ausfallversicherun gen. Die erste große Herausforderung war es demnach, alle entstandenen physischen Schäden akribisch aufzunehmen, zu proto kollieren und dann zu beziffern. Was aber natürlich ganz schwierig zu beziffern ist, ist
Lässt sich nicht unterkriegen: Thomas Schumann, General Manager des Golfparks Schloss Wilkendorf sieht sich seit dem Sturm jeden Tag aufs Neue mit Herkulesaufgaben konfrontiert
WENN DIE NATUR ZUSCHLÄGT ... Ende Juli fegte ein Wirbelsturm über die Gemeinde Altlandsberg und den Golfpark Schloss Wilkendorf, richtete einen Schaden von noch nie gesehenem Ausmaß an. Im Gespräch erläutert General Manager Thomas Schumann die Herausforderungen. Von Marcus Brunnthaler
D
er Klimawandel ist bekannt lich eines der ganz großen Themen unserer Zeit. Die Erderwärmung nimmt besorgniserregend zu, damit
einher gehen weltweit immer extremere Wetterphänomene in Form von Gewittern, (Hagel-)Stürmen, Starkregen und Über schwemmungen. Im Gegensatz dazu aber auch in Form von extremen Trockenpe rioden und immer neuen Hitzerekorden, die im schlimmsten Fall in verheerenden Waldbränden resultieren. Eine solch extremes Wetterphäno men bekam der nordöstlich von Ber lin gelegene Golfpark Schloss Wilken dorf Ende Juli buchstäblich über Nacht zu spüren: Am Abend des 24. fegte ein Gewittersturm von noch nie dagewesener Stärke über die Gemeinde Altlandsberg bzw. den Ort Wilkendorf und richtete
Nein, kein Teich: Es handelt sich hier um einen vollgelaufenen Bunker
Abrissreif: Die von Sturm und Hagel zerstörte Überdachung der Driving Range
kann, aber und zum Glück sind dies eher Einzelfälle. Was ich aber auch betonen möchte, ist, dass der Vorfall unsere Mitglieder zusammengeschweisst hat. Man freut sich regelrecht auf das, was wir gerade neu entstehen lassen: Also ein komplett renoviertes Clubhaus, eine neue Driving Range und noch einiges mehr. GT
ersten Aufräumarbeiten. Wir hatten zunächst Teile der Anlage gesperrt, solange wir damit beschäftigt waren, diese Berei che wieder instand zu setzen. In dieser Zeit wurde dann erst einmal nur auf einem Platz gespielt – und vice versa. Letztlich haben wir die gröbsten Schäden relativ schnell beseitigen können, aber eini
Durchsiebt: Extreme Hagelschäden auf einem der Grüns des GP Schloss Wilkendorf
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