GOLF TIME 6/2024
COVER | INTERVIEW
Teaching Pro begonnen unter Henning Strüver, Svens Onkel, der ihn übrigens damals ebenfalls unterrichtete. Ich habe in dem Zug 1985 und auch später die German Open live erlebt unter anderem mit Seve Ballesteros, und da wurde mir klar, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Obwohl ich damals ein sehr guter Amateur war, lag mein Niveau meilenweit weg von dem, was die Jungs damals bei den Profi turnieren zeigten. Wie sahen Ihre weiteren Stationen aus? Ich habe nach der dreijährigen Ausbil dung zunächst meine Assistenzzeit im Golfclub Westerwald verbracht und mein Studium wieder aufgenommen. Ich war zu der Zeit in Deutschland der einzige Betriebswirt, der gleichzeitig auch Pro war. Mit diesem Hintergrund bin ich dann 1991 in den Margarethenhof, südlich von Mün chen, als Golf-Bereichsleiter gekommen, was die Kombination aus Clubmanager und Golfpro war. Dort lernte ich meine Frau Katharina kennen, mit der ich inzwi schen über 30 Jahre verheiratet bin. Zwei Jahre später zogen wir dann zu sammen weiter in den Golfclub Semlin, wo wir für ein Investorenkonsortium aus der damals noch jungen Anlage mit zusam mengeschweißten Containern als Club haus das spätere 27-Loch-Resort samt Ho tel realisiert haben. Dort wurde ich erneut Clubmanager und Headpro der Golfschule, meine Frau Hoteldirektorin. 1999 habe ich dann für mich entschieden, einen „Cut“ zu ziehen, und nur noch als Golfprofessi onal zu arbeiten und eine Golfschule auf zubauen. So kamen wir 2003 ins Harden berg Golf Resort, wo ich bereits seit über 20 Jahren die Golfschule leite und meine Frau unter anderem die Pro-Reisen koodiniert.
EIN LEBEN FÜR DEN GOLFSPORT Stefan Quirmbach leitete fast 23 Jahre als Präsident die Geschicke der PGA of Germany. Im ersten Teil unseres Interviews lässt der 64-Jährige seine golferischen Wurzeln, seine Stationen und sein Engagement für die Golflehrer-Verbände Revue passieren.
Team GC Bad Ems bei der Team-Europameisterschaft der Jugend 1981 in Irland (v. l.): K. Kramer (DGV), Stefan Quirmbach, Tommy Goerke, Harry Goerke, Coach Horst Goerke
nicht zu unterschätzendes Erbe: Die PGA of Germany ist heute die sechstgrößte PGA weltweit und steht wirtschaftlich auf sehr gesunden Beinen. Man darf nicht verges sen, dass das damals, als ich das Amt über nommen hatte, ganz anders aussah. Da be fand man sich nahe an der Insolvenz.
Wie kamen Sie zur PGA of Germany? Henning Strüver war damals im Vor stand des Deutschen Golflehrer-Verbands unter Karl-Heinz Gögele, und hatte früh erkannt, dass ich gut strukturiert und zu verlässig arbeitete. Das brachte mir unter anderem den Posten des stellvertretenden Vizepräsidenten des süddeutschen Golf lehrer-Verbands unter Heinz Fehring ein, der ehemals auch mein Nationaltrainer war. 1993 kam es zur Ablöse von Karl Heinz Gögele mit mir als Vize, Heinz Fehring als Präsident und einem kompe tenten Team im Rücken. Wir haben die nächsten sechs Jahre den Verband komplett umgekrempelt und wieder auf Kurs ge bracht. Damals gab es keine Geschäftsstel le, keine Turniere, keine Kommunikation,
Von Marcus Brunnthaler
„ICH LIEBE MEINEN BERUF BIS HEUTE, ICH LIEBE ES, MENSCHEN ETWAS VERMITTELN ZU KÖNNEN.“ STEFAN QUIRMBACH
E
mehr in Richtung Golf. Mit 13 oder 14 habe ich Golf dann als echten Leistungs sport betrieben. Ich war damals fünf Tage die Woche auf dem Golfplatz und konnte gar nicht genug davon bekommen. An meiner ersten Jugendmeisterschaft nahm ich 1976 in Feldafing teil, damals mit Handicap 4, mit 17 hatte ich dann schon Handicap 0. 1981 wurden wir mit dem GC Bad Ems Deutscher Mannschaftsmeister der Jugend und vertraten Deutschland im Team bei den Aer Lingus International Youth Golf Championships in Irland, der damaligen Mannschafts-EM. War es denn Ihr Ziel, Profi zu werden? Nein, ich hatte nie das Ziel, Spieler zu werden. Nach dem Abitur hatte ich stu diert und dachte, ich würde das Unterneh men meines Vaters übernehmen – ein Sä gewerk. Doch das musste 1984 schließen, und so habe ich mir dann überlegt, was ich eigentlich sonst gerne machen würde. Und das ist, Menschen etwas zu vermitteln, wo ran sich bis heute nichts geändert hat: Ich liebe es, Golfschüler zu trainieren. Also habe ich noch im gleichen Jahr im Frank furter Golfclub die Ausbildung zum
Nach diversen Stationen, darunter Frank furt, München und Berlin, betreibt Stefan Quirmbach mit seiner Frau Katharina seit 2003 die Golfschule im Hardenberg Golf Resort und denkt dabei so gar nicht ans Aufhören. Und das, obwohl er nach über 30 Jahren ehrenamtlicher Verbandstätig keit auf höchster Ebene im Jahr 2022 sein Amt als Präsident der PGA of Germany niedergelegt hatte – und jetzt eigentlich ein paar Gänge runterfahren könnte. Aber, wie Stefan Quirmbach im ersten Teil unseres Interviews betont, liebt er seinen Beruf zu sehr, um einen derartigen Schritt überhaupt in Erwägung zu ziehen. Herr Quirmbach, die klassische Einstiegsfrage: Wie kamen Sie zum Golfsport? Ich war damals sechs Jahre alt, wir wa ren in unserer Familie vier Kinder und sind mit unseren Eltern immer am Wo chenende in den Golfclub Bad Ems mitge kommen. Damals gab es in Deutschland nur 17.000 Golfer, da war der Sport noch sehr elitär, was meinen Eltern aber gefiel. Als ich dann zwölf Jahre alt war, lotste mich mein Vater weg vom Fußball und
s gibt wahrscheinlich nicht allzu viele Menschen, die ihren Beruf nach über 40 Jahren noch immer mit der gleichen Leidenschaft und
Hingabe ausüben wie zu den Anfängen. Stefan Quirmbach gehört jedenfalls dazu. Nach einer soliden Amateurkarriere entschied er sich in jungen Jahren gegen den Wechsel ins Profilager der Playing Pros. Quirmbach wählte stattdessen be wusst den Weg des Teaching Pros – und hat diesen Schritt bis heute nicht bereut.
Wenn Sie heute zurückblicken, würden Sie etwas anders machen?
was für mich ein Unding war. 1994 haben wir Rainer Goldrian als Geschäftsführer eingestellt und infolge des Aufschwungs wurde ich im Jahr 2000 zum Prä sidenten gewählt. In dem Amt habe ich sieben Dekaden durch lebt, bis ich dann – nach über 22 Jahren im Amt – 2022 zurückge treten bin mit Kariem Baraka als Nachfolger. Worüber ich mich sehr gefreut habe, und ich finde, er macht das alles sehr gut. Sie sind seitdem Ehrenpräsident der PGA of Germany ... Ja, das stimmt, aber ich halte mich konsequent aus allem her aus. Natürlich beobachte ich, wie alles läuft, und ich finde toll, wie sie es machen und unseren „Spirit“ weiterführen. Das ist ja auch ein
Nein, nicht wirklich. Ich liebe meinen Beruf nach wie vor und stehe gerne acht Stunden mit meinen Schülern auf der Ran ge. Meine Frau fragt mich bisweilen, ob ich denn nicht langsam Lust hätte aufzuhören. Dann frage ich sie immer, „womit?“. Für mich ist mein Beruf wirklich Berufung und daher sehe ich ihn nicht als Arbeit, sondern als etwas, das mir von Herzen Spaß macht und mir unheimlich viel zurückgibt. Auch meine Tätigkeit als Vize- und später Präsident der PGA of Germany habe ich während der über 30 Jahre sehr genossen. Und das, obwohl ich während dieser Zeit zwischen 25 und 50 Tage pro Jahr ehren amtlich im Einsatz war. GT In der nächsten Ausgabe: Stefan Quirmbach über den Wandel in der Lehrmethodik, über den Einsatz von KI im Golfunterricht u. v. m.
Langjährige Weggefährten: Der 2023 verstor bene Heinz Fehring (l.) mit Stefan Quirmbach
War fast 23 Jahre als Präsident der PGA of Germany im Amt: Stefan Quirmbach
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