GOLF TIME 7-2016
Die Ausgabe 7/2016 erscheint/erschien am 20. Oktober 2016.
19. JHG. | AUSGABE 7 | OKTOBER 2016 € 6,00 | CHF 7,50 | US $ 8,00
GOLF TIME TOURS Top-reise-destinationen
7-2016
www.golftime.de
Befürchtet 41. Ryder Cup Analyse: Warum eine vermeidbare Niederlage Sinn macht Bewundert LADIES EUROPEAN MASTERS Warum die Premiere in Hubbelrath hoffen lässt BegeisTert PORSCHE EUROPEAN OPEN Warum die zweite Auflage ein voller Erfolg war
PUTTEN BEI PUTIN RUSSLAND Warum nicht einmal einen Ausflug in ein golferisches Neuland wagen?
Robo Test 3er-HÖLZER DIE NEUESTEN FAIRWAY-HÖLZER AUF DEM PRÜFSTAND
Danke,
Arnie
„KING OF GOLF“ ARNOLD PALMER für immer IN erinnerung
FUN-INTERVIEW mit Sandra Gal SERIE dIE LIEBLINGSBAHN von alex noren TOUR-TIPPS greg norman training total zwölf seiten tipps & tricks
Speed Step Erzeugt weniger Strömungswiderstand für eine bessere
Luftströmung, was zu mehr Schlägerkopfgeschwindigkeit und dadurch zu längeren Drives führt.
Der neue BIG BERTHA FUSION kombiniert eine Titanium Exo-Cage Konstruktion mit einem extrem leichten triaxial Karbon. Das Ergebnis ist unser fehlerverzeihendster Driver aller Zeiten.
Exo-Cage Mit Hilfe des Titanium Exo-Cage war unser F&E Team in der Lage, das eingesparte Gewicht im Schlägerkopf neu zu positionieren, um maximale Fehlerverzeihung für geradere und konstantere Drives zu erreichen.
©2016 Callaway Golf Company. Callaway, das Chevron Device, Big Bertha, Exo-Cage und Forged Composite sind Markenzeichen und/oder eingetragene Markenzeichen der Callaway Golf Company.Alle anderen Markenzeichen sind Eigentum ihrer jeweiligen Besitzer. Der Anspruch über den fehlerverzeihendsten Driver basiert auf dem gesamten MOI, Draw Bias, Schlägergewicht und Position des Schwerpunkts..
Neue Generation der R•MOTO Schlägfläche Für sogar noch schnellere Ballgeschwindigkeiten von der Schlagfläche.
OptiFit Hosel Einfache Handhabung mit 8 verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten von Loft und Lie.
Triaxial Karbon Dieses revolutionäre Material hat weniger als ein Drittel des Gewichts von Titan. Durch dessen Einsatz in der Krone und der Sohle sind wir in der Lage, das Gewicht präzise und optimal zu platzieren, um einen Driver zu bauen, der ein niedriges und tiefes Centre of Gravity für leichte Abschläge und längere Drives hat.
#BBFusion
EDITOR’S INTRO
Quiet, please?
RYDER CUP Was war denn das für eine Ryder Cup-Woche? Eine Golf-Exhibition, wie ich sie in so konzentrierter Form noch nie erlebt habe. Da reichten acht Birdies im Matchplay nicht aus, um zu gewinnen. Und das in einem Rahmen, wie ich ihn so marktschreierisch, so laut und schrill, aber auch so ausgelassen und witzig künftig nicht mehr missen möchte. Wenn man vielleicht von den Zuschauer-Exzessen beim Ryder Cup 1999 in Brookline absieht, als Justin Leonard einen unmöglichen über 20-m-Putt zum Sieg für das US Team einlochte und Spieler, Betreuer, Zuschauer extasisch auf das Grün stürmten. José María Olazábal sollte noch putten. Im Hazeltine National GC beim 41. Ryder Cup ging der Zirkus schon an den ersten Trainingstagen los. Was für eine Stimmung, was für eine Atmosphäre, was für ein Tohuwabohu. Ein Roar wie im Fußball-Stadion. Herrlich! Endlich was los in der sterilen Golf-Fan-Kultur. Aber: Es gab auch hier Ausschreitungen, die zu großen Diskussionen führten, auch dank eines gewissen Pete Willett, der die Amerikaner in einer Kolumne ganz schön niedermachte (Pete ist der Bruder von Masters-Sieger Danny Willett). Klar, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren: Ausschreitungen, Beleidigungen, Beschimpfungen unter der Gürtellinie gehören nicht auf den Golfplatz. Auf keiner
OskaR BRUnnthalER Chefredakteur
»Da entwickelt sich ein neuer ›Spirit Of The Game‹ im Golfsport, der nicht im Keime erstickt werden darf. Der nicht durch wenige Outlaws unter den täglich 55.000 Zuschauern, die im Hazeltine National Golf Club peinlich aus der Rolle fielen, zunichte gemacht werden kann«
Seite. Haben nirgends im Leben eine Berechtigung. Aber bei den Fußballern, beim Elfer oder Freistoß, ist der ohrenbetäubende Hexenkessel obligat. Oder beim Freiwurf beim Basketball. Da toben die Massen, ärger geht’s gar nicht. Das stört aber keinen. Interessant: Bubba Watson hat vor vier Jahren in Medinah gar selbst das Publikum aufgefordert, beim ersten Abschlag mit den Anfeuerungs-Gesängen ruhig weiterzumachen. Blieb aber leider die Ausnahme. Vorerst einmal. Quiet, please! Nein danke. Die Stimmung in
Hazeltine war die Musik einer neuen Fan-Kultur – sofern sie den sportlichen Rahmen nicht gesprengt hat. Da entwickelt sich ein neuer „Spirit of the Game“ auf den Fairways, der nicht durch einige wenige Outlaws unter den täglich 55.000 Zuschauern zunichte gemacht werden kann. „Quiet, please“ war in Hazeltine nur in einem Fall angesagt: im Andenken an den Sonntagnacht vor dem RC verstorbenen Arnold Palmer (Cover „The King is dead, long live the King!“, ab S. 24). Und selbst in der Stille bleibt Raum für Stimmung: Der 7-fache Major-Sieger mit acht Ryder Cup-Teilnahmen hatte schon vor über 50 Jahren verstanden, Emotionen zu wecken. Quiet, please!
Ihr
5
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
IN HALT
7 | 2016
Coverstories
24
Nachruf arNold Palmer Als erster Profigolfer schaffte es „The King“, ein breites Publikum für den Golfsport zu begeistern. 41. ryder cuP Der Kontinentalwettstreit im Hazeltine National GC förderte eine neue Faszination Golf zutage. umfrage Wer ist der dümmste Spieler? Wer hat die heißeste Frau? Eine geheime Umfrage unter Tour-Spielern ... Porsche euroPeaN oPeN Alexander Levy holt den Titel beim zweiten European Tour-Event auf deutschem Boden. IsPs haNda ladIes euroPeaN masters Sandra Gal überzeugt beim Heimspiel in Düsseldorf mit dem geteilten 3. Platz. mercedes-BeNz after Work golf cuP Die Sieger von Deutschlands größter 9-Loch-Turnierserie stehen fest.
28
24 Farewell, arnie „The King“ Arnold Palmer ist im Alter von 87 Jahren an Herz- versagen gestorben
36
40
Clubs & events
46
62
fIttINg-kolumNe Clubfitter Johannes Herbig über die Schlägerentwicklungen 2016. kramskI deutsche PuttlIga By vIce golf Das Rennen um den Titel „Deutschlands bester Putter“ geht in die heiße Phase. samsoNIte cluB tour Die ersten Finalisten für die Dominikanische Republik stehen fest.
52
68
Produkte
54
roBotest 3er-hölzer Die aktuellen 3er-Hölzer führender Hersteller im Härtetest durch Mensch und Maschine. drIver & co. Neues und Interessantes aus der Produkte-Welt.
76
58
40 Schwere Trophäe Der
UMFraGE
Tourpros inTim Wem würden die meisten Tour-Spieler einen verschobenen Ein-Meter-Putt
Franzose Alexander Levy muss nach dem Sieg in Bad Griesbach ordentlich zupacken
zum Major-Sieg wünschen? Das lesen Sie ab Seite 36
6
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
78 puTTen bei puTin
GT-Chefredakteur Oskar Brunnthaler auf golfe- rischer Entdeckungsreise in Russland
rObOTEsT
3er-hölzer Wir haben die 3er-Hölzer führender
Hersteller auf die Probe gestellt: Im Schwung-Roboter zeigen sie, was sie können ab Seite 54
teA time
28 heimSieg Team USA gewinnt den Ryder Cup im heimischen Hazeltine National Golf Club
100 mercedes-BeNz
cluBturNIer fINale Wie vom anderen Stern – tolles Event in WINSTONgolf.
102 eagles charIty
Kurz vor der 30-Millionen-Euro- Spenden-Marke!
reise
104 deka golf cuP fINale
78
russlaNd 21 Golfplätze und 9.000 Golfer – eine Golfreise ins größte Land der Welt. golf tIme tours Finden Sie die perfekte Golfreise für Ihren nächsten Urlaub!
94
„Break 90“ Marco und Sebastian Zaus erklären, wie Sie die 90 brechen – für immer! Peter karz Der Coach von Alex Cejka über die Kunst, die Winkel im Handgelenk zu halten. kagamI golf Sabana Crowcroft über die drei Pha- sen des Schwungs, Teil 2: Gedanken.
Golfen mit Ausblick im A-ROSA Resort Travemünde.
106 golfeNde fussBaller Beim GOFUS Masters im A-ROSA Scharmützelsee wurde das rote Jackett vergeben.
82
95
trAining
stAndArds 5 Editor‘s Intro 8 Foto-Time 10 Go ask ... 12 Countdown | News 22 Mein Lieblingsloch 74 Regel-Time 75 Golf-Tagebuch 105 GC St. Pauli-News
96
88
tour tIPPs Trainingsratschläge von Byeong-Hun An und Greg Norman. davId leadBetter academy So bringen Sie die Energie in den Schlägerkopf. the move golf academy Jon Taylor bringt Ihnen die Sprache des Golfschwungs bei.
98 sPortPhysIo
Dr. Christian Haid über die richtige Körperhaltung.
90
99 golf routINes
Erfolgreich trainieren ohne blockie- rende Technik-Gedanken.
107 Martinas Ecke 109 Das Götz-Zitat 110 Cartoon 111 Börsen-Time 112 Impressum 114 Time-Out
92
7
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
FOTO TIME
8
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Der anDere RydER Cup
Das sinD sie also, die beiden Teams beim Ryder Cup, die für Stimmung sorgen: die blau- gelben „Guardians“ und die rot-blau-weißen „Marshalls“. Zwei anerkannte Gruppen, die inzwischen beim ersten Tee Plätze in der ersten Reihe zugeteilt bekommen. Die Ein- peitscher aus den USA natürlich genau hinter dem Abschlag, die Europäer müssen sich mit einem Rang an der Seite begnügen – so jeden- falls im Hazeltine National GC, wo der 41. Ryder Cup diesmal ausgetragen wurde. Erstmals traten die „Guardians“ 2006 beim Ryder Cup im K Club, Irland, auf, inzwischen eine echte Institution bei den alle zwei Jahre ausgetragenen Ryder Cups. Vorreiter dieser Showtruppe waren Studenten der University of Nottingham, die bekannte Songs wie „Hey Jude“ von den Beatles („Hey Lee...Your short game’s good… but your long game… is even better“), „Take Me Home, Country Roads…“ von John Denver („Take Me Home, Ryder Cup…“) oder „Karma Chameleon“ von Culture Club aus den 80er-Jahren („Kaymer Kaymer Kaymer Kaymer Kaymer Chameleon“). Inzwischen hat sich auch die PGA of America eingeschaltet und von den Vikings Guardians verlangt, ihre ursprünglich rein auf die Wikinger abgezielte Kostümierung mehr auf die USA abzustimmen. „Also haben wir alles in Blau und Rot gehalten, und auf die Wikinger-Helme die amerikanische Flagge gesteckt“, erzählt „Marshall“-Kapitän Cal Franklin. Und Teddy Shuttleworth, 39, einer der Gründer der „Guardians“, fügt hinzu: „Wir waren früher beim Fußball oder Cricket, und irgendwann kam uns die Idee, mehr Stimmung unter die trägen Golfzuschauer zu bringen.“ Was in der Tat bestens gelungen ist. GT
COUNTDOWN news leute highlights
Go ask
Sandra Fun Talk Die deutsche LPGA Tour- Proette Sandra Gal über ihre emotionalsten Momente, ihre Top-3-Golfer und ihre größte Stärke auf dem Platz.
sandra gal, Damian Bungart
J ung, sexy, erfolgreich – sandra gal verfügt über all diese Attribute. golferinnen. im Jahr 2008 wagt sie den schritt auf die lPgA tour. Dort holt die hobby-Malerin 2011 bei der Kia Classic ihren ersten titel. einer ihrer wenigen Abstecher nach Deutsch- land führt sandra gal im september in ihre heimatstadt. Beim isPs hAnDA ladies euro- pean Masters im gC hubbelrath wird sie beste Deutsche (t3. Platz). wir haben sie dort zum Fun talk getroffen. Dein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Drei-Meter-Downhill-Putt mit starkem Break zu lochen. Wen wählst du für diese Aufgabe? Bernhard langer. Die 31-jährige Düsseldorferin ist seit vielen Jahren eine der besten deutschen Das war nicht ein einziger Moment, sondern definitiv die Momente beim solheim Cup 2015 im golf Club st. leon-Rot. Da gab es so viele Momente, die ich auch noch heute vor Augen habe und die ich fühlen kann. Da war einfach sehr viel Druck, sehr viel spaß, viele Zuschauer und alles sehr intensiv. Das war richtig toll zu erleben. Was war dein emotionalster Moment auf dem Golfplatz?
Wer sind deine Top-3-Golfer, tot oder lebendig? ernie els, weil ich seinen schwung sehr gern mag. tiger woods, weil er mental unglaublich stark ist, und lorena Ochoa, wegen ihrer sportlichkeit. Was ist deine größte Stärke auf dem Platz? Meine Kreativität und mentale stärke.
Dein Lieblings-Schläger im Bag?
Mein Putter, weil er den Ball ins loch bringt.
Welche Superkraft hättest du gern?
ich würde mich gern von Ort zu Ort beamen können.
Fisch, Fleisch oder Gemüse? gemüse.
Hund oder Katze? hund.
Was wärst du geworden, wenn du keine Proette geworden wärst? Künstlerin oder Designerin, etwas in diese Richtung.
Was war dein emotionalster Moment abseits des Golfplatzes?
Ein Tipp für unsere Leser? Mehr Zeit mit Putten, Chippen und dem wedge-spiel verbringen und darauf achten, den schläger nicht zu fest zu greifen.
11
Als ich mein erstes Charity-turnier veran- staltet habe letztes Jahr. Da haben mich so viele Kolleginnen unterstützt und ich habe ein sehr gutes Feedback bekommen. Dadurch habe ich gesehen, dass ich mit meinem Job gutes tun und Dinge verändern kann.
10
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COUNTDOWN | NEWS
Where is the BeeF?
phänomen Andrew „Beef“ Johnston entwickelte sich in der vergangenen Saison zu einem der bekanntesten Charaktere im Profigolf. Einerseits verdankt er seine Popularität seiner fusseligen Gesichtsbotanik und seinem extrovertierten Wesen. Doch andererseits steckt unter all dem Kla- mauk auch ein ziemlich guter Golfer. Auf der European Tour gewann Johnston
die Open de España und spielte sich mit weiteren guten Platzierungen auch sportlich ins Rampenlicht. Im September wagte Beef nun den Sprung über den großen Teich und trat bei der Finalserie der Web.com-Tour an, um sich die Spielberechtigung für die PGA Tour zu verdienen. Mit einem alleinigen vierten Platz bei der Albertsons Boise Open verwirklichte er sich diesen Traum. 2016/17 will Beef als Global Player auftreten und sowohl in Europa als auch in den USA an den Start gehen.
PERSON dES mONatS
absahner Die letzte Stunde dieser PGA Tour-Saison war gleich- zeitig auch die packendste. Denn bei der Tour Championship kämpfen die
Byeong Hun An wollte am 18. September seinen 25. Geburtstag feiern und bei der Italian Open mit nur zwei Schlägen Rück- stand um den Sieg mitspielen. Doch leider trug er sich ein Bogey, das ihm auf Loch 15 unterlief, auf Loch 16 ein. Die postwen- dende Disqualifikation war das mieseste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten. Pechvogel des Monats
30 stärksten Spieler des Jahres um den Turniersieg und den FedExCup-Bonusscheck über 10 Mio. Dollar. Erst drei Löcher vor Schluss klinkte sich Rory McIlroy mit einem spektakulären Eagle auf Loch 16 erstmals ernsthaft ins Rennen ein, als er seinen Ball auf dem Par 4 aus ca. 120 Metern Entfernung direkt ins Loch beförderte. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würden die Amerika- ner Kevin Chapell und Ryan Moore den Turnier- sieg unter sich ausmachen. Doch auf dem 18. Grün schloss der Nordire erstmals im Turnier- verlauf zur Spitzengruppe auf, sehr zum Leid- wesen des FedExCup-Führenden Dustin Johnson, der anderenfalls den 10 Mio.-Jackpot eingestrichen hätte. Schon nach der ersten Zugabe musste Chappell die Segel streichen, doch Moore und McIlroy lieferten sich ein sagenhaftes Duell. Das vierte Extraloch war erneut die Bahn, an der McIlroys Aufholjagd begann. Rory lochte aus ca. fünf Metern zum Birdie ein und schnappte sich damit sowohl die Tour Championship als auch den FedExCup. Was für ein unglaub- liches Finish!
aufsteiger Auf der European Challenge Tour wird in der Road to Oman-Wertung um einen Platz in den Top 15 gekämpft. Diese Platzie- rung bedeutet den direkten Aufstieg auf die European Tour. Einen ent- scheidenden Schritt zur vollen Tourkarte machte Bernd Ritthammer mit seinem Sieg bei der Volopa Irish Challenge. Erst im letzten German Boys on tour
Jahr verlor der 29-jährige Golfprofi seine Tourkarte als 149. im Race to Dubai. Bei der Qualifying School 2015 fehlte ihm nur ein Schlag zur erfolgreichen „Relegation“. Als Viertplatzierter in der Rangliste sollte dem Wieder- aufstieg nun nichts mehr im Wege stehen. Ebenfalls gute Karten hinsichtlich eines Upgrades in die First Class besitzt Alexander Knappe.
Der Paderborner gewann im Juni die Swiss Challenge und ließ einige sehr gute Ergebnisse folgen, darunter ein geteilter zweiter Platz bei der Cordon Golf Open. Als Siebter der Rangliste kann auch er für die erste Liga planen.
12
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Kurven sind nur Straßen, die sich nach ihm umdrehen.
Das neue Audi S5 Coupé.
Kraftstoffverbrauch Audi S5 Coupé in l/100 km: innerorts 9,9–9,8; außerorts 6,0–5,8; kombiniert 7,4–7,3; CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 170–166. Angaben zu Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz. / Audi Deutschland
COUNTDOWN | NEWS
Vandalen! Zielscheibe Ein Golfclub ist im Grunde nur ein enorm großer Sportplatz, den man kaum Tag und Nacht vollständig überwachen kann. Und wenn man sich, so wie der Summit Spring Golf Club in Maine, aus irgendeinem Grund Feinde gemacht hat, gibt es aus- reichend Angriffsflächen. Ange- fangen hatte der Vandalismus mit einem Truck, der nachts über einige Fairways gedonnerte und großen Schaden verursachte. Dann wurden ein Golfcart und anderes Eigentum des Golfclubs gestohlen. Doch im September wurde es richtig krimi- nell. Denn eines Nachts legten Unbekannte einen Brand, der die gesamte Golfcart-Flotte (20 Carts) zerstörte. Hätten die Anwohner nicht die Feuerwehr alarmiert, wäre wohl auch das Clubhaus ein Opfer der Flammen geworden.
Weltrekord! evian masters In Gee Chun ge- winnt die Evian Championship, das fünfte Major-Turnier im Damengolf. Dabei gelang der 22-jährigen Südkore- anerin nicht nur ein sogenannter „Wire to Wire“-Sieg (über alle vier Runden auf Platz eins), sie knackte zudem einen Weltrekord. Denn ihr Endergebnis von 21 Schlägen unter Par ist sowohl bei Majorturnieren der Frauen als auch der Männer das beste Endergebnis aller Zeiten. Bei den Herren war Jason Day mit –20 (PGA Championship 2015) der bisherige Rekordmann. Bei den Damen gewannen zuvor schon vier Spielerinnen mit 19 Zählern unter Platz- standard. So lautete jedoch nur Chuns Zwischenstand nach drei Runden. Es hätte also ein echter Fabelrekord wer- den können, doch auf der Zielgeraden ließen Chun ihre Nerven im Stich. Beim letzten Major 2016 wurde auch Lydia Ko mit dem Rolex ANNIKA Award für die beste Major-Spielerin der Saison ausgezeichnet.
Blödes timing teuer Die PGA Tour-Saison startet im Oktober und umfasst 50 Turniere, bevor ein Jahr später beim Tour Championship-Finale der Gewinner des 10 Mio. Dollar-Preisgeldschecks ermittelt wird. Fünf Stunden, bevor dieser Scheck für die Saison 2015/16 ausgestellt werden sollte, stand Dustin Johnson sowohl in der Jahreswertung, als auch auf dem Leaderboard des Abschluss- turniers an der Pole Position. 18 Löcher später war der Weltranglisten-Zweite gefühlte acht Mio. Dollar „ärmer“, denn er spielte die schlech- teste Runde des 30-köpfigen Teilnehmerfeldes und machte so den Weg frei für Rory McIlroy,
der mit diesem üppigen Zahltag garantiert nicht rechnen konnte. Ob DJ
trotzdem als „Spieler des Jahres“ ausgezeichnet wird? Ein Spendenkonto wird man für den U.S. Open-Sieger jedoch sicher nicht einrichten müssen.
DREI FRAGEN AN… luke donald
Wie würdest du dein spiel bewerten ver- glichen mit 2011, als du die nummer eins der Welt warst. Ich bin gar nicht so weit weg davon. Vor drei Jahren hatte ich einen Ein- bruch, aber heute habe ich das Gefühl, dass mein Schwung wieder so ist, dass ich ihm vertrauen und mit mehr Selbstbe- wusstsein spielen kann. Ich würde sagen, ich bin fast wieder an dem Punkt, an dem ich 2011 war. Jetzt muss ich mein Spiel
Dieses Jahr bist du Gastgeber beim british Masters. Wie kam es dazu? Viele englische Tourspieler haben bei der European Tour vorgesprochen, um weitere Turniere ins Land zu bringen. Die Tour hat sich das zu Herzen genommen und die Idee vorgestellt, dass bekannte
Wenn ich ein paar gute Ergebnisse zustande bringe und hin und wieder um den Sieg mitspiele, werde ich auch das entscheiden- de Momentum bekommen. Wie viel besser ist es, vor einem großen Publikum spielen zu können, vor allem, wenn es dein heimpublikum ist? Es hilft enorm, den Fokus zu schärfen. Es motiviert und macht es leichter,
Spieler bei diesen Events als Gastgeber auftreten. Letztes Jahr hatte Ian Poulter in Woburn, seinem Heimat- club, die Ehre. Dieses Jahr wurde ich gefragt. Ich freue mich riesig!
sehr gute Schläge zu produ- zieren. Beim British Masters wird man immer das Gefühl haben, es ist die Finalrunde am Sonntag.
wieder auf den Platz bringen und weniger verkopft sein.
14
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Mehr Drive für Ihr Vermögen. Individuell und flexibel Geld anlegen. Mit Deka-Vermögenskonzept. Informieren Sie sich jetzt in Ihrer Sparkasse und unter www.deka.de
Neue Perspektiven für mein Geld.
DekaBank Deutsche Girozentrale. Verwaltende Gesellschaft DekaBank Deutsche Girozentrale Luxembourg S.A. Allein verbindliche Grundlage für den Abschluss einer Vermögensverwaltung mit Investmentfonds sind die jeweiligen Sonderbedingungen, die Sie bei Ihrer Sparkasse oder Landesbank oder von der DekaBank Deutsche Girozentrale Luxembourg S.A. und DekaBank, 60625 Frankfurt erhalten. Mehr Informationen unter www.deka.de
COUNTDOWN | NEWS
tiger-woods stAtIstIkEN DIEunGLaubLIchsTEn
heimsieger läuftfürdich Waren Sie vielleicht 2008 bei der BMW International Open dabei, als Martin Kaymer den Titel holen konnte? Dann erinnern Sie sich bestimmt noch an den unglaublichen Jubel, den nur ein Heimpublikum er- zeugen kann. Auch Francesco Molinari und Joost Luiten werden heute noch die Ohren vom Beifall klingeln. Denn der Italiener (Italian Open) und der Niederländer (KLM Open) ließen sich ebenfalls von der besonderen Kulisse
Die Lichtgestalt des Golfs soll im Oktober ihr Comeback feiern. Ein passender Zeitpunkt, um uns noch einmal daran zu erinnern, wie unglaublich gut Tiger Woods einst war.
Tiger hat insgesamt 15-mal den Cut verpasst. Jordan
Zwischen 1997 und 2005 verpasste Tiger Woods kei-
1
7
Spieth nur 14-mal. Als Tiger Profi wurde, war Jordan drei Jahre alt.
nen einzigen Cut bei 142 Starts. Auf Rang 2: Byron Nelson (113)
45-mal war Tiger alleiniger Führender nach drei von vier Runden. Seine Erfolgsquote: 95 Prozent (43 von 45) 8
Insgesamt gewann Tiger 18 World Golf Championship- Titel. Kein anderer Spieler schaff- te mehr als vier. Zwischen 1997 und 2008 lag Tiger bei 42 Majortur- nier-Spielrunden entweder allein oder geteilt in Führung. 2 3 In den vergangenen 60 Jahren schaffte dies niemand auch nur einmal. Vor seinem 40. Lebensjahr gewann Tiger 14 Majors. Aktuell hat kein Spieler unter 40 mehr als 13 PGA Tour-Siege. 5 4 Dreimal siegte er auf der PGA Tour fünfmal in Folge.
beflügeln und gewannen ihre Heimspiele im September. Für Luiten und Molinari war es jeweils der zweite Sieg bei den einzigen European Tour-Events in ihren Heimat- ländern. Luiten erlebte somit 50 Prozent seiner European Tour-Siege in Holland, während Molinari immerhin in zwei von fünf Fällen im Kreise seiner
33-mal war Tiger alleiniger Führender nach Halbzeit. In
9
Landsleute feiern konnte. In Deutschland haben unsere Jungs 2017 wieder zwei Chancen auf solch ein unvergessliches Erlebnis. Wir sind gespannt ...
85 Prozent der Fälle gewann er. Jack Nicklaus’ Quote: 63 Prozent.
Von elf Majorturnieren zwischen 1999 und 2002
10
gewann Tiger sieben. Sein Score: -94, 60 Schläge besser als Rang 2.
PERsPEktIvE Globale Tour
Zukunftsvision Ein Jahr vor sei- nem altersbedingten Ausscheiden als Chef der PGA Tour referierte Tim Finchem über seine Vor- stellungen hinsichtlich der Zukunft des Profigolfsports. So deutete der Commissioner an, dass er es bedauere, hinsicht- lich einer globalen Tour nicht schon einen Schritt weiter zu sein. „Ich hätte dahingehend gerne ein wenig mehr Beschleunigung gesehen“,
6
Seit 1988 lag der Jahresschlagdurchschnitt auf der PGA Tour nur sechsmal unter 68,5. Im- mer war Tiger der Rekordhalter.
SPRINtER
erklärte er seinen Gästen im Rahmen der Saison- abschlussfeier der PGA Tour. 1999 führte Finchem die World Golf Championship-Serie ein, die als erster Schritt hin zu einer globalen Tour gesehen wurde. Keith Pelley, Chief Executive der European Tour, hingegen sieht sich da schon einen Schritt weiter: „Wir sind heute schon die globale Golf Tour“, sagte er in einem Interview. „Die European Tour gastiert auf fünf Kontinenten in 26 Ländern der Erde, darunter auch die Vereinigten Staaten.“ Tim Finchem schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Ich glaube immer noch daran, dass der Golfsport mit der Zeit auf allen Ebenen zusammenwachsen kann.“
dES mONatS
Der Amerikaner Kevin Na gilt als einer der langsamsten Spieler auf der PGA Tour. Als Letztplatzierter bei der Tour Champion- ship musste er seine Finalrunde aufgrund einer Verletzung von Jason Day allein be- streiten. Na nutzte die Gunst der Stunde und sprintete gemeinsam mit seinem Caddie in unter zwei Stunden über den Platz. Trotz der Bestzeit gelangen ihm nur auf Loch 17 und 18 jeweils Birdies zu einer schlanken 70 als Endergebnis.
16
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COUNTDOWN | NEWS
nEWs TIcKER
Fashion vIctIm modeZar Wenn es um stylishe Golfmode geht, wäre der Schauspieler Bill Murray wohl der letzte Mensch, der einem in diesem Zu- sammenhang in den Sinn käme. Meist wirkt der „Caddyshack“-Darsteller so, als hätte er sich vor seiner Golfrunde aus einer Altkleider- tonne bedient. Doch gemeinsam mit einem mutigen Geschäftsmann bringt Murray, der in den USA ein beliebter Gast bei den Pro-Ams der PGA Tour ist, seine erste Kollektion auf den Markt. Eine Probekollektion, die nur online (www.williammurraygolf.com) ange- boten wurde, war innerhalb weniger Stunden komplett vergriffen. Die gesamte Produkt- palette ist ab dem 20. Oktober erhältlich.
toll Bryson DeChambeau gewinnt die DAP Championship, das Finalturnier der Web.com Tour, und erhält eine volle
old school Danny Willett, Lee West- wood und Miguel Ángel Jiménez tauschten beim Omega European Masters ihr Equipment gegen Modelle aus den Zwanzigerjahren, um heraus- zufinden, wer damals der bessere Golfer zeitmaschine Erinnerung bringen, dass man im Golf Club Crans-sur-Sierre in Crans Montana, Schweiz, nach dem U.S. Masters in Augusta auf die längste Turniertradition der Welt zurückblicken kann. Beim Spiel mit den altertümlichen Hickory-Schlä- gern fanden die vier Profis dann schnell heraus, wie rasant sich die Schläger- baukunst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Die Drives von Jiménez und Willett verabschiedeten sich in Richtung Wald. Der Kommentar des Spaniers: „Ich wusste gar nicht, dass ein Shank mit dem Driver möglich ist.“ Sieger wurde schließlich Lee Westwood. gewesen wäre. Mit dieser Aktion wollten die Turnierveranstalter in
Spielberechtigung für die PGA Tour +++ akribisch Tom Lehman, Vize- kapitän des siegreichen U.S.-Teams,
studierte im Vorfeld des Ryder Cups die Wetterstatistiken der letzten 30(!) Jahre für den Ha- zeltine National GC +++ unbeliebt
Jedes Kleidungsstück für sich genommen wirkt durchaus alltagstauglicher als ge- dacht. Doch der Meister zieht es oft vor, alles auf einmal anzu- ziehen.
U.S. Präsidentschaftskandidat Donald Trump liegt in den Umfragen in jedem Bundesstaat der USA, in dem er einen Golfplatz besitzt (New York, Florida, Kalifornien, New Jersey, Virginia und North Carolina), hinter Hillary Clinton zurück +++ stark Im Alter von elf
Jahren qualifizierte sich die Amerika- nerin Lucy Li für die U.S. Women’s Open 2014. Beim Junior Ryder Cup 2016 (bei dem
sechs Jungen und sechs Mädchen aus den USA bzw. aus Europa mitspielen) war sie der Garant für den fünften Sieg in Folge für
Auch in dieser Ausgabe haben wir erstaunliche kuriositäten oder besondere Exoten entdeckt, die sie garantiert nicht im Pro-shop in Ihrem Heimatclub finden werden... Hot not or sieGerPutter Dieser Putter
Team USA +++ verdient Jim Furyk wurde der Payne Stewart- Award für seine Leistungen im Golfsport ver-
liehen +++ comeback Tiger Woods kündigte im September sein Come- back an. Die ehemalige Nummer eins der Welt wird bei der Safeway Open (PGA Tour-Auftakt) und bei der Turkish Airlines Open in Belek an den Start gehen +++ Wette Auf dem 18. Grün des Old Course in St. Andrews wehte am Tag nach dem Ryder Cup eine Fahne des Pinehurst Nr. 2.
suPer-Fit Wenn Sie eindeu- tig zuviel Geld und zudem einen Dachschaden haben, dann können sie 99.000 Dollar für das ultimative Clubfitting ausgeben. PXG Golf bietet diesen Service inkl. Abholung mit dem Privatjet und zwei Golfrunden u. a. auf dem TPC Scottsdale.
strull-o-Mat Der „Uro- Club“ ist eine mobile Toilette in Schlägerform. Kein Sch..., das gibt es wirklich. Wenn Sie dringend müssen, können Sie sich damit dezent auf den Golfplatz stellen und es lau- fen lassen. Und machen sich zudem sehr effektiv zum Ge- spött im gesamten Golfclub!
ist eine Original-Replik des Modells, das Tiger Woods bei seinem Masters-Sieg 1997 verwendet hat. Scotty Cameron brachte 270 dieser Schmuckstücke in Umlauf, die mittlerweile bis 20.000 Dollar gehandelt werden.
Hintergrund war eine verlorene Wette zwi- schen den Golfclubs.
18
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COUNTDOWN | NEWS
Rory McIlroys Putter- bauer Scotty Cameron verfügt offenbar über einen guten Humor. Nachdem der Nordire bei der Tour Champion- ship satte 11,5 Mio. Dollar einkassieren konnte, fand er in der Post diese neue Putter- haube mit der Auf- schrift: „Cash is King“.
tWEEt It! Eine sehr individuelle Putterhaube, nicht weniger originel- le schuhe, ein Poolmonster, Bruderliebe, eine deplatzierte Fahne, rohe kräfte, die sinnlos walten und Ringe, die unter die Haut gehen – das sind die social media-Highlights.
Antonio Brown, ein in den USA be- kannter American Football-Spieler der Pittsburg Steelers ließ sich zu Ehren des verstorbenen Arnold Palmer ein Paar ganz besondere Fußball- schuhe anfertigen, die er auch auf dem Spielfeld trug.
Man muss schon so cool wie der „Great White Shark“ Greg Norman sein, um angesichts dieser Klapper- schlange im Swimming Pool nicht schreiend davonzulaufen. Norman schoss lieber ein Foto und postete es auf Twitter. Ob er das Tier an- schließend mit den Zähnen fing, ist nicht bekannt.
Rickie Fowler wird sich wohl ewig an Olympia 2016 in Rio erinnern. Ge- meinsam mit dem Turmspringer Sam Dorman, der in Rio Silber holte, ließ er sich die fünf olym- pischen Ringe auf den Arm tätowieren.
Thomas Pieters gewann im August das Turnier „Made in Denmark“ und löste damit seine Fahrkarte zum Ryder Cup. Seine neue Autogrammkarte entstand unter der Regie seiner Schwester, die offen- bar nicht bis drei zählen konnte...
Patrick Reed durfte an der New Yorker Börse die Eröffnungsglocke läuten, verwechselte den Schlegel jedoch offenbar mit seinem Driver. Da der Klöppel jedoch über keinen Schaft der Härte „XXX-Stiff“ verfügte, zerbrach er in zwei Teile.
Auf den ersten Blick scheint dies ein ganz normaler schwarzer Wagen zu sein. Doch es handelt sich um eben jenes Poli- zeiauto, dass Rory McIlroy beim Ryder Cup 2012, nachdem er ver- schlafen hatte, mit Blau- licht zur Anlage in Medinah gefahren hat.
20
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Moment Den
spüren.
www.golfresort-weimarerland.de
COUNTDOWN | Mein LiebLingsLoch
ruhesitz Der vierfache European Tour-Sieger träumt von einem Rentnerdasein in Sunningdale, England. Hier lesen Sie, warum. Nr. 8 , SUNNiNgDale OlD COUrSe
Alex NoreN
S unningdale ist eine meiner absoluten Lieblings- golfanlagen auf der Welt und ganz besonders hat es mir eine Bahn angetan. Wir haben hier die Qualifikation für die Open Championship gespielt. Und obwohl man auf der gesamten Anlage einfach nur ungeschoren davon kommen möchte, macht es einen Heidenspaß, hier zu spielen. Alle Bahnen werden von mächtigen Laub- und Nadelbäumen eingerahmt. Die Atmosphäre auf der Anlage fühlt sich für mich immer behaglich an und die Leute wirken so entspannt, wenn sie auf den Wegen mit ihren Hunden spazieren gehen. Alles wirkt so, als sei es ein idealer Platz für Golf, wenn man aufgehört hat, Wettbewerbsgolf zu spielen.
Dieses kurze Par 3 ist mein absolutes Lieblingsloch auf dem Old Course. Mit all dem Rhododendren und den großen Pinien, die entlang der Bahn wachsen, sieht es wirklich so aus, als wäre es aus einem Märchen entsprungen. Es spielt sich etwas kürzer als die angegebenen 172 Meter. Das Grün ist großzügig angelegt, wird aber von fünf Bunkern gut bewacht. Wenn man den Abschlag verzieht, wird man wohl das Sandeisen zücken müssen. Das Grün fällt von links nach rechts ab. Ein Draw wäre der ideale Schlag. Steckt die Fahne ganz rechts, muss man trotzdem mittig zielen, sonst rollt der Ball in den Sand. GT
Nr. 8, SuNNiNgdale Old COurSe, BerkShire Par 3, 172 Meter
Illustration: Gary Lees
22
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COVER | Arnold pAlmer
he King is dead,
long live the King!
Die Golflegende Arnold Palmer starb am 25. September im Alter von 87 Jahren an Herzversagen. „The King“, wie er auch genannt wurde, war nicht nur einer der größten Golfer aller Zeiten. Als erster Profigolfer überhaupt konnte er ein breites Publikum für Golf begeistern.
Von Götz Schmiedehausen
24
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Verwegener Blick, das gute Aussehen eines Filmstars und ein Golfschwung, der die Erde erzittern ließ – Arnold Palmer hatte ein Gesamtpaket zu bie- ten, das die Fans begeisterte und die Konkurrenz zur Verzweiflung brachte
s ist schwer, sich Golf ohne dich vorzustellen“, schrieb Tiger Woods kurz nach Bekannt- werden der Todesnachricht am 25. September auf Twitter. Mit diesem Satz brachte Tiger
zum Ausdruck, was die gesamte Golfwelt an die- sem Sonntag Ende September empfand. Arnold Palmer hatte es im Laufe seiner beispiellosen Karriere geschafft, unzählige Menschen zu begeistern, zu inspirieren und in ihnen den Wunsch zu wecken, nicht nur bessere Golfer, sondern auch bessere Menschen werden zu wollen. Doch wie wurde Arnold Palmer zur größten amerikanischen Golflegende aller Zeiten? Arnold Palmers Lebensleistung beschränkt sich bei Weitem nicht auf die 62 Siege auf der PGA Tour, darunter sieben Majortitel. Er war ein Pio- nier im Bereich der Profisportvermarktung und ebnete unzähligen Athleten auf der ganzen Welt neue Wege, mit ihrem Sport viel Geld zu verdie- nen. Auch noch vier Jahrzehnte nach seinem letz- ten Sieg auf der PGA Tour gehörte er zu den Top- Verdienern im Golfgeschäft. Angefangen hat alles in Philadelphia. Arnolds Vater Milfred „Deacon“ Palmer arbeitete als Green- keeper im Latrobe Country Club und nahm vor allem seinen Erstgeborenen von klein auf in die Pflicht. Wenn dieser nicht als Caddie Geld für die notorisch klamme Familienkasse dazuverdiente, musste er mit den (damals noch nicht motorisier- ten) Mähmaschinen die Grasflächen stutzen. Als Entlohnung war es ihm jedoch gestattet, in seiner Freizeit Golf zu spielen, was für den Jungen das höchste Glück darstellte. „Arnold fing sich nie den Golfvirus ein“, schrieb ein Journalist einmal über Palmer. „Golf war von Anfang an in seinem Erbgut verankert.“ Schon im Alter von drei Jahren griff Klein-Arnie zum Golfschläger und noch bevor er in die Schule kam, besaß er einen ansehnlichen Schwung. Aufgrund der schweren körperlichen Arbeit (in seinen Ferien jobbte er zusätzlich als Bauarbeiter) war Arnold Palmer schon als Jugendlicher weit- aus muskulöser als seine Altersgenossen. In sei- ner Schulgolfmannschaft avancierte er schnell
25
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COVER | Arnold pAlmer
Stationen SeineS LebenS 10.09.1929 Palmer wird in Latrobe, Pennsylvania geboren. 1954 Palmer gewinnt die U.S. Amateur und wird Golfprofi. 1955 Palmer gewinnt in seiner Rookie-Saison sein erstes Profi- turnier. Er heiratet Winifred Waltz. 1958 Palmer gewinnt sein erstes Masters. 1959 „Arnie‘s Army“ entsteht beim Masters. 1960 Palmer gewinnt das Masters und die U.S. Open. Mark McCormick wird sein Manager. 1961 Arnold Palmer Enterprises wird gegründet. Gewinn der ers- ten Open Championship. Palmer erwirbt den Pilotenschein. 1962 Palmer gewinnt das Mas- ters und die Open Championship. 1964 Beim Masters gewinnt Pal- mer seinen letzten Majortitel. 1967 Palmer ist der erste PGA Tour-Spieler, der in seiner Karriere mehr als eine Million Dollar Preis- geld verdienen konnte. 1972 Palmer Course Design wird gegründet. Insgesamt zeichnet die Firma für 300 Plätze in 25 Ländern der Welt verantwortlich. 1974 Palmer kauft den Bay Hill Club & Lodge. 1979 Palmer richtet das erste Bay Hill (Arnold Palmer) Invita- tional aus. 1980 Palmer spielt erstmals auf der Senior PGA Tour. 1999 Palmers Frau Winifred stirbt an Krebs. 2001 Palmers Limonade kommt auf den Markt.
Väterlicher Freund, Ratgeber, Inspirator: Arnold Palmer und Tiger Woods
zum Starspieler, denn niemand konnte ihm in puncto Länge auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Nach einer (freiwilligen) dreijährigen Dienst- zeit bei der Armee fasste Arnold 1954 den Ent- schluss, sein weiteres Leben an den Golfsport zu knüpfen. „Was andere Leute in der Poesie entdecken, finde ich im Flug eines gut geschlagenen Drives“, sagte Arnold damals. Doch zuvor unterzog er sich noch einer finalen Nagelprobe und nahm an der U.S. Amateur teil. Dort wollte er sich beweisen, dass er gut genug war, um Profigolfer zu werden. In einem dramatischen Matchplay-Finale über 36 Löcher gegen den damals besten Amateurspieler der Welt gewann Palmer den Titel. Schon 1955 konnte der Nachwuchsprofi seinen ersten Titel auf der PGA Tour feiern. In den fol- genden Jahren mauserte er sich schließlich zu ei- nem der besten Spieler der amerikanischen Tour. Das Masters 1958 war eines der ersten Golftur- niere, das landesweit im amerikanischen Fern- sehen übertragen wurde. In diesem Jahr gewann Palmer erstmals in Augusta. Die breite Öffentlich- keit war begeistert von diesem Champion. Denn der junge Arnold Palmer besaß den verwegenen Gesichtsausdruck und das gute Aussehen eines Filmstars. Zudem war sein Spiel außergewöhnlich spektakulär. Er drosch die Bälle weiter als jeder andere Spieler auf der Tour. „Wenn Arnold zuschlägt, bebt die Erde“, schwärmte Palmers damaliger Tourkollege Gene Littler über dessen unglaublich kraftvollen Schwung.
Gute Freunde über viele Jahrzehnte: Arnold Palmer und Jack Nicklaus
Palmer spielte immer volles Risiko, Sicherheits- schläge kannte er nicht. Er konnte an einem Tag sieben Schläge Rückstand aufholen und eine U.S. Open gewinnen. Andererseits schaffte er es aber auch, eine Führung von sieben Schlägen auf den letzten neun Bahnen zu verspielen und eine sicher geglaubte U.S. Open zu verlieren. Doch ganz egal, wie ein Turnier auch ausging, wenn Arnold Palmer mitmischte, wurde es den Zuschauern garantiert nie langweilig. Palmers treue Fans bezeichnen sich bis zum heutigen Tag stolz als „Arnie’s Army“. Entstanden ist der Begriff beim Masters 1959, als der Veranstalter (anders als heute) noch nachhelfen musste, um so
2004 Palmer spielt sein 50. und letztes Masters. 2005 Palmer heiratet Kathleen Gawthrop. 2007 Palmer fungiert bis 2015 als Honorary Starter beim Masters. 2016 Palmer stirbt 15 Tage nach seinem 87. Geburtstag an Herzversagen.
viele Zuschauer wie nur möglich auf die Anlage des Augusta National zu locken. Also verteilte man an jeden Soldaten in Uniform groß- zügig Freikarten. Obwohl viele der Armeeangehörigen kein großes
26
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Darauf einen arnoLD PaLmer! Als Palmer 1960 in einer Bar
einen Drink bestellte, der zu zwei Dritteln aus ungesüßtem Eistee und einem Drittel Limonade bestand, wollte eine anwesende Dame dieses Getränk ebenfalls ausprobieren und
bestellte „diesen Arnold Palmer Drink“. Heute ist ein „Arnold Palmer“ eine feste Größe im amerikanischen Softdrink-Universum.
dass er vorerst exklusiv für ihn tätig sein müsse. In den folgenden Jahren sorgte McCormack da- für, dass Arnold Palmer zu einer der bekanntesten Werbe-Ikonen der USA wurde. Der Sponsoren- vertrag zwischen Palmer und Rolex hält in puncto Laufzeit sogar den Weltrekord. 1964 geschlossen, wurde dieser 2014 nochmals um weitere zehn Jahre verlängert. Doch auch als eigenständiger Unternehmer war Palmer mit Hilfe McCormacks extrem erfolgreich. Arnold Palmer Enterprises umfasst heute über 50 Geschäftsfelder wie Golf- schläger, Golfmode, Golfplatzdesign oder Soft- drinks. Allein 2015 machte er mit seinen zahlrei- chen Unternehmen und Werbeverträgen 42 Mio. Dollar Gewinn. Insgesamt verdiente Palmer Zeit seines Lebens ca. 875 Mio. Dollar. In der Liste der Top-Verdiener im Sport rangiert er hinter Tiger Woods und Michael Jordan (Basketball) auf dem dritten Rang. Trotz seiner Erfolge auf und abseits der Fairways, seines Reichtums und seiner Beliebtheit in aller Welt blieb Arnold Palmer immer ein bescheidener und volksnaher Mensch. Sein Spitzname „The King“ war ihm immer unangenehm. „Als ich in den frühen Sechzigerjahren ziem- lich gut gespielt habe“, erinnert sich Palmer, „hielt jemand eine Rede und bezeichnete mich als ‚The King‘. Ich habe nie Gefallen an diesem Namen gefunden und lange versucht, mich dagegen zu verwahren. Aber es war nicht mehr aufzuhalten.“ Über 52 Jahre spielte Arnold Palmer in jedem Jahr zumindest bei einem Turnier der PGA Tour mit. 2004 dann beendete er seine aktive Laufbahn beim Masters. Schon 1974 kaufte er die Bay Hill & Lodge in Orlando. Dort lebte er mit seiner Frau Winnie, die 1999 starb. 2005 heiratete er Kathleen Gawthrop. Seit 1979 veranstaltete er auf der An- lage die Arnold Palmer Invitational (früher auch Bay Hill Classic oder Nestle Invitational). Wenn man in Bay Hill ins Clubhaus ging oder eine Runde Golf spielte, war eine Begegnung mit dem Hausherrn keine Seltenheit. Er hatte für jeden seiner Gäste eine offene Tür und ein offenes Herz. Niemals hätte er jemandem ein Autogramm oder ein gemeinsames Foto verwehrt. „Ein Held zu sein, hat mich nie interessiert. Ich wollte immer nur Golf spielen“, sagte Palmer einst. Doch mit seinem Spiel und seiner Art be- rührte er die ganze Welt. GT
Interesse an Golf hatten, kamen sie trotzdem, als sie hörten, dass Arnold Palmer der Titelverteidi- ger war. Der Anblick so vieler uniformierter Men- schen in Palmers Gefolge führte dazu, dass man sich bald einen Spaß daraus machte, den Tross als „Arnie’s Army“ anzukündigen. Am nächsten Tag stand der Begriff landesweit in den Zeitungen zu lesen und wurde schnell zum Sammelbegriff der Arnold Palmer-Fans. Heute firmiert die Dachor- ganisation der zahlreichen Arnold Palmer-Chari- ty-Stiftungen unter dem Namen. Anfang der Sechzigerjahre lernte Palmer Jack Nicklaus, seinen größten Rivalen auf dem Golf- platz und zukünftigen engen Freund kennen. Doch die Hochphase ihrer Rivalität hielt kaum ein Jahrzehnt an. 1964 gewann Palmer sein letz- tes Major, der elf Jahre jüngere Nicklaus hingegen wurde 1986 noch einmal Masters-Champion. Pal- mer vollendete nie seinen Karriere-Grand Slam, den Gewinn aller vier Majors, Nicklaus sammelte 18 Majortitel. Doch obwohl Jack Nicklaus der bei Weitem erfolgreichere Golfer war, in puncto Be- liebtheit kam er an den King nie heran. In den Fünfzigerjahren verdiente Arnold Palmer abgesehen von seinen Preisgeldschecks kaum Geld. 1960 bot sich ihm der Anwalt und Jung- unternehmer Mark McCormack als Manager an. Palmer überließ ihm die Vermarktung seiner Persönlichkeit, aber nur unter der Bedingung,
PaLmer unD Der regenSchirm 1961 wurde Arnold Palmer Enter- prises gegründet. Doch wie jedes erfolgreiche Unternehmen be- nötigte man ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert. Also saß Palmer mit einer Gruppe Berater in einem Konferenzsaal und man zerbrach sich die Köpfe, wie dieses Logo nur aussehen könnte. Nach stundenlangem erfolglosen Brain- storming verließ Palmer den Saal, um frische Luft schnappen zu gehen. Draußen regnete es, und als er ins Freie trat, stieg eine hübsche Frau aus einem Auto aus und öffnete einen bunten Regen- schirm. Palmer stürmte zurück ins Gebäude und rief in die Runde: „Wie wäre es mit einem Regen- schirm?“ „Was für ein Regen- schirm“, wurde zurückgefragt. „Ein bunter Golfregenschirm“, meinte Arnold. Einige Wochen später präsentierte man das heute weltbekannte Firmenlogo.
27
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COVER | RYdeR Cup 2016
U.S.-Sieg in winneSota Endlich: Die USA gewinnen den Ryder Cup bei ihrem Heimspiel in Hazeltine, Minnesota. Es waren drei Wettbewerbstage, die, unabhängig vom aus europäischer Sicht suboptimalen Ergebnis, all jene faszinierenden Elemente beinhalteten, die diesen Golfvergleich zwischen den USA und Europa weltweit so beliebt gemacht haben.
Von Oskar Brunnthaler und Götz Schmiedehausen
28
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
V ielleicht war die Zeit reif, dass Europa mal wieder einen Ryder Cup verliert. Zwischen 1995 und 2014 fanden zehn Auflagen des Kontinental- vergleichs statt, bei denen die Blauen immerhin sagenhafte achtmal über die Roten triumphieren konnten. Vor dem Duell in Hazeltine siegten die Amerikaner zuletzt 2008. Damals war Jordan Spieth 15 Jahre alt und Barack Obama kämpfte um seinen ersten Einzug ins Weiße Haus. Trotz der Enttäuschung fällt es deshalb vielleicht nicht ganz so schwer, den Amerikanern diesen Sieg auch ein klein wenig zu gönnen. Zu häu- fig wurde das U.S.-Team abgefertigt und mit einem Zwei-Jahres-Vorrat an Taschentüchern zum Tränentrocknen nach Hause geschickt. Schon wenige Wochen nach Gleneagles 2014 wurde in den USA eine Ryder Cup-Task Force eingerichtet, um eine innovative und maximal effektive Herangehensweise an den Wettbewerb 2016 zu garantieren. Seither genoss das anstehende Heimspiel im ameri- kanischen Profigolfsport allererste Priorität. Nichts wurde dem Zufall überlassen, jedes
29
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
COVER | RYdeR Cup 2016
SIEGERFOTO Die zwölf Spieler des siegreichen U.S. Ryder Cup- Teams. Erster Sieg seit 2008
MOMEnTuMpaLMEr Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt, aus dem Leben zu scheiden. Es ist immer zu früh, und auch immer gerade zum falschen Zeitpunkt. Der 41. Ryder Cup steht durch das Ableben von Golf-Legende Arnold „Arnie“ Palmer am Sonntag vor dem Event plötzlich in einem ganz anderen Licht: Stand doch dieses emo- tionale Duell zwischen USA und Europa ganz im Zeichen des Gedenkens an den sieben- fachen Major-Sieger und „The King“, so sein Kumpel und bester Freund Jack Nicklaus. Was das bedeutete? Dass das Momentum auf einmal auf Seiten der Amerikaner stand – unabhängig von der ohnedies sportlichen noch so kleine Detail analysiert und auf den Prüfstand gestellt. Denn wären die Europäer 2016 erneut mit der erstaunlich kleinen, jedoch so unglaublich heißbegehrten Trophäe im Gepäck nach Hause gereist, hätten die ame- rikanischen Fans (und wahrscheinlich auch der eine oder andere Spieler) vielleicht wirk- lich die Lust am ewigen „Dabei sein ist alles“ verloren. Doch egal, wie verschmerzbar eine Nieder- lage im Ryder Cup auch erscheinen mag, sie wirft trotzdem Fragen auf. Allen voran: Hat der Kapitän des Verliererteams den bestmög- lichen Job gemacht? FAST ALLES FALSCH GEMACHT Darren Clarke wird wohl nicht als der beste Kapitän einer europäischen Mannschaft in die Golfannalen eingehen. Das hat das Ver- lieren für Teamchefs bei siegesgewohnten Mannschaften nun einmal so an sich. Doch auch unabhängig davon muss sich der Nord- ire nach Abschluss seiner zweijährigen Arbeit so manchen Vorwurf gefallen lassen. Zwar wollte er nicht selbst zum Schläger greifen, um das drohende Unheil abzuwenden. Wohl aber verfügte er über die Schalthebel, das euro- päische Team optimal auf- und einzustellen. Die ersten vermeidbaren Fehler hinsicht- lich der Aufstellung unterliefen Darren Clarke schon kurz nach seiner Ernennung zum Kapitän. Anstatt sich wie sein Konterpart Da- vis Love III vier Wild Cards zu gönnen, be- ließ er es bei nur drei Optionen, selbst einen formstarken Spieler berufen zu können, der es über die Qualifikationsrangliste nicht ins
Team geschafft hatte. Dabei hätte doch vor allem ihm als Ryder Cup-Veteranen bekannt sein müssen, dass der europäische Qualifika- tionsmodus so seine Tücken besitzt. Erstens fällt der Zeitpunkt, zu dem ein Spieler gute Ergebnisse erbringt, kaum merk- lich ins Gewicht. So gelangen bspw. dem Eng- länder Andy Sullivan, der 2015 eine relativ starke Saison spielen konnte, seit dem Früh- jahr jedoch keine außergewöhnlichen Leis- tungen mehr und in den Wochen vor dem Ryder Cup verpasste er sogar reihenweise Cuts. Trotzdem schaffte er die direkte Quali- fikation fürs Team.
Zweitens fällt die Leistung der Spieler auf der European Tour im Verhältnis zu ihrer Posi- tion in der Weltrangliste und damit zu ihren Erfolgen auf der PGA Tour zu stark ins Ge- wicht. Dabei liegt der klare Fokus der Stars aus Europa doch schon lange auf der deutlich lukrativeren amerikanischen Tour. Und drittens hat die European Tour be- stimmt, dass ein Spieler ohne Tour-Mitglied- schaft nicht mitspielen darf, auch nicht als Captain’s Pick. Deshalb musste der aktuell nach Rory McIlroy beste Europäer auf der PGA Tour, der Engländer Paul Casey, bei diesem Ryder Cup aussetzen. Auch den Zeitpunkt der Bekanntgabe sei- ner Entscheidung hätte Clarke ebenso wie Davis Love um einige Wochen nach hin- ten verschieben können, um wirklich nur die Spieler zu berufen, die sich direkt vor dem Ryder Cup in Best- form befinden. Doch Darren Clarke verkündete schon fünf Wochen vor dem ersten Schlag in Hazeltine seine Captain’s Picks. Sinnbildlich für Clarkes Fehlerkette bei der Aufstellung des Teams ist die Causa „Russell Knox“. Ende 2015 gewann der Schotte die hochklassig dotierte WGC-HSBC-Champions, doch die Qualifikationspunkte, die er für diesen Sieg kassiert hätte (und mit denen er direkt für das Ryder Cup-Team qualifiziert gewesen wäre), wurden nicht berücksichtigt. Denn erst Anfang 2016 trat Knox der Euro-
Favoritenrolle der Hausherren. Erin- nern wir uns an den Ryder Cup in Medinah 2012: Team Captain José María Olazábal verstand es,
das Andenken an den verstorbenen Seve- riano Ballesteros geschickt mit ins Kampf- geschehen zu bringen: „Wir spielen hier für Seve“, so die psychologisch geschickte Devise von Olazábal. Das Ergebnis war sensationell: Europa lag chancenlos mit vier Punkten zu- rück, gewann am Schlusstag im Matchplay dann doch noch den Ryder Cup (14,5:13,5).
30
GOLF TIME | 7-2016
www.golftime.de
Made with FlippingBook