GOLF TIME 7-2016
CLUB FITTING
MODETREND DIFFERENZIERUNG Das Golfjahr 2016 aus Sicht eines Materialjunkies. Eine Marktanalyse.
D ieses Jahr war gekennzeichnet von einigen sehr spannenden Dingen, die im Bereich der Schlägerentwicklung passiert sind. Der übergeordnete Begriff für die sich abzeichnenden Trends im Material- bereich könnte „Differenzierung“ sein. Was verbirgt sich dahinter? Die meisten Hersteller gehen dazu über, ihre Produkte klarer voneinander abzugrenzen, um eine eindeutige Marktpositionierung zu er- reichen. Einem Fitter soll so die Arbeit leichter gemacht werden, wenn von vorn- herein klar ist, für welchen Spielertyp ein entsprechendes Produkt passen soll. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass man im Rahmen eines Fittings nach Schema „F“ vorgehen soll, denn es passiert immer wieder, dass ein theoretisch per- fektes Produkt für einen speziellen Spie- ler überhaupt nicht funktioniert und ein eigentlich ungeeignetes Produkt hervor- ragende performed. BOTSCHAFT Von der reinen Schläger- physik her am interessantesten waren sicher die Diskussionen über das Thema „Sub- Zero“, um einen Begriff von Callaway zu nutzen. Was verbirgt sich dahinter? Die- ses Jahr ist es einigen wenigen Herstellern zum ersten Mal gelungen, den Masse- schwerpunkt eines Drivers unter die neu- trale Achse des Designs zu verschieben. Die Werbebotschaft „Masse hinten und tief unten“ hören und lesen wir ja schon seit etlichen Jahren, wenn es um die Driver- themen „Höher-Schneller-Weiter-Gerader“
„Flasche leer“-PK. Doch für einige Spieler sind diese Produkte absolut perfekt – aber eben nur für einige. VORSICHT Im Bereich der Schäfte ist auch viel Interessantes in diesem Jahr passiert. Vor allem True Temper mit seiner Schaft- marke Project X hat im Graphit-Bereich auf der PGA Tour den Vogel abgeschossen. Die HZRDUS-Reihe hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der absolut hei- ßesten Schäfte im Markt entwickelt und kommt in der nächsten Saison dann auch bei einigen größeren Schlägerherstellern in deren Produkte. Allerdings sollte man hier genauer hinschauen. Es gibt zwei Produk- tionen für diese Schäfte. Die Massenware kommt aus China und das richtig gute Zeug wird in San Diego handgefertigt und genauer kontrolliert. Welche Modellreihe die Pros bevorzugt verbaut bekommen, ist nicht schwer zu erraten. ETABLIERT ImEisenbereich haben sich die Modelle mit eingesetzten Schlagflächen endgültig etabliert. Fast alle Hersteller set- zen inzwischen auf dieses Designkonzept, wenn es darum geht, höhere Ballgeschwin- digkeiten kombiniert mit höherer Konstanz derselben auf der Schlagfläche zu kombi- nieren. Puristen stören sich nachvollzieh- barerweise amKlang dieser Eisen, doch auch für sie könnte es zukünftig eine interes- sante Option im Markt geben – vorausge- setzt, das eigene Bankkonto ist gut gefüllt. In den letzten Tagen haben wir schon einen Teil der neuen Produkte für unsere Fittingcarts bekommen und wir können schon jetzt sagen, dass die Zahl der guten Produkte, die sich sehr gut an den jeweili- gen Spieler anpassen lassen, sehr groß sein wird. Aus Sicht des Materialjunkies kön- nen wir nur sagen: Wir freuen uns auf 2017. GT
geht. Doch betrachtet man die Design- daten aller Drivermodelle, die diese At- tribute für sich in Anspruch genommen haben, so stellt man fest, dass deren Center of Gravity bislang immer oberhalb der Mittelachse des Driverkopfes angesiedelt war. Erst in diesem Jahr ist es insgesamt drei Herstellern gelungen, das zu ändern. Die folgenden Drivermodelle haben diese interessante Eigenschaft: Taylor Made M1 430 (bei fast allen Gewichtsoptionen – Ausnahme die Variante FADE/BACK), Cobra F6+ (Gewichtskonfiguration Mitte und Front), Cobra King LTD und LTD Pro sowie Callaway mit dem Modell XR Pro Subzero. Welche Auswirkungen hat nun die Plat- zierung des CoG unterhalb der Mittel- achse? In erster Linie mal einen etwas höheren Ballstart. Wird das CoG dann noch relativ weit nach vorne verschoben, entstehen auch noch sehr niedrige Spin- raten. Allerdings werden diese Driver dann auch absolute Zicken, die oft ähnlich leicht aus der Ruhe zu bringen sind wie ein Giovanni Trapattoni in seiner berühmten
JOHANNES HERBIG Jahrgang ’61, Inhaber der Fitting- Schmiede Clubmate Golf
mit Stützpunkten in Pfungstadt und im Jordan Golfdom, Köln
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