GOLF TIME 7/2017

COVER | JUSTIN THOMAS

Seit 2007 sind Justin Thomas und Jordan Spieth eng befreundet. Zehn Jahre später gehören beide zu den besten Golfern der Welt

Der König und sein Thronfolger? Dustin Johnson ist zwar noch die Nummer 1 der Welt, doch 2017 war zweifelsohne das Jahr von Justin Thomas

Justin, Jordan und Rickie – auf und abseits des Platzes sind sie enge Freunde, die sogar einmal im Jahr einen gemeinsamen Urlaub verleben

LASST UNS FREUNDE BLEIBEN Auf dem Platz sind sie Rivalen, doch privat fahren sie zusammen in den Urlaub oder wohnen sogar gemeinsam unter einem Dach. In der Vergangenheit war es meist Justin Thomas gewesen, der brav am 18. Grün ausharrte, bis seine erfolgreichen Freunde endlich als Sieger gefeiert werden konnten. Als Justin im August den Sack bei der PGA Championship zumachte, standen Jordan Spieth und Rickie Fowler selbstredend auch für ihn Spalier. Doch die Beziehungen, die Justin Thomas teilweise schon seit seiner Jugend pflegt, gehen weiter über derlei plakative Gesten hinaus. 2007 soll die Freundschaft zwischen Jordan und Justin ent- standen sein, als Thomas beim Evian Junior Masters einen Pro-Am-Platz an der Seite von Juli Inkster gewinnen konnte und Spieth

Children’s Hospital Championship und be- legte am Saisonende den dritten Platz in der Rangliste der Web.com Tour, was gleich- bedeutend mit dem Aufstieg in die PGA Tour war. Justin spielte ein mehr als ordentliches erstes Jahr auf der Tour, sieben Top-10-Plat- zierungen, über zwei Mio. Dollar Preisgeld sowie der zweite Platz bei der Wahl zum „Rookie des Jahres“ belegen dies eindrucks- voll. Doch obwohl er in seine zweite Spiel- zeit mit einem dritten Rang bei der Frys.com Open und seinem ersten PGA-Tour-Sieg bei der CIMB Classic in Malaysia starten konnte, wurde Justin Thomas im Verlauf dieser Sai- son 2015/16 immer unzufriedener. „Ich erwartete noch viel mehr von mir und setzte mich permanent unter Druck. Warum habe ich nicht mehr Preisgeld gewonnen? Warum spiele ich nicht häufiger um den Sieg mit?“, erzählt Justin Thomas. „Es gab Phasen, da hatte ich keinen Spaß auf dem Platz und wollte nichts mit Golf zu tun haben, wenn ich schlecht gespielt hatte. Doch der Spaß sorgt oft dafür, dass aus einem schlechten Einstieg noch ein guter Tag werden kann. Ich hin- gegen war so mies gelaunt, dass ich viele gute Anfänge in schlechte Scores verwandelte und Cuts verpasste. Dabei spielte ich gut genug, um keine Cuts verpassen zu müssen.“ 2009 gewann der 16-jährige Justin Thomas eine Einladung zur Wyndham Championship. Dort überstand er als drittjüngster Spieler in der Geschichte der PGA Tour den Cut«

2017 gelang es Justin Thomas, aus dem Schat- ten seines Freundes Jordan Spieth zu treten

In dieser Phase bat er Jack Nicklaus um Hilfe. Die Golflegende erklärte Justin im Verlauf eines dreistündigen Mittagessens, dass man jedes Ergebnis, egal ob gut oder schlecht, mit Gleichmut akzeptieren muss. Es sei falsch, etwas erzwingen zu wollen. Er riet ihm, die schlechten Tage zu erkennen und sie so schadlos wie möglich zu über- stehen, indem er sich darauf beschränken sollte, nur das Grün treffen zu wollen, um den Score zusammenzuhalten. Während Justin diese für ihn frustrieren- den Tage auf der Tour erlebte, gewann sein engster Freund Jordan Spieth zwei Major- Turniere und wurde Weltranglisten-Erster. „Ich war eifersüchtig. Ohne Wenn und Aber. Ich wollte diese Siege schaffen und

Weil Justin als Kind immer einer der kleins- ten Spieler war, konnte er damals nicht so viele Grüns in Regulation erreichen, deshalb gewöhnte er sich früh an, in puncto Schwung- aggressivität immer am Limit zu spielen. Dies führte dazu, dass der erwachsene Justin Thomas über ein hervorragendes kurzes Spiel verfügt, blitzsauberes Ballstriking beherrscht und vor allem einen Schwung kultiviert hat, dem er unter Druck vertrauen kann. Doch auch bei Justin Thomas gibt es schlechte Tage, an denen seine aggressive Spielweise hart bestraft wird. „Ich hatte zu dieser Zeit immer die gleiche Strategie, egal ob ich gut oder schlecht drauf war“, sagt Justin Thomas. „Immer so aggres- siv wie möglich die Fahne angreifen.“

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