GOLF TIME 7/2017

CLUB FITTING

MARKETING VS. MATERIAL uch wenn die Golfsaison sich langsam dem Ende nähert, bringen einige Firmen neue rial ist, das sich dann auch durchaus auf den Verkaufspreis eines Eisens aus- wirken kann. GRETCHENFRAGE Mehr Länge und mehr Fehlerverzeihung – geht das überhaupt?

schlechter getroffene Ball nicht 15 Meter Länge verliert, sondern nur acht Meter, besteht gegebenenfalls noch die Chance, über den Bunker zu spielen, oder ein Wasserhindernis zu meiden. So etwas kann dem Score am Ende der Runde durchaus zuträglich sein. NACHTEIL KLANG Aber die eingesetzten Schlagflächen haben auch Nachteile. Einer der größten ist der Klang im Treffmoment . Die meisten die- ser Eisen klingen extrem blechern. Da nun aber Klang und wahrgenommene Rück- meldung sehr stark zusammenhängen, werden diese Eisen oft als hart oder harsch wahrgenommen. Kombiniert man das dann noch mit einem „Flusskiesel“ als Ball (reine Distancebälle mit hartem Kern), dann kommt selten Freude auf. Einige Firmen versuchen hier Gegenmaßnahmen zu er- greifen, wie PXG mit dem TPU Material zum Befüllen ihrer Hohlkammereisen, oder auch TaylorMade mit dem „Speed- Foam“ in den neuen Produkten. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, werden die kommenden Monate zeigen. VERGLEICHEN HILFT Abschließend können wir aus der Erfah- rung sagen, dass einige Konstruktions- merkmale neuer Eisen sich sehr positiv auswirken. Aber man sollte trotzdem immer den direkten Vergleich im Auge be- halten. Denn moderne Distanzeisen haben schon mal sehr gern vergleichsweise wenig Loft bei gleicher Eisenbezeichnung, was dann logischerweise zu mehr Länge füh- ren muss. Bevor Sie also über zehn Meter Längenzuwachs im Rahmen eines Fittings jubeln, lassen Sie immer auch den Loft Ihrer bisherigen Eisen mit dem des neuen Produktes vergleichen. Nur dann ist ein ehrlicher Vergleich möglich. GT

Produkte auf den Markt und werben selbstver-

EINGESETZTE SCHLAGFLÄCHEN Ein zweiter Trend, der sich in den letzten Jahren etabliert hat, sind die eingesetz- ten Schlagflächen bei Eisen. Diese haben zwei Effekte: Zum einen wiegt eine dünne Schlagfläche aus speziellen, hoch festen Legierungen weniger als eine normal dicke geschmiedete oder gegossene. Das sorgt für freie Masse im Schlägerdesign, die wiederum dafür genutzt werden kann, sie strategisch zu platzieren, im Sinne eines höheren MOI (Trägheitsmomentes). Der zweite große Vorteil ist, dass die Ballgeschwindigkeiten höher sind als bei den meisten Eisendesigns, die aus einem Stück gegossen oder geschmiedet werden. Höhere Ballgeschwindigkeiten sind ver- antwortlich für mehr Länge. Wenn ein Ball bei gleicher Schlägerkopfgeschwindigkeit mit mehr Tempo auf die Reise geschickt werden kann, wird er logischerweise län- ger unterwegs sein. Im Einzelfall kann das Loft-bereinigt durchaus drei bis acht Meter ergeben. Der dritte Aspekt der eingesetzten Schlagflächen steht im Zusammenhang mit dem Thema Fehlerverzeihung. In unserer Definition bedeutet dieser Begriff, dasseinschlechtgetroffenerBallimmernoch relativ viel Ballgeschwindigkeit erreicht, was die Längenabweichung zwischen guten und schlechten Schlägen verringert. Ein mieser Schlag wird immer ein mie- ser Schlag bleiben. Wenn aber der etwas

ständlich mit den üblichen Versprechen von mehr Länge und mehr Fehlerver- zeihbarkeit. Doch wie sollen diese beiden Parameter erreicht werden? Welche Tech- nologien stecken dahinter? Und vor allem– halten die Produkte das, was die Marke- tingabteilungen der Hersteller verspre- chen? MATERIALMIX Da einige Firmen (Callaway, Cleveland, TaylorMade, Titleist) vor allem den Bereich der Eisen neu aufstellen, werden wir uns diesmal mit den Konstruktionsmerkma- len und den Auswirkungen auf das Fitting befassen. Ein großer Trend der vergange- nen Jahre ist die Kombination verschie- dener Materialien in einem Schlägerkopf, um bestimmte Ziele zu erreichen. Das Metall Wolfram wird in vielen Eisen- designs genutzt, da es eine sehr hohe Dichte und damit ein sehr hohes spezifisches Gewicht aufweist. Man braucht also relativ wenig Volumen, um den Massenschwerpunkt deutlich zu beeinflussen und nach den Vorstellungen des Designers zu manipulieren. Mithilfe dieses Metalls lässt sich also das Trägheits- moment eines Schlägerkopfes stark beein- flussen. Es gelingt, relativ kompakte Köpfe zu konstruieren, die vergleichsweise ein- fach zu spielen sind. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Titleist AP2 . Die Version AP2 718 ist vom gemessenen Trägheitsmoment des Kopfes auf dem Niveau eines älteren AP1. Für einen Golfer hat das zur Kon- sequenz, dass sich sportlich aussehende Schläger deutlich einfacher spielen lassen, als das noch vor acht bis zehn Jahren der Fall war. Der Nachteil von Wolfram ist, dass es ein vergleichsweise teures Mate-

JOHANNES HERBIG Jahrgang ’61, Inhaber der Fitting- Schmiede Clubmate Golf

mit Stützpunkten in Pfungstadt und im Jordan Golfdom, Köln

www.clubmategolf.com

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