GOLF TIME 7/2017

GOLFREGELN | TEIL 7

»Hab’ ich im TV gesehen« KNIFFELIGE REGELFRAGE Wie sich Jordan Spieth bei den 146. British Open „rettete“. ANALYSE Jordan Spieth verzog an Bahn 13 den Ball in die Dünen, um dann schließlich von der Driving Range aus das Grün anzugreifen

B ei der 146. Open Championship in Royal Birkdale gab es in den vier Tagen viele Regelfälle, aber einer hatte es in sich. Der spätere Champion Jordan Spieth verzieht in der Finalrunde am 13. Loch seinen Abschlag nach rechts in die Dünen. Er erklärt seinen Ball für unspielbar (Regel 28) und hat damit drei Optionen für das weitere Vorgehen. » 1. Zum Abschlag zurück und den Ball so nahe wie möglich von der Stelle spielen, von der der ursprüngliche Schlag zuletzt gespielt wurde; » 2. Den Ball in beliebiger Entfernung hinter dem Punkt, an dem der Ball lag, fallen lassen, wobei dieser Punkt auf gerader Linie zwischen Loch und der Stelle liegen muss, an der der Ball fallen gelassen wird; » 3. Den Ball innerhalb zweier Schläger- längen nicht näher zum Loch von der Stelle, an der er lag, fallen lassen. Jordan Spieth entscheidet sich für die zweite Option und möchte seinen Ball hinter den Tourtrucks fallen lassen. Es ist etwas verwunderlich, dass die dort gelegene Driving Range nicht als Aus gekennzeich- net ist. Da im normalen Spielgebrauch dort auch kein Aus gekennzeichnet ist, hat sich die Spielleitung dafür entschieden, diesen Bereich so zu belassen, wie er von den

2. BEHINDERUNG Behinderung durch ein TIO ist gegeben, wenn (a) der Ball davor und so nah am TIO liegt, dass die Standposition des Spie- lers oder der Raum seines beabsichtigten Schwungs durch das TIO behindert sind, oder (b) der Ball in, auf, unter oder hinter dem TIO liegt, sodass irgend ein Teil des TIO die Linie zwischen dem Ball des Spie- lers und dem Loch beeinträchtigt und auf seiner Spiellinie ist. Behinderung liegt auch dann vor, wenn der Ball innerhalb einer Schlägerlänge von einer gleich weit vom Loch entfernten Stelle liegt, an der eine derartige Beeinträchtigung be- stehen würde. Den vollständigen Wortlaut finden Sie im Anhang I, Teil A, Platzregeln, 4b, Seite 196. So erhält Jordan Spieth Erleichterung und kann seinen Ball neben dem Truck inner- halb zweier Schlägerlängen (eine für das TIO und eine als Erleichterung) fallen las- sen. Als erfahrener Spieler hat Spieth bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts durch die Spielleitung seinen Ball in den Dünen liegen lassen, sodass ihm bis zum Schluss alle Optionen erhalten bleiben. Er spielt am 13. Loch ein Bogey, um anschließend mit Birdie, Eagle, Birdie, Birdie und Par seinen Turniersieg mit –12 vor Matt Kuchar mit –9 zu sichern. GT

Mitgliedern des Golfclubs gespielt wird. Von dort erhält Jordan Spieth Erleichte- rung von dem Truck als zeitweiliges, unbe- wegliches Hemmnis. 1. ERKLÄRUNG Ein zeitweiliges unbewegliches Hemmnis (Temporary Immovable Obstruction – TIO) ist ein künstlicher Gegenstand, der vorüber- gehend installiert wurde, oftmals in Ver- bindung mit einem Wettspiel, und befestigt ist und nicht ohne Weiteres bewegt werden kann. Beispiele für TIO sind Zelte, Anzeige- tafeln, Tribünen, Fernsehtürme, Toiletten und Ähnliches. DR. ULRIKE GARTZ UND HOLGER GARTZ haben seit 1997 über 250 Turniere und Turnierserien im Profi- und Amateurbereich veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter sind beide seit 2005 im Golfverband Nieder- sachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit Erfolg bestanden

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