GOLF TIME 7/2017

D E R P R O F I S T O U R T I P P S

DESWEGEN HABE ICH MEINE ROUTINE GEÄNDERT JASON DAY: „Wie sich meine Veränderung beim Lesen von Grüns für mich auszahlte“

VERTRAUEN SIE IHRER LINIE Der beste Rat, den ich Amateuren gebe, ist, ihrer gelesenen Puttlinie und ihrem Instinkt zu vertrauen und bewusst hinter ihrer Einschätzung von Tempo und Linie zu stehen, wenn sie den Putt ausführen. Überdenkt man seine Entscheidung, manipuliert man sich selbst beim Schlag und wird nie konstant putten.

Wir sind beide gut beim Lesen eines Grüns und beim Be- stimmen einer Puttlinie. Der Unterschied ist aber, dass Col nicht weiß, wie ich mich fühle, wenn ich über dem Ball stehe, und wie fest ich den Ball putten möchte. Wenn ich den Putt dann zu kurz lasse, weil ich in der Ansprechposition ein etwas anderes Gefühl habe als er dachte, fördert das die Unsicherheit. War es meine oder seine Einschätzung, die nicht stimmte? Es ist keine Kritik an Swatto; er hat etwas herausgefunden, das mir geholfen hat, mehr Selbstvertrauen aufzubauen – damit kein Zweifel aufkommt, wenn ICH über dem Ball stehe.

Mindestens ein halbes Dut- zend Mal pro Runde habe ich meinen Caddie Colin Swatton einen Putt für mich lesen lassen und ihn nach seiner Meinung gefragt. Anfang des Jahres 2015 schlug er dann vor, dass ich fortan alle Putts selbst lesen sollte. Meine erste Reaktion damals war: „Was?!“ Doch er meinte, dass mich diese Herangehensweise herausfordern würde, mehr Informationen zum jeweiligen Putt aufzunehmen und ich mich dadurch mehr mit dem Schlag identifizieren könnte. Der Punkt, den Col ansprach, war, dass er mit seiner Ein- schätzung einer Puttlinie ent- weder meine bestätigt oder Verwirrung entsteht. Natürlich möchte man Zweiteres unbe- dingt vermeiden.

MEIN LIEBLINGSDRILL Um meine Geschwindigkeit und Distanz zu kontrollieren, putte ich Bälle aus 4, 5 und 9 Metern in einem flachen Bereich des Putting-Grüns. Aus diesen Entfernungen geht es nur ums Gefühl. Du versuchst natürlich, jeden Putt zu lochen, aber du versuchst auch, den Ball so nah wie möglich ans Loch zu putten. Mein Ziel ist immer, dass der Ball nie mehr als sechs Umdrehungen über das Loch hinausrollt, wenn ich es verpasse.

S ie werden bei mir selten einen Dreiputt sehen. Vergangenes Jahr war ich auf Platz 15 der PGA- Tour-Statistik im Dreiputt-Vermeiden – mit nur 25 Dreiputts auf 1.242 Löchern. In der Einputt-Statistik landete ich mit 43,64 Prozent auf Rang sechs. Aber die Statistik, auf die ich am stolzesten bin, ist die „Schläge gewonnen beim Putten“-Statistik. Im Vergleich zum Rest des Spielerfeldes habe ich durchschnittlich mehr als einen Schlag pro Runde gewonnen. Vier Schläge über vier Runden, das ist überragend. Der Schlüssel für diese beeindruckenden Putting- Statistiken heißt: Distanzkontrolle. Ich möchte nie einen Putt zu kurz lassen. Denn: Man kann den Putt nicht einlochen, wenn der Ball nicht bis zum Loch rollt, richtig?! Das bedeutet aber nicht, dass ich den Ball ein- fach mit Schwung in Richtung Loch putte. Es gilt viel- mehr das richtige Tempo zu finden, damit der Ball das anvisierte Break nimmt und man einfache, stressfreie Tap-ins hat, sollte man das Loch verpassen. Ich möchte keinen meiner Putts mehr als 30 Zentimeter zu lang sehen. Das ist meine Philosophie beim Putten. Hier erfahren Sie, wie ich das schaffe. GT

Es sind meine Drives und mein langes Spiel, die die Schlagzeilen in den Medien beherrschen. Doch es ist die Qualität meines Puttens, die mich Woche für Woche auf der Tour um Titel mitspielen lässt«

Fotos: Sam Greenwood

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GOLF TIME | 7-2017

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