GOLF TIME 7/2023

GOLFLEGENDEN | JOHN HENRY TAYLOR

machte: Der seinerzeit legendäre Andrew Kirkaldy verlor im Jahr 1891 ein Challen ge-Match gegen Taylor und prophezeite dem damals 20-Jährigen, der gerade erst in das Profilager gewechselt war, viele Open Siege. Zitat Kirkaldy: „Wir werden noch viel von John Henry Taylor zu sehen bekom men. Dann werden alle verstehen, warum er mich geschlagen hat und warum er die Besten unserer Ära besiegen wird. TEIL DES „GROSSEN TRIUMVIRATS“ Und tatsächlich sollte es genauso kommen: Drei Jahre später gewann Taylor seine erste Britsh Open, vier weitere sollten 1895, 1900, 1909 und 1913 folgen. Es war die Zeit, als Taylor zusammen mit dem Schotten James Braid und Harry Vardon die Golfä ra als das „große Triumvirat“ dominierte. Von 1894 bis 1914 teilten die „großen Drei“ insgesamt 16 der 20 möglichen Open-Championship-Titel unter sich auf. Davon gewann Braid fünf, Vardon sechs und JOHN HENRY TAYLOR → Geboren: 19.3.1871 in Northam, England → Gestorben: 10.2.1963 in Northam, England → Open Championship: 1894, 1895, 1900, 1909, 1913 → World Golf Hall of Fame: 1975 → Weitere Errungenschaften: Gründungs mitglied und erster Präsident der British PGA; Gründer der Artisan Golfers und Pu blic Golf Courses Association. Siegreicher Ryder-Cup-Captain 1933, Ehrenmitglied des R&A seit 1949

Open Championship 1896 in Muirfield: Harry Vardon (2. v. r.) liest seine Puttlinie im Stechen gegen John Henry Taylor (3. v. r.); Vardon sollte kurz darauf seine erste von sechs Open gewinnen

Major-Sieger, Taylor war damit auch der erste Engländer in der Geschichte des Golfsports, der die Open gewonnen hatte. Was ihm persönlich ganz besondere Genugtuung verschaffte, denn: John Hen ry Taylor war durch und durch Engländer und akzeptierte durchaus, dass die Wiege des Golfsports in Schottland lag. Er sah den Golfsport aber dennoch als einen rein englischen Sport, mit all seiner Moral und Etikette. Das spiegelte sich auch in seinem Spiel wider, vor allem bei den Annäherungen: Für die schottische Variante, den Ball flach und mit Roll auf das Grün zu spielen, hatte er nichts übrig. Taylor bevorzugte den hohen Pitch mit wenig Roll. Gründe dafür finden sich in den Golfanfängen Taylors. SANDSPIELE AM NAHE GELEGENEN STRAND Als Sohn einer Familie aus ärmlichen Verhältnissen war Taylor infolge des frü hen Todes seines Vaters bereits als Kind gezwungen, Geld für sich und seine Mutter zu verdienen. Er tat dies zunächst als Schuhputzer auf den Links von West ward Ho!, bekam aber bald eine Stelle als Caddie und später als Green keeper. Damals bauten die Caddies, die natürlich nicht auf dem Golfplatz spielen durften, an dem nahe gelegenen Strand

ihre eigenen Löcher aus Sand und spielten dort. Da die Bälle dort nur schlecht rollten, war die beste Spielvariante an die imagi nären Fahnen ein kurzer, hoch gespielter Ball. Taylor perfektionierte diesen Schlag später mit dem für ihn typischen soge nannten Mashie. „Wir werden noch viel von Taylor zu sehen bekommen. Dann werden alle verstehen, warum er mich geschlagen hat ...“ Andrew Kirkaldy

John Henry Taylor (g. l.) nach dem siegreichen Ryder Cup 1933 in Southport, England. Am Mikrofon: Walter Hagen, der Kapitän des U.S.- Teams; links daneben der Prince of Wales

Taylor die bereits erwähnten fünf. Sie alle verband eine große Freundschaft und die Liebe zum Golfsport. Diese Liebe brannte in Taylor aber vielleicht doch ein wenig heißer als in seinen Kollegen – er spielte Turniergolf, solange er dazu körper lich in der Lage war. So trat er noch im Alter von 55 Jahren bei der Open 1924 an und belegte den vierten Platz. Eine seiner größten, nachhaltigen Errungen schaften war aber die Gründung der British PGA, deren erster Präsident Taylor war. 1933 gewann er als Kapitän des Europäischen Teams den Ryder Cup, ohne selbst gespielt zu haben. Seinen Ruhestand widmete John Henry Taylor dem Designen von Golfplätzen, darunter Royal Birkdale, Heaton Park oder Andover. Taylors Tod 1963, kurz vor seinem 92. Geburts tag, markierte das Ende der Ära der großen, im 19. Jahrhundert geborenen, Golfer. GT

ERSTE ERFOLGE UND GROSSE PROPHEZEIUNGEN

Trotz seiner tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat England war es ironi scherweise ein Schotte, der erstmals auf das große Potenzial John Henry Taylors aufmerksam wurde und es bekannt

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