GOLF TIME 7-8/2021
Die GOLF TIME Ausgabe 7-8/2021 als E-Paper, Erscheinungstermin 25.10.2021.
TRAINING 11 SEITEN TIPPS & TRICKS
24. JHG. | AUSGABE 7/8 | NOVEMBER-DEZEMBER 2021 € 6,90 | CHF 8,00 | IT € 8,90 | A, LUX € 6,90
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RUNDES JUBILÄUM Srixon Sports Europe feiert 20 Jahre Innovationen am laufenden Band AUFDERTOUR Prominente Regelverstöße auf den internationalen Touren und ihre Folgen RYDERCUP Welche Konsequenzen Team Europe aus der Niederlage ziehen muss SCHUMMELEIEN
X-MAS SPEZIAL INSPIRATION FÜRS FEST
FUN-TALK ULF KIRSTEN FOTO-TIME DUBAI MOONLIGHT CLASSIC TRAINING SO MACHT’S PAUL CASEY DEUTSCHE PUTTLIGA 13-JÄHRIGER GEWINNT IM GOLF CLUB ST. LEON-ROT
WARUM NORDIRLAND ZU RECHT DEN TITEL „HEIMAT DES LINKS-GOLF“ VERDIENT HAT
EDITOR’S INTRO
Willkommenes Debakel REALITÄT Die bitterste Niederlage in der modernen Ryder-Cup-Geschichte hat auch etwas Gutes: Nach der blamablen 19 zu 9 Schlappe in Whistling Straits, Wisconsin, im 43. Ryder-Cup-Duell zwischen den USA und Europa, steht endgültig fest, dass die einst so erfolgreiche Ära eines Westwood, Poulter und auch García, aber auch eines 34-jährigen „Rookies“ Shane Lowry, Geschichte ist. Vorbei das ekstatisch-hysterische Gehampel nach jedem gelungenen Putt, vorbei das Gejohle der Fans. Hängende Köpfe und gar Tränen nach der Ryder-Cup-Pleite prägten das für Europäer so ungewohnte Szenario.
„Noch dazu ist diese so bittere Niederlage eines brav bemühten Padraig Harrington als Kapitän des Ryder-Cup-Teams ein wahrer Segen...“
Dabei ist die Niederlage der willkommene Anlass, ein völlig neues Team auf die Beine zu stellen, alte Zöpfe abzuschneiden. Ein ganzes Rudel von jungen Spielern drängt sich geradezu auf, das Rückgrat eines neuen, erfolgreichen europäischen Ryder-Cup-Teams zu bilden.
Illustration: Miro Pistek
RYDER CUP Neuanfang überfällig Da ist zum Beispiel der 24-jährige Italiener Guido Migliozzi, die Zwillinge Rasmus und Nicolai Højgaard aus Dänemark, der als „neuer“ Colin Montgomerie gehandelte Robert MacIntyre, der zweifache European-Tour-Sieger Sam Horsfield und der kleine Bruder von Matthew Fitzpatrick, der erst 22-jährige Longhitter Alex, oder das deutsche Supertalent Matti Schmid, 23 Jahre jung. Dazu noch ein Jon Rahm als Nummer 1 der Welt, der groß aufspielende, aber mit drei Niederlagen unglücklich agierende Öster- reicher Bernd Wiesberger sowie der Norweger Viktor Hovland, die neue Hoffnung geben. Nicht zu vergessen die beiden anderen Österreicher auf der PGA-Tour, Sepp Straka und Matthias Schwab („Quo vadis Europa“, Cover-Story ab Seite 20). Noch dazu ist diese so bittere Niederlage eines brav bemühten Padraig Harrington als Captain ein wahrer Segen: Nichts wäre schlimmer, als dass durch die Domi- nanz Europas – die Bilanz seit 2002 lautete vor dem Wettkampf in Whistling Straits 7:2 – im ewigen Wettstreit mit den USA das Zuschauer-Interesse, aber auch das der Medien und Sponsoren nachließe. So gesehen also nochmals Gratulation an ein tolles amerikanisches Team, aber auch ein Dankeschön an die alten Recken, dass sie all die vergangenen Jahre für tolle Stimmung sorgten, nun aber hoffentlich einsehen, dass es für einen Generationenwechsel allerhöchste Zeit ist.
OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur
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INHALT
20 RYDER CUP REVIEW Ein über- altertes Team Europa erlebt in Whistling Straits ein historisches Debakel. Stellt sich die Frage: Wer könnte nachrücken?
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COVER 20 RYDER CUP Nach einer historischen Schlappe stellt sich für Team Europa die Frage: Wer kann den Spieß in zwei Jahren umdrehen? TURNIERE 24 SCHUMMELEIEN Mehrere Vorfälle zeigen: Die Profis verstoßen gegen die Regeln, manche schummeln sogar ganz offensichtlich. AUTO 28 PROBEFAHRT VW stellt in Norwegen seine Plug-in-Hybride zum Test bereit. 46 FAHRBERICHT Eindrücke vom „Vanlife“ mit einem Mercedes Reisemobil Marco Polo. AUSRÜSTUNG 30 X-MAS SPECIAL Weihnachten steht an – und damit die alljährliche Frage: Wem schenke ich was? 38 DISTANZKONTROLLE Eine englische Studie sagt: Diese Produkte können Ihr Spiel maßgeblich beeinflussen. 39 SCHUHTEST Sechs Leser haben Modelle der aktuellen Skechers GO GOLF Kollektion getestet. 40 TRADITIONSHAUS Seit mehr als 25 Jahren bietet Castan Golf seinen Kunden ein Top-Sortiment und 1-a-Service.
CLUBS 48 WEIMARER LAND Das Luxus-Golfresort erweitert sein Golfangebot.
50 DEKA GOLF-CUP 2021 Die beliebte Kunden- turnierserie feiert die erfolgreiche Rückkehr.
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52 MERCEDES-BENZ AWGC Die Jubiläums- Saison ist beendet. Höchste Zeit für ein Fazit.
56 HÖHEPUNKTE Ein Blick auf die spannenden Finals der Samsonite Golf Club Tour und der Deutschen Puttliga. REISE 64 NORDIRLAND Das Land der Major-Sieger wird zu Recht als Heimat des Links-Golf bezeichnet. 68 MADEIRA Die Atlantik-Insel bietet ein landschaftliches Spektakel – und natürlich kommt auch der Golfsport nicht zu kurz. 70 G OLF TIME TOURS Mit unserem hauseigenen Reiseveranstalter auf Entdeckungsreise gehen. TRAINING 74 PAUL CASEY Abschlag, Bunker, Putting und Co. – Ryder-Cup-Star Paul Casey hat schnelle Tipps für Ihr Spiel.
NORDIRLAND Das Land der Major-Sieger bietet Golf-Spektakel ohne Ende
44 INTERVIEW Srixon Sports Europe feiert Jubiläum
74 TRAINING Paul Casey gibt einen Einblick in sein Spiel
76 T IPPS FÜR DEN WINTER Wertvolle Ratschläge unserer Experten, die Ihren
X-MAS SPEZIAL INSPIRATION FÜRS FEST ab Seite 30
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Schwung auch über den Winter verbessern.
41 FRISCHE EISEN Wir begleiten zwei
Leser beim Eisen-Fitting von TaylorMade Golf.
VW-HYBRIDE Eine Probefahrt mit den neuen Plug-in-Hybriden
42 GESUNDHEITS-TRACKER Seit diesem Jahr ist das Fitness-Wearable WHOOP auch in Deutschland verfügbar. 44 J UBILÄUM BEI SRIXON SPORTS EUROPE Lionel Caron im Interview über die ver- gangenen zwei Dekaden sowie die Ziele für die Zukunft.
STANDARDS 3 Editor’s Intro / 6 Foto-TIME / 8 Go ask ... Ulf Kirsten / 10 Countdown | News / 18 Tweet it / 87 Cartoon / 88 Impressum / 90 TIME-OUT
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FOTO TIME
Allle Bilder: Tristan Jones/LET
DANCING IN THEMOONLIGHT
Bei der Dubai Moonlight Classic der Ladies European Tour ging es im Emirates Golf Club teilweise bei Flutlicht zur Sache. Beste im Mondschein von Dubai war Bronte Law, überragend aus deutscher Sicht; Esther Henseleit (links unten im Bild), die das Turnier als Dritte beendete. Neu auf der Bühne: die erst 15-jährige Chiara Noja (rechts). Die junge Deutsche wohnt seit 2020 im Emirat und war mit ihrer Familie zuvor im Alter von sechs Jahren von Deutschland nach England ausgewandert. Sie gab ihr Profi-Debüt. Im vergangenen Jahr war sie als Amateurin auf der LET Access Tour unterwegs. Der Start in die Profi-Laufbahn, die irgend- wann zur Spitzenposition in der Weltrang- liste führen soll, gelang respektabel. Bei vier über Par nach drei Runden belegte Noja den 47. Rang von 56 Starterinnen. GT
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COUNTDOWN NEWS LEUTE HIGHLIGHTS
Gibt es einen Golfschlag, auf den du besonders stolz bist?
Hund oder Katze? Hund.
Ich bin froh, wenn ich mal ein Pärchen oder Birdie spiele. Ich bin da nicht so an- spruchsvoll. Wichtig ist, dass es Spaß macht und der Ball halbwegs gerade fliegt.
Das beste Frühstück vor der Runde Golf? Ich bin da relativ einfach gestrickt. Ein Rührei, Brötchen dazu, Orangensaft und eine Tasse Tee oder Kaffee. Wir nehmen dich auf eine Karnevals- party mit. Als was verkleidest du dich? Am einfachsten schmeiße ich ein Eishockey-Trikot von meinem Kumpel über. Es kann aber auch schon Mal das klassische Cowboy-Kostüm sein. Und einmal ging ich auch schon als Bär. Da ist man im Rheinland variabel. Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Zaubern. Wenn du drei Spieler (tot oder lebendig, müssen nicht Golf spielen können) zu einer Runde einladen könntest, wer wäre das? Ein Golfprofi, mein Sohn, der auch spielt, und ein sehr guten Freund, der es verdient hätte, mit dabei zu sein. GT
U lf Kirsten – Fußball-Nationalspieler, Champions-League-Finalist und drei maliger Gewinner der Torjägerkanone der Bundesliga. „Schwatte“, wie der Ex-Profi von seinen Freunden gerufen wird, ist schon eine ganze Weile dem Golfsport verfallen und die Begeisterung wurde immer größer. Weil sich seine Leidenschaft für den kleinen weißen Ball mittlerweile herumgesprochen hat, wird er immer häufiger zu Turnieren ein- geladen. Der ehemalige Fußballer nutzt die- se Gelegenheit, um die Arbeit der Ulf Kirsten Stiftung voranzutreiben. „Es geht grundsätz- lich darum, Kinder und Jugendliche zu unter- stützen, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind“, erklärt er die Arbeit seiner Einrichtung. „Wir unterstützen Projekte und Vereine im Fußball, aber auch grundsätzlich im Sport. Golf war bisher noch nicht dabei, aber warum nicht?“ Ulf Kirsten hat damit begonnen, auf Golf- turnieren Unterschriften bekannter Mitspieler zu sammeln. Mittlerweile haben unter ande- rem der ehemalige Nationaltorhüter Uli Stein, als Fußball-Profi, warum er seit Kurzem mit einem Golf lehrer an seinem Schwung feilt, und seine bevorzugten Kostüme im Karneval. GO ASK ULF FUN-TALK Ulf Kirsten über seinen emotionalsten Moment
Dein emotionalster Moment als Fußball-Profi?
Da fällt mir spontan das Spiel 1997 gegen die Bayern ein, als wir 0:2 zurücklagen, eine Rote Karte kassierten und das Spiel noch drehten, 4:2 gewannen und ich drei Tore schoss. Was ist das Schönste am Leben als Fußball-Pro? Die Emotion mit den Fans zu teilen. Und sein Hobby zum Beruf zu machen. Und die Schattenseiten? Die bitteren Niederlagen, wenn man kurz vor der Meisterschaft steht und dann doch nicht gewinnt. Und auch die Verletzungen.
GESCHICHTE „Lieblingsgegner“
FC Bayern München. Der 4:2-Erfolg im Jahr 1997 ist bis heute Ulf Kirstens emotionalste Erinnerung im Verlauf seiner Profi-Karriere
Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Vornehmlich Fisch.
D ein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Du darfst den Putt nicht ausführen – wen wählst du für diese Aufgabe? Spontan hätte ich gesagt Rory McIlroy, aber der puttet in letzter Zeit ja nicht so gut, also würde ich dann wohl lieber Jon Rahm nehmen.
Deine Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Rory McIlroy, Jon Rahm und Dustin Johnson.
KULTOBJEKT Gemeinsam mit seinem Sohn hat Ulf Kirsten einen Gin mit dem Namen „Der Schwatte“ entwickelt
Dein Lieblingsschläger im Bag? 8er-Eisen.
die Sängerin Stefanie Hertel sowie Straßenrad- Olympiasieger Olaf Ludwig das Bag von PG- PowerGolf signiert. PG-PowerGolf wird das Bag bald zugunsten der Ulf Kirsten Stiftung ver- steigern. Der Erlös wird Kindern und Jugend- lichen der Ulf Kirsten Stiftung zu gutekommen. Nebender Golf-Bag-Aktionwidmet sichKirsten noch einer anderen guten Sache. Gemeinsam mit seinem Sohn hat er einen Gin mit dem Namen „Der Schwatte“ entwickelt. Der ist in kürzester Zeit zum Kultobjekt geworden.
Gibt es Schwächen? Momentan gönne ich mir einmal in der Woche einen Golflehrer, weil ich mich von meinem mäßigen Handicap runterspielen will. Mal ist das Driven nicht so gut, dann das Putten. Es fehlt ein wenig an der Konstanz. Was ist deine erste Golf-Erinnerung? In Leverkusen haben viele Kollegen Golf gespielt, da habe ich mir das auch einmal angeschaut und ausprobiert. Kurios ist, dass ich mit rechts begonnen habe, dann auf links gewechselt bin und jetzt wieder auf rechts umgestellt habe.
Die ersten limitierten 99 Flaschen zu 99 Euro waren in drei Minuten ausverkauft. Das Geld ging natür- lich komplett in die Stiftung.
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BRIER SIEGT BEI LEGENDS
Der Österreicher Markus Brier holte sich beim Farmfoods European Senior Masters den überfälligen ersten Titel auf der Legends Tour. Der 53-jährige Wiener, der bei diesem Event zuletzt zwei zweite Plätze belegte, brachte im englischen Regen trotz einer 3-über- Par-Runde von 75 Schlägen einen Zwei-Schläge-Vorsprung vor dem Argentinier Rafael Gomez ins Ziel. Brier war überglücklich, den Job zu erledigen und gab zu, dass er am letzten Tag im Forest of Arden
Marriott Hotel & Country Club ordentlich Druck verspürt hatte. „Es fühlt sich unglaublich an“, sagte er. „Es war ein Kampf und ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, wie schwierig es ist, zu gewin- nen. Ich habe heute neun Löcher sehr gut gespielt, aber dann ein wenig zu viel nachgedacht und ein paar Bogeys eingestreut. Aber zum Glück hat es am Ende noch gereicht.“
BERNHARD LANGER Seit 14 Jahren eilt Bernhard Langer auf der PGA Tour Champions von Erfolg zu Erfolg und sammelt Rekorde ohne Ende ein. Doch mit nun 64 Jahren wird es selbst für den unvergleichlichen Athleten nicht leichter. Der Trainingseifer beim deutschen Major-Gewinner bleibt ungebrochen, doch die Konkurrenz wächst. Frisch-Fünfziger wie Phil Mickelson oder Jim Furyk strömen auf die Tour. Von Jahr zu Jahr wird die Luft dünner und Siege seltener. Doch bei der Dominion Energy Charity Classic war es nun nach mehr als anderthalb Jahren titelloser Zeit wieder so weit. Und Langers Sieg war erneut einer für die Geschichtsbücher. Im Country Club of Virginia gelang Bernhard Langer auf der ersten Extrabahn im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Doug Barron ein Birdie – die Entscheidung zugunsten des Deutschen. Mit 64 Jahren, einemMonat und 27 Tagen brach Langer damit die von Scott Hoch aufgestellte Bestmarke von 63 Jahren, neun Monaten und vier Tagen und ist nun der älteste Turniersieger der Tour-Geschichte. Nicht ausgeschlossen, dass auch der Rekord für die meisten Tour-Siege noch fallen wird. Drei Siege fehlen auf Hale Irwin, der 45 Pokale gen Himmel strecken konnte.
„KRIEG“ DER GOLF-TOUREN
Kein Geringerer als Greg Norman wurde zum CEO von LIV Golf Investments ernannt, das der Asian Tour in den nächsten zehn Jahren 200 Millionen US-Dollar zugesagt hat, um die neue Serie zu unter- stützen und „eine Reihe bedeut- samer Entwicklungen für den professionellen Golfsport weltweit in Gang zu setzen“. Nur kurz danach verkündete die European Tour, dass der Name „European Tour“ ab 2022 Ge- schichte ist. Die kommende DP World Tour soll das Niveau der Tour auf ein neues Level heben – vor allem auch finanziell. Durch das umfangreiche Engagement von DP World wird das Gesamt- preisgeld der Tour zum ersten Mal die 200-Milionen-Dollar-Marke durchbrechen.
Während PGA Tour-Commissioner Jay Monahan noch vor Kurzem eine klare Warnung an alle Spie- ler richtete, die mit einer Teil- nahme an der geplanten Super GolfLeague(SGL)liebäugelten,wer- den die Pläne der von den Saudis gestützten und finanzierten Alter- nativ-Tour immer konkreter.
SIEGFORMEL: BERNHARD LANGER (DOMINION ENERGY CHARITY CLASSIC)
14 unter Par
16 Birdies 67,33 Rundenschnitt
Golflegende Greg Norman wird CEO der neu gegründeten SGL
305.000 Dollar Preisgeld
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WAS MACHT EIGENTLICH... LEE JANZEN?
Der heute 57-Jährige hat mit seiner Frau Beverly einen Sohn und lebt in Orlando, Florida. Der bekennende Republi- kaner ist bis heute dem Golfsport verfallen und auf der PGA Tour Champions zugegen.
Lee McLeod Janzen ist vor allem für seine bei- den U.S.-Open-Siege bekannt. 1993 besiegte Janzen den legendären Payne Stewart in Baltus- rol in Springfield, New Jersey, auf dem Weg zum U.S.-Open-Sco- ring-Rekord von 8-un-
1998
Nach seinem bislang einzigen Sieg im Februar 2015 bei der ACE Group Classic setzte die große Dürre ein. In diesem Jahr schaffte er bei 30 Starts gerade Mal eine Top-Ten-Platzierung. Doch dann kam Mitte Oktober die SAS Championship im Prestonwood Country Club in Cary, N.C., und plötz- lich war Janzen wie ausgewechselt. Mit einem Birdie auf der finalen Bahn schaffte er es in ein Stechen mit dem Spanier Miguel Ángel Jiménez, dem er am ersten Extraloch erneut mit einem gelochten Birdie-Putt den Zahn zog und die sieglose Durst- strecke von sechs Jahren, acht Mona- ten und zwei Tagen beendete.
ter-Par. Fünf Jahre später schlug er Stewart erneut, um sein zweites Major für sich zu entscheiden, dies- mal imOlympic Club in San Francisco. Er holte am Sonntag einen Fünf- Schläge-Rückstand auf und mar- kierte damit das beste Endrunden- Comeback bei einer U.S. Open seit dem Sieg von Johnny Miller im Jahr 1973. Janzen feierte 1995 auch einen Sieg bei der Players Cham- pionship, dem „fünften
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Major des Jahres“, und er repräsentierte die Stars & Stripes der USA 1993 und 1997 im Ryder Cup.
2021
Wie fühlt es sich an, 15 Millionen Dollar reicher zu sein? So komisch es klingt, aber das Geld ist nicht wirklich wichtig für mich. Geld ist nicht die Motivation, dieses Spiel zu spielen. Golfturniere zu gewinnen und unter Druck gute Golfschläge zu machen, dafür habe ich mein ganzes Leben lang trainiert, und das ist das beste Gefühl der Welt. Das Geld ist eine reine Folge davon. Der FedEx Cup-Champion und „Player of the Year“ auf der PGA Tour über neuen Ruhm und das 15 Mio. $ Preisgeld. Patrick Cantlay DREI FRAGEN AN…
nicht schlimmer kommen können. Ich fühlte mich für eine Weile richtig schlecht. Anderer seits denke ich, dass ich durch diese dunklen Tage ein besserer Mensch wurde. Ich war kurz davor, wieder zur Schule zu gehen und Golf an den Nagel zu hängen. Und deshalb bin ich sehr dankbar, hier zu sein, wo ich jetzt bin, und ich bin sehr glücklich, dass sich all die harte Arbeit ausgezahlt hat. Vier Siege in den letzten zwölf Monaten haben sicher deine Chancen erhöht, ein Stück vom 40 Mio. $ Topf des Player Impact Programs (PIP) zu bekommen? Ach, ich weiß nicht. Ich denke, dass ich in dieser Kategorie nicht so toll abschneide. Aber sollte ich wirklich einen Teil davon ab bekommen, würde ich all das Geld an die Fans zurückgeben, die das möglich gemacht haben.
Einige Leute wissen vielleicht gar nicht, dass du aufgrund einer Rückenverletzung mehr als zwei Jahre nicht spielen konntest. Wie hat sich das auf dich als Spieler und Mensch ausgewirkt? Ich denke, dass es mir vor allem eine groß artige Perspektive gegeben hat. Als ich auf wuchs, hatte ich das Gefühl, dass ich im Golf immer besser wurde und das Leben immer besser wurde, und plötzlich hätte es
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TOPS
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FLOPS
Marcel Schneider schafft den Weg auf die European Tour
Rory McIlroy hat das Siegen doch nicht verlernt. Beim CJ Cup erklärte er keck schon vor dem Turnierstart, er sei in Top- form immer noch der Beste der Welt. Auf dem (eher leicht zu spielenden) Platz des The Summit Club bei Las Vegas ließ „Rors“ dann Taten folgen. Mit 25-unter-Par holte der 32-jährige Nordire seinen 20. Titel auf der PGA Tour.
Die Titelverteidigung von Brian Gay bei der Bermuda Championship begann richtig verkorkst. Der 49-jährige US-Amerikaner durfte wegen Übergewicht des Fliegers nicht mehr an Bord. Gemeinsam mit Frau Kimberly konnte Gay den Flug von Charlotte nach Bermuda erst mit einem Tag Verspätung antreten. Da half auch das Flehen nicht, dass er doch Titel- verteidiger in Bermuda sei.
NEUER PGA- VORSTAND Die Mitglieder der PGA of Germany haben einen neuen Vorstand gewählt: In den kommenden drei Jahren wird der deutsche Berufsverband der Golfprofessionals von Kariem Baraka als 1. Vorsitzenden und Präsident geleitet. Barakas Stellvertreter im PGA Vorstand ist Oliver Neumann und gemeinsam mit Ralf Pütter bilden beide den geschäfts- führenden Vorstand der PGA of Germany. Als Beisitzer fungieren Anthony Lloyd , Marco Kaussler , Paul Dyer und Florian Fritsch . „Ich nehme die Wahl sehr gerne an und danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir und meinen Kollegen schenken“, so Baraka in einer ersten Stellungnahme. Der 43-Jährige ist seit Juli 2000 Mitglied der PGA of Germany. Bis zur Saison 2008 spielte er auf der Challenge Tour und der European Tour, im November 2007 war er für Deutschland beim WGC-World Cup in Spanien am Start und belegte gemeinsam mit Marcel Siem Rang 7. Bis 2013 war Baraka als Mitarbeiter der Langer Sport Marketing GmbH als Turnier direktor der Pro Golf Tour im Einsatz, seither ist der geprüfte R&A Referee
DEUTSCHE MEISTERN EURO CHALLENGE
– das Ticket frühzeitig. Doch auch Veteran Marcel Siem schaffte über die Challenge Tour seinen „Way back“ in die höchste Liga Europas. Mit Yannik Paul und Hurly Long werden 2022 zwei weitere Deutsche als Rookies abschla- gen. Eine tolle Figur gab auch der Österreicher Lukas Nemecz ab, dem in souveräner Manier die Rückkehr auf die European Tour, auf der er 2016 mit eher mäßigem Erfolg agierte, gelang.
Die diesjährige Challenge Tour, die mit dem Saisonfinale auf Mallorca ihren Abschluss fand, wird mit Sicherheit in die Ge- schichte eingehen. Denn gleich vier Deutsche und ein Öster- reicher schafften es in der Sai- son-Endabrechnung unter die Top 20, gleichbedeutend mit einer Karte für die nächste European-Tour-Saison. Marcel Schneider sicherte sich – auch dank seines Sie- ges im September in Portugal
Wechsel an der Spitze der Da- men-Weltrangliste. Jin Young Ko eroberte mit dem Sieg bei der BMW Ladies Championship in ihrer Heimat Südkorea den Platz an der Sonne zurück. Das monatelange, harte Training, im Zuge dessen sie sogar einen Start bei den Women‘s British Open absagte, macht sich be- zahlt. „Mein Antrieb ist die Ver- besserung, die man nach har- tem Training bemerkt“, so Ko.
Casey Martin erlangte einst Be- rühmtheit, als er einen Prozess gegen die PGA Tour gewann, dass er mit einem Golfcart auf die Runde darf. Der Grund: Mar- tin hat einen Geburtsfehler, der es ihm nicht erlaubt, Druck auf sein rechtes Bein zu geben. Der mittlerweile 49-jährige Coach des Oregon Golf-Team, hatte seit einem Unfall 2019 mit er- schwerten Komplikationen an besagtem Bein zu kämpfen. Nun die Schockdiagnose: Das Bein muss amputiert werden!
Die USGA und R&A haben die neuen Regelungen zum Amateur- Status veröffentlicht. Diese sollen moderner und einfacher sein und ab 2022 in Kraft treten. Vor allem die Anhebung des Preis- limits von 750 auf 1.000 Dollar und die Aufhebung der Spon soring-Beschränkung für Amateurgolfer fallen ins Gewicht, von dem vor allem die Spitzenamateure profitieren werden. „Dies ist besonders wichtig für den modernen Elite-Amateur- golfsport, bei dem viele Spieler finanzielle Unterstützung benö- tigen, um an Wettkämpfen teilnehmen und ihr volles Potenzial entfalten zu können. Die neuen Regeln geben ihnen diese Mög- lichkeit und werden dazu beitragen, das Spiel noch integrativer zu gestalten“, erklärte Grant Moir , Director of Rules bei der R&A. NEUE AMATEUR-REGELN
Historisches ereignete sich in der Schweiz auf der Challenge Tour: Der am Ende zehntplat- zierte Alejandro Del Rey ver- besserte sich nach einer 74 zum Auftakt am Freitag um 16 Schläge und notierte schließ- lich eine 58. Seine sagenhafte Bilanz im Golf Saint Apollinaire: drei Eagles, acht Birdies und eine bogey-freie Runde von 14 unter Par.
Der frühere NBA-Guard J.R. Smith will als Golfer durchstar- ten. In seinem ersten College- golf-Antritt wurde das ehe- malige Basketball-Ass in der Finalrunde von Wespen ange- griffen. Nach einer Behandlung
Geschäftsführer des Golfclubs München-Riedhof. Dem
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PGA Vorstand gehört der Langer-Neffe seit 2018 an. Kariem Baraka wohnt in Eurasburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
vom medizinischen Team konnte der 36-Jährige die Runde beenden.
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Zwei Nationalspieler setzten sich bei den Deutschen Meister schaften 2021 der Damen und Herren im Golfclub München Valley gegen eine starke Konkurrenz durch. Während Helen Briem vom Stuttgarter GC Solitude ihrer Favoritenrolle gerecht wurde und mit einem Gesamtscore von -9 (71, 69, 69, 70) souverän den Meister titel holte, bestätigte auch Philipp Katich vom GC St. Leon-Rot seine Topform und gewann den Pokal mit einem Endergebnis von -10 (69, 72, 68, 69). „Ich bin von den tiefen Ergebnissen der Sieger und der Performance der Spieler sehr beeindruckt“, zog Marcus Neumann , Vorstand Sport des DGV, eine positive Bilanz. „Wir hatten hier wie in jedem Jahr perfekte Bedingungen. Dieser Platz des GC München Valley ist jeder großen Meisterschaft würdig.“ DEUTSCHE MEISTER
DIE RYDER CUP TOP SCORER
SERGIO GARCÍA 25-12-7 (10 Teilnahmen) 28,5 PUNKTE
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Helen Briem und Philipp Katich triumphieren im GC München-Valley
NICK FALDO 23-19-4 (11 Teilnahmen) 25 PUNKTE
BERNHARD LANGER 21-15-6 (10 Teilnahmen) 24 PUNKTE
Die deutsche Golfschläger-Manufaktur Edelmetall stellt mit Jahres ende ihren Geschäftsbetrieb ein. „In Hamburg sagt man Tschüss beim Auseinandergehen!”, so das Unternehmen in der offiziellen Stellung- nahme. „So erfolgreich die letzten Jahre auch gewesen sind, Corona und die aktuellen Entwicklungen auf dem Weltmarkt, mit deutlich verlängerten Lieferzyklen sowie explodierenden Einkaufspreisen, haben uns hart zugesetzt und führen zu einem unkalkulierbaren Risiko. Hinzu kommt ein Preiskampf auf dem Markt der Golfschläger, den wir nicht mitgehen wollen”, erklärt Edelmetall. „Deshalb haben wir uns schweren Herzens für einen sauberen Abschluss und somit eine Schließung unserer Maßmanufaktur zum Ende dieses Jahres entschlossen.“ EDELMETALL SCHLIESST
COLIN MONTGOMERIE 20-9-7 (8 Teilnahmen) 23,5 PUNKTE
BILLY CASPER 20-10-7 (8 Teilnahmen) 23,5 PUNKTE
ÜBERNAHME TaylorMade Golf hat das südkoreanische Unternehmen Nassau Golf übernommen. Mit dem Kauf setzt man die vertikale Integ- ration seiner Golfball-Lieferkette fort und bedient sein schnell wach- sendes globales Golfballgeschäft. Die Übernahme, für die kein Preis genannt wurde, ermöglicht es dem Unternehmen, seine globalen Ge- schäftsbereiche besser zu bedienen.
BÜCHER VERBANNT Die PGA Tour plant, die in den letzten Jahren ausufernden Green-Reading-Books zu begrenzen. Spieler und Caddies sollen ab 2022 nur mehr „vom Komitee genehmigte“ Yardage- Books benutzen dürfen, die weit weniger detaillierte Informationen enthalten. Ziel sei es, dass wieder die Fähigkeit des „Grün Lesens“ in den Vordergrund tritt.
VOM BADEZIMMER ZUM SIEG Jeff Winther wird sich wohl ewig an den ersten European Tour-Sieg auf Mallorca erinnern. Beinahe wäre es aber gar nicht dazu gekommen. Der Führende vor der Finalrunde war mit seiner Frau im Badezimmer eingesperrt und verdankt die recht- zeitige Befreiung seiner sechs- jährigen Tochter Nora, die an der Hotelrezeption Hilfe holte.
VÄTER UND TÖCHTER Olympiasie- gerin und Major-Champion Nelly Korda tritt erstmals bei der PNC Championship an – und das gemeinsam mit Vater Petr Australian Open 1998 teet damit erstmals öffentlich an der Seite seiner Tochter auf. 3 Korda. Der Tennis Grand- Slam-Sieger bei den
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Ausgelassene Halloween-Feiern, ein gelungenes Profi-Debüt und ein mit Spannung erwartetes Duell in Las Vegas – die Höhepunkte aus den sozialen Medien. TWEET IT!
Die Golfstars feierten ausgelassen Halloween. Dustin Johnson durfte mit seiner Verlobten Paulina Gretzky sogar zur Party von Ex-US-Präsident Donald Trump.
Chiara Noja freut sich über ihr gelungenes Profidebüt auf der LET. Die 15-jährige Deutsche platzierte sich in ihrer Wahlheimat Dubai auf dem tadellosen 47. Rang.
Der englische Ryder
Cuper Tyrrell Hatton besuchte die irische Hauptstadt Dublin. Da darf ein gutes Guinness Bier natürlich nicht fehlen.
Darauf hat die Golf- welt gewartet – oder auch nicht?! Brooks Koepka und Bryson DeChambeau treten am 26. November nach monatelanger Fehde zum 12-Loch-Match in Las Vegas an.
1 Und eine Verlobung muss natürlich auch dabei sein. Dieses Mal sagte LPGA-Proette Cheyenne Woods, Cousine des großen Tigers, Ja zum Antrag ihres Freundes Aaron Hicks.
Der zweifache Masters-Champion Bubba Watson freut sich über die Veröffentlichung seiner Memoiren. Das Buch „Up and Down. Victories and Struggles in the Course of Life“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.
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COVER | RYDER CUP
D er 43. Ryder Cup ist gelau- fen und er endete mit einem denkwürdigen, historischen 19:9 Sieg für die USA. Die neue Generation junger, un- erschrockener US-Boys folgte dem Ruf von Tiger Woods, der in Whistling Straits zwar nicht physisch, jedoch via Telefon omni- präsent war. So gab er den zwölf Mannen von Kapitän Steve Stricker vor den finalen Singles ein für die Gegner wenig charman- tes „Step on their necks“, also „Tretet ihnen auf den Hals“ mit auf den Weg. Mit einem Vorsprung von 11:5 nach den vier Vierer-Partien am Freitag und Samstag ausgestattet, benötigten die Amerikaner lediglich 3,5 Punkte aus den verbleibenden zwölf Single-Partien. Doch nach so vielen Demütigungen in den vergangenen Jahr- zehnten sollte es dieses Mal nicht nur ein Sieg über Europa werden, sondern dann auch einer für die Geschichtsbücher. Spä- testens als Collin Morikawa in der Partie gegen Viktor Hovland den Sieg mit einem geteilten halben Punkt auch formell fixiert hatte, war klar, dass es dieses Mal kein europäisches Wunder von Whistling Straits geben würde. Das europäische Team um Kapitän Padraig Harrington war in der Folge nur noch um Schadensbegrenzung bemüht, doch auch dieses Unterfangen misslang gründlich. Am Ende sah Europa im wahrs- ten Sinne des Wortes nur noch rot. In neun Partien lag man zwischenzeitlich zu- rück. Die USA, auf dem Papier traditionell deutlich besser besetzt als die Europäer, auf dem Platz aber oft auf der Verliererseite, erfüllten in diesem Jahr im US-Bundesstaat Wisconsin die hohen Erwartungen und durfte die Champagnerf laschen köpfen. Es war am Ende ein Kantersieg, der höchste in der modernen Ryder Cup-Geschichte. DOMINANZ AUF JAHRE HINAUS? Sucht man nach den Gründen für die Dominanz der Amerikaner, gilt es mehrere Faktoren zu beleuchten: Ein Team bestückt mit acht Spielern aus den besten zehn der Weltrangliste, frenetische Fans im Rücken (im Gegensatz dazu praktisch keine euro- päischen Fans, die aufgrund der Corona- Reisebeschränkungen nicht in die USA reisen durften) und ein Platz-Setup, das perfekt ausgelegt war auf die Stärken der Heimmannschaft.
QUO VADIS EUROPA? RYDER CUP Nach der historischen Klatsche gegen übermächtige
Ihm gelang sogar, dass Brooks Koepka und Bryson DeChambeau von ihrer Dauer- fehde der letzten Monate abließen und sich in den Dienst der Mannschaft stellten. Am Ende der Sieger-Pressekonferenz gab es dann auch noch eine – leicht übertrieben kitschige – Umarmungsszene der beiden, die unterstreichen sollte, welch tolles Team die USA denn doch sei. Für Steve Stricker, der zwölf Siege auf der PGA Tour feiern konnte, jedoch bei den vier Majors stets leer ausging, war es die Er- füllung eines Traums. In seiner Heimat Wisconsin den Ryder Cup abzuhalten und dann in Rekordmanier zu gewinnen, war das Tüpfelchen auf dem i einer erfolgreichen Karriere. „Dies ist mein Major“, merkte der 54-Jährige mit Tränen in den Augen an, bevor er stolz hinzufügte: „Diese Jungs haben sich hier gefunden und hatten diese Woche eine klare Mission. Dies ist eine neue Ära für den Golfsport in den USA." Wenn die Amerikaner in zwei Jahren in Italien den Ryder Cup verteidigen werden, wird dieMannschaft wohl ein ähnliches Ge- sicht wie in Whistling Straits haben. FedEx Cup-Champion Patrick Cantlay, Olympia- sieger Xander Schauffele, Open-Champion Collin Morikawa, die Team-Leader Dustin
Steve Stricker erfüllte sich mit dem Ryder-Cup- Sieg in seiner Heimat Wisconsin einen Traum
Amerikaner stellt sich die Frage, wie die Europäer in zwei Jahren in Italien den Spieß umdrehen können. Von Markus Scheck
Dazu schuf Steve Stricker in seiner Hei- mat Wisconsin ein Umfeld, das sein Star- Ensemble zur Höchstform auf laufen ließ. In der gesamten Woche hielt der Kapitän keine einzige hochtrabende Rede vor seinen Schützlingen. Er verzichtete auch darauf, ihnen Motivationsvideos zu zeigen, was viele seiner Vorgänger gerne machten. Als „Strick“ selbst noch im Ryder Cup als Spie- ler dabei war, machten ihn diese Taktiken nämlich immer nur noch mehr nervös. Es gab auch keinen Gala-Abend auf Seiten der Amerikaner und bis auf die Er- öffnungszeremonie keine außertourlichen Verpf lichtungen für die Spieler. Alles ging völlig „casual“ über die Bühne. Captain Stricker gestand jedem Spieler seinen Frei- raum zu, das zu tun was er wollte und sich so auf die Matches vorzubereiten, wie es dem Rhythmus eines jeden Einzelnen am ehesten behagt. Dazu setzte er auf eine elementare Inspi- ration für sein Team: Er hatte den jüngsten US-Kader seit Jahrzehnten und er wusste, dass diese Spieler den größten Teil ihres Lebens damit verbracht hatten, von der anhaltenden Dominanz Europas in dem Vergleichskampf zu hören. Die Amerikaner, von denen acht unter 30 Jahre alt waren, waren dieses Narrativs zunehmend über- drüssig geworden und brauchten daher weder eine Rede noch die schmetternde Titel musik von „Rocky“, um aufgerüttelt zu werden. Die Paarungen harmonierten von Anbe- ginn, die Stimmung blieb die ganze Woche lang bestens und so entstand der Nährboden für eine imposante Mannschaftsleistung beim größten Golf-Event der Welt. Stricker schaffte es, aus zwölf der besten Golfspie- ler der Welt ein Dream-Team zu formen.
Der Beginn einer neuen Ära? Team USA feiert in Whistling Straits einen historischen Triumph
Johnson, Justin Thomas und Jordan Spieth, dazu die Kraftpakete Bryson DeChambeau und Brooks Koepka sind aus dieser Mann- schaft eigentlich kaum wegzudenken. Dazu drängen weitere Jungstars, für die es dieses Mal noch nicht reichte, nach vorne. Allen voran Sam Burns, der in der Woche nach dem Ryder Cup bei der Sanderson Farms Championship seinen bereits zwei- ten PGA-Tour-Titel im Jahr 2021 holte und schon in den Top 20 der Weltrangliste
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zu finden ist, oder auch der „Rookie of the Year“ Will Zalatoris, der beim Masters in diesem Jahr Rang 2 belegte. VIEL SCHATTEN – WENIG LICHT Bei den Europäern überwog dagegen nach Beendigung des „Waterloo von Whistling Straits“ naturgemäß Tristesse. Dabei konnte man Kapitän Padraig Harrington eigent- lich wenig Vorwürfe machen. Der emsige Ire bereitete sich – ganz seinem Naturell ent- sprechend – auch auf seine Aufgabe als Anführer von Team Europe akribisch wie eh und je vor und überließ nichts dem Zufall. Im Gegensatz zu den Amerikanern, die vorwiegend auf junges Blut setzten, vertraute Harrington stark auf den Faktor „Erfahrung“. Mit Sergio García und Ian Poulter gingen zwei Wildcards an hochdekorierte Vetera- nen, während das dritte freie Ticket dem Open-Champion von 2019, Shane Lowry, der erstmals bei einem Ryder Cup dabei war, zufiel. Das knappe Fazit nach der historischen Klatsche: Die Europäer hatten in der Gesamt- heit zu viele Schwachstellen im Team, viele davon waren britischer Natur. Der formschwache Rory McIlroy, der in den Vierern vieles schuldig blieb, schluchzte nach seinem versöhnlichen Einzelsieg über Xander Schauffele vor lauter Enttäuschung, nicht genug für sein Team getan zu haben. Ian Poulter, der sein Einzel gegen Tony Finau gewann, und Lee Westwood, siegreich gegen Harris English, beide waren analog eine einzige Enttäuschung in den Vierer-Partien, hatten ebenfalls Tränen in den Augen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die impo- sante Ryder-Cup-Karriere der beiden Englän- der mit einer großen Enttäuschung endete. Europas Team-Kapitän PadraigHarrington gab sich trotz Niedergeschlagenheit als Gentleman und fairer Verlierer und lobte primär den Gegner. „Sie haben alles richtig gemacht. Was auch immer ihr Plan war, sie
solides Golf am Straits Course. Am Ende war dies aber nicht genug und so las sich die Bilanz mit drei Niederlagen eher ernüchternd. „Es war eine große Ehre, Teil dieses Teams zu sein“, zeigte sich Wiesberger dennoch über- wältigt. „Ich hoffe, es war nicht zum letzten Mal. Ich werde alles dafür tun. Diese Woche war einzigartig für mich." GENERATIONENWECHSEL IM TEAM EUROPA NOTWENDIG Im Angesicht der dominanten Vorstellung der Amerikaner wird dem europäischen Golf-Fan beim Blick in die Zukunft sicher ein wenig bange. In zwei Jahren wartet vor den Toren Roms die ultimative Herausforderung, den Ryder Cup wieder nach Europa zu holen. Doch wer soll das bewerkstelligen? Noch wurde kein Kapitän mit dem Amt behelligt, Gerüchten zufolge habe aber wohl Lee Westwood die besten Karten, das Team im Marco Simone Golf Club anzuführen. Westwood ist, wenn man so will, auch Synonym für den bevorstehenden Genera- tionenwechsel, der zwangsläufig stattfinden muss. Mit Henrik Stenson, Justin Rose, Francesco Molinari und Martin Kaymer fehlten schon jetzt wichtige Stützen der ver- gangenen Events, die leider allesamt in den letzten beiden Jahren in ein Form-Loch fielen. Neben Westwood scheinen auch die Tage des „Postman“ Ian Poulter gezählt. Die Leiden- schaft ist beim mittlerweile 45-jährigen Eng- länder zwar immer noch vorhanden, jedoch zeigte sich in Whistling Straits nur allzu deut- lich, dass man eben nicht von Verdiensten aus der Vergangenheit alleine leben kann. Es wird daher neben einem Jon Rahm und Viktor Hovland und einem hoffentlich wiedererstarkten Rory McIlroy noch mehr neues Blut benötigen, um im „Colosseum“ von Rom bestehen zu können. Wenn es um Rookies geht, hatte Europa in den letzten Jahren nicht wahnsinnig viel Glück, neue Gesichter zu kultivieren. Seit 2012 versäumten gleich elf verschiedene Rookies, sich ein wei- teres Mal für das Team zu empfehlen, darun- ter Spieler wie Thomas Pieters, Rafa Cabrera Bello oder Thorbjørn Olesen. In diesem Jahr gab es im Team Europe lediglich drei Roo- kies – Viktor Hovland, der 34-jährige Shane Lowry und der 35-jährige Bernd Wiesberger. „Das Team hat ein gutes Herz", beharrt Padraig Harrington auf positivem Spirit. „Alle reden immer von den erfahrenen Jungs, aber in diesem Team gibt es einige Spieler, die noch den Höhepunkt ihrer Karriere vor sich haben. Klar, wir würden uns natürlich über ein paar mehr junge Leute freuen, die in Zukunft kommen, aber das Herz dieses Teams wird sicher noch ein paar Jahre hier sein." GT
GLADIATOREN GESUCHT
4 ROBERT MACINTYRE Nationalität: Schottland / Alter: 25
Der aufstrebende Schotte wird schon als „neuer“ Colin Montgomerie gehandelt, wenngleich die großen Erfolge noch auf sich warten lassen. Der Linkshänder konnte im November 2020 in Zypern nach vielen zweiten Plätzen endlich seinen ersten European-Tour-Titel holen. Zwei Top-12-Platzierungen bei den diesjährigen Majors zeugen von der Wettbewerbsstärke des furchtlosen „Bravehearts“. „Bob“ war damit auch bereits ein heißer Kandidat für einen Platz im diesjährigen Ryder-Cup-Team, verlor jedoch in den Wochen vor der finalen Qualifikation ein wenig den Faden und musste dieses Mal noch zuschauen. Der gebürtige Engländer lebt seit seinem fünften Lebensjahr in den USA und wuchs im US-Bundes- staat Florida auf. Spielte für die University of Florida Collegegolf und gewann 2020 zwei Mal auf der European Tour. Der Brite führt momentan den Birdie-Durchschnitt mit 4,77 pro Runde auf der European Tour an. Nächster Schritt für Horsfield wird es sein, auch bei den großen Events zu zeigen, dass er aus besonderem Holz geschnitzt ist. Wäre keine Überraschung, ihn 2023 in Rom im Team Europe zu sehen. Der Bruder von Matthew Fitzpatrick, der in die- sem Jahr in Whistling Straits eine enttäuschende Vorstellung gab, ist momentan noch am US- College zugegen, plant aber nächstes Jahr den Wechsel ins Profilager. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, der mehr für Präzision bekannt ist, gilt Alex als absoluter Longhitter, der am Wake Forrest College für Furore sorgt und als große Hoffnung in Europa gehandelt wird. Als zweimaliger Walker-Cup-Spieler bringt Fitzpatrick auch die nötige Erfahrung für den Team-Wettbewerb mit. 7 MATTI SCHMID Nationalität: Deutschland / Alter: 23 Im Juli sorgte Schmid bei der Open in Royal St George’s für Schlagzeilen, als er mit der Silver Medal als bester Amateur im Feld ausgezeichnet wurde. Während seiner Amateurkarriere zeigte Matti beeindruckende Leistungen und gewann die Europameisterschaften 2019 und 2020. Er war einer der führenden Spieler seines College-Golfteams an der University of Louis- ville und gewann das Old Town Club Collegiate Invitational. Seit seinem Wechsel ins Profi- lager in der Woche nach der Open lässt der gebürtige Regensburger keinen Zweifel daran aufkommen, dass er nicht nur eine der ganz großen Hoffnungen Deutsch- lands ist, sondern auch für den Ryder Cup wie geschaffen ist. 5 SAMHORSFIELD Nationalität: England / Alter: 25 6 ALEX FITZPATRICK Nationalität: England / Alter: 22
Wie wird sich Europas Nachwuchs entwickeln? Wird es mehr Garcías, Poulters und Rahms geben oder werden es hauptsächlich One-Hit-Wonder sein? Wir stellen Ihnen Spieler vor, die in zwei Jahren auf den Team-Zug aufspringen könnten und das Zeug zum „römischen Gladiator“ haben.
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Auf verlorenem Posten: Padraig Harrington konnte die historische Klatsche nicht abwenden
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haben ihn in dieser Woche richtig umge- setzt. Sie waren ein starkes Team, haben gut gespielt, waren stets im Aufwind und wären auch in den besten Zeiten schwer zu schlagen gewesen, wenn wir alle in Topform gewesen wären. Das ist ein großartiger Sieg für sie.“ In Topform präsentierte sich aufseiten der Europäer einzig der Weltranglistenerste Jon Rahm, der seiner neuen Führungsrolle im Team auch voll gerecht wurde. Im Zusam- menspiel mit seinem spanischen Landsmann Sergio García ließ das Duo im Ansatz Erin- nerungen an das legendäre Tandem Severiano Ballesteros und José Maria Olazábal auf- kommen. Auch wenn Rahm das finale Ein- zel gegen Scottie Scheff ler verlor, so lag es an ihm, dass wenigstens ein Hauch von Span- nung zu spüren war. Einer der wenigen Lichtblicke war auch der norwegische Rookie Viktor Hovland. Der 24- jährige Shootingstar zeigte die ganze Woche lang keinerlei Nerven und bot den Amerika- nern toll Paroli. Hovland wird auch in Zu- kunft eine der ganz wesentlichen Stützen im europäischen Team sein und dem alten Kon- tinent hoffentlich noch viel Freude bereiten. Mit Bernd Wiesberger war erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs auch ein Öster- reicher Teil des Teams. Der 35-jährige Bur- genländer spielte als spätberufener Rookie
1 GUIDOMIGLIOZZI Nationalität: Italien / Alter: 24
Der aufstrebende Italiener wäre natürlich die Feelgood-Story schlechthin in Rom 2023. Der zweifache Sieger auf der European Tour war schon in diesem Jahr nahe dran an einer Qualifikation und bewies mit einem vierten Platz bei seinem Major-Debut, den U.S. Open, dass er für die große Bühne geschaffen ist. Migliozzi bringt alles mit, was es für einen er- folgreichen Ryder Cupper braucht: Leidenschaft pur, Biss und Nervenstärke. Dass er auch noch richtig gut aussieht, macht ihn bei den Fans nicht unbeliebter. Sollte Francesco Molinari wieder zu alter Form finden, ginge vielleicht der Traum der Italiener von einem Azzurri- Vierer vor heimischem Publikum in Erfüllung. Der Jungspund aus Dänemark gilt als die große Zukunftshoffnung des europäischen Kontinents. 2019 als Teenager ins Profilager gewechselt, konnte der Däne bereits drei Siege auf der European Tour verbuchen, zuletzt beim Omega European Masters in Crans-sur-Sierres. Er war der erste Spieler, der in den 2000er-Jahren geboren wurde und einen Titel auf der European Tour erringen konnte. Und er ist der jüngste Spieler, der jemals in diesem Alter bereits drei Titel innehatte. War gemeinsam mit Zwillings bruder Nicolai Teil des siegreichen dänischen Teams 2018 bei der Eisenhower Trophy. Der Zwillingsbruder von Rasmus Højgaard trat in diesem Jahr in die Fußstapfen seines bislang erfolgreicheren Bruders und konnte in der Woche nach Rasmus‘ Sieg in der Schweiz seinerseits die DS Automobiles Italian Open für sich entscheiden. Dass dieses Turnier aus gerechnet auf dem komplett überarbeiteten Marco Simone Golf Club, wo 2023 der Ryder Cup stattfinden wird, ausgetragen wurde, sollte Nicolai nicht zum Nachteil gereichen. Wenn der Weg der dänischen Zwillinge so weitergeht, darf sich Europa getrost auf ein mögliches neues Super-Paar freuen. 2 RASMUS HØJGAARD Nationalität: Dänemark / Alter: 20 3 NICOLAI HØJGAARD Nationalität: Dänemark / Alter: 20
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Jon Rahm über- nahm Führungs- verantwortung
Debüt mit gemischten Gefühlen: Bernd Wiesberger und Viktor Hovland
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TURNIERE | SCHUMMELEIEN
PATRICK REED Immer wieder gerät der Masters-Sieger 2018 in die Schlag- zeilen, weil er sich nicht ganz an die Regeln halten will/kann. Kein Wunder, dass er das Enfant Terrible der Tour ist
E s war ein Vorfall, auf den sich die Reaktionen in Grenzen hielten. Einer- seits. Nur ein junger, eher weniger bekannter Profi namens Lanto Griffin sprach davon, dass es „uns traurig macht, was da passiert ist“. Und Kollege Xander Schauffele fügte hinzu: „99 Prozent aller Tourspieler hätten sich anders verhalten.“ Was war geschehen? Patrick Reed, US- Masters-Sieger 2018, hatte bei einem Turnier in den USA Ende Januar dieses Jahres, das er später sogar gewann, in der dritten Runde einen klaren Regelverstoß begangen. Er hatte seinen Ball im Rough, für jeden Zuschauer vor dem Fernseher unzweifelhaft erkennbar, unerlaubterweise besser gelegt. An der zehnten Spielbahn war sein Ball nach etwa 170 Metern im hohen Gras gelandet, war vom Landeplatz aus ein Stück weitergehopst und dann schließlich liegen geblieben. Der Ame- rikaner markierte die Stelle, an der sein Ball zur Ruhe gekommen war, hob ihn auf, um ihn daraufhin besser zu legen. Reed berief sich auf eine Regel, nach der der Ball nach dem schlechten Wetter am Tag zuvor besser gelegt werden darf, wenn er nach der Landung im morastigen Boden eingebohrt ist. Das jedoch konnte nicht der Fall sein, wie die Fernsehbilder bewiesen. Der Ball war ja nach der Landung noch ein kleines Stück weitergef logen. Zur Überraschung aller sanktionierte die US-PGA-Tour diesen Vorfall nicht und ließ aus nicht nachvollziehbaren Gründen Reed ohne Strafschläge davonkommen. Die Regel- hüter argumentierten damit, dass sie Reed Glauben schenken würden, der behauptet hatte, der Ball sei eingebohrt gewesen. MISERABLER RUF Golf gilt gemeinhin als eine der fairsten Sportarten, weil die Spieler, egal ob Profis oder Amateure, sich bei Fehlern gleich selbst bestrafen oder aber im Zweifelsfall einen Schiedsrichter befragen. Fehlt dieser bei Amateurturnieren, wird meist ein Regelball gespielt, und die Angelegenheit im Anschluss an die Runde geklärt. Bei den Profigolfern jedoch sind die Regel hüter allgegenwärtig und dürfen von den Spielern sogar befragt werden. Dass die Kol-
VIJAY SINGH Für immer geächtet – er „korrigierte“ am Anfang seiner Karriere seine Scorekarte
AUF DIE
EIN FALL ZUM SCHMUNZELN In die Kategorie „ein Fehler zum Schmun- zeln“ fällt ein Verstoß von Craig Stadler aus dem Jahre 1987. Stadler, wie Reed ein ehe- maliger US-Masters-Sieger, der wegen seiner Körperfülle und eines markanten Barts den Spitznamen „The Walrus“ trägt, breitete in der dritten Runde beim Turnier in Torrey Pines in Kalifornien seelenruhig sein Hand- tuch nahe eines Baumes mit tief hängenden Zweigen aus, um bei einem Schlag aus dem Kniestand nicht seine Hosen zu beschmut- zen. Stadler erhielt dafür nach seiner Runde zwei Strafschläge und musste sogar disquali- fiziert werden. Er hatte nämlich ein falsches Ergebnis, eben ohne diese Strafschläge, mit seiner Unterschrift auf der Scorekarte doku- mentiert. Das Publikum konnte darüber vermutlich zu Hause am Fernseher lächeln, zumal erst ein Zuschauer auf den Regelverstoß durch einen Anruf aufmerksam gemacht hatte. Stadler jedoch war stinksauer. Den Humor verlor er jedoch nicht. Als jener Baum mit den tief hängenden Zweigen Ende 1995 schließlich gefällt werden sollte, erinnerte sich der Club an den Vorfall und fragte beim „Walross“ nach, ob er selbst die Kettensäge dafür in die Hand nehmen wolle. Um sich sozusagen an dem Baum, der ihm seinerzeit in die Quere
legen Reeds sich später mit Kommentaren zurückhielten, liegt auch daran, dass Patrick Reed unter den US-Profis bereits einen, ge- linde gesagt, miserablen Ruf besitzt. Als er noch am Anfang seiner Karriere stand und gerade sein erstes Turnier gewonnen hatte, bezeichnete er sich selbst fern jeden Mangels an Selbstvertrauen als einen der besten Golfer überhaupt, dessen Ziel es sei, an die Spitze zu kommen. Inzwischen ist er auf einem guten Weg, sein kurzes Spiel ist überragend, aller- dings scheint ihm auch jedes Mittel recht zu sein, sein Ziel zu erreichen. Reed ist bereits mehrfach durch Regelver- stöße aufgefallen, für die er auch Strafschläge kassiert hat. Nur kommt Reed bislang relativ ungeschoren davon, das war in früheren Zeiten anders. Denn Regelverstöße prominenter Spieler hat es auch in der Vergangenheit gegeben. Selbst wenn sie nicht eindeutig nachzuweisen waren, weil Kameras in den 70er- oder 80er- Jahren noch nicht omnipräsent waren. Es reichte, wenn Golfer in den Geruch kamen, auf dem Platz zu schummeln. Sie wurden mitunter geächtet, egal ob es sich um Regel- verstöße handelte, die aus Versehen oder mit Vorsatz passierten. Heute dagegen wird oft recht gelassen mit Regelverletzungen umge- gangen. Zu verstehen ist das nicht.
KRUMME
TOUR MOGELPACKUNGEN Mehrere Vorfälle auf der US-PGA-Tour zeigen: Die Profis verstoßen gegen die Regeln, manche schummeln sogar ganz offensichtlich. Im Zentrum der Kritik: der ehemalige US-Masters-Sieger Patrick Reed.
Von Reinhold Schnupp
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