GOLF TIME 7-8/2022

TIME OUT

ZWEI WELTEN!

E

s ist herrlich erfri schend, einmal mit einem Nichtgolfer zu plaudern. Zum Beispiel mit dem

für seinen FedEx-Cup-Sieg 2022 auf der PGA Tour immer noch un glaubliche 18 Millionen Dollar. Da sieht Tommy Fleetwood mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung bei der Nedbank Golf Challenge in Sun City mit rund 1 Million Euro beinahe schon blass aus. Gar nicht zu sprechen von Yannik Paul mit 347.826 Euro für seinen Premieren sieg bei der Mallorca Golf Open. Sie haben auch hart trainiert und auf vieles verzichten müssen, keine Frage. Aber irgendwie geht da die Schere doch (zu) weit auseinander,

zweifachen Olympiasieger 2022 in Peking, der inzwischen die Rodel an den berühmten Nagel gehängt hat und seine neue Liebe pf legt, nämlich Golf. Die Rede ist von Johannes Ludwig, 36, von Beruf Polizist, verheiratet, zwei Kinder (siehe GOLF TIME 6/22, „Go ask ... Johannes“).

Der zweifache Olympiasieger 2022 in Peking, Johannes Ludwig

Was ist das doch für eine andere Welt, in der sich der Spitzenathlet aus Thüringen da bewegt hat? Jeweils ein halbes Jahr von seiner Familie getrennt, um sich auf die Wettbewerbe vorzubereiten; bein hartes Training, um bei den Rennen durch den Eiskanal tausendstel Sekunden schneller zu sein; und schließlich ein Leben, um das ihn wahrschein lich die wenigsten beneidet haben. Dafür gab‘s vom DOSB für die beiden olympischen Goldmedaillen 15.000 Dollar „Preisgeld“. Wie übrigens mehr oder weniger auch für die Olympia-Gold- und Silber medaillen-Gewinnerin in Peking, Langläuferin Victoria Carl. Zum Vergleich: Martin Kaymer und Kevin Na, in zwischen beide LIV-Golf-Spieler der erhielten für ihren verletzungsbedingten Abbruch beim LIV Golf Jeddah im Royal Greens G&CC, Saudi Arabien, jeweils 121.000 U.S.-Dollar Preisgeld. LIV-Golf Kollege Dustin Johnson kassierte bei sieben Turnier teilnahmen in diesem Jahr fast schon skurrile 35,6 Millionen U.S.-Dollar. Ein Rory McIlroy wiederum

wenn Sie mich fragen.

Aber es ist natürlich müßig, darüber zu sinnieren, denn es scheint – wie im Grunde ja überall – nicht nur ums Können zu gehen, sondern um den Markt, auf dem man sich befindet. Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis bzw. die Preisgelder. Und im Zuge der zunehmenden Rivalität zwischen LIV Golf und PGA bzw. DP World Tour werden die Preisgelder in der kommenden Saison noch ein mal ordentlich nach oben geschraubt. Ob diese Entwicklung gut ist, sei dahingestellt. Fest steht: Zumindest im Profigolfsport sind die Zeiten für die Spieler in finanzieller Hinsicht rosiger als je zuvor. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie gar nicht mehr leisten müssen als zuvor. Auf die Frage, übrigens, was Johannes Ludwig gerne geworden wäre, wenn nicht Rennrodler, antwortet er offen, „am liebsten Golfpro ...“. Wenn wundert‘s?

OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de

Die nächste GOLF TIME erscheint am 13. März 2023

82 GOLF TIME | 7/8-2022

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