GOLF TIME 8/2016

SOS-KINDERDÖRFER | INTERVIEW

Frau Ebel, wie gehen Kinder mit der ständigen Gefahr in Aleppo um?

„Viele Kinder möchten nicht mehr leben“ Katharina EbEl über die katastrophale Lage der Kinder im syrischen Aleppo und wie ihnen geholfen werden kann.

Kinder lernen sehr schnell! Sie wissen genau, was sie zu tun haben, wenn Scharfschützen in der Gegend sind: Sie laufen im Zickzack. Und jedes Kind in Aleppo weiß auch, was es tun muss, wenn es den Pfeifton einer Rakete hört: hinwerfen, Augen und Ohren zuhalten, Mund auf. Die meisten Kinder in Aleppo kennen Blut, Zerstörung, Tote. Das, was für uns unnormal, ein grauenhafter Ausnahmezustand ist, ist für sie Normalität. Sie kennen nichts anderes. Was macht diese Situation mit der Seele der Kinder? Kinder, die in einem Gebiet wie Aleppo leben, sind unter ständigem Stress und Angst. Viele zeigen Symptome von Traumata, haben Alpträume, Angstzustände, sind weiner- lich, teils depressiv. Sie trauen niemandem oder haben große Verlustängste. Die Traumata und der Stress überlagern ihr Erinnerungsver- mögen. Es ist als hätte Sie jemand per Schlüs- sel in einen permanenten Alarmzustand ver- setzt und dann den Schlüssel weggeworfen.

D ie Samsonite Club-Tour unter- stützt die Hilfsprogramme der SOS-Kinderdörfer weltweit in der Dominikanischen Republik (wir berichteten). Doch nicht nur dort sind Kin- der und Familien dringend auf Hilfe ange- wiesen. Besonders dramatisch ist derzeit die Lage der Kinder im syrischen Aleppo. Wir sprachen mit Katharina Ebel, sie koordiniert die Nothilfe der SOS-Kinderdörfer in Syrien und war erst kürzlich vor Ort.

Wie gehen die Kinder mit diesen Traumata um?

Viele Kinder sind nach fast sechs Jahren Krieg zermürbt. Wir haben täglich mit Kindern zu tun, die sagen: „Lieber sterbe ich,

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GOLF TIME | 8-2016

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