GOLF TIME 8/2016
TRAINING | ZAUS
Natürliches Lernen BreaK 80 – teil 1
Marco Zaus Seit 2001 Fully Qualified PGA Professional, Coach von zahlreichen Auswahlspielern
Ungünstige und günstige lernerfahrungen.
D as Projekt BREAK 80 ist ausschließ- lich an Golfer mit Lust am Lernen und mit Lust an eigener Entwicklung gerichtet. Sind Sie wirklich bereit zu lernen, in einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und mit Ihrer vergangenen Lernerfahrung? Für den klassischen Wanderer mit Golfball oder für den gänzlich untalentierten Golfer ist dieser Artikel Zeitverschwendung. Das sage ich nicht, weil dies negativ zu bewerten ist. Ganz im Gegenteil – dies sind ganz wichtige Ziel- gruppen im deutschen Golf – nur hätten Sie als jemand dieser Gruppe dann Ihre ganz eigene Anschauung und davon abgeleitet, ganz eigene Bedürfnisse an dieses Spiel. Im 1. Teil von BREAK 80 geht es um den Spieler, der schon so manche dienliche, aber eben auch ungünstige prägende Erfahrung gesammelt hat. Die ungünstigen Lernerfahrungen gilt es zu durchschauen, um den Weg frei zu machen für ein effektives Erlernen einer Bewegung. Techniktraining, bei dem der Spieler korrigiert wird und dabei keine Chance auf eigene Lösungen aus dem eigenen Lösungs- raum hat. „Der Coach steuert das Training so, dass der Spieler auf seine Lösung kommen kann. Nur selbstentdeckte Lösungen bleiben am nächsten Tag erhalten und auch im Wettkampf spielbar und verfügbar“ (Zitat Martin Hasenbein). Der Spieler hinterfragt sich und seine Spiel- und auch Trainingserfahrungen nicht. Ein Beispiel: Im Fußball trainieren Coa- ches eine Mannschaft. Es wäre doch seltsam, wenn z. B. Carlo Ancelotti (Trainer FC Bayern) garnicht zum Spiel erschiene. Ob ein Training sinnvoll war, erkennt man ausschließlich an der Performance am Platz – nirgendwo sonst. Und so ist es doch lustig, dass die meisten Golfer sich in die Bewegung hineinbasteln lassen, ohne dass der Coach das Spiel am Platz gese- hen hat und weiß, wie Sie dieses Spiel spielen. Klingt sehr hart, ist aber genau die Realität im Amateurbereich in unserem Sport.
» Sind Sie einer der wenigen, der dafür wirklich bereit ist? » Oder gehen Sie lieber den leichten und seich- ten Weg, den fast alle gehen? Der geht so: Nicht wirklich tief einsteigen in alles, was mit dem Spiel zu tun hat, denn Scheitern würde dann schmerzen!
Der Vergleich mit anderen ist für das Lernen sehr ungünstig.
Sie vergleichen sich nicht. Sie holen sich Feedback und eigene Lernstrategien von Menschen, die in einigen Kompetenz- bereichen mehr Wissen und Erfahrung haben. Beim Erkennen von dem, was man nicht kann, fängt das Lernen an, wenn dieses Erkennen Sie nicht in Ihrem Gefühls-Ich trifft.
Die Spiel-Performance rückt in den Vordergrund und die früher so wichtige Optik und Form der Golfbewegung wird funk- tional durch den Erwerb von Fertigkeiten (statt Korrekturen) trainiert. Haben Sie dabei keine Angst, Ihr Golfschwung wird auf diesem Wege auch hübsch. Nur mit dem Unterschied, dass es Ihr Schwung wird, und noch wichtiger, dass Sie lernen, mit dem Ball so einiges mehr zu machen (Spielkompetenz). BeKommeN sie eiN Gefühl für GÜNSTIGE UND uNGÜNSTIGE lerNerfahrUNGeN Spaß und Mut beim Erlernen von Fer- tigkeiten zum effektiven Golf. Spaß an neuen Informationen. Spaß an eigener Ausein- andersetzung mit sich in Sachen Golf. Spaß am ständigen Einordnen neuer Impulse und Erfahrungen. Spaß am Bewusstseinswandel. Spaß am Tun, denn Ihr Golfspiel wartet schon sehnsüchtig auf Sie. Spaß an ehrlicher Selbst- reflexion. Spaß an der Herausforderung Golf. Spaß am Bewältigen von Aufgabenstellungen des Spiels am Platz: Immer dasselbe tun und andere Resul- tate erhoffen!
Leugnung von Tatsachen, sich klein machen oder Verantwortung ans Außen
abgeben, bringt nichts.
Ehrliche Reflexion, eigene Möglich- keiten erkennen und absolut pro-akti- ves Handeln ergeben eine solide Basis, Ziele zu erreichen. Besser sein wollen oder wichtiger sein wollen als andere wirkt wie eine Lern- blockade, da der Fokus nach außen gerichtet ist. Dieses menschliche Entwicklungsstadium schädigt ganz nebenbei auch die vertrauens- volle Bindung zwischen den Menschen, die voneinander lernen könnten. Solch ein egobe- haftetes Entwicklungsstadium gibt keine Angst zu (oder hat sie tief verdrängt), weil es hier keinen Bedarf zur Introspektion (nach innen gehen) gibt, sondern weil ein ständiger Drang, nach außen zu gehen, unser Bewusstsein beherrscht. Man will als etwas erscheinen, was man noch nicht ist. Nach innen gehen und neue Gedanken aus dem eigenen Lernen einordnen ler- nen, um DAS SPIEL zu spielen – ist: wenig Schläge ins Loch.
Golf bedeutet nur, mit wenigen Schlägen ins Loch zu kommen. GT
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GOLF TIME | 8-2016
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