GOLF TIME 8/2017

TRAINING | PLAY BETTER GOLF

JONATHAN TAYLOR Der Engländer und GOLF TIME-Buch- autor hat zunächst „The Move“ und schließlich „Swing Simply“ entwickelt, ist Fellow of the English PGA sowie G1 Class Professional der PGA of Germany

FIRST SHOT STRATEGY

EHRLICHES GOLF Hören Sie auf, in Ihrer Freizeit Stableford zu spielen, hören Sie auf, sich selbst zu betrügen. Ein Plädoyer für das gnadenlose Zählspiel. D ie Golfer, die noch nach Zählspiel auf die Runde gehen, scheinen eine aussterbende Spezies zu sein. Die reinste und ehrlichste

greifen? Wer beim Zählspiel auf volles Risiko geht, wird im Gegensatz zum Stableford nachhaltig bestraft und mit den Auswirkungen den Rest der Runde zu kämpfen haben. Wer nach Stableford spielt, wird hingegen dazu animiert, es mal zu probieren – im schlimmsten Fall ist das Loch halt gestrichen. Wie im richtigen Leben auch sollten Fehler beim Golf dazu führen, dass man daraus lernt. Nur, wenn die Fehler nicht wehtun, bleibt der Lerneffekt aus. Wer nach Zählspiel golft, lernt das Golf zu spielen, zu dem er tatsächlich auch fähig ist, und nicht das Golf, von dem er vielleicht träumt. Das Spiel wird so übrigens schneller, nicht langsamer, weil Golfer endlich beginnen, den richtigen Schläger zu wählen, und aufhören, Bälle zu verlieren. REALISTISCHE ZIELE Unabhängig vom Handicap ist es für jeden Golfer eine Herausforderung, mit einem Ball über die Runde zu kommen. Ein Handi- cap-36-Spieler muss sein Spiel darauf ausrichten, Double Bogeys zu spielen und ein Bogey zu feiern, anstatt auf Par zu spielen und sich dann aufgrund eines verlorenen Balles über ein Triple Bogey zu ärgern. Wenn ein Handicap-36-Spieler auf Par spielt, wird er schlicht über seine Verhältnisse spielen – was schnell in einem Desaster endet.

Art des Golfspiels ist in Verruf geraten. Es würde schlicht zu lange dauern und die Golfer frustrieren, heißt es. Ich bin ganz im Gegenteil der Meinung, dass Zählspiel die Rettung des Golfsports ist! SCHEINWELT Nur wenige Golfer können nach der Runde sagen, wie viele Schläge sie benötigt haben, da sie entweder nach Stableford gespielt oder einfach nicht gezählt haben, da es ihren Tag verderben würde. Wer nach Stableford spielt, hat in der Regel mindestens vier Löcher nicht zu Ende gespielt. Statt ihre Gesamtschlagzahl zu ermitteln, sind Golfer anscheinend auf der Runde vor allem auf der Suche nach dem perfekten Schlag. Bei ihrem Kampf mit dem Schwung hoffen sie wohl auf den Tag, an dem jeder Schlag schlicht funktioniert. Nur wird dieser Tag mit dieser Einstellung nicht kommen… ES MUSS WEHTUN Zählspiel erfordert es, vor jedem Schlag nachzudenken: Schlage ich den Ball tatsächlich 170 Meter carry über die Schlucht? Gelingt es mir tatsächlich, das Dogleg über das Out-of- Bounds abzukürzen? Sollte ich den Ball nicht vielleicht doch besser vor den Bunkern vorlegen, anstatt das Grün anzu-

REALISTISCHER PLAN Spielen Sie entsprechend Ihren Fähigkeiten

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GOLF TIME | 8-2017

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