GOLF TIME 1/2020
Die GOLF TIME Ausgabe 1/2020 als E-Paper, Erscheinungstermin 02.03.2020.
TRAINING 17 SEITEN TIPPS & TRICKS
23. JHG. | AUSGABE 1 | MÄRZ 2020 € 6,00 | CHF 7,50 | US $ 8,00
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EXPERTEN FORUM NEUE TRAININGS-SERIE MIT NICOLE UND THOMAS GÖGELE
TRAUM- ZIELE SEYCHELLEN & MAURITIUS
BESSER SPIELEN TASKFORCE – MIT DIESEN PROFI-TIPPS VOLL IN DIE SAISON DURCHSTARTEN AUGUSTA NATIONAL MASTERS-HISTORIE –
HITS DER SAISON DIE NEUESTEN PRODUKTE VON DER PGA MERCHANDISE SHOW IN ORLANDO TEIL 1
DIE HIGHLIGHTS VOM ERSTEN MAJOR DES JAHRES SEIT 1935
HEISSES EISEN ESTHER HENSELEIT AUF DEM BESTEN WEG ZUR WELTSPITZE
FUN TALK COSTANTINO ROCCA FOTO TIME GOLF IN DER WÜSTE REGEL TIME BALL IM BUNKER SCHWUNGSTUDIE SARINA SCHMIDT
Cyan Magenta Yellow Black
EDITOR’S INTRO
ARTENVIELFALT Wie sich doch die Zeiten ändern: Golf war nicht nur ideologisches No-Go der Grünen, nein, auch aus Sicht der grünen Umwelt das Feindbild schlechthin. Für die linksorientierte Bevölkerung war vor gar nicht so langer Zeit der Golfsport noch Todsünde. Selbst Politiker wie der einstige sozialdemokratische Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffneten zwar Golf- plätze, Fotos des golfspielenden SPD-Parade-Gazprom-Genossen durften aber nicht veröffentlicht werden. Jetzt sagt der Grüne Staatssekretär im Umweltministerium Baden-Württem- berg, Dr. Andre Baumann: „Viele Golfanlagen zeigen: Sie sind Oasen für die Natur und mit bunt blühenden Wiesen, Teichen voller Kröten und Frösche sowie Gehölzen, in denen Nachtigallen brüten.“ Schau an, schau an. Das war zwar immer schon so, aber nunmehr hat sich ein bemerkenswerter Sinneswandel beim Thema Golf und Grüne entwickelt. Gut so. Bereits auf dem DGV-Verbandstag im April 2019 wurde eine Kooperation erstmals angekündigt, nunmehr wurde bei der Jahres-Pressekonferenz des DGV in Stuttgart eine auf zwei Jahre angelegte Kooperation zum Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz – wir fördern Artenvielfalt“ unterzeichnet. Ziel der Vereinbarung, signiert von Dr. Andre Baumann und DGV-Präsident Claus M. Kobold: die biologische Vielfalt auf Golfplätzen zu erhöhen. Die Zeiten, in denen Millionen-Projekte gestoppt bzw. gar verhindert wurden, weil auf dem Gelände z. B. eine fleischfressende Orchidee entdeckt wurde, gehören inzwischen der Geschichte an – so wie auch die Grünen heute einen anderen Status haben als die einst strickenden Abgeordneten im Bundestag. Von „Bienen statt Kohle“ spricht Kobold, von „mehr Blütenstaub als Feinstaub“ schwärmt Otto Leibfritz, Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes, und auch Dr. Andre Baumann, mit Krawatte und Anzug, sagt: „Der Grüne Sport fördert die Grüne Infrastruktur.“ Merke: Golf – der Grüne Sport. Egal, was einmal war! Wenn jetzt dank der großen Klimawandel-Diskussion die Erkenntnis reift, Golf stehe für Artenvielfalt, für Flora und Fauna, für den Ausbau von vorhandenen Biodiversitätsflächen, dann hat sich der jahrelange Kampf gegen die Vorurteile „Golfer seien Umweltsünder“ ja gelohnt. Es grünt so grün. . .
„Die Zeiten, in denen Millionen-Projekte gestoppt bzw. gar verhindert wurden, weil auf demGolfgelände eine fleischfressende Orchidee entdeckt wurde, gehören der Geschichte an – so wie auch die Grünen heute einen anderen Status haben als einst die strickenden Abgeordneten imBundestag“
Ihr
OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur
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IN HALT
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22 REKORD-JÄGERIN Die Rookie-Saison von Esther Henseleit hätte nicht besser laufen können
COVER 24 ESTHER HENSELEIT: Rookie of the Year,
Turniersiegerin, Gewinnerin der Order of Merit auf der Ladies European Tour 2019.
28 MASTERS-VORSCHAU: Alle Jahr wieder: Der Augusta National Golf Club – Wimbledon des Golfsports – und das erste Major-Highlight. PROFI-TIPPS 32 MENTAL: Golf spielt sich auf einem zehn Zentimeter langen Kurs ab ... dem zwischen den Ohren.
34 ANNÄHERUNGEN: Der Schlüssel zu einer
guten Runde liegt darin, möglichst viele Grüns zu treffen. So geht’s ...
36 BUNKERSPIEL: Bälle im Bunker bereiten vielen Amateuren Probleme. Aber das muss nicht so sein. 38 KURZES SPIEL: Die Profis erklären, mit welchen Tipps man deutlich häufiger das Up-and-Down erzielt.
40 PUTTEN: Die Schwungbewe- gung der Profis ist nicht zu erreichen. Anders sieht es aufdem Grün aus. PRODUKTE 44 PGA MERCHANDISE SHOW: GOLF TIME war auf der größten
Golfmesse der Welt und versorgt Sie mit Eindrücken.
46 MESSE-HIGHLIGHTS: Die heißesten neuen Produkte von der PGA Show 2020: Vom Driver bis zum Ball. 48 MEGA-GEWINNSPIEL: Zusammen mit Titleist verlosen wir je einen komplett gefitteten Eisensatz der neuen T300 und T400 Serie.
44 ORLANDO Impressionen und Innovationen von der größten Golfmesse der Welt
62 EXPERTEN-MEINUNG: Marco Burger mit seiner Einschätzung der PGA Merchandise
Show und der Technologien und Produkte, die den Equipment-Experten überzeugt haben.
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LIFESTYLE 64 FRANCESCO MOLINARI: Trotz eines Sieges zu Beginn 2019 bewertet der Italiener seine Saison nur etwas über Durchschnitt. 68 GOLFREGELN: Don Jaly und der Ball in der Bunkerkante. Da ist guter Rat teuer. Gartz & Gartz helfen weiter. REISE 70 KÄRNTEN Im sonnigen Süden Österreichs befinden sich zwei besonders attraktive Golfplätze. 72 SEYCHELLEN & MAURITIUS: Das Golfparadies im Indischen Ozean ist nicht nur im Winter ein beliebtes Reiseziel. 76 GOLF TIME TOURS: Mit unserem hauseigenen Golfreise-Veranstalter auf Entdeckungsreise zu den schönsten Destinationen weltweit. TRAINING 84 THE MOVE ACADEMY: Nach sechs Wochen 87 PROFI-TIPP: European-Tour-Spieler Matthias Schwab auf der Suche nach dem wahren „Spirit of the Game“. 88 FAQs DER GOLFER: Nicole und Thomas Gögele beantworten Fragen zu fehlender Länge und socketierten Chips. 90 DR. CHRISTIAN HAID: Der Biomechaniker verhilft Ihrem Wissen über den Einfluss der Physik im Golfsport auf die Sprünge. 91 DR. NORBERT DEHOUST: Probleme mit den Füßen verderben die schönste Golfrunde. Aber es gibt Wege und Mittel gegen Beschwerden. gehören 3-Putts der Vergangenheit an. Es gibt allerdings einen Haken: Sie brauchen Disziplin. 86 FRANK ADAMOWICZ: Beim Schlag vom Fairway darf man nicht einfach von oben auf den Ball klopfen.
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72 VON DEN BESTEN LERNEN Damit Golf noch mehr Spaß macht, hagelt es Tipps. TRAUMZIELE Golf-Reisen vom Indischen Ozean bis rauf nach Schottland
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STANDARDS 3 Editor’s Intro / 8 Foto-TIME / 10 Go ask... Rocca / 12 Countdown | News / 16 Tops & Flops / 20 Tweet it / 82 Schwung-Analyse / 92 Tea-TIME / 94 Cartoon / 95 Börsen-TIME / 98 TIME-OUT
84. MASTERS TOURNAMENT In Zehn-Jahres-Sprüngen von 1935 bis heute
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FOTO TIME
DIE GRÜNS Die Brauns sind eine Mischung aus Sand und Öl, und es puttet sich wie auf normalen Grüns. Ein kleiner Vorteil: Der Ball hinterlässt – anders als bei Gras – eine Spur, man erkennt sofort den entsprechenden Break. Wenn der Flight das Braun verlassen hat, kehrt ein Greenkeeper mit dem Besen das „Grün“ wieder glatt
DIE FAIRWAYS Abgeschlagen wird von grünen Plastikmatten, auch auf den Fairways. Tolle Schläge und ordentliche Weiten sind garantiert
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KONTRAST-PROGRAMM Golf einmal anders: Während in Abu Dhabi,
in Dubai oder Saudi Arabien Golfplätze in sattem Grün sich durch die Wüste schlängeln, ist der Awali Golf Club im arabischen Raum
die rühmliche Ausnahme. Eine halbe Autostunde von Bahrains Hauptstadt Manama entfernt, ist er, 1937 von der Ölkompanie Babcoc gegründet, der erste Golfclub im Nahen Osten. Heute präsentiert sich die Anlage nicht viel anders als vor 83 Jahren: kein einziger Grashalm, dafür Sandbunker auf den erdigen Fairways, Grüns sind Brauns und bestehen aus einer Mischung aus Öl und Sand. Um die Schläger zu schonen, werden kleine grüne Abschlagmatten unter den Ball gelegt. Insgesamt wurden 40-mal die Bahrain Open hier ausgetragen, zuletzt 2003. Jeder Golfer sollte so einen Platz einmal gespielt haben: Abgesehen von dem optischen Aha-Effekt sind Top-Ergebnisse garantiert. Selbst lahm spielende Senioren haben durch den per- fekten Roll plötzlich das Gefühl, mit Abschlägen über 250 m tatsächlich Longhitter zu sein. Fest steht jetzt schon: Dieser Awali GC wird in der 14-tägigen GOLF TIME-Leserreise im Januar 2021 mit den Plätzen in Abu Dhabi und Dubai neben dem Royal GC in Bahrain im Programm sein. Nähere Infos in der nächsten Ausgabe. GT
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COUNTDOWN NEWS LEUTE HIGHLIGHTS
INTERVIEW Costantino Rocca und Oskar Brunnthaler bei der MCB Tour Championship auf Mauritius
GO ASK COSTANTINO
FUN-TALK Costantino Rocca über seine sonderbare Golf- Karriere, welche übernatürlichen Kräfte er gerne hätte und warum das Thema Ryder Cup 2022 in Rom bisher für ihn eine große Enttäuschung ist. D er dreifache Ryder-Cup-Spieler (1993 bis 19197) und mit 17 Turnier- siegen einst der erfolgreichste Golfer Italiens, ist eine Nummer für sich. Rocca, 62, gelernter Mechaniker, begann erst in seinen frühen 20er-Jahren mit dem richti- gen Golfspiel, gewann 1978 als 20-Jähriger mit sieben Schlägen Vorsprung die italienische Caddie-Meisterschaft. Der Spätzünder schaffte schließlich 1990 die European-Tour-Karte. Sechs Jahre später rangierte er auf dem vierten Platz der Geldrangliste. Derzeit spielt Costantino auf der Staysure Tour, zuletzt beim Finale im Constance Belle Mare Plage auf Mauritius.
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MEILENSTEINE Costantino Roccas Karriere kann sich sehen lassen: Vom Sieger der italienischen Cad- die-Meisterschaft zum dreifachen Ryder-Cup-Spieler und derzeit auf der Staysure Tour unterwegs
Welche übernatürlichen Kräfte hätten Sie gerne? Die Power eines Medizinmannes. Im Ernst: Die Kraft zu haben, jede Krankheit besiegen zu können, das wäre das Größte. Wenn es dir gut geht und du bist gesund, dann hast du schon gewonnen. Was ist Ihre Stärke auf dem Platz? Sich voll auf das momentan Wichtigste konzentrieren zu können – das macht mich einfach stärker, besser. Aber auf der anderen Seite darf man sich nicht so viele Gedanken machen. Die richtige Balance, das ist das große Geheimnis. Gibt es Schwächen? Woran sollten Sie am meisten arbeiten? Eindeutig mein Putten. Das sollte ich wesentlich mehr trainieren. Was ist das Schönste am Leben als Tour-Pro? Es ist ein fantastisches Spiel, dieses Golf gibt mir echt viel. Außerdem lernst du viele Leute kennen, kommst in viele Länder rund um die Welt. Und was stört Sie am meisten? Mit Leuten zu spielen, die einfach langsam sind. Ryder Cup 2022 in Rom. Das golferische Highlight Italiens in diesem Jahr- hundert? Sicherlich, der ist ganz wichtig und kommt so bald nicht wieder. Wichtig für den Tourismus und die Entwicklung des Golfsports in Italien. Bisher überhaupt nicht. Wahrscheinlich bin ich nicht gut genug... Aber ich liebe den Ryder Cup, war ja dreimal dabei. Die Atmosphäre rund um dieses Event ist einmalig, und ich würde auch gerne mit- arbeiten, mithelfen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich noch was... GT In welcher Funktion sind Sie da eingebunden?
Ihr Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Sie dürfen den Putt nicht ausführen – wen wählen Sie für diese Aufgabe? Ganz klar – Bernhard Langer. Ihre Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Auch das ist einfach: Tiger Woods, Lee Trevino und Seve Ballesteros. Ihr Lieblingsschläger im Bag? Wenn ich gut drauf bin, dann ist mir jeder Schläger recht. Im Foursome spielen Sie gegen Hogan/ Nicklaus in ihren besten Tagen. Wen würden Sie sich als Partner wünschen? Eindeutig Francesco Molinari. Welcher Sieg bedeutet Ihnen ammeisten? Mein Sieg bei der damaligen Volvo PGA Championship 1996 in Wentworth. Das war absolut der Höhepunkt meiner Golf-Karriere. Ihr emotionalster Moment auf dem Platz? Da gibt es verdammt viele, die kann ich gar nicht alle aufzählen. Was wären Sie geworden, wenn nicht Golf-Pro? Mechanical-Designer.
Ihr „best buddy“ auf der Tour … Einfach jeder und keiner.
Gibt es einen Schlag in Ihrer Karriere, auf den Sie besonders stolz sind? Das war beim Ryder Cup 1997 in Valderrama, da habe ich gegen Tiger Woods gewonnen, und zwar an der 17. Bahn, als ich den Ball mit meinem 1er-Eisen flach und rund um die Bäume aufs Grün geschlagen habe. Einfach unglaublich. Es war auch der entschei- dende Punkt für den ersten europäischen Ryder-Cup-Sieg auf dem Kontinent. Gibt es einen Schlag in Ihrer Karriere, den Sie gerne noch mal spielen würden? Leider ja! Den verpatzten Bunkerschlag im Stechen am vierten Extra-Loch bei der Open Championship 1995 in St. Andrews. Nachdem ich einen 20-Meter-Putt an der 18 lochte und ins Play-off kam, das ich dann gegen John Daly verloren habe.
Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Ich esse einfach alles.
Hund oder Katze? Hund.
Nie mehr Golf oder nie mehr Sex? Was für eine Frage! Ohne Liebe kann ich nicht leben. Und ich liebe beides, Golf und Sex. Wir nehmen Sie auf eine Faschingsparty mit. Als was verkleiden Sie sich? Als Tiger. Im wirklichen Golfer-
Ihr emotionalster Moment abseits des Platzes? Als ich 1981 geheiratet habe. Meine große Liebe Antonella.
leben komme ich nie an ihn heran – trotz meines Sieges 1997 über Tiger.
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WIRKLICH NUR VIZE?
tion als Vize-Kapitäne gar nicht zur Verfügung stehen werden. Westwood gewann den Jahres- auftakt der Elite in Abu Dhabi, McDowell feierte beim Saudi International seinen ersten Sieg auf der European Tour seit 2014. Aktuell liegen beide unter oder nahe den 50 besten Spielern der Welt. Es könnte sein, dass das Duo beim Kontinentalwettkampf in Whistling Straits nicht mit Headset im Golfcart unterwegs sein wird, sondern mit Schlägern auf dem Platz.
Noch so ein Vize-Kapitän mit im zweiten Frühling. Viele Nominie- rungen hat Ryder-Cup-Kapitän Padraig Harrington für den im September anstehenden Wett- kampf gegen die USA logischer- weise noch nicht getätigt, doch bereits die ersten beiden könn- ten sich als „Fehlgriffe“ erweisen. Denn sowohl Lee Westwood als auch Graeme McDowell stemmten in dieser Spielzeit be- reits einen Pokal gen Himmel. Es könnte also passieren, dass sie in der bisher geplanten Funk-
LEE WESTWOOD Viel Golf habe er nicht gespielt, gestand Lee Westwood vor der Abu Dhabi HSBC Championship. Der Engländer verbrachte die tur- nierfreie Zeit in Phuket, Florida und Newcastle upon Tyne. Zu den Schlägern griff er dabei nur sporadisch. Frisch erholt ging es zum lukrativen Saisonauftakt ins Emirat. Und das Spiel war alles andere als rostig. Vier Runden in den 60ern. Keiner traf mehr Fairways, kaum einer mehr Grüns und auch in der Birdie-Sta- tistik lag Westwood, 46, vorne. Die 27. Saison als Profi begann mit dem 25. Titel auf der European Tour. Westwood rückte in der Weltrangliste unter die besten 30 nach vorne und gilt als Kandidat für das europäische Ryder-Cup-Team 2020 in Whistling Straits. Und als der Routinier beim Sieger-Interview mit der Tatsache konfrontiert wur- de, nun in vier unterschiedlichen Jahrzehnten auf der Tour gewonnen zu haben, da hatten ihn die Emo- tionen fest im Griff. „Ich kann nicht glauben, schon so alt zu sein“, schluchzte er schmunzelnd.
Saudi-Sieger Graeme McDowell
Abu Dhabi-Sieger Lee Westwood
Knapp 220.000 Euro erspielte sich Kaymer während der ersten drei Turniere – ein vielversprechender Auftakt in die Saison. Das lange Spiel in bestechender Form und sollte der Putter heiß laufen, kann Kaymer auch bald wieder um große Titel mitspielen. Wieder mit von der Partie: Craig Connelly, der in Abu Dhabi seine dritte Amtszeit an der Tasche antrat. „Er macht mich glücklich, er ist so eine positive Person und wir haben zusammen sowohl sehr erfolgreiche als auch weniger erfolgreiche Zeiten durchlebt. Die erste Runde hat sich angefühlt, als wären wir nie getrennt ge- wesen“, erklärte Kaymer, der in dieser Spielzeit bisher weder für das Masters noch für die Players Championship sowie die Open Championship qualifiziert ist. AUFWIND MIT CRAIG?
SIEGFORMEL: LEE WESTWOOD (ABU DHABI HSBC CHAMPIONSHIP)
79% Grüns in Vorgabe
19 unter Par
1,67 Putts pro Grün in Vorgabe 1,047 Millionen Euro Preisgeld
22 Birdies, 1 Eagle 67,25 Rundenschnitt
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4 LEBENSRAUM GOLFPLATZ Eine Unter- schrift mit großer Strahlkraft setzte Dr. Andre Baumann. Zusammen mit DGV-Präsident Claus M. Kobold und Otto Leibfritz, Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes, unterzeichnete der Staatssekretär des Um- weltministeriums Baden-Württemberg eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Koopera- tionsvereinbarung zum Pilotprojekt „Lebens- raum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt.“ Ziel der Vereinbarung ist es, die biologische Vielfalt auf Golfplätzen zu erhöhen. Mögliche Maßnahmen umfassen die Umsetzung von Totholzhaufen, Nistkästen, Bienenhotels oder Blühstreifen. Set-up – bestehend aus Ansprechposition, Griff, Ballposition und Ausrichtung – das Verständnis für die Bewegung des Körpers sowie dessen Zusammenspiel mit dem Schläger. Nur wenn sich Körper und Schlä- ger synchron bewegen, kann ein guter Golf- schlag wiederholbar ausgeführt werden. Was zeichnet einen guten Golflehrer aus? Vor allem einmal deutlich mehr als nur ein gutes Fachwissen. Es gehören auch eine gute Kommunikationsfähigkeit dazu und natürlich jede Menge Geduld. Nur äußerst selten hat man das Privileg, mit Top-Amateuren und Profis zu arbeiten. Und schließlich ein solides eigenes Spiel. Kein Schüler will einen Lehrer, der nicht umsetzen kann, was er lehrt. Was ist die größte Herausforderung als Golflehrer? Die Bewertung des Schülers als Ganzes. Man muss die persönlichen Ziele des Gegenübers verstehen. Danach sollte man auf der Grundlage einer eingehenden Analyse der Möglichkeiten einen indivi- duellen Trainingsplan zusammen mit dem Schüler erstellen. Was sind die wichtigsten Elemente eines guten Golfschwungs? Die wichtigsten Grundlagen sind das DREI FRAGEN AN… David Leadbetter
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1 Vorfreude auf die Bundesliga-Saison: Aufsteiger 1. GC Fürth
SCHWARZ-ROT-GOLD TENDENZ STEIGEND
1 FINAL FOUR 2020 Das Wochenende des 8. und 9. August sollte für jeden deutschen Golf-Fan im Kalender angestrichen werden. Dann wird auf Gut Kaden bei Hamburg das Final Four 2020 , das Finale der vier besten Damen- und Herren-Teams Deutschlands, über die Bühne gehen. Der Eintritt ist frei. Der Kampf um den Titel des Deutschen Mann- schaftsmeisters in den 1. Bundesligen beginnt ab dem 16. Mai mit den Doppel-Spieltagen im Hamburger GC sowie dem GC St. Leon-Rot. School für die Ladies European Tour hatte für drei deutsche Spielerinnen ein glückliches Ende. Valleys Top-Spielerin Sarina Schmidt (Rang sieben) , Carolin Kauffmann und Sophie Hausmann (beide T10) erspielten sich über fünf Runden auf zwei verschiedenen Kursen des Real Golf La Manga Club die 2 AUFSTIEGS-TRIO Der Nerven-Krimi Q-
Spielberechtigungen für die Saison 2020. Die anstehende Spielzeit der LET lockt mit einem Gesamtpreisgeld von 18 Millionen Euro, das über 24 Turniere (sieben mehr als im Vorjahr) ausgeschüttet wird. Damit ist das Rennen um die Saisonwertung (Race to Costa del Sol) so lukrativ wie noch nie zuvor in der Geschichte der europäischen Damen-Tour, die in Zukunft auch enger mit der amerikanischen LPGA Tour kooperieren möchte. 3 STEIGENDE ZAHLEN Bei der Jahrespres- sekonferenz des Deutschen Golf Verbandes in Stuttgart gab der Dachverband des Golfsports 642.677 registrierte Mitgliedschaften bekannt und verzeichnet damit ein Wachstum zum Vorjahr . Seit 2010 hat der DGV mehr als 30.000 registrierte Golfspieler hinzugewonnen und ist damit europäische Spitze. „Es ist unseren Golf- anlagen gelungen, die Anzahl der Golfspie- ler in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr erneut stabil zu halten. Das ist nicht selbst- verständlich, schaut man sich die Mitglieder- entwicklung in Sportverbänden im Allgemei- nen an“, zieht DGV-Präsident Claus M. Kobold ein positives Fazit. So stehen 48.715 abgegan- genen Golfspielern immerhin 49.152 Zugänge gegenüber. „Stabile Golfspielerzahlen sind kein Selbstläufer. Unsere europäischen Freunde beneiden uns um diese Situation. Denn im Schnitt haben sie in den letzten
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zehn Jahren sieben Prozent der Golfspieler verloren, wir dage- gen in dieser Zeit 7,2 Prozent hinzugewonnen.“
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TOPS
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FLOPS
2008
2020
WASMACHT EIGENTLICH… CAMILO VILLEGAS?
Der DGV-Ausweis 2020 wird zusätzlich zur bisherigen Karte ab sofort auch in digitaler Form angeboten. Jeder Golfspieler kann sich mithilfe seiner Aus- weisdaten auf einer Website registrieren, einloggen und seine digitalen Services abrufen.
Dustin Johnson hat nur so mäßig Lust auf die Olympischen Spiele. Der U.S.-Open-Sieger von 2014 ist sich nicht sicher, ob die Spiele in Tokio gut in seine Turnierplanung passen. „Die Vereinigten Staaten bei den Olympischen Spielen zu vertreten, ist natürlich etwas, worauf man auf jeden Fall stolz sein kann“, so Johnson. „Aber wird es in den Zeitplan passen? Da bin ich mir nicht wirklich sicher.“
Wyndham Championship. „Ich fühlte mich, als müsste ich da draußen sein, um die Zeit tot- zuschlagen“, erklärte er 2015 in einem Gespräch mit golf.com. „Es war frustrierend. Und dann merkt man, dass man den Prozess genießen muss.“ UND HEUTE? So richtig in Fahrt kam Villegas auch durch das frische Selbstver- trauen nicht. Es war bis dato sein letzter internationaler Titel. Dem Zwischenhoch folgte erneut eine Talfahrt, die bis heute andauert. Zuletzt pausierte der heute 38-Jährige knapp zwei Jahre wegen einer Schulterverletzung. Seit dieser Saison schlägt der ehemalige Star wieder auf der Korn Ferry Tour ab.
Denkt man im Golfsport an Spiderman, so kommt einem nicht Peter Parker in den Sinn, sondern ein athletischer Kolum- bianer. 2008 gewann Camilo Villegas zwei der bedeutenden FedEx-Cup-Turniere und rückte bis auf den siebten Rang der Weltrangliste nach vorne. 2010 gewann er bei der Honda Classic sogar seinen dritten PGA-Tour- Titel. Viele sahen in Villegas einen Weltklasse-Spieler und zukünftigen Major-Sieger. Doch nach einer sportlichen Talfahrt verlor der begeisterte Rennrad-Fahrer 2013 die Tour- Karte. Villegas kämpfte und lang- sam kam auch die Form zurück. Er sicherte sich hauchdünn die Karte für die Spielzeit 2014 und gewann im Endspurt bei der
Charlie Woods, 10, nahm zu- letzt im Süden Floridas bei einem Junior-Golf-Event teil und stand natürlich wie kein anderer Mitstreiter im Fokus. Denn Charlie hatte seinen Vater Tiger als Caddie engagiert. Und der half mit der Erfahrung von 15 Major-Siegen. Zum Sieg reichte es nicht ganz, beim Blick auf den Schwung des prominen- ten Nachwuchstalents scheint jedoch klar, dass Trophäen im Schrank lediglich eine Frage der Zeit sind.
Tommy „Two Gloves“ Gainey, Gewinner der RSM Classic 2012, wurde im Dezember verhaftet, weil er eine Prostituierte ange- worben hatte. Der Amerikaner wurde bei einem Rundumschlag der Behörden, der „Operation Santa‘s Naughty List“, als einer von insgesamt 120 weiteren Personen verhaftet. Der 44-Jäh- rige wurde auf Bewährung verurteilt und zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit sowie einer Geldstrafe in Höhe von 6.218,60 Dollar verurteilt. Turnierkalender der LPGA Tour. Aufgrund der heiklen Situation haben die Verantwortlichen die Entscheidung getroffen, die Honda LPGA Thailand und die Women’s World Championship abzusagen. Zuvor war bereits die Blue Bay LPGA auf Hainan Island in China auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Das nächste Turnier im Kalender ist der Volvik Founders Cup in Arizona ab dem 19. März. Das Corona-Virus hat Auswirkungen auf den
… so der Tenor des Distance Insights Berichts, den die Führungsgremien R&A und USGA veröffentlicht haben. Der Bericht legt umfassend dar, wie der anhaltende Längen-Boom – gerade im Profisport – einen unerwünschten Effekt auf den Golfsport hat und der Zukunft des Spiels abträglich ist. „Wir glauben, dass es dem Spiel auf Dauer schadet, wenn Golfplätze stetig expandieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte Mike Davis, CEO der USGA, dem Golf Channel. „Wir stecken nicht in einer Krise, schließlich ist das nicht über Nacht geschehen. Aber wir versuchen, ein Problem zu lösen, das unserer Meinung nach im besten Interesse aller Golfer ist.“ Nun soll an Lösungen – wie beispielsweise einem Rollback des Golfballs oder Einschränkungen bei der Größe des Schlägerkopfs – gearbeitet werden. GOLF HAT EIN LÄNGENPROBLEM…
Phil Mickelson patzte zwar in der stürmischen Finalrunde des Pebble Beach Pro-Am, konnte seine starke Frühform aber von Saudi-Arabien mit nach Kali- fornien nehmen. Er beendete das Turnier der PGA Tour wie bereits das Saudi Invitational als Dritter. Beachtlich: Seit 1991, also 30 Jahre lang, hat Mickelson stets mindestens ein Top-Zehn-Ergebnis pro Jahr in der Bilanz stehen.
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PLÄTZE AUS DER FEDER VON PETE DYE
Sebastian Söderberg notierte im Finale der Dubai Desert Classic eine 75 (+3). Damit war er besser als 30 andere Spieler am windigen Finalsonntag des Turniers im Emi- rates Golf Club. Was daran erwäh- nenswert ist? Soderbergs 75 geht in die Geschichte ein. Nicht wegen des Resultats, sondern wegen der Dauer. Denn der Schwede, der um kurz nach 7 Uhr Ortszeit alleine auf die Runde ging, kam nach nur 96 Minuten wieder im Club- haus an. „Ich dachte, dass es eine lustige Sache wäre und hatte nicht das Gefühl, dass es meinem Spiel zu sehr schaden könnte“, erklärte er. Damit unterbot er den bisherigen Rekord des Belgiers HIGH SPEED
1. TPC SAWGRASS (STADIUM COURSE) Jedes Jahr gastiert in Ponte Vedra Beach, Florida, die Players Champion- ship auf dem legendären Inselgrün an Bahn 17. Unvergessen: Martin Kaymers Sieg im Jahr 2014. 2. WHISTLING STRAITS (STRAITS) In Kohler, Wisconsin, am Lake Michigan, findet im Todesjahr des berühmten Architekten der Ryder Cup statt. Zuvor mehrmals Austragungsort der PGA Championship. Bühne für Martin Kaymers ersten Major-Sieg im Jahr 2010. Ebenfalls ein Platz, auf dem sowohl ein Major-Turnier als auch der Ryder Cup ausgetragen wurden. 1991 verlor Europa in South Carolina hauchdünn gegen die USA. Bernhard Langer verschob aus kurzer Distanz. 4. CASA DE CAMPO (TEETH OF THE DOG) Spektakuläres Meisterstück in der Dominikanischen Republik mit nicht ganz preiswertem Greenfee. Dafür allerdings mit spektakulärem Ambiente. 3. KIAWAH ISLAND (THE OCEAN COURSE)
Thomas Pieters um stolze 23 Minu- ten. „Ich habe einfach versucht, so schnell wie möglich zu spie- len“, sagte Söderberg, im vergan- genen September Playoff-Sieger über Rory McIlroy beim European Masters. „Das Wichtigste war mein Bruder als mein Caddie. Er hatte den schwierigsten Job, denn er musste ununterbrochen mit der Tasche laufen.“
„Golf ist kein faires Spiel, warum sollte ich also einen fairen Golfplatz bauen“, hatte Pete Dye einmal gesagt und brachte mit seinen Golf- RIP PETE DYE
plätzen nicht nur Amateure, sondern auch gestandene Profis an den Rande der Verzweiflung. Markenzeichen seiner Kurse waren die kleinen, stark ondulierten Grüns, Topfbunker und strategisch plat- zierte Wasserhindernisse. Dye ist Anfang Januar 2020 im Alter von 94 Jahren gestorben. Der Amerikaner hat die moderne Golfplatz- Architektur über viele Jahrzehnte geprägt und wird der Golfwelt mit seinen Werken auf immer im Gedächtnis bleiben.
5. BLACKWOOD RUN (RIVER COURSE)
Der kleine Bruder von Whistling Straits liegt weniger als 20 Auto- minuten entfernt. 2012 fand hier die U.S. Women’s Open statt. Die besten Damen weltweit hatten hart zu kämpfen.
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USA ist nur Shadow Creek ($750) in der Nähe von Las Vegas noch teurer. NICHT MIT MEGHAN! Meghan MacLaren, 25, und im vergangenen Jahr Top-Britin auf der Ladies Euro- pean Tour, hat ihren Start bei der anstehenden Saudi Ladies Cham- pionship abgesagt. Sie sei besorgt, dassdasKönigreichSporteventsdazu missbraucht, um von seiner Men- schenrechtssituation abzulenken.
NACHWUCHS Sergio und Angela García erwarten ihr zweites Kind. Im März 2018 kam Tochter Azalea Adele zur Welt, benannt nach Loch 13 im Augusta National Golf Club. Auch die Geburt des zweiten Kin- des ist rund um den Termin des Masters Tournaments datiert. Über mögliche Namen für den Sohn darf munter spekuliert werden. NEUE LIGA? Die Premier Golf League soll
DEBÜTS Zwei neue Gesichter auf der PGA Tour Champions: Bei der Chubb Classic gaben Robert Karls- son und Tim Herron ihr Debüt im Kreise der Senioren. Ryder-
ab 2022 oder 2023 die besten Spie- ler der Welt anlocken. Die Eckdaten: Bis zu 18 Turniere für die besten 48 Spieler der Welt inklusive be- trächtlichem Preisgeld. Die PGA und European Tour zeigten sich darüber erwartungsgemäß wenig begeistert. ERHÖHUNG Ab dem 1. April kostet eine Runde auf den Pebble Beach Golf Links 575 Dollar, eine Erhöhung um 50 Dollar. In den
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Cup-Spieler Karlsson ge- wann unter anderem elf Titel auf der European Tour, Herron war vier Mal auf der PGA Tour sieggreich.
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COUNTDOWN | NEWS
Die Sache mit den Sixpacks, Rücktritte und Comebacks sowie Pepperells Formel für ewiges Jungsein – die Höhepunkte aus den sozialen Medien. TWEET IT!
Tiger schwingt sich mit Ex-Außenministerin Condoleezza Rice auf das Genesis Invitational ein.
Nach 332 Auftritten ist Schluss. Die einstige Solheim-Cup-Spielerin Natalie Gulbis, 37, gibt ihren Rücktritt vom Profigolf bekannt.
Stichwort Sixpack: Luke Donald und Ehefrau Diane beim Posieren auf den Bahamas.
Frisch-Vierziger Sergio García wird zum Jubiläum überrascht.
Wein, Schokolade, Käse und Potenz- mittel – das Geheimnis des ewig jungen Eddie Pepperell.
Fitness-Freak Bryson DeChambeau macht sich über die Bauchmuskulatur von Brooks Koepka lustig – und der kontert cool.
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Comeback nach gesundheit- licher Auszeit – Sandra Gal will 2020 wieder durchstarten.
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COVER | ESTHER HENSELEIT
ESTHERS
REKORDE
ESTHER HENSELEIT Ein Blick hinter die Kulissen einer zielstrebigen Golferin, die das Potenzial hat, die ganz große Bühne zu stürmen.
Von Thomas Fischbacher
R ookie of the year, Turniersieg, Gewinnerin der Order of Merit, die Spielberechtigung für die LPGA Tour gesichert – Esther Henseleit brachte Golf-Deutsch- land zum Ende des vergangenen Jahres in Ekstase. Konnte man ahnen, dass die nun 21-Jährige kurz nach dem Sprung ins Profilager derart durchstarten würde? Sicher nicht. Die Chance, dass die zielstrebige Vare- lerin aber auch bei den Profis ganz gut mithalten würde, war realistisch. Denn
bereits die Amateurkarriere hatte es in sich. Golfclub am Meer, Bad Zwischenahn bei Oldenburg, irgendwann kurz nach der Jahr- tausendwende. Esther Henseleit lernt als Kind den Golfsport lieben, das Talent wird schnell offensichtlich. Mit 13 Jahren wird der Hamburger Golf-Club Falkenstein ihre golferische Heimat. Es folgt eine Amateurkarriere, die mit einer eindrucksvollen Bestleistung endet: Handicap +7,1 – noch nie zuvor hat jemand in Europa eine so tiefe Vorgabe erreicht. Seit 2014 war sie bei der deutschen National-
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STECKBRIEF ESTHER HENSELEIT » Geboren am 14.01.1999 in Varel » Größe: 1,78 Meter » Heimatclub: Hamburger Golf-Club Falkenstein » Spielt aktuell Ladies Euro- pean Tour und LPGA Tour » Sponsoren: Sommerfeld, Ping, FootJoy, Titleist » Profi seit 2019 » Hobbys: Tennis, Lesen, Kochen, Filme schauen
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mannschaft dabei, errang 2016 die Bronze- medaille bei der internationalen Amateur- meisterschaft der Damen und 2017 folgte das nächste Highlight: die Teilnahme am Ping Junior Solheim Cup. 2019 dann der Sprung ins Profilager. Es gab keinen Grund zu bezweifeln, dass die dama- lige Nummer zehn der Amateur-Weltrangliste mit europaweitem Rekord-Handicap nicht auch auf der Tour für Furore sorgen würde. Durch ihren ersten Profi-Sieg bei der Magical Kenya Open, dem Finalturnier der Ladies European Tour-Saison, gewann Henseleit zum Ende einer unglaublichen Rookie-Saison (acht Mal unter den besten Zehn bei den ersten elf Turnieren) auch noch die Gesamtwertung (Order of Merit). Dieses Kunststück – bester Rookie und zugleich Order of Merit-Siegerin – gelang vor ihr erst zwei Spielerinnen: der Grand Dame Laura Davies (1985) sowie Carlota Ciganda (2012). Sollte der Deutschen auch nur eine ähn- liche Karriere bevorstehen, kann sich Golf- Deutschland auf einiges gefasst machen: Was kommt als Nächstes? Ein Blick hinter die Kulissen einer gelassenen und zielstrebigen Golferin, die das Potenzial hat, auch die ganz große Bühne zu stürmen. Die Magical Kenya Open gewonnen, die Tour dominiert und die Qualifikation für die LPGA Tour gemeistert – wie unwirklich hat sich Ihr erstes Jahr Profigolf angefühlt? Unwirklich ist vielleicht nicht das rich- tige Wort. Mir war schon vorher klar, dass ich niedrige Runden spielen und gute Turniere bestreiten kann. Mir war nur nicht bewusst, ob ich bei den Profis mithalten kann.
MEIN TIPP FÜR AMATEURE „Viel gutes Training. Und niemals vergessen, auf dem Platz den Schalter umzulegen. Das Übungsgelände ist für das Training, auf dem Platz geht es darum, einen spiel- baren Schwung zu finden und diesen dann durchzuziehen und zu versuchen, das best- mögliche Ergebnis zu spielen. Es geht nicht immer um den perfekten Schlag, sondern um die Qualität der schlechten Schläge.“
1 2017 vertritt Henseleit das europäische Team beim Ping Junior Solheim Cup. 2 2019 folgt der Sprung ins Profilager. 3 Die Ladies European Tour ist für ihre freundschaftliche Atmos- phäre bekannt
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STATISTIKEN AUS DER LADIES EUROPEAN TOUR SAISON 2019 » Driving (Distanz): 239 Meter (Platz 20) » Driving (Genauigkeit): 67,23 Prozent (Platz 70) » Grüns in Vorgabe: 75,81 Prozent (Platz 14) » Scrambling: 51,67 Prozent (Platz 42) » Sand Saves: 58,62 Prozent (Platz 24) » Putts pro Loch: 1,72 (Platz 37)
Fotos: Tristan Jones
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SO SPIELE ICH MEIN GOLF EIn Blick auf die Stärken und Schwächen im Spiel der deutschen Senkrechtstarterin Esther Henseleit.
DAS LANGE SPIEL „Mein langes Spiel schätze ich als eine große Stärke ein. Ich schlage den Ball länger und meistens auch präziser als viele meiner Kol- leginnen. Ich bin nicht wirklich ein sehr technischer Spieler und versuche, es einfach zu halten. Ich arbeite vor allem an meinem Rhythmus. Für mich ist es enorm wichtig, dass ich nicht zu kurz werde beim Ausholen, meine Schultern voll drehe und viel Radius erzeuge. Der Rest kommt von alleine.“ DAS KURZE SPIEL „Mit meinem kurzen Spiel bin ich sehr zufrie- den – besonders die gefühlvollen kurzen Lobs ums Grün und mein Bunkerspiel schätze ich als überdurchschnittlich gut ein. Der Schlüssel dazu ist viel diszipliniertes Training. Ich übe schwierige Lagen auf diversen Untergründen und versuche dabei immer, mich maximal zu fordern und ans Limit zu gehen. Dann wird es auf dem Platz umso leichter. Beim Putten
habe ich sicherlich noch Luft nach oben, deshalb arbeite ich mit meinem Trainer sehr intensiv in diesem Bereich. Es ist ein Prozess, manchmal gibt es Lichtblicke, aber oft auch noch Tiefphasen.“ MENTAL „Im mentalen Bereich habe ich während mei- ner Zeit im Nationalkader immer mal wieder Betreuung gehabt. Ich habe aber nicht das Gefühl, viel daran arbeiten zu müssen, obwohl mich das Thema sehr interessiert. Ich bin grundsätzlich ein sehr entspannter Typ auf dem Golfplatz und nicht übernervös auf der Runde. Bei meinem Sieg in Kenia habe ich gemerkt, dass ich auch mit der größeren Anspannung im Kampf um Titel ganz gut umgehen kann. Ich mag es, nervös zu sein, weil es mir zeigt, dass es mir etwas bedeutet. Diese Momente muss man genießen und darf sich nicht verrückt machen lassen.“ FITNESS UND ERNÄHRUNG „Meine Fitness ist eine wichtige Vorausset- zung für mein Golfspiel. Es hilft dabei, kon- zentriert zu bleiben und auch gegen Ende der Runde noch konstant gut zu schwingen. Da gehören Kraftausdauer und Beweglichkeit dazu. Natürlich ist eine gesunde Ernährung für einen Leistungssportler unabdingbar. Ich ernähre mich nicht nach einem strikten Schema, koche gerne und mir schmeckt gesundes Essen sehr gut.“
ESTHERS SCHLÄGER Esther setzt seit Jahren hauptsächlich auf Schläger aus dem Hause PING. Neben Driver und Holz 3 nutzt die Jahresbeste der Ladies European Tour zwei Hybrid-Schläger und ver- zichtet auf die ganz langen Eisen. Der Satz geht von Eisen 5 bis zum Pitching Wedge. Drei Wedges (50, 54 und 58 Grad) sowie ein Ping Sigma-Putter komplettieren den Taschen- inhalt der 21-Jährigen. » Driver: PING G400 Max » Holz 3: TaylorMade M5 Titanium » Hybrid 3, 4: PING G410 » Eisen 5-6: PING i210 » Eisen 7-PW: PING iBlade » 58, 54, 50 Grad Wedges: PING Glide 3.0 » Putter: PING Sigma 2 Valor (Stealth)
Starkes langes Spiel, noch Luft bei den Putts – Esther Henseleit gibt Ein- blick in ihr Golfspiel
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Nur Carlota Ciganda war noch besser: Henseleit wird Zweite in Spanien
Esther Henseleit im Fokus nach erstklassigen Leistungen
die anstehende Spielzeit herausgearbeitet. Ich bin für ANA Inspiration, das erste Major des Jahres Anfang April qualifiziert, darauf freue ich mich sehr. Ansonsten warte ich das erste Re-Ranking der LPGA Tour ab, aber momen- tan sieht es so aus, als könnte ich mit mei- ner Kategorie bei den meisten Turnieren der LPGA Tour dabei sein. Der Fokus liegt also auf der LPGA Tour. Ja, mein Ziel ist es, mir für die nächste Sai- son eine noch bessere Kategorie zu sichern, damit ich bei allen Turnieren dabei sein kann. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch auf der Ladies European Tour aktiv sein werde. Auf der LET gehören Sie nach den Erfolgen zu den bekannteren Gesichtern, auf der LPGA Tour fliegen Sie eher unter dem Radar. In welcher Rolle fühlen Sie sich wohler? Das spielt für mich wirklich keine Rolle. Ich bin auf mich fokussiert und will einfach nur Golf spielen. Es interessiert mich wirklich nicht, ob mein Kopf auf den Werbeplakaten zu sehen ist oder eben nicht. Welche Ziele haben Sie sich kurz- bis mittel- fristig gesetzt? Kurzfristig geht es für mich um die Tour- Karte und die Qualifikation für die Olympi- schen Spiele in Tokio, langfristig wünsche ich mir, für Europa im Solheim Cup zu spielen. Führt auf dem Weg zu einer Weltklasse- Spielerin mittelfristig überhaupt ein Weg an der LPGA Tour und einem Leben in den USA vorbei? Ich habe noch keine Wohnung und plane aktuell auch nicht, meinen Wohnsitz in die USA zu verlegen. Irgendwann wird sich das
… das dürfte Ihnen aber relativ schnell klar geworden sein. Das stimmt. Spätestens ab der Hälfte der Saison war es mein Ziel, ein Turnier zu ge- winnen. Das hat sich in meinem Kopf ver- ankert. Dass es am Ende aber auch noch für die Order of Merit gereicht hat, ist natürlich eine tolle Bestätigung. Wäre da noch die kleine, aber feine Rand- notiz, dass Sie die Gesamtwertung als Rookie gewonnen haben. Eine Leistung, die bisher nur Carlota Ciganda und Laura Davies gelun- gen ist. Carlota und Laura sind zwei der erfolg- reichsten europäischen Golferinnen der ver- gangenen Jahre und Jahrzehnte. Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn es bei mir auch so gut weiterläuft (lacht…). Gibt es Spielerinnen, zu denen Sie auf- schauen; die vielleicht eine Mentorrolle über- nommen haben? Eigentlich nicht, ich bin niemand, der andere Sportler und Sportlerinnen ange- himmelt hat. Aber natürlich gibt es die Sørenstams und Co. Also die Persönlich- keiten, die Unglaubliches erreicht haben und zu denen man aufschaut. Annika steht da mit Sicherheit an erster Stelle. Sie haben neben Ihren Erfolgen auch die Q-School für die LPGA Tour in Pinehurst erfolgreich absolviert und sich damit für die LPGA Tour qualifiziert. Wie sieht die Turnier- planung für 2020 aus? Die Qualifikation für die LPGA Tour war für mich zwar ein Ziel, aber nicht das ganz wichtige und außergewöhnliche Ereignis. Ganz konkret habe ich noch keinen Plan für
Fotos: Tristan Jones
DAS TEAM ESTHER CHRISTIAN LANFERMANN ist einer der bekanntesten Golflehrer Deutschlands und hat seinen Stützpunkt im Hamburger Golfclub Falkenstein. Deutschlands Jugendtrainer des Jahres 2017 kümmert sich seit sieben Jahren um Esthers Spiel. CHRISTIAN REIMBOLD , ehemaliger Tour-Spieler, ist Geschäftsführer in der Düsseldorfer Agentur U.COM Player und betreut mit seinem Team seine Klienten bei allen Fragen rund um die Karriere, unter anderem in der Vermarktung, der Medienarbeit und Reiseplanung. PATRICE SCHUMACHER ist Esthers Freund und als Top-Amateurspieler mit einer ordentlichen Portion Golf-Kompe- tenz ausgestattet. Er unterstützt seine Herzensdame in der Saison 2020 als Caddie. Von zu Hause unterstützen Esthers Familie und Freunde die Karriere.
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sicherlich nicht mehr vermeiden lassen. Aber aktuell plane ich meine Saison so, dass ich ab und zu mal in Deutschland zu Hause sein kann. Kann die Ladies European Tour irgendwann mehr sein als nur ein „Sprungbrett“ für die LPGA Tour? Ich sehe die Entwicklung sehr positiv. Der Turnierkalender wird voller, auch die Preis- gelder wachsen an. Ich persönlich habe diese Tour extrem lieben gelernt. Sie ist perfekt für junge Spielerinnen, um die ersten Schritte im Profigolf zu gehen und die Atmosphäre ist sehr freundschaftlich. Zudem kommen jetzt auch einige Turniere in Europa dazu. Ich hoffe wirklich, dass die LET in ein paar Jahren auch eine vergleichbare Alternative zur LPGA Tour werden kann. Haben Sie eigentlich einen beruflichen Plan B in der Tasche, falls es mit der Profi-Karriere nicht klappt? Ich studiere nebenbei noch. Das Studium läuft zwar eher langsam, aber das wäre mein Plan, falls ich mich verletze oder es aus anderen Gründen nicht klappen sollte. GT
MAGIE IN KENIA Esther Henseleit holt beim Finale der Ladies European Tour ihren ersten Profi-Titel
Reisen Sie dorthin, wo es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Besuchen Sie die großartige Stadt Charleston und erleben selbst, warum sie eine der beliebtesten Ferienziele an der Ostküste der USA ist. Charleston bietet eine vielfältige Anzahl an Golfplätzen für jedes Spielerniveau. Hierzu gehört auch der Ocean Course auf Kiawah Island, den man als wirkliche Herausforderung an das golferische Können gespielt haben muss. Beginnen Sie mit der Planung Ihrer Golfreise noch heute, um South Carolina für sich zu entdecken.
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COVER | VORSCHAU 84. MASTERS
MASTERS- HIGHLIGHTS
84. MASTERS In Zehn-Jahres-Sprüngen von 1935 bis 2015 über die Golfer, die Geschichte geschrieben haben: von Gene Sarazen über Jack Nicklaus, Bernhard Langer, Ben Crenshaw, Tiger Woods bis zu Jordan Spieth.
Von Oskar Brunnthaler A lle Jahr wieder: Augusta Natio- nal Golf Club, das Wimbledon des Golfsports. Wenn die Mas- sen – täglich etwa 50.000 Pat- rons, wie hier die Zuschauer genannt wer- den – über die Washington Road die Gates passieren. Zu prophezeien, wer 2020 das Masters gewinnt, ist echt schwierig, gelten doch in Augusta eigene Gesetze. Wer hätte gedacht, dass Tiger Woods im Vorjahr – 14 Jahre nach seinem vierten Masters-Sieg – aber- mals in das Green Jacket schlüpfen würde? Oldies wie Newcomer sind für einen Masters-Sieg gleich gut, sei es nun ein groß aufspielender Lee Westwood, ein Dustin Johnson, ein Justin Rose oder ein Rory
McIlroy, allesamt überfällige Kandidaten für einen Masters-Sieg. Hier eine Zusammenfassung der High- lights in der 84-jährigen Geschichte des Masters-Turniers, beginnend mit dem sen- sationellen Double-Eagle von Gene Sarazen 1935 bis zu den atemberaubenden Auf- tritten eines Tiger Woods, der die vergan- genen 25 Jahre in Augusta prägte. Natürlich nicht zu vergessen Bernhard Langer, der sensationell 1985 und 1993 das Masters gewinnen konnte, der einzige Deutsche mit einem Green Jacket. Schade, dass Martin Kaymer dieses Jahr zum ersten Mal nicht in Augusta am Start sein wird, außer es gelingt ihm noch in den kommenden Wochen ein Turnier-Sieg... GT
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1935
ZAUBERSCHLAG Der Anfang: Nach- dem 1934 in Augusta das erste natio- nale Einladungsturnier ausgetragen worden war, Sieger Horton Smith, schrieb im Jahr danach Gene Sarazen mit dem Double-Eagle an Loch 15, ein Par 5, Golfgeschichte. Mit einem 4er-Holz schlug er den Ball 235 Yards ins Loch. Damit holte er den führen- den Craig Wood ein und musste ins Stechen. Das 36-Loch-Play- off tags darauf gewann schließlich Sarazen mit fünf Schlägen Vorsprung. Im Foto rechts: Gene Sarazen in blauer Knickerbocker am ersten Abschlag im Augusta National Golf Club.
1955
1945 VETERANEN Nachdem der Augusta National Golf Club wegen des Zwei- ten Weltkrieges von 1942 bis 1945 komplett geschlossen hatte, wurde der Spielbetrieb im Januar 1945 für die Mitglieder wieder aufgenommen. Nicht zu verkennen, dass die meisten noch in Uniform zum Golfspiel er-
GREEN JACKET Der groß gewachsene Cary Middle- coff scort am Freitag eine 65 und stellt schließlich einen Turnierrekord auf, gewinnt gegen Ben Hogan mit sensationellen sieben Schlägen Vorsprung. Auf dem Foto hilft Vorjahressieger Gene Sarazen dem frisch gebackenen Masters-Sieger ins Green Jacket, so wie es Tradition in Augusta ist. Seit 1949 gibt es das obligatorische Green Jacket, das wohl berühmteste Sakko in der Sportgeschichte. In diesem Jahr wurde auch die Sarazen Brücke auf Bahn 15 eingeweiht, in Erinnerung an den grandiosen Double-Eagle-Schlag von Gene Sarazen 20 Jahre zuvor.
schienen. Auf dem Foto: Die Teilneh- mer des ersten Veteranen-Turniers 1945. Zum Entsetzen aller Golfer wurden während der drei golflosen Jahre auf dem Gelände des Augusta National Rinder und Truthähne gezüchtet – um die US Army zu unterstützen. So jedenfalls die offizielle Version.
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COVER | VORSCHAU 84. MASTERS
1985
GRANDIOS Das Gros der deutschen Golf- gemeinde hat damals noch gar nicht so recht realisiert, was da am 14. April in Augusta passiert ist: Bernhard Langer gewinnt das Masters, von der Bedeutung vergleichbar mit Boris’ Sieg in Wimbledon. Er ist damit erst der dritte Nicht- Amerikaner, der ins Green Jacket schlüpft. Auf dem Foto gratuliert Seve Ballesteros, der bereits 1980 und 1983 das Masters gewinnen konnte. Bernhard Langer heute: „Für mich ist der zweite Masters-Titel 1993 der wichtigere, da ich bewei- sen konnte, dass der Sieg 1985 kein Zufall war...“
SHAKEHANDS Die großen Drei in den Sechzigerjahren: Jack Nicklaus schickt Arnold Palmer und Gary Player mit einem Rekordergebnis von 271 Schlägen vom Platz. Mit neun Schlägen Vorsprung hat bisher noch keiner das Masters ge- wonnen. Auf dem Foto gratulieren Gary Player, Arnold Palmer und A. Downing 1965
Gray Champion Jack Nicklaus, der gerade seinen zweiten Masters-Sieg eingefahren hat. Im Vordergrund: Bobby Jones und Augusta-Präsident Clifford Roberts, der seit 1931 die Fäden im Augusta National Golf Club in Händen hielt und von 1934 bis 1976 auch Präsi- dent des Masters-Turniers war.
MASTERS-REKORD Jack Nicklaus und das Masters: Der fünfte Sieg an der Magnolia Lane war spannend wie noch nie. Mit einem Schlag Vorsprung holte sich der damals als der weltweit genialste Golfer gehandelte Nicklaus gegen Tom Weiskopf und Johnny Miller das Green Jacket, nachdem er an der 16 (Par 3) einen 14-Meter-Putt zum Birdie gelocht hatte. 21 Jahre später sollte dem Rekordspieler noch ein sechs- ter Masters-Titel gelingen, womit er bis heute den ein- samen Masters-Rekord vor Tiger Woods (fünf Green Jackets) hält.
1995
EMOTIONEN Da muss höhere Gewalt im Spiel gewesen sein: als Ben Crenshaw nach neun Jahren zum zweiten Mal das Masters gewann – ausgerechnet eine Woche nach dem Tod seines Mentors, Autors und Golf-Gurus Harvey Penick. Puttkönig Crenshaw siegte mit zwei Schlägen Vorsprung gegen Tom Watson, brach nach seinem letzten Putt am 18. Grün förmlich zusammen, ließ seinen Tränen freien Lauf.
1975
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2015
GIGANTEN-DUELL Die großen Rivalen im grünen Jackett: Phil Mickelson, der 2004, 2006 und 2010 das Masters gewinnen konnte und Tiger Woods, der es insgesamt auf fünf Siege in Augusta brachte, 2005 war sein vierter Titel. Wie überhaupt Woods, der 1997 zum ersten Mal 2005
NEWCOMER Mit Jordan Spieth ist ein neuer Star in Augusta geboren: Mit 21 Jahren holte sich der un- scheinbare US-Boy mit 28 Birdies (Masters-Rekord) und 18 unter Par sein erstes Green Jacket. Mit dem Ergebnis von 270 Schlägen kam er mit dem gleichen Score wie Tiger Woods 1997 ins Clubhaus – was in der 84-jährigen Geschichte des Masters bis heute noch absoluter Rekord ist. Jordan Spieth ließ Phil Mickelson und Justin Rose mit vier Schlägen hinter sich, im Jahr darauf musste er sich nur Danny Willett (283 Schläge) geschlagen geben.
siegte – mit zwölf Schlägen Vor- sprung – die Golf-Welt, aber auch Augusta National, auf den Kopf stellte. Fast jede Bahn wurde seither „ver- schärft“: Die Abschläge wurden zurück- versetzt, neue Bunker kamen ins Spiel und die ohnedies schwierigen Grüns wurden noch schneller gemacht.
TRAINING | PROFI-TIPPS
VON DEN BESTEN LERNEN! Ein klarer Kopf, knackige Eisen und ein kaltschnäuziges Kurzspiel – das sind die Tipps der Weltelite für uns Amateure. Damit Golf noch mehr Spaß macht.
TEIL 2: MENTAL .............................................................. 33 ANNÄHERUNG ........................................ 34 BUNKERSPIEL ............................................ 36 PUTTING ............................................................ 40
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