GOLF TIME 1/2022 (Teaser/21 Seiten)

TEE-OFF | NEWS TOUR WARS Die Spannungen zwischen der geplanten neuen von den Saudis unterstützten Super Golf League und der etablierten PGA Tour werden immer größer.

„Wenn die Tour die Bedrohung (der Super Golf League) beenden wollte, könnten sie die Medienrechte einfach an die Spieler zurück- geben“, so Mickelson weiter. „Aber sie wer- fen lieber 25 Millionen Dollar hier- und 40 Millionen Dollar dorthin. Anstatt die rund 20 Milliarden Dollar an digitalen Assets, die sie kontrollieren, zurückzugeben. Oder sie geben den Zugang zu den über 50 Millionen Dollar auf, die sie jedes Jahr mit ihrem eige- nen Medienkanal verdienen. Es gibt viele Probleme, aber das ist eines der größten.“ Es scheint sich etwas aufgestaut zu haben beim meinungsstarken sechsfachen Major- Gewinner, dem die Lockrufe aus Saudi-Ara- bien wohl ganz gelegen kommen. Sei es, um sich im fortgeschrittenen Profi-Alter eine fürstlich entlohnte spielerische Zukunft in der Super Golf League zu sichern. Oder auch um an den Strukturen der PGA Tour zu rüt- teln. „Zum ersten Mal in meinen 30 Jahren gibt es ein gewisses Druckmittel. Ich denke, am Ende wird alles sehr positiv sein. Aber es ist eine Menge los – und das ist gut so.“ SUPER LEAGUE VOR DEM AUS? Doch dann plauderte der amerikanische Golfreporter Alan Shipnuck, der in Kürze eine nicht autorisierte Biografie über Phil Mickelson veröffentlichen wird, Details von einem Telefonat mit dem Golf-Superstar letzten Herbst aus, das alles auf den Kopf stellen sollte. Darin gab Lefty zu, dass ihm ein Druckmittel gegen die PGA Tour gerade recht kam. Über das saudi-unterstützte Pro- jekt meinte er: „Das sind angsteinf lößende Motherf***er. Dort [in Saudi-Arabien] wer- den Leute hingerichtet, weil sie schwul sind. Warum sollte ich das überhaupt in Betracht ziehen, wenn ich all das weiß?” Die Ant- wort lieferte er selbst: „Weil dies eine ein- malige Gelegenheit ist, die Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten.” Die PGA Tour bezeichnete er als eine als Demokratie ver- kleidete Diktatur. Worte, die wiederum anderen Golf-Grö- ßen gar nicht gefallen haben. Zum Beispiel Rory McIlroy: „Ich will niemanden treten, wenn er am Boden liegt, aber ich fand die Kommentare naiv, selbstsüchtig, egoistisch und ignorant”, erklärte der Nordire wäh- rend des Genesis Invitational. „Es war ein- fach sehr überraschend, enttäuschend und traurig. Ich bin mir sicher, dass er zu Hause sitzt und seine Position überdenkt und über- legt, wie es weitergeht.“ PGA Tour Commissioner Jay Monahan erneuerte derweil bei einer Mitgliederver- sammlung die Warnung an alle Spieler, die mit der Super Golf League f lirten, dass diese aus der PGA Tour ausgeschlossen würden. Nachdem Tiger Woods, Jon Rahm, Rory McIlroy, Collin Morikawa, Justin Thomas und Brooks Koepka sich allesamt bereits

Von Markus Scheck

as Wort „Krieg“ im Zusammen- hang mit Sport mutet in der aktuellen geopolitischen Situa- tion um die Ukraine natürlich etwas befremdlich an. Nichts- destotrotz sind die Wortgefechte, die zwi- schen der „Saudi Golf League“ und allen voran der PGA Tour in den letzten Wochen geführt wurden, im Grunde nichts anderes, wenngleich natürlich rein verbaler Natur. Greg Norman führt die rebellische Super Golf League (SGL) an – ein Projekt, das die PGA Tour mit Forderungen nach höheren Preisgeldern und der Unterzeichnung von Boni für die weltbesten Golfer in die Knie zwingen soll. Die australische Golf legende wurde zum CEO der Tour ernannt, die vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF finan- ziert wird. Berichte haben ergeben, dass die Super Golf League – und die sie betreibende Firma LIV Golf Investments – über eine Kriegskasse von mehr als 2,9 Milliarden US-Dollar verfügt, um die besten Spieler der Welt zu stehlen und ihre eigene Tour als legitime Organisation im Golf zu etablieren. LIV hat sich durch eine Partnerschaft mit der Asian Tour, bei der eine neue internatio- D

nale Serie mit zehn Veranstaltungen auf der ganzen Welt ausgetragen wird, einen Fuß im Golfsport gesichert. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte der von Saudi-Arabien unterstützte Groß- angriff auf die etablierten Touren ein paar Weltklasse-Akteure für sich überzeugen. Alternde Superstars imHerbst ihrer Karriere wie Lee Westwood, Henrik Stenson oder Ian Poulter, aber auch die beiden US-Topstars Dustin Johnson und Bryson DeChambeau wurden als Kandidaten gehandelt, die öf- fentlich zumindest der Idee nicht abgeneigt schienen. ES IST EINE MENGE LOS Und dann war da noch Phil Mickelson, der sich seit geraumer Zeit daran delektiert, Öl ins Feuer zu gießen. Der Gewinner der PGA Championship 2021 unterstellte der PGA Tour eine „unausstehliche Gier“. Diese be- sitze Hunderte Millionen digitaler High- light-Momente von Mickelson und seinen Kollegen. „Sie verlangen von den Unter- nehmen Gebühren für die Verwendung von Aufnahmen, für die ich verantwortlich war“, erklärte Mickelson gegenüber Golf Digest.

Verpufft die Revolution im Sand? Greg Norman und Phil Mickelson in Saudi-Arabien

20 GOLF TIME | 1-2022

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