GOLF TIME 2/2016

TRAINING | SPORTPHYSIO

WAS WILL DER GOLFER SPASSFAKTOR Das großartige Erlebnis, mit Leichtigkeit einen Ball auf eine schöne Flugbahn zu schicken. V iele Golfer haben den Wunsch, besser zu spie- len. Für mittlere Handi- caper genügt es, das Schwüngen wird der Kopf still gehalten. Im Durchschwung zieht die linke Schulter nach oben be- ziehungsweise die rechte Schulter bewegt sich nach unten. Vielleicht zieht der Spieler auch noch aktiv

DUSTIN JOHNSON mit typischer Haltung beim Ballkontakt: linke Schulter hoch, dadurch entsteht eine starke Seitkrümmung der Wirbelsäule

kurze Spiel zu verbessern, und wer mehr übt, wird besser. Es wirken beim kurzen Spiel keine physika- lischen Effekte, die Verbesserung nur mit bestimmtem Bewegungs- verhalten ermöglichen. Daher kann jeder für sich üben, man lässt sich da und dort einige Tipps geben, und schlussendlich erspart

mit dem linken Arm. Dies ver- hindert bei den meisten Golfern vernünftige Schlagweiten. Der Krafteinsatz behindert die wich- tigsten Beschleunigungseffekte und es fehlt die Beweglichkeit, um die Drehbewegung des Ober-

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

man sich auf der Runde einige Schläge, da Dreiputs und misslungene Chips seltener werden. Man erreicht bessere Scores, jedoch erschöpft sich bald das Potenzial für besseres Golf, wenn man nicht auch mit den geforder- ten Schlägen das Grün erreicht. Ab einer bestimmten Leistungsklasse muss auch das lange Spiel gut sein und dazu müssen einige Bewegungsdetails stimmen, die zusammen mit richtigem Timing zu geraden langen Schlägen führen. Betrachtet man daher einen schönen langen Schlag als wichtigen Bestandteil des Golfsports, dann ist ein guter Golfschwung essenziell. Meine persönliche Meinung ist, dass das großartige Erlebnis, mit Leichtig- keit einen Ball auf eine schöne Flugbahn zu schicken, wichtigster Bestandteil des „Golf- erlebnisses“ ist. Jeder, der sich in die Nähe eines einstelligen Handicaps begeben will, sollte daher an einem optimierten Golf- schwung und am kurzen Spiel arbeiten. KONTROLLE Nehme ich nun an dieser Stelle an, dass der Golfer einen kontrollierten langen Schlag wünscht, dann müssen dafür die Voraussetzungen geschaffen werden. Als Erstes stellt sich die Frage, mit welchen Bewegungen der Schwung durchgeführt werden kann. Bei den meisten herkömmlichen

körpers konsequent durchführen zu können. Das aktive Ziehen mit dem linken Arm führt dazu, dass die wichtigsten physikalischen Effekte zur Erreichung hoher Schlägerkopf- geschwindigkeiten unwirksam werden. Es regiert die Kraft, und die nimmt mit zunehmendem Alter leider ab. Somit wird klar, so kann es nicht gehen. UNTERSCHIEDE Die Möglichkeit, hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit mit minimiertem Krafteinsatz zu erreichen, wurde mit dem Bewegungskonzept „Healthy-Swing.at“ erar- beitet. Zusätzlich achtet dieses Bewegungs- konzept auf die Einschränkung der Beweg- lichkeit, wie sie bei den meisten über 40-jähri- gen gegeben ist. Es kommt dabei auf derart kleine Bewegungsunterschiede an, dass es nicht möglich ist, diese schriftlich darzulegen. Man kann sie jedoch gemeinsam erarbeiten und erlernt dabei, auf „physikalisch Wichti- ges“ zu achten. In weiterer Zukunft kann man selbstständig üben und diese Bewegungen so lange wiederholen, bis sie auch beim Spielen auf der Runde funktionieren. Es gibt einige wenige Golfer, die das Glück haben, bestimmte Bewegungen intuitiv richtig durchzuführen. Die meisten benöti- gen jedoch Hinweise, um die Bewegung optimieren zu können. Das Erlernte muss

MATTHEW FITZPATRICK in der Phase des „late Release“: notwendig für große Schlagweiten

dann geübt werden. Das ist so wie bei Musikern, die zwar prinzipiell wissen, in welcher Reihenfolge die einzelnen Finger die verschiedenen Tasten drücken, jedoch müssen die Finger erst durch sehr viel Übung „selbstständig laufen lernen“. Dieser hier angestellte Vergleich mit Musikern stammt aus eigener Erfahrung. So hat eine Schülerin, die mit einem neuen Driver zu mir kam, selbst lachend festgestellt, dass sie als Musiklehrerin den Schülern auch immer sagt, dass es nicht auf ein neues Mund- stück ankommt, sondern darauf, wie man hineinbläst. Ebenso fordert sie vom Schüler, dass er übt und mit Geduld und Fleiß über einen längeren Zeitraum versucht, höhere Ziele zu erreichen. GT

102 GOLF TIME | 2-2016

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