GOLF TIME 2/2016

INTERVIEW | BUBBA WATSON

KREATIVITÄT BEI DER WEITENJAGD DAS WATSON-SYNDROM Bubba verrät, wie er die Bälle kilometerweit drischt und dabei Kurven fliegen lässt.

Welche Spieler waren deine Vorbilder? Ich habe alle großen Spieler im Fernsehen gesehen und versucht zu lernen, wie sie spielen und wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Payne Stewart war mein Held, aber ich bewunderte auch Seve (Ballesteros), Greg Norman und Nick Faldo. Allesamt spielten sie grundverschieden. Ich denke, von Seve habe ich am meisten gelernt. Ich lag sehr oft im Rough und Seves Heldentaten abseits des Fairways waren unglaublich. Wir können uns alle diese Schläge vorstellen, aber sie im Turnier erfolg- reich auszuführen, ist die hohe Kunst. Seves Kurzspiel und seine Kreativität, die er unter Beweis stellte, wenn er bspw. Bäume um- kurvte, waren für mich lohnende Studien- objekte. Ich bin sicher nicht der Einzige, der von ihm profitiert hat. Als Tiger auf der Bild- fläche erschien, schlug er mit seinem Holz 3 oder seinen „Stinger“-Eisen (2 und 3) hohe und flache Bälle und man merkte sofort, dass er Seves Spiel ebenfalls verinnerlicht hatte. So lernen junge Golfer, hochklassige Schläge auszuführen. Sie studieren jemanden aus der vorangegangenen Generation. Seve war mein Vorbild, doch unglücklicherweise habe ich nie mit ihm spielen können. Lernen auch einige der jungen Wilden auf der Tour von dir? Ich weiß es nicht. Einige Jungs fragen mich, warum ich nicht so viele Bälle auf der Range schlage oder warum ich keinen Trainer habe. Ich glaube jedoch, meine Herangehensweise unterscheidet sich zu sehr von der anderer Spieler. Die neuen Tour- spieler sind es gewohnt, mit einem Trainer oder einem Schwung-Guru zu arbeiten. Doch kein Trainer wird ihnen zeigen können, wie man Bubba Watson-Golf spielt. Letztes Jahr hast du deine Longhitter-Krone an Dustin Johnson verloren. Bist du heiß darauf, sie dir zurückzuholen? Diese Statistik interessiert mich nicht. Jeder weiß, ich kann den Ball weit schla- gen und ich kann ihn shapen. Mich interes- sieren Resultate und wie ich jedes Jahr etwas besser werden kann. Die einzigen Statistiken, auf die ich schaue, lauten: Habe ich genug Geld verdient, um meine Tourkarte zu erhalten? Habe ich genug FedEx-Punkte gesammelt, um es in die Play-offs zu schaffen und ist mein Ergebnisdurchschnitt niedriger als in der Saison davor. 2014/15 hatte ich meinen drittbesten Saisondurchschnitt und gewann zweimal. Das ist ganz ordentlich und bedeu- tet, ich mache etwas richtig. Was genau?

das hilft mir bei der Vorstellung des Schla- ges. Was die langen Schläge angeht, stelle ich mir ein Bild meines Drivers vor, der den Ball exakt im Sweetspot trifft. Die Leute glauben, nur die reine Schwunggeschwin- digkeit erzeugt die enormen Weiten, aber ein solider Kontakt im Treffmoment ist noch entscheidender, um die Länge zu maximieren. Die modernen Driver sind noch fehlerverzeihender als früher, aber eines wird sich nie ändern: Am weitesten fliegt der Ball, der in der Mitte der Schlag- fläche im Sweetspot getroffen wurde.“

„Seit meinem ersten Turnier im Alter von acht Jahren habe ich weiter geschlagen als alle anderen. Ich hatte nie Golfunterricht, deshalb ist die Art wie ich schwinge, wie ich den Ball treffe und wie ich den Ball kurven lasse im Grunde seither unver- ändert. Vor jedem Schlag visualisiere ich den Ballflug. Weil ich ein visueller Typ bin, will ich immer den Verlauf der Bahn vor Augen haben und sehen können, wie das Fairway und das Rough verlaufen. Zudem präferiere ich Golfplätze, auf denen man die Landezonen und die Grüns einsehen kann,

ES SEHEN KÖNNEN HEISST DARAN GLAUBEN „Ein großartiger Drive beginnt im Kopf. Man muss in der Lage sein, einen Schlag zuerst im Kopf zu sehen, bevor man diesen erfolg- reich ausführen kann”

SQUARE AM BALL „Viele glauben, ein Fade fliegt nicht so weit wie ein Draw, aber der Unterschied ist marginal. Versuchen Sie, den Schläger zum Ziel zu führen. Schließen sie bloß nicht die Schlag- fläche im Treffmoment“

DEN SWEETSPOT FINDEN „Mein Fokus liegt bei jedem Drive auf dem Kontakt mit der Mitte des Schlägerkopfes. Wenn es ein Geheimnis gibt, wie man weit schlägt, dann ist es dies“

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