GOLF TIME 2/2016
UNTERSCHIEDLICHE TECHNIKEN Welchen Unterschied macht der Anchoring Ban im Profigolf aus? Hier ein Statistikvergleich von sechs Topspielern, die davon betroffen sind. KEEGAN BRADLEY
Das machte den Regeloffiziellen Angst. Angst, dass die Putt-Technik das Spiel negativ ver- ändern könnte. Sie suchten daher nach Statis- tiken, die diese Befürchtung belegen könnten. Weil Putting aber keine exakte Wissenschaft ist, gibt es auch keine aussagekräftige Statistik zu verschiedenen Techniken. Die Regelhüter mussten sich also auf ihren Instinkt verlassen. „Wir entschieden uns auf der Basis zu han- deln, dass eine signifikante Zahl derer, die sich für die Verankerungstechnik entschie- den, gezeigt haben, dass sie daraus einen Vorteil ziehen. Und das unterwandert eine der Herausforderungen in diesem Sport“, be- schreibt Rickman die Entscheidungsfindung. In der Folge diskutierten R&A und USGA im Februar 2012 über die Einführung einer neuen Regel. Neun Monate später einigten sie sich. Regel 14-1b, die besagt, dass Spieler den Schläger nicht direkt oder durch einen Anker- punkt am Körper fixieren dürfen, wurde am 28. November 2012 erstmals zur öffentlichen Diskussion freigegeben. Mehr als 2.500 Menschen äußerten sich auf den Websites der R&A und USGA. Auch die PGA of America und die PGA Tour nahmen Stellung. Sie äußerten Bedenken, die sie gut begründeten, wie Rickman berichtet: „Wir waren jedoch der Meinung, dass es eine ein- heitliche Regel für alle Golfer weltweit geben soll.“ Am 21. Mai 2013 wurde diese Regel beschlossen. Die R&A und USGA setzten sich durch und entschieden, dass Regel 14-1b am 1. Januar 2016 in Kraft tritt. „Wir werden das nicht einfach so akzep- tieren, wir haben Anwälte eingeschaltet und werden unsere Meinung vertreten“, sagte der südafrikanische Pro Tim Clark damals. Auch die PGA of America und die PGA Tour blieben skeptisch. Ohne Zweifel, Missverständnisse zu vermei- den war die höchste Hürde, die R&A und USGA überwinden mussten. Golfer jeglicher Levels dachten beispielsweise, dass einige Puttermodelle verboten würden. „Wir mussten laufend erklären, dass es sich um eine Änderung der Spielregeln, nicht der Equip- mentregeln handelt“, sagt Rickman. „Es ist weiterhin erlaubt, Belly- und Lang-Putter zu verwenden, nur dürfen sie eben nicht mehr am Körper fixiert werden.“ Was aber, wenn Probleme bei der Regel- umsetzung auftreten? „Wir können immer Anpassungen vornehmen“, sagt Rickman. „Allerdings haben wir so viel Zeit in die Ausarbeitung der Regel gesteckt, dass wir nicht davon ausgehen, dass Probleme auf- treten.“ GT
ADAM SCOTT Nachdem er sich Anfang 2015 mit dem kurzen Putter ver- suchte, wechselte der Austra- lier im Sommer wieder zurück
Der US PGA Championship- Sieger von 2011 sortierte seinen Belly-Putter Anfang der Saison 2014/15 aus.
zu seinem gewohnten Broomstick-Putter. Um sich auf die näherrückende Regelände- rung vorzubereiten, nutzt er seit Oktober 2015 wieder einen kurzen Putter. Geschadet hat es seinem Spiel nicht: Ende Februar ge- wann er die Honda Classic. 2014/2015 Strokes gained putting -.396 (158th) 3-putt avoidance 4.86% (183rd) Putts per round 30.11 (179th) Scoring average 70.456 (38th) Money leaders $1,382,365 (70th) Anfang des Jahres puttet er nun mit einem neuen Modell. „Ich habe großes Vertrauen, den Wechsel gut hinzubekommen. Ob es tatsächlich so gut gelingt, wird sich mit der Zeit zeigen. (…) Putting ist eigentlich sehr einfach: Wenn Geschwindigkeit und Linie stimmen, geht der Ball ins Loch.“ 2014/2015 Strokes gained putting -.357 (27th) 3-putt avoidance 2.06% (11th) Putts per round 28.93 (69th) Scoring average 70.843 (84th) Money leaders $1,817,043 (49th) Technik. „Ich werde zu dem Stil zurück- kehren, den ich vor 17 oder 18 Jahren ge- pflegt habe. Wir werden sehen, was pas- siert. Aber ich liebe das Spiel und ich liebe es, zu konkurrieren, also werde ich auch eine Lösung finden.“ 2014/2015 Strokes gained putting N/A* 3-putt avoidance 1.64% (6th) Putts per round 28.91 (15th) Scoring average 68.69 (1st) Money leaders $2,340,288 (1st) * Die Champions Tour erfasst die Kategorie „Strokes gained putting“ nicht. DAVID HEARN „Goodbye old friend“, twit- terte PGA Tour-Spieler David Hearn, als er seinen Lang- Putter in Rente schickte. Seit BERNHARD LANGER Deutschlands bester Golfer spielt seit 1997 mit einem Broomstick-Putter. Er bleibt ihm treu, verändert aber seine
„Ich wollte im Rennen bleiben und mehr gewinnen. Jetzt ist er weg, das ist o.k.“, sagt er rückblickend. „Zu Beginn des Jahres fehlte mir die Konstanz. Seit ich aber einen leichteren Putter habe, läuft es so gut wie niemals zuvor.“
2013/14 .253 (47th) 2.27% (33rd) 28.88 (65th) 70.031 (17th)
2014/2015 -.70(126th) 3.90% (168th) 29.49 (144th) 70.450 (37th)
$2,828,638 (28th)
$1,565,079 (64th)
WEBB SIMPSON Ende 2014 verabschiedete sich Webb Simpson von sei- nem Belly-Putter. Seitdem spielt er mit einem traditio-
nellen Modell. „Es ist zehn Jahre her, seit ich das letzte Mal mit einem kurzen Putter gespielt habe, also weiß ich noch nicht, was mich erwartet“, sagte er damals. „Ich bleibe einfach bei meinem Motto ‚Konzentriere dich auf deine Technik und versuche besser zu werden.“
2013/14 .301 (34th)
2014/2015 -.646 (174th) 4.06% (171st) 29.35 (132nd) 70.310 (27th)
3.04% (107th) 28.88 (65th) 70.234 (31st)
$3,569,601 (17th)
$2,046,620 (43rd)
TIM CLARK Clark spielt seit seiner Kind- heit mit einem langen Putter. Er hat eine körperliche Ein- schränkung, kann seine Ellen-
bogen nicht an den Körper heranziehen. „Ich kann den Schläger nicht richtig greifen, wenn er nah am Körper geführt werden muss“, erklärt er. Was nun? „Ich habe einige Ideen, die werde ich aber nicht verraten. Sonst verbieten sie sie noch“, lacht Clark.
2013/2014**
Strokes gained putting
-.206 2.78% 29.23 71.395
3-putt avoidance Putts per round Scoring average Money leaders
$1,028,139 ** Tim Clark hat nicht genügend Runden auf der PGA Tour gespielt, um seine Statistik für 2014/15 darzustellen.
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GOLF TIME | 2-2016
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