GOLF TIME 2/2016
CLUB FITTING
Alle Schläger gleich I n den letzten Monaten geistert immer wieder ein Name durch die Golfgazetten: Bryson DeChambeau. Der junge Mann hat noch Amateurstatus und war einer der wenigen Golfer, die es geschafft haben, die US Amateurmeisterschaften SINGLE LENGTH EISEN Die Wiedergeburt der neuen eierlegenden Wollmilchsau imMaterialkarussell?
Unternehmen Tommy Armour (TA); man scheiterte an der Akzeptanz in der Golferwelt. Inzwischen gibt es wieder einige Anbieter, die sich mit Single Length Eisen versuchen und natürlich vom derzeitigen Hype durchaus profitieren. Zum einen ist da die Firma 1-Iron Golf, zum anderen ValueGolf mit den Pinhawk SL Eisen und für 2016 wird auch Tom Wishon Golf Technology einen solchen Satz im Programm haben. Doch das Konzept – so charmant es auf den ersten Blick auch erscheinen mag – stellt einige Herausforderungen an das Design der entspre- chenden Eisen. Durch die fehlende Längen- progression innerhalb des Satzes fehlt auch der Zu- wachs an Schlägerkopfgeschwindigkeit innerhalb des Eisensatzes. Die langen Eisen wer- den also tendenziell langsamer bewegt und die kurzen tendenziell schneller. Das führt bei gleich- mäßigen Loftsprüngen innerhalb des Satzes zu ungleichmäßigen Distanzlücken zwischen den Eisen. Um das zu kompensieren, müssen also die Loftunterschiede zwischen den Eisen angepasst werden, was dazu führen kann, dass die kurzen Eisen zu hoch fliegen und die langen Eisen zu flach. Also muss auch noch die Platzierung des CoG (Center of Gravity) innerhalb des Satzes variieren. Bei den kurzen Eisen muss dieses relativ hoch sitzen, um den Ballflug etwas flacher zu bekommen, und bei den langen Eisen muss es sehr tief und nach hinten gesetzt werden, um den Ballstart zu erleichtern. Ein gleiches Design durch alle Eisenköpfe ist also nicht die ideale Lösung bei einem solchen Konzept. Bei den Edel Golf Eisen von DeChambeau ist dies sehr deut- lich zu erkennen. Es wurde sehr viel getan, um genau diese unterschiedliche Platzierung des CoG zu erreichen. In einer einfachen Hobby- werkstatt ist das nicht zu machen. Aber es ist sicher keine Lösung für jeden Spieler und schon gar nicht die eierlegende Wollmilch- sau, wie es nun auch schon in einigen Media Outlets dargestellt wird. Es gehört viel Arbeit dazu, einen solchen Satz korrekt zu konzipieren und später auch zu fitten. Vor allem wird es in den meisten Fällen so sein, dass man mindestens einen bis zwei Folgetermine beim Fitter einplanen muss, um die Distanzlücken durch Loftmanipu- lation im Nachgang perfekt hinzubekommen. GT
und die NCAA Einzelmeisterschaft zu gewinnen. Er ist der erste absolute Topgolfer, der sich an das Konzept der sog. Single Length Eisen her- angetraut hat, um eine höhere Zuverlässigkeit in seinem Golfspiel zu erzielen. Doch was bedeutet „Single Length“ in diesem Zusammenhang und welche Auswirkungen hat das auf die Konstruk- tionsweise von Eisensätzen? GLEICHES SET-UP Single Length heißt übersetzt in diesem Zusammenhang nichts anderes als „einheitliche Länge“. Im Satz von DeChambeau sind also alle Eisen gleich lang – das Eisen 4 so lang wie seine Wedges. Auch der Liewinkel ist immer identisch. Das ermöglicht ihm, immer aus dem exakt gleichen Set-up heraus, den exakt gleichen Bewegungsablauf zu trainieren. Von der technischen Seite gibt es hierfür sehr wichtige Voraussetzungen. Alle Schlägerköpfe müssen gleich schwer sein, was bei einem tradi- tionell gebauten Satz mit Längenunterschieden von 0,5 Inch zwischen den Eisen nicht der Fall ist. Normal ist eine Gewichtsprogression von 7 Gramm von Eisen zu Eisen. Die langen Eisen
JOHANNES HERBIG Jahrgang ‘61, Inhaber der Fitting-Schmiede Clubmate Golf mit Stützpunkten in Pfungstadt und im Jordan Golfdom, Köln
BRYSON DECHAMBEAU Der Amateur hat die Diskussion um gleichlange Schläger neu entfacht
sind also leichter als die kurzen, um eine harmonische Balance zwischen den Schlägern zu erreichen (gleiches Schwunggewicht). Man braucht also eine Sonder- anfertigung, um dieses Ziel zu errei- chen, was in diesem Fall von einem kleinen Unternehmen namens Edel Golf gefertigt wurde. Lange Eisen wurden mit Wolframplugs schwer gemacht, kurze Eisen wurden mit Löchern versehen (portiert), um Gewicht zu verringern. So neu, wie es nun aber in den Golfmedien dargestellt wird, ist das Thema allerdings nicht. Den ersten Versuch in diesem Segment machte Ende der 1980er-Jahre das
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GOLF TIME | 2-2016
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