GOLF TIME 2/2021

COVER | 85. MASTERS TOURNAMENT

2021

A STAR IS BORN

W ill Zalatoris ist in der Weltspitze angekommen. „Will wer?“, wird sich der ein oder andere zu Be- ginn der Masters-Woche gefragt haben. Der schlaksige 24-jährige Amerikaner faszinierte die Patrons im Augusta National mit seinem weiten Rück- und peitschenartigen Durch- schwung sowie einem gesunden Selbstver- trauen. Als Zalatoris am letzten Loch einen 5 1 / 2 -Meter-Putt zum Par lochte und die frühe Abendsonne durch sein blondes Haar leuch- tete, erhoben sich die Fans von ihren Stühlen und zollten dem Masters-Rookie mit tosen- dem Applaus den gebührenden Respekt. Zalatoris, der in der vorletzten Paarung spielte, schoss am Sonntag eine 70 und wurde bei 9 unter Par (279 Schläge) alleiniger Zweiter. Hätte er gewonnen – am Ende fehlte lediglich ein Schlag auf Sieger Matsuyama – wäre er der erste Debüt-Sieger seit Fuzzy Zoeller 1979 gewesen. „Es war ein absoluter Genuss“, strahlte Zalatoris. „Natürlich bin ich enttäuscht, dass es ein Schlag zu viel war, aber gleichzeitig ist das auch alles sehr motivie- rend und aufregend“, zeigte sich der gebürtige Kalifornier auch im Interview nach der Final- runde abgebrüht und sachlich. VON DER KORN FERRY TOUR ZU DEN MAJORS Will Zalatoris war einer der letzten Spieler, die sich für das Masters qualifizieren konnten, indem er Ende März die Top 50 der Weltrang-

liste knackte. Es war dies der nächste Schritt in einem bemerkenswerten Aufstieg für Zalatoris, der nach einer erfolgreichen Col- lege-Karriere an derWake Forest University in North Carolina die letzten zwei Jahre auf der Korn Ferry Tour verbrachte hatte. Bevor er die Tour in seiner zweiten Saison dominierte und sich auch für die U.S. Open 2020 in Winged Foot qualifizierte, wo er den sechsten Platz belegte, musste er sich zunächst erst bei den Monday Qualifiern in das Feld der Korn Ferry Events hineinspielen. AUCH LANGER BEEINDRUCKT Das ist nun alles Schnee von gestern, denn nach dem zweiten Platz in Augusta rangiert Zalatoris bereits an 27. Stelle in der Weltrang- liste – Tendenz steigend. Den 24-jährigen Hünen zeichnen vor allem Power, Nerven- stärke, aber auch Reife trotz jungen Alters aus. In den ersten beiden Masters-Runden durfte sich Deutschlands Golf-Legende Bern- hard Langer persönlich ein Bild von dem Shootingstar machen. Schon nach den ersten 18 Löchern, die die beiden im selben Flight verbrachten, zeigte sich der zweimalige Masters-Champion tief beeindruckt von Will Zalatoris. „Er spielt ein großartiges Golf. Auf den beiden Par-3-Löchern auf den Front Nine schlug ich ein 6er- und 5er-Eisen und er beide Male ein 9er-Eisen. Ich denke, wir werden von dem jungen Mann noch viel hören.“ GT

TRADITION Vorjahressieger Dustin Johnson hilft dem Japaner ins grüne Jackett

rigen Dolmetscher Bob Turner ins Englische übersetzt werden. Zwar soll Matsuyama privat gar nicht so schlecht Englisch spre- chen, aber hier äußert sich eine weitere Cha- raktereigenschaft des 29-Jährigen: Er ist ein Perfektionist. Und solange er sich im Eng- lischen nicht komplett wohl fühlt, vertraut er auf die Dienste von Turner, der in all den

Insel Shikoku, geboren und ist dort aufge- wachsen. Hier führte Matsuyamas Vater Klein Hideki im Alter von vier Jahren auch zum ersten Mal in das Golfspiel ein. Sein Talent wurde in der Meitoku Gijuku Junior & Senior High School, einer Privatschule, die für ihre Sportprogramme, einschließlich Golf, be- kannt ist, weiter gefördert. Matsuyama besuchte die

VORLIEBE FÜR PRIVATSPHÄRE Matsuyama nutzt seine Schüchternheit auch ein wenig zum Selbstschutz. Auf die Frage, wie er sich fühle, nachdem die Coronavirus- Pandemie viele Journalisten vom Gelände im Augusta National ferngehalten hätte, ant- wortete er: „Ich bin froh, dass die Medien darüber berichten, aber es ist nicht gerade

meine Lieblingsbeschäftigung, hier zu stehen und Fragen zu beantworten.MitwenigerPresse- leuten war es für mich um einiges weniger stressig und ich habe diese Woche genossen.“ Dazu passt auch ein Bonmot aus dem Jahr 2017, als er aus dem Blauen heraus bekannt gab, dass er Monate zuvor geheiratet und dass er und seine Frau ein Kind bekommen hatten. „Niemand hat mich wirklich gefragt, ob ich verheiratet bin, also musste ich diese Frage nicht beantworten“, sagte er damals.

Tohoku Fukushi Universität in Sendai, die Alma Mater von zwei weiteren PGA-Golfern, Hiroshi Iwata und Yusaku Miyazato. Im Jahr 2010 gewann Matsuyama die erste asiatische Amateur- meisterschaft (heuteAsia-Pacific Amateur Championship) und wurde 2011 im Alter von 19 Jah- ren als erster asiatischer Ama- teur zumMasters eingeladen, wo er Platz 27 erreichte, den nied- rigsten Score eines Amateurs erzielte und mit dem Silver Cup ausgezeichnet wurde.

ERFOLG VERBINDET Caddie Shota Hayafuji mit seinem „Master“ Matsuyama

Mit dem Sieg in Augusta machte sich Hideki in seiner Heimat auf jeden Fall unsterblich. Selbst Premierminister Yoshihide Suga gratu- lierte dem neuen Masters-Champion. Und Matsuyama blickte bereits in die Zukunft: „Ich hoffe, dass ich ein Pionier bin, dem viele andere Japaner folgen werden. In der Zwi- schenzeit werde ich versuchen, weitere Majors zu gewinnen.“ GT

Jahren zu einem engen, persönlichen Freund wurde. Auch seine Kollegen schätzen den stets freundlichen Japaner. „Ich denke, er hat einen ziemlich starken Charakter, obwohl wir das nicht wirklich sehen“, meinte etwa Adam Scott, der Masters-Gewinner von 2013, der Matsuyama seit Jahren, auch vom Presidents Cup, gut kennt. „Und vor allem ist er wirklich besessen von seinem Spiel.“

INTERVIEWS AUF JAPANISCH Exakt zehn Jahre später saß Hideki Matsuyama nun erneut in der Butler Cabin des Augusta National Golf Clubs. Doch dieses Mal wurde ihm von Vorjahressieger Dustin Johnson das grüne Jackett, das ultimative Symbol des Masters-Sieges, übergestreift. Bis heute hält der Japaner in Interviews seine Antworten kurz und knapp, die von seinem langjäh-

SHOOTING STAR Will Zalatoris mischt im Augusta National die Golfwelt auf

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