GOLF TIME 2/2021
TURNIERE | KORN FERRY TOUR
Klar, man könnte fragen: „Warum hat er jetzt noch nicht auf der PGA Tour gewon- nen?“. Vielleicht sind die sechs Siege aber auch eine Art Vorbereitung, wenn ich dann auf der PGA Tour am Sonntag vorne dran sein sollte. Man kann die zwei Touren zwar nicht ganz so einfach vergleichen. Es sind andere Plätze, andere Spieler, aber im Endeffekt doch immer nur Golf. Und ich fühle mich immer dann am wohlsten, wenn ich am Sonntag nervös bin. Inwieweit hilft auch, dass du die Plätze, die du kommende Saison spielen wirst, schon ein wenig kennst und nicht so wie vor ein paar Jahren alles neu ist? Es hilft ein wenig, indem du in der Vor- bereitung nicht so viel Zeit am Golfplatz ver- bringen musst. Ich versuche bei Turnieren, immer erst am Dienstag anzukommen, und spiele dann vielleicht neun Löcher und Mitt- woch auch noch einmal neun, um frisch und ready für das Turnier zu sein. Insofern ist die Kenntnis der Plätze und das Zeitmanagement eine ganz wichtige Sache. Wie sehen deine weiteren Saisonziele bis dorthin aus? Sind die Majors ein Thema? Und vor allem, ändert sich etwas an deinem Turnierplan? Ja, ein bisschen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, in die U.S. Open reinzukommen und mich zu qualifizieren. Eines meiner Ziele in diesem Jahr war, unter die Top 100 in der Weltrangliste zu kommen, da haben wir gute Schritte gemacht, und wenn ich weiter so spiele, wird das kein Problem darstellen. Ich werde es Ende des Jahres etwas langsamer angehen lassen, vor allem auf der Korn Ferry Tour die Anzahl der Turniere ein wenig redu- zieren. Ich spiele aber natürlich weiter und will den dritten Saisonsieg holen, der mich automatisch auf die PGA Tour bringt. Auch Platz 1 in der Korn Ferry Tour-Wertung ist ein großes Ziel, denn damit kommst du in die Players Championship, in das Memorial Tournament oder das Arnold Palmer Invita- tional, allesamt richtig große Turniere.
Falls du dich für Olympia qualifizierst, und das sieht ja imMoment ganz danach aus, wirst du die lange Reise nach Tokio in Angriff nehmen? Und dann steht davor im Juni ja auch noch die BMW International Open in Eichenried, wo du aufgewachsen bist, auf dem Programm. Planst du, nach Deutschland zu kommen, oder ist das Reisen in Zeiten von Corona zu komplex? Also, ich will jetzt nicht politisch werden, aber ich empfinde Reisen als „super safe“. Die Airlines machen das Beste aus der Situation, ich sehe das völlig unproblematisch. Sollte ich bei Olympia reinkommen, gehe ich zu 100 Prozent nach Tokio. Ich habe volles Ver- trauen, dass vor Ort alles getan wird, um sichere Spiele zu gewährleisten, und ich freue mich darauf, als Athlet dabei zu sein, das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich gehe auch zu 100 Prozent zu den BMW International Open. Das ist fix geplant und die Flüge sind schon gebucht. Ich war seit 2019 nicht mehr in Deutschland, hab meine Eltern seit Weihnachten 2019 nicht mehr gesehen und habe zudem die Gelegenheit, ein Turnier auf meinem Heimatplatz zu spielen. Solltest du auf der PGA Tour gut spielen, könnte auch der Ryder Cup in der Zukunft ein Thema werden. Dafür bräuchtest du aber eine European Tour Mitgliedschaft, die du im Moment nicht hast. Würdest du diese anstreben? Auf jeden Fall. Der Ryder Cup ist definitiv ein großes Ziel von mir. Und wenn dieses Fernziel irgendwann näher kommen sollte, werden wir auch das Thema European Tour Mitgliedschaft angehen. Wenn du auf der PGA Tour gut spielst, hast du mit den Majors und den WGC-Events aber ohnehin schon einen Großteil der notwendigen Turniere abgedeckt, die auch für die European Tour zählen. Dann noch die BMW International Open, und allzu viel mehr braucht es dann nicht mehr. Es gibt viele Europäer, die mitt- lerweile beinahe zu 100 Prozent auf der PGA Tour spielen, und so wäre es im Fall der Fälle dann auch mein Plan. GT
INTERVIEW Bei der Emerald Coast Classic at Sandestin holte Stephan Jäger bereits seinen sechsten Sieg auf der Korn Ferry Tour. Damit ist ihm auch das Ticket für die nächste PGA-Tour-Saison nicht mehr zu nehmen. GOLF TIME sprach mit dem gebürtigen Münchener exklusiv über seine weiteren Saisonziele. „Ich bin heute ein besserer Golfer“
Von Markus Scheck
S tephan Jäger wird immer mehr zum „König der Korn Ferry Tour“. Bereits sechs Titel konnte er während seiner Laufbahn holen; den jüngsten An- fang April bei der Emerald Coast Classic at Sandestin. Jäger setzte sich im Stechen gegen den US-Amerikaner David Lipsky durch. Ein Par auf dem ersten Extraloch reichte. Damit hat nur Jason Gore während seiner Laufbahn häufiger, nämlich sieben Mal, auf der Korn Ferry Tour gewonnen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich in Topform war”, so Jäger im Siegerinterview. „Ich wusste, dass mein kurzes Spiel top war. Ich habe einfach versucht, den Ball im Spiel zu halten und mir so viele Möglichkeiten mit dem Putter zu geben, wie ich konnte. Es war mental viel schwieriger als andere Siege. Bei den anderen war ich gut drauf und hatte nie das Gefühl, dass ein Fehlschlag passieren könnte. Das ist diese Woche definitiv passiert, und das macht es noch besser.” 1872 Punkte hat Stephan Jäger seit dem ver- gangenen Jahr für die Saisonwertung (2020 und 2021 zählen aufgrund der Coronapan- demie zusammen) gesammelt. Er belegt da- mit den zweiten Rang der Top 25, die sich am Ende die Spielberechtigung für die PGA Tour sichern werden. Die Rückkehr in die lukra-
tive Elite-Liga ist damit fix. Gewinnt „Sedl“, wie der Deutsche von seinen Freunden genannt wird, in diesem Jahr ein weiteres Mal, schafft er den direkten, unmittelbaren Aufstieg. Stephan, Gratulation zu deinem mittlerweile bereits sechsten Sieg auf der Korn Ferry Tour. Konntest du den Triumph in den Tagen danach feiern und ein wenig genießen? Ja, ich war jetzt die Tage danach zu Hause mit meiner Familie und hab‘ erst mal gar nichts groß gemacht, nur ein wenig Fit- ness, aber es geht ja ohnehin nächste Woche gleich weiter nach Las Vegas. Lass den Sieg ein wenig Revue passieren. Was hat in dieser Woche besonders gut geklappt? Mein langes Spiel war solide, da waren jetzt keine Katastrophen dabei. Ich konnte mein Spiel gut managen, im Sinne von, wenn ich mal einen schwierigen Teeshot hatte, dass ich diesen gut aufs Fairway brachte. Wenn ich wirklich mal in Schwierigkeiten war, habe ich immer noch ein gutes Par oder gutes Bogey gerettet. Der Platz hat sich jetzt nicht so ein- fach gespielt, also kann man sich schon mal das ein oder andere Bogey leisten. Ich habe viele Birdies gemacht, da ich gut geputtet und gechippt habe, und meine Wedges waren
richtig gut. Ich hatte keinen Tag, der toll war, aber auch keinen, der schlecht war, und so war ich Sonntagnachmittag natürlich glücklich, dass es am Ende mit dem Sieg geklappt hat. Die Rückkehr auf die PGA Tour ist damit fix. Inwieweit helfen dir die beiden Jahre, die du schon auf der PGA Tour gespielt hast, im Blick voraus auf die kommende Saison? Zum Ersten würde ich sagen, ich bin heute einfach ein besserer Golfer und habe mich jedes Jahr ein Stück weiterentwickelt. Klar hätte ich gerne nur ein Jahr auf der Korn Ferry Tour verbracht und schon dieses Jahr wieder auf der PGA Tour gespielt, aber es gibt schlimmere Sachen. Ich bin heute aber auch viel konstanter. Früher hatte ich mal eine gute Woche und hab gleich gewonnen. In den letzten eineinhalb Jahren schaffte ich alleine sieben Top-Ten-Platzierungen, das gab es vor- her nie. Jetzt gebe ich mir am Wochenende viel mehr Chancen, vorne mitzuspielen und mit ein paar Birdies Druck auszuüben. Dafür trainiere ich hart und es ist schön zu sehen, dass es sich auszahlt. Und wer sechs Mal auf der Korn Ferry Tour gewinnt, kann eigentlich auch auf der PGA Tour gewinnen, oder?
Stephan Jägers Siege auf der Korn Ferry Tour: 2016 Ellie Mae Classic at TPC Stonebrae 2017 BMW Charity Pro-Am presented by SYNNEX Corporation 2017 Rust-Oleum Championship 2018 Knoxville Open 2020 Albertsons Boise Open presented by Kraft Nabisco 2021 Emerald Coast Classic at Sandestin (im Bild links mit Frau Shelby)
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