GOLF TIME 2/2021
EDITOR’S INTRO
Japan -Woche
Cyan Magenta Yellow Black
MASTERS-DOUBLE Er reißt nicht die Arme hoch wie 2019 Tiger Woods nach seinem zugegeben sensationellen 5. Masters-Sieg oder hüpft verrückt wie einst Phil Mickelson nach seinem ersten Green Jacket 2004 in die Höhe: Die Rede ist von Hideki Matsuyama, dem 85. Masters-Sieger im Augusta National Golf Club. Der 29-jährige Japaner, der erste Asiate, der in das grüne Sakko schlüpfte und damit Golfgeschichte schrieb. Vielmehr zog er höf lich seine Mütze, bedankte sich bei den Patrons mit einem artigen Nicken und umarmte geradezu schüchtern
seinen Caddie Shota Hayafuji. Keine Luftsprünge, keine hysterischen Gefühlsausbrüche, keine Tränen der Emotionen. Der stämmige fünffache PGA Sieger, letzter Tour- Sieg 2017, stand dabei schon genau vor zehn Jahren am 18. Grün in Augusta: Da wurde er als Sieger der asiatischen Amateurmeisterschaften als bester Amateur mit dem Silver Cup ausgezeichnet. Markenzeichen des stets freundlichen Japaners: sein sonderbar unglaublich langsamer Rückschwung, bei dem er am obersten Punkt für Sekunden den
„Was beide Masters- Champions gemein- sam haben: Obwohl sie der englischen Sprache mächtig sind, gab’s Interviews nur mit Dolmetscher. Frei nach demMotto: Was ich nicht perfekt beherrsche, lass’ ich lieber“
MASTERS-SIEGER H. Matsuyama
Schläger still hält, ehe er dann peitschenartig auf den Ball drischt. Es heißt, dass bei Spielern mit langsamem Rückschwung bei Drucksituationen der Rhythmus verloren ginge. Nicht so bei Hideki. Am Finalsonntag in Augusta, der größt- möglichen Stress-Situation im Golf, war davon nichts zu sehen. Japan, mit über zehn Millionen Golfern eine absolut golfverrückte Nation, f lippte schier aus, als es gegen Ende der Runde nach einem sechs Schläge Vor- sprung doch noch knapp wurde (Coverstory „Konichiwa Augusta“, ab Seite 26). In die Fußstapfen ihres großen Vorbilds schlüpfte indes genau eine Woche zuvor Tsubasa Kajitani: Die 17-jährige Japanerin siegte bei der Augusta National Women’s Amateur knapp im Stechen. Die glückliche Siegerin zeigte wohl Emotionen – beim Siegerinterview f lossen die Freudentränen. Was beide Masters-Champions gemeinsam haben: Obwohl sie der englischen Sprache mächtig sind, gab’s Interviews nur mit Dolmetscher. Frei nach dem japanischen Erfolgs-Rezept: Was ich nicht perfekt kann, lass’ ich lieber. Dass die beiden perfekt Golf spielen können, haben sie zweifellos in der Masters- Week bewiesen. Bleibt abzuwarten, ob Tsubasa und Hideki mit dieser olympia- reifen Leistung auch in Tokio bei den Olympischen Spielen brillieren werden.
OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur
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GOLF TIME | 2-2021
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