GOLF TIME 2/2022

KOLUMNE

KOMMT AUF DIE DUNKLE SEITE! WIR HABEN KEKSE! Greg Norman bläst mit seiner Idee der Super Golf League weiterhin zum Angriff. Dabei sollte der 67-jährige Multimillionär doch eigentlich verstanden haben, auf was er sich da eingelassen hat. Oder eben nicht ...

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or knapp dreißig Jahren verbrannte sich der „Great White Shark“ schon einmal gewaltig die gierigen Flossen. Noch als aktiver Spitzengolfer versuchte der

Während selbst Brooks Koepka, Bryson DeCham beau oder Dustin Johnson irgendwann auffiel, dass ein vollständiger Wechsel zur dunklen Seite vielleicht doch keine so gute Idee sei und sie sich zu einem klaren Bekenntnis zur PGA Tour durch rangen, verpatzte ausgerechnet Phil Mickelson den sauberen Absprung. Der amtierende PGA Champi on legte bei seinem Erklärungsversuch, warum er Normans Idee ja gar nicht so schlecht fände, einen beispiellosen Karriere-Crash hin. Innerhalb weni ger Tage ließen sämtliche Sponsoren den einstigen Publikumsliebling wie eine heiße Kartoffel fallen. Hätte Mickelson noch ein paar Hundewelpen ge treten, hätte dies wohl auch keinen allzu großen Unterschied mehr gemacht. Denn bei seinem gro tesken Rundumschlag, der sich vor allem gegen die PGA Tour richtete, bekam jeder sein Fett ab. Auch die saudischen Investoren, die er als „furchteinf lö ßende Motherf***** (O-Ton Mickelson)“ titulierte. Seither ist Phil jedenfalls komplett untergetaucht, was man auch nachvollziehen kann. Zahlreiche namhafte Tourspieler wie bspw. Tiger Woods oder Rory McIlroy hingegen verschwende ten erst gar keinen unethischen Gedanken an den Gehirnfurz des australischen Golfrentners. Der Nordire stellte stellvertretend für alle nur lapidar fest, dass das Projekt des weißen Hais wohl „tot im Wasser treibt“. Norman allerdings gibt sich betont unbeeindruckt von der kollektiven Ablehnung und hält tapfer an seiner Idee fest. Und eigentlich würde er sich sogar freuen, wenn ein möglichst namen loser Nachwuchsprofi das große Preisgeld absah nen würde. Dies führe laut seiner Logik dazu, dass die Topspieler sich ärgern würden, da sie mit dem Bürschchen hätten den Boden aufwischen können. Leider begreift der zweifache Majorsieger einfach nicht, dass niemand, der noch etwas von seiner Golfkarriere erwartet, bei dieser durchschaubaren „Sportswashing“-Veranstaltung mitmachen wird. Und dass dies vielleicht auch nicht unbedingt der beste Zeitpunkt ist, erneut den Sport als Vehikel zu missbrauchen, um üble Despoten gesellschaftsfähig erscheinen zu lassen. GT

Australier Greg Norman 1994 eine Konkurrenz veranstaltung zur PGA Tour aufzubauen, bei der die weltbesten Spieler und er um gewaltige Preis gelder spielen sollten. Doch seine Idee von einer „World Golf Championship“ wurde kurzerhand frech von der PGA Tour abgekupfert und seither ist die WGC-Serie fester Bestandteil des Turnier kalenders. Norman musste gedemütigt das Feld räumen und baute sich abseits des Golfplatzes ein imposantes Firmenimperium auf. Doch offenbar sitzt der Stachel von damals noch tief beim 67-jährigen Multimillionär, denn erneut bläst er zum Angriff. Und, wie originell, schon wieder buhlt er mit Riesensummen um die Gunst der besten Golfer der Welt. Doch so ziemlich alles an Normans Plan liest sich wie etwas, das Lord Voldemort und Darth Vader in einem Joint Ven ture ersonnen haben könnten: „Biete 48 Freiwil ligen eine Viertelmilliarde (!) Dollar für die Teil nahme an acht Golfturnieren.“ Finanziert wird die Show vom saudischen Königs haus, also einem weltweit anerkannten Synonym für katastrophalen Umgang mit Menschenrechten; gespielt wird u. a. in Saudi Arabien und auf einem Platz des allseits beliebten Donald Trump. Fehlt eigentlich nur noch, dass der Vertrag mit Blut unter schrieben und die Seele als Pfand genommen wird. Doch trotz dieser offensichtlich unhygienischen Gemengelage ließ sich so mancher prominente Name mit Normans „Super Golf League“ in Ver bindung bringen. Zweifelsohne haben 255.000.000 Dollar eine gewisse Sogwirkung – Moral hin oder her. Und da eben dieser Moralkompass der Teil nehmer der Saudi International auf der DP World Tour ohnehin etwas freier dreht, waren es vor allem diese prominenten Namen, die mit dem Vor haben in Verbindung gebracht wurden.

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Fanatischer Handicap 8,2-Golfer mit Hang zu unverblümter Meinungsäußerung „Bei Normans Plan fehlt eigentlich nur noch, dass der Vertrag mit Blut unterschrieben und die Seele als Pfand genommen wird.“

38 GOLF TIME | 2-2022

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