GOLF TIME 2/2025

D

ie Anspannung der Patrons im Augusta National war zum Greifen: In der oberen linken Ecke der Tribüne an

der Gefühle so nervenaufreibend wie für Rory selbst. „Mein Kampf heute war mit mir selbst. Mit niemand anderem“, sag te der Nordire, nachdem ihm das grüne Jackett in Größe 38 übergestreift worden war. „Am Ende war es ein Duell mit Justin, aber mein Kampf heute war vor allem mit meinem Verstand und dem Ziel, im Hier und Jetzt zu bleiben. Ich würde gerne sagen, ich hätte es besser machen können. Es war ein zähes Ringen, aber ich habe es über die Ziellinie gebracht.“ NACHRICHT VON CABRERA Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt, dass das Masters erst am Sonntag auf den Back Nine so richtig beginnt. Diese „Second Nine“ („Back Nine“ ist ein Begriff, der im Augusta National genauso verpönt ist wie der Begriff „Fans“, diese werden hier nur als „Patrons“ bezeichnet) sollten es auch bei der 89. Ausgabe des Masters in sich haben. Vor 14 Jahren zerstörte Loch 10 Rory McIlroys Masters-Träume, als er noch ein naiver 21-jähriger Draufgänger war. Damals spielte Rory gemeinsam mit Angel Cabrera, dem Champion aus dem Jahr 2009, in einem Flight. Und genau dieser Angel Cabrera, der nach seiner Inhaftierung in Argentinien dieses Jahr sein Masters-Comeback feierte, hinter ließ vor der Finalrunde eine emotionale Glückwunsch-Nachricht für den Nordiren in dessen Spind. Der Abschlag an Loch 10 war dieses Mal kein Problem für Rory. Der darauffolgende Birdie-Putt zum Vier-Schläge-Vorsprung geradezu elektrisierend. Doch nun

Loch 15 hielt es die Tausende von Zuschau ern nicht mehr auf ihren Sitzen, als Rory McIlroys etwas mehr als zwei Meter langer Eagle-Putt unter dem Loch vorbeirollte. Zu diesem Zeitpunkt des Tages waren die handylosen Fans vor Ort (eine der wohl besten Bestimmungen des Masters) an das Geräusch Tausender gleichzeitiger Stöhn geräusche gewöhnt. ACHTERBAHN DER GEFÜHLE Bis es tatsächlich passierte, fühlte sich McIlroys Jagd auf den Karriere-Grand Slam und das Ende seiner elfjährigen Durststrecke nach einem Major-Titel eher so an, als säße man in der schlimms ten Achterbahn der Welt und hätte ihre Geschwindigkeit verzehnfacht: Ein Doppel-Bogey gleich zu Beginn, ein Wasserball an der 13 in Rae‘s Creek mit einem Wedge in der Hand, die sensatio nelle Annäherung mit dem zweiten Schlag auf der 15 sowie der verschobene Putt zum Eagle an selbem Loch hielten die Fans in Atem. Es folgte die verpasste Chance zum Sieg während der regulären Spielzeit mit einem etwas mehr als zwei Meter lan gen Par-Putt an der 18, um die Türe zu schließen. Schließlich das Drama in Form des ersten Sudden-Death-Playoffs beim Masters seit 2017. Und dann endlich das erlösende Birdie am ersten Extraloch zum langersehnten Triumph Rory McIlroys. Die Fans durchlebten an diesem Final tag abwechselnd Himmel und Hölle, doch für niemanden war dieses Wechselbad

Rory McIlroy im Grünen Jackett: mit Tochter Poppy und Ehefrau Erika Stoll

GOLF TIME | 2-2025

23

www.golftime.de

Made with FlippingBook Digital Publishing Software