GOLF TIME 3/2021
TIME OUT
Russisches Roulette
D
as wird keine Märchen- stunde“, verspricht Wiestaw „Waldi“ Kramski anläss-
Gefahr von den ganz kurzen Putts, den „Dying Putts“ (10 bis 15 cm), ausgeht. Vor allem bei extrem schnel- len Grüns, wie bei den Masters oder bei der U.S. Open (Stimpmeter 13). Hier die drei Hauptgründe für das Glücksspiel Putten: Je schneller die Grüns, desto schwieriger werden kurze Putts. Nicht alle Bälle aus einer Packung sind identisch rund (Unwucht). Weiche Inserts verringern die seitliche Streuung.
lich der Präsentation seiner jüngsten Putt-Studie. Ein halbes Jahr wurden knapp 10.000 Bälle auf einer eigens präparierten Snooker-Platte mit Putt- Computer getestet, und das Ergeb- nis ist teils verblüffend, aber auch ernüchternd: Putten ist – auf einen Nenner gebracht – reine Glückssache. Bernhard Langer hat über 65 Putter in der Garage stehen und inzwischen
WIESTAW KRAMSKI Eine eigens präparierte Snooker-Platte lieferte teils verblüffende Ergebnisse (re. Dominic Foos)
Wenn dann Gregor Biernath, Sky-Kommentator und seit 30 Jahren TV-Reporter, meint, „der war nach links gepusht“, muss er heute zugeben, den Faktor Unwucht/ Dimple-Design bei kurzen Putts bisher noch nie bedacht zu haben. Tatsächlich ist pro Dreier-Sleeve im Schnitt mindestens ein Ball „unrund“. Zu all diesen Ungereimtheiten kommt auch noch das Problem Selbstvertrauen, Psyche und Tagesform hinzu. Egal, ob bei Amateuren oder Pros. Kramksi lenkt ein: „Es zeigt nur, wie schwierig das Putten ist, und bei entsprechendem Fitting kann man nicht nur optimale Voraussetzungen schaffen, sondern auch das Selbstvertrauen stärken.“ Dennoch: Wenn man beobachtet, welch kurze Putts die Pros oft vorbeischieben, dann kommt einem die gott- ergebene Erkenntnis – entweder sie fallen, oder sie verderben dir das Spiel. Bei all den Unwägbarkeiten ist eigentlich nur eines klar – es ist reine Glückssache, ob die Kugel ins Loch fällt oder Millimeter am Loch vorbeischrammt.
alle möglichen und unmöglichen Griffe ausprobiert, um dem ominösen Geheimnis des erfolgreichen Puttens auf die Spur zu kommen. Die Erkenntnis nach seiner über 40-jäh- rigen Karriere: Das Einzige, was beim Putten zu hundert Prozent sicher ist – zu kurze Putts können nicht fallen. Wahre Putt-Gurus, aber auch unzählige selbsternannte Putt-Experten sind in Abertausenden Studien dem Geheim- nis des Puttens auf den Grund gegangen. Das Ergebnis: Von über 500 verschiedenen Puttern gibt es nicht das einzig wahre, richtige, erfolgversprechende Gerät, das sich als das Nonplusultra unter den Puttern entpuppt hätte. Das jüngste Testergebnis ist jedenfalls wissenschaftlich fundiert: Putten ist mit Russischem Roulette vergleich- bar – mit dem kleinen Unterschied, dass beim Putten noch keiner tot umgefallen ist. Exakt 9.720 Putts (alle auf Video festgehalten) mit sechs Markenbällen und drei verschiedenen Inserts (hart, mittelhart, weich) haben ergeben: Letztendlich ist gutes, besser gesagt erfolgreiches Putten vielfach dem Zufall überlassen! Alleine durch die Unwucht eines Balles verfehlen, obwohl perfekt getroffen, sechs Putts das Loch, das sind sechs Schläge mehr auf der Scorekarte – entscheidend über Sieg oder „auch dabei gewesen“. Wobei die größte
OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de
Die nächste
erscheint am 28. Juni 2021
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GOLF TIME | 3-2021
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