GOLF TIME 4/2021
TRAINING | SPORTPHYSIO
DR. MED. NORBERT DEHOUST Lehrstellenleiter der deutschen Gesell- schaft für Manuelle Medizin (MWE) und der österr. Arbeits- gemeinschaft für Manuelle Medizin (ÖAMM), Hcp –4,1
TRAININGSWELTMEISTER? ENDLOSES BÄLLESCHLAGEN Oder wenn durch das Streben nach Perfektion und stundenlanges Bälleschlagen von der Matte auf der Range der Ellenbogen streikt!
J edes Frühjahr neu packt uns der Ehr- geiz und was liegt näher, als die Tücken der Wiederholbarkeit dieser schwie- rigen Sportart durch das Schlagen von unzähligen Bällen auf der Driving Range zu kompensieren. Dabei fällt mir ein Spruch von Freddie Couples ein, der einmal sinngemäß sagte: „Warum soll ich auf die Driving Range gehen, wenn ich gut spiele, und was würde es für einen Sinn machen, einen schlechten Schwung auch noch einzuüben!“ Da ist so einiges dran, gerade wenn man sich die Übungsroutine der Professionals anschaut, die einzelne Abschnitte des Spiels wie kurzes Spiel, langes Spiel und Putten mit einer relativ gleichartigen zeitlichen Taktung einüben, und wenn sie lange Bälle schlagen, relativ schnell zwischen kurzen und langen Eisen und Hölzern wechseln. Und beim Einüben von technischen Aspekten eher Teil- bewegungen repetitiv trainieren, für das „Muskelgedächtnis“. Abgesehen davon ist beim Profi das Bin- degewebe der muskulären Ansätze am Ellen- bogen zum Beispiel durch das nahezu tägli- che Arbeiten mit der Materie an die Belastung
Muskeln, die an diesem Gelenk ihren Ur- sprung haben. In diesem Fall könnten mit Techniken der „Manuellen Medizin“ die Beweglichkeitsvoraussetzungen der Gelenke verbessert werden, nach dem Grundsatz: „Form follows function and function follows form“ , der den Zusammenhang zwischen der Strukturveränderung eines Gelenks und der daraus resultierenden Funktionseinschrän- kung beschreibt. Dann ist der Anpressdruck bei der Griff- haltung des Schlägers zu diskutieren, da der Amateur oft aufgrund seines Kontroll- bedürfnisses den Schläger mit sehr hohem „Griffdruck“ hält. Da kann sicher der Teaching-Pro helfen, den Griff zu optimieren. Sind die Ansätze der Unterarmmuskeln am Ellenbogen betroffen und hat die Überlastung und die erhöhte Muskelspannung zu „myo- faszialen Triggerpunkten“ geführt, so kann die „Apfeltherapie“ helfen und das niedrig intensive Ausdauertraining (Plasmatraining) zur Regeneration der Struktur von Sehne und Muskel beitragen. GT
adaptiert und hält deswegen in der Regel größere repetitive Belastungen aus. WAS TUN WIR AMATEURE GERNE? Stundenlanges Bälleschlagen mit dem Eisen 7, weil sich das selbst bei fehlerhaften Bewe- gungen nach längerer Stereotypie gerade mal halbwegs zuverlässig und gut anfühlt! Das führt gerne zu Überlastungen der Seh- nenanker der Muskeln an den knöchernen Anheftungsstellen am Ellenbogen und zu sogenannten „myofaszialen Triggerpunkten“ in der Muskulatur vor allem der Unterarme. Wenn es die Innenseite des Ellenbogens be- trifft, spricht die medizinische Fachliteratur vom „Golfellenbogen“ , bei der Außenseite vom „Tennisellenbogen“ . WAS TUN, WENN DER ELLEN- BOGEN SCHMERZT? Grundsätzlich sind erst einmal die drei Gelenkanteile des Ellenbogengelenks auf ihre Beweglichkeitsvoraussetzungen zu über- prüfen, denn Bewegungseinschränkungen, zum Beispiel degenerativer Art, verursachen gerne eine erhöhte „Schutzverspannung“ der
INFO info@mbz-herrsching.de
Ausgangsstellung
Endstellung
PLASMATRAINING Trainieren der beugeseitigen Unterarmmuskulatur mittels leichter Kurzhantel; 4x 20–25 Wiederholungen
APFELTHERAPIE Querfriktionen durch Rollen des Apfels mit einigem Druck durch die Ansatzbereiche der Muskeln am Ellenbogen; ca. 5 Minuten
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GOLF TIME | 4-2021
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