GOLF TIME 4/2022

COVER | THE 150. OPEN

zu absolvieren, ohne irgendeine Nerven schwäche zu zeigen, ist der Stoff, aus dem Champions geschnitzt sind. Und auch wenn Smith bislang in der Wahrnehmung immer ein wenig unter dem Radar f log, so war ein Majorsieg eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. „Ich war in meiner Karriere definitiv ein paar Mal nahe dran, aber ich denke, es ist ehrlich gesagt nur der Glaube daran. Die Players Championship gab mir einen wirk lich großen Vertrauensschub“, so Cam im Anschluss an seinen Sieg in St. Andrews. „Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich eines dieser [Majors] gewin nen würde. Ich habe vielleicht ein paar Mal zu oft an die Tür geklopft, also ist es schön, es nun endlich geschafft zu haben.“ Camerons Klasse dabei nur auf das Putten zu reduzieren, würde dem Ganzen keines falls gerecht werden, denn auch die Drives und Eisen sind stark verbessert beim 28-jäh rigen Shootingstar. „Mein Spiel fühlt sich wirklich gut an“, meinte Smith. „Ich denke, gegen Ende des letzten Jahres hatte ich viele Chancen, die ich nicht nutzen konnte, und ich denke, das hat mich zu Beginn des Jahres noch eifriger gemacht, mich wirklich anzu strengen und zu versuchen, den Sieg über die Ziellinie zu bringen.“ HERZSCHMERZ UM RORY Das Über-die-Ziellinie bringen gelang Rory McIlory bei der 150. Open einmal mehr nicht. Dabei hatte der Nordire große Plä ne und Träume. Die riesige gelbe Anzei

Enttäuschung pur bei Rory McIlroy, der erneut einen beinahe sicher geglaubten Majorsieg verpasste

wie der wohl wichtigste Sieg deiner Karriere aussehen hätte können. „Man muss darüber nachdenken, wie es sein würde, aber auf dem Golfplatz besteht meine Aufgabe nur darin, das bestmögliche Golf zu spielen.“ Das Best mögliche war an diesem Final-Sonntag aber nicht genug. McIlroy blieb zwar bogeyfrei, ihm gelangen aber nur zwei Birdies. Zu we nig, um am Ende den Claret Jug in die Höhe stemmen zu dürfen. Seine 70 ließ ihn auf den dritten Platz zurückfallen, zwei Schläge hinter Sieger Cameron Smith. „Ich wusste, dass ich reagieren musste“, sagte McIlroy. „Ich fand aber einfach nicht die Schläge oder Putts dafür.“ Es ist dies das erste Mal in seiner Karriere, dass McIlroy in allen vier Majors unter den Top 10 landete. Er ist Weltranglistendritter und Fünfter im FedExCup mit zwei Siegen in dieser Saison. Er sprach in der Open-Wo che über das Vertrauen, das er in sein Spiel hat, und die Freiheit, die es hervorgebracht hat. Er traf sich wieder mit dem langjährigen Schwung-Trainer Michael Bannon und ge wann kurz zuvor die RBC Canadian Open. Doch der Traum vom Sieg bei der 150. Open zerplatzte auf den langsamen Grüns des Old Course. Rory setzte den Fokus nach der Runde auf das Positive und versuchte, das Ergebnis in die richtige Perspektive zu rü cken: „Es geht nicht um Leben oder Tod“, sagte er. „Ich werde noch mehrere Chancen haben, die Open und andere Majors zu ge winnen.“ Doch als er sich von den Mikrofo nen abwandte, kam der Herzschmerz zum Vorschein. Auf dem Buggy, das ihn zur Um kleidekabine brachte, setzte er sich neben seine Frau Erica und legte den Kopf mit dem Gesicht nach unten auf ihre Schulter. Er hat te keine Energie mehr übrig. Der Kampf war vorbei. GT

getafel, die Stockwerke über dem letzten Loch von St. Andrews stand, starrte ihn an, wenn er aus dem Fenster seines Hotel zimmers blickte. Er stellte sich seinen Na men in den schwarzen Blockbuchstaben vor, die oben auf demLeaderboard stehen sollten, dasselbe Bild, an das er als Kind sicherlich unzählige Male gedacht hatte. Der Traum wurde einen Tag früher wahr. Sein Name rangierte am Samstagabend auf dem ersten Platz, nach einer 66, die ihm mit Viktor die geteilte Führung der Open einbrachte. „Du musst dich träumen lassen“, sagte McIlroy,

ERGEBNISSE THE 150. OPEN

Par -20 -19 -18 -14 -14 -13 -13 -12 -12 -12 -11 -11 -11 -11 -10 -10 -10 -10 -10 -10

R1 67 64 66 72 68 73 68 69 70 71 71 71 71 70 70 69 74 73 72 69

R2 64 69 68 69 66 68 67 74 67 69 67 68 73 66 68 70 69 71 65 69

R3 73 71 66 66 66 68 71 67 71 68 74 73 67 73 73 72 68 66 70 67

R4 64 65 70 67 74 66 69 66 68 68 65 65 66 68 67 67 67 68 71 73

Score

1 2 3

Cameron SMITH (Australien) Cameron YOUNG (USA) Rory MCILROY (Nordirland) Tommy FLEETWOOD (England) Viktor HOVLAND (Norwegen)

268 269 270 274 274 275 275 276 276 276 277 277 277 277 278 278 278 278 278 278

T4 T4 T6 T6 T8 T8 T8

Brian HARMAN (USA) Dustin JOHNSON (USA)

Bryson DECHAMBEAU (USA)

Patrick CANTLAY (USA) Jordan SPIETH (USA)

T11 Sadom KAEWKANJANA (Thailand) T11 Abraham ANCER (Mexiko) T11 Dean BURMESTER (Südafrika) T11 Tyrrell HATTON (England) T15 Lucas HERBERT (Australien) T15 Xander SCHAUFFELE (USA) T15 Anthony QUAYLE (Australien) T15 Francesco MOLINARI (Italien) T15 Adam SCOTT (Australien)

T15 Si-Woo KIM (Südkorea)

24 GOLF TIME | 4-2022

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