GOLF TIME 4/2025
mal habe ich es gespürt und das hat alles verändert. Und deshalb konnte ich da auch so rausgehen, wie ich es tat. Du hast anders als viele andere nicht in den USA, sondern in Deutschland studiert. Wie wichtig war das VWL-Studium für deine Entwicklung als Profigolfer, aber als auch Mensch? Ich war sogar ein Semester in Amerika, aber es war einfach nicht meins. Ich würde jetzt niemandem pauschal davon abraten, dahin zu gehen. Ich würde immer sagen: „Probiert es.“ Für mich war es das jetzt nicht. Viele Leute sind total glücklich dort. Das muss jeder immer selbst für sich herausfinden. Da ich dann in Deutschland dieses Studium gemacht habe, denke ich, dass es so sein sollte. Ich hatte mich ja parallel auch als Pilot beworben bei der Lufthansa und habe das ganze Assessment Center hinter mich gebracht, bin aber durch die Umstruk‑ turierung des Konzerns nie in die Ausbildung gegangen. Ich wollte eigentlich immer ein zweites Standbein haben. Ob es mir jetzt noch irgendetwas bringt, sei mal dahingestellt. Aber ich glaube, dass es für meine Entwicklung gut war, dass ich dieses Studium gemacht habe. Es hat mich auch beschäftigt gehal‑ ten. Es hat mich im Kopf, also kognitiv angestrengt, was mir auch immer sehr gut tut. Das ist jetzt nicht der klassische Weg zum Profigolfer, aber welcher Weg ist schon klassisch? Du hast erwähnt, du wärst beinahe Pilot geworden. Wie kam es dazu? Und hattest du in der Zwischenzeit irgendwann Bedenken, dass du dich doch für Golf entschieden hast? Es war schon mein Kindheitstraum, Pilot zu werden. Und irgendwann, als ich dann aus Amerika zurückgekommen bin, war es so, dass ich gesagt habe: „Was mache ich denn nun?“ Direkt Pro werden wollte ich nicht. Und eigentlich hatte ich in dem Moment das ganze Profigolfthema so ein bisschen ad acta gelegt. Dann habe ich mich bei Lufthansa beworben. Während des Studiums bin ich aber immer besser geworden im Golfen. Irgendwann kam der Punkt, wo ich gesagt habe: „Wenn ich Profi werden möchte, dann jetzt am Ende meines Studiums. Wenn ich es jetzt nicht mache, werde ich es nie wieder tun.“ Und dann habe ich es getan und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ob ich irgendwann mal Lust hatte, doch Pilot zu werden? Nein. Also, ich möchte irgend‑ wann einmal eine Privat-Pilotenlizenz machen. Und ich liebe Fliegen. Ich liebe
Freundin Ilka Reimers unterstützt ihren Nico, wo sie nur kann. Früher sogar auch als Caddie ...
alles, was mit der Fliegerei zu tun hat. Aber ich habe den Schritt ins Profigolflager nicht ein einziges Mal bereut. Wie wichtig ist dein privates Umfeld für den sportlichen Erfolg? Bei mir ist das extrem wichtig. Ich bin ein großer Verfechter der Theorie, dass privat und beruflich sich irgendwie anglei‑ chen müssen. Du kannst beruflich zwar kurzzeitig vielleicht etwas mehr herausho‑ len, aber wenn dein privates Leben hinter‑ herhinkt und dir so viel Energie raubt, aus welchen Gründen auch immer, glaube ich, dass du langfristig beruflich nicht so performen wirst, wie du es könntest.
Deshalb ist da eine gewisse Ruhe wichtig. Da ist ein Support wichtig von der fami‑ liären Seite, von der Partnerin. Meine Freundin Ilka unterstützt mich, beispiels‑ weise, wo sie kann. Sie ist der Fels in der Brandung, auch wenn es mal nicht so läuft. Mein gesamtes Team ist extrem wichtig, jeder von ihnen. Sei es meine Mentaltrai‑ nerin Silke Lüdike, mein Schwungcoach Ian Holloway oder mein Athletiktrainer Florian Münch, die alle schon ganz lange dabei sind und mit denen ich auch gut befreundet bin. Sie können mir immer ihre Meinung sagen, auch wenn ich nicht im‑ mer damit übereinstimme. Seit diesem
IN THE BAG: NICO VON DELLINGSHAUSEN Driver: Titleist GT3 Mini Driver: Titleist GT280 Hybrid: Titleist GT3 Eisen: Titleist T150 (#4-#5), Titleist T100 (#6-#9) Wedges: Titleist Vokey SM10 (46°, 50°, 54°), Titleist Vokey SM10-WW Proto (58°) Putter: Titleist SC Tour Only T-9.5 2024 Ball: Titleist Pro V1 X
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