GOLF TIME 4/2025

DAS GÖTZITAT

SPAGAT AUF ZELLULOID Nur wenige Golf-Verfilmungen sind gelungen oder gar dazu geeignet, auch Nichtgolfer zu unterhalten. Hier die persönliche Top-8-Liste des Autors …

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THE GREATEST GAME EVER PLAYED (2005) Die Handlung thematisiert den Sieg des Golf Amateurs Francis Ouimet bei der U.S. Open 1913 und stellt Golf als Metapher für Durchhaltever mögen und sozialen Wandel dar. Man merkt, dass sich die Produzenten der Materie Golf mit Liebe und Respekt gewidmet haben. Auch Kin dern ist die bei diversen Jugendfilm-Festivals prämierte Disney-Produktion zu empfehlen. TOMMY’S HONOUR (2016) Vordergründig ein etwas sperriges Werk über das kurze und tragische Leben von Young Tom Morris, das im kargen St Andrews des späten 19. Jahrhunderts spielt. Sicher kein Film für einen kuscheligen Pärchenabend – vielmehr ein tieftrauriges Drama, das auch Cineasten ohne Golfhintergrund begeistert hat. THE PHANTOM OF THE OPEN (2022) Die unfassbare (und wahre) Geschichte des golftalentfreien Kranführers Maurice Flitcroft, der sich ins Qualifikationsturnier zur Open Championship 1976 mogelte, hätte das Poten zial gehabt, ein breites Publikum zu begeistern. Leider wurde der Film derart schlecht vermark tet, dass er selbst vielen Golffans bis heute gänzlich unbekannt ist. Unbedingt nachholen! SPIEL DER KÖNIGE / THE LONG GAME (2023) Erzählt wird die wahre Geschichte einer Grup pe mexikanischer Jugendlicher im Texas der 1950er-Jahre, die trotz widrigster Bedingungen die Texas State Championship gegen privilegier te weiße Konkurrenzteams gewinnen konnte. In Deutschland gerade erst im Kino angelaufen, punktet The Long Game mit Authentizität. Auch sehr zu empfehlen sind der Dokumentar film The Short Game über die Kinder-Weltmeis terschaft im Golf sowie die Netflix-Dokuserie Full Swing, die den Zuschauer hinter die Kulis sen der PGA Tour führt. Abraten muss ich hingegen von der kürzlich gestarteten TV-Serie Stick über einen abge stürzten Golfstar, der ein jugendliches Golfta lent fördern will. In dem verzweifelten Versuch, mit Golf auf die Erfolgswelle der Fußball-Serie Ted Lasso aufzuspringen, liefert Apple TV ein Triple-Bogey reinsten Wassers ab. Schade. GT

chöne Menschen vor spektakulären Kulissen, ergreifende Dramen mit emotionalem Tiefgang oder ton nenweise Action – so stellt sich die

breite Öffentlichkeit ein waschechtes Kinospek takel vor. Golf käme in diesem Zusammenhang wohl kaum jemandem in den Sinn. Dennoch versuchen sich die Traumfabriken seit Jahr und Tag beharrlich daran, unseren Lieblingssport auf Zelluloid zu bannen – obwohl der Drahtseilakt offensichtlich ist: Links des Fairways beäugt die Golf-Community jeden Film mit Argusaugen auf Authentizitätsgehalt und respektvollen Umgang mit dem Sujet. Rechts der Spielbahn wendet sich das breite Publikum gelangweilt ab, wenn es mit einer allzu realistischen Darstellung der befremdlichen Spaziergänger konfrontiert wird, die sich für Athleten halten. Nur wenige Werke sind gelungen oder gar geeignet, auch Nicht golfer zu unterhalten. Das sind meine Favoriten: CADDYSHACK (1980) Die überdrehte Persiflage auf versnobte Kli schee-Golfer wäre wohl gefloppt, hätte Komik Genie Bill Murray nicht als mental instabiler Platzwart Carl Spackler mitgewirkt. Ein breites Publikum kann Gefallen an der Komödie finden – sofern die englische Tonspur gewählt wird. HAPPY GILMORE (1996) Adam Sandlers Darstellung eines latent wahn sinnigen Eishockeyprofis, der über Nacht zum Golfphänomen mutiert, gilt auch bei Nichtgol fern als Kultfilm. Die deutsche Synchronfassung ist leider schlecht, Teil 2 kommt im Juli auf Netflix. TIN CUP (1996) Wenn ich Nichtgolfern nur einen einzigen Golffilm zeigen dürfte, dann wäre es Tin Cup. Kevin Costners Darstellung des abgehalfterten Driving-Range-Pros Roy McAvoy ist eine gelun gene Liebeserklärung an den Golfsport – und gleichzeitig ein verdammt unterhaltsamer Film. THE LEGEND OF BAGGER VANCE (2000) Will Smith brilliert in diesem gelungenen Strei fen als mysteriöser Caddie, der einen vom Ers ten Weltkrieg gebrochenen Golfer (Matt Damon) heilt. Der Film gefällt auch Nichtgolfern dank seines philosophischen Subtexts und einer geschickt eingeflochtenen Liebesgeschichte.

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Ambitionierter Hobbygolfer mit variablem Handicap

Das Audiofile vom Autor gelesen auf www.golftime.de

„In dem verzweifelten Versuch, mit Golf auf die Erfolgswelle der Fußball-Serie Ted Lasso aufzuspringen, liefert Apple TV ein Triple-Bogey reinsten Wassers ab. Schade.“

GOLF TIME | 4-2025

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