GOLF TIME 5/2021

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

BELASTUNGEN VERMEIDEN ÜBERLASTUNG Schmerzen verhindern automatisch den golferischen Fortschritt. Was tun? Zum Beispiel: Die Impulsübertragung durch einen geeigneten Griff minimieren.

H äufige Wiederholung ungünstiger Belastungen führt zur Überlastung. Diese verursacht Schmerzen und verhindert den „golferischen“ Fortschritt. Das Training macht weniger Spaß, und bei Topgolfern verhindern diese Schmerzen das notwendige Trainings- pensum. Aus diesem Grund erkläre ich an dieser Stelle einige Mechanismen, die zur Überlastung des Bewegungsapparates führen. Beim Ballkontakt, und noch ausgeprägter bei kräftigem Bodenkontakt, überträgt sich ein Impuls auf den Körper des Spielers. Das konnte ich in Zeitlupenaufnahmen sehr schön nachweisen. Daraus resultieren einige hier beschriebene Überlastungs- mechanismen. EIN TYPISCHER FEHLER IST DER GRIFF Durch den Griff überträgt sich Impuls auf den Körper. Die Unterarmmuskulatur wird exzentrisch belastet. Es kommt zu

Betrachtung unterscheiden. Beim Putten sind die Belastungen so klein, dass daraus wohl kaum Überlastungen entstehen. Beim vollen Schwung empfehle ich Ihnen jedoch, kein Gelenk durch muskuläre An- spannung in den Endanschlag zu bringen. Das widerspricht mancher Lehrmeinung, ist jedoch für die Schonung Ihres Bewe-

Mikroverletzungen. Dieses Phänomen ist als Golfer- oder als Tennisellbogen bekannt. Therapiemethoden bei diesen Symptomen sind bekannt. Wird der Fehler beim Golfschwung jedoch nicht behoben, entstehen diese Schmerzen immer wieder. Daher ist es wohl die einfachste Mög- lichkeit, sich von bisherigen technischen Anleitungen zu verabschieden und die Impulsübertragung durch einen geeig- neten Griff zu minimieren. GELENKE IN DEN BEWEGUNGS- ANSCHLAG ZU BRINGEN IST EBENFALLS EINE GROSSE GEFAHR Bryson DeChambeau ist bekannt dafür, dass er versucht, die Wiederholbarkeit seiner Schwünge zu erhöhen, indem er Gelenke gegeneinander sperrt. Das ist zwar aus der Sicht der Mechanik eine denkbare Lösung, sie führt jedoch zu sehr ungüns- tigen Belastungen. Somit muss

gungsapparates notwendig. IM DURCHSCHWUNG MIT DER LINKEN SCHULTER NACH UNTEN ZIEHEN

Diese Anleitung führt in ihrer häufigsten Bewegungsfortsetzung zu einer maxi- malen Beanspruchung der Bandscheiben. Meistens reagiert der Körper mit schmerz- haften muskulären Verspannungen, früher oder später kommt es mit großer Wahr- scheinlichkeit zum Bandscheibenvorfall. Je nach der Haltung des Golfers treten diese Schmerzen eher im Bereich

man zwischen mechanisch- physikalischen Überlegungen und der biomechanischen

der Brustwirbelsäule oder im Bereich der Lendenwirbel- säule auf. Beim kurzen Spiel ist diese Schulter- bewegung so synchroni- siert, dass selten Probleme entstehen, bei vollem Schwung ist die Verletzungs- gefahr sehr groß.

Ob das lange gut geht: Bryson DeChambeau mit den Ellbogengelenken in maximaler Extension

All diese hier geschilderten Überlastungen sind bei einem guten Golfschwung nicht notwendig. Leider führen auch manche typische Anleitungen des Golfschwunges direkt zu Überlastungen. Besonders kritisch ist das deshalb, da der Golf- schwung häufig wiederholt wird, und somit auch geringe Überlastungen zu dauerhaften Schäden führen. Dieses Phä- nomen kennen wir von den Ermüdungs- brüchen bei Läufern. GT INFO Christian.haid@i-med.ac.at

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